Hallo, hier noch ein Artikel zum Thema aus der Berliner Morgenpost vom Samstag, den 27.10.2007:
"Keine Zeit? Alles eine Frage der Einteilung
Zu viel zu tun - viele Menschen leiden unter diesem Gefühl. Ein diszipliniertes Selbstmanagement hilft weiter
Von Manuela Blisse
Mit Frau Zeit muss man sich gut stellen. Dann lässt sie die Zeit so schnell oder langsam vergehen, wie man es will. Das klingt phänomenal, entstammt aber der Rubrik Fiktion - nachzulesen in Lewis Carrolls berühmtem Kinderbuch "Alice im Wunderland".
Soviel ist klar: das Thema Zeit fasziniert. Allein die Beispiele in Literatur, Kunst und Film sind endlos. Da wäre Salvador Dalis surrealistisches Bild "Die zerrinnende Zeit". Autor Douglas Adam hat, in Anspielung auf die "Alice im Wunderland"-Fortsetzung "Alice hinter den Spiegeln" in seinem Roman "Das Restaurant am Ende des Universums" die weiße Königin behaupten lassen, sie könne rückwärts die Zeit durchlaufen, dies sei nur eine Frage der Übung. Und Michael Endes "Momo" muss sich gar mit "Zeitdieben" rumschlagen. Zeiträuber und -fresser müssen eine real existierende Spezies sein. Doch heute ist die große Ausnahme: In der Nacht zu morgen gewinnen die Menschen eine Stunde.
Eine Frau wie Barbara Becker etwa könnte ein "Keine-Zeit-Typ" sein - könnte man jedenfalls vermuten. Die Ex von Boris Becker pendelt zwischen Miami und Deutschland, ist Mutter von zwei Söhnen und dazu Geschäftsfrau, Schauspielerin und Designerin. Doch Fehlanzeige. "Ich habe genügend Zeit", sagt sie. "Das ist eine Frage des Managements. Wenn man sie sich gut einteilt, kann man viel machen", sagte sie.
Prioritäten setzen - das hilft
Den richtigen Umgang mit der Zeit findet sie nicht mit dem permanenten Blick auf die Uhr, sondern mit einem Wochenplan. Der legt fest, wann wofür wie viel Zeit sein muss.
Damit trifft sie den Kern des viel beschworenen Zeitmanagements: das systematische und disziplinierte Planen der persönlichen Zeit, das Festlegen von Prioritäten, das Entscheiden nach Wichtigkeit und Dringlichkeit. Genau genommen ist Zeitmanagement der falsche Begriff: Zeit lässt sich nicht in ein persönliches Korsett zwingen. Sie vergeht unabhängig davon, was man aus dieser Zeitspanne macht.
Es ist vor allem das Management der eigenen Person, das bewirken kann, ob man Zeit oder keine Zeit hat. "Ich mache nie zwei Dinge gleichzeitig", sagt die 40-Jährige, die Zeit für das Wertvollste hält, was man haben kann. "Wenn ich nachmittags mit meinen Jungs Schularbeiten mache, wird in dieser Zeit nichts anderes getan."
Einfach mal die Uhr ablegen
Wenn Barbara Becker auch Werbebotschafterin für eine Schweizer Luxus-Uhrenmarke ist, so trägt sie privat ausschließlich Modelle, die zu allem passen, zwar elegant sind, aber auch unbedingt praktisch sein müssen. Sechs Armbanduhren besitzt sie, nur zwei davon allerdings nutzt sie aktuell. "Für mich müssen Uhren praktisch sein: Ich muss damit jederzeit ins Wasser springen können", sagt sie.
Die Uhrzeit auf ihrem Handy ändert sie nie, egal in welcher Zeitzone sie sich aufhält. "Ich muss immer wissen, wie spät es zu Hause ist, damit ich meine Jungs nicht mitten in der Nacht anrufe", so die Vielfliegerin. Auch die Entschleunigung gehört zum Zeitmanagement. Beim Yoga, so Barbara Becker, trage sie nie eine Uhr. Der bewusste Nicht-Blick auf die stoisch voranschreitenden Zeiger des Ziffernblattes fördert den bewussten Genuss. Egal ob beim ganzheitlichen indischen Body- und Mindbuilding oder beim Essen.
Die Mitglieder der Slow-Food-Bewegung, deren Symbol eine Schnecke ist, haben sich letzterem verschrieben. Genuss fast im Zeitlupentempo, das ist ihr Credo. Weltweit gibt es inzwischen rund 80 000 Mitglieder, die den Gegenpol zum Fastfood bilden.
Dass Zeit relativ ist, wissen wir seit Albert Einstein. Denn mit der gefühlten Zeit ist es so wie mit dem Wetter: Was für die einen viel ist, ist für die anderen wenig.
Das weiß auch der Hamburger Sternekoch Christian Rach, den TV-Zuschauern besser bekannt als "Rach, der Restauranttester". Rach selber hat eigentlich auch keine Zeit: Er pendelt zwischen seinen drei Restaurants an der Alster und verschiedenen Wirtshäusern in der Republik umher, die dringend Nachhilfe in Sachen gute Gastronomie brauchen.
Jüngst war er zum Beispiel in der "Blauen Ente" im Pankower Ortsteil Blankenfelde. Zuerst gab er eine Woche lang Inhaber und Küchenchef Hubert Eschweiler Küchenkritik und -tipps. Dann kehrte er 28 Tage später zurück, um zu sehen, ob sie gefruchtet haben. War das genug Zeit? "Ja, hier musste nur ein Hebel umgelegt, die weltläufige Speisekarte gegen die Einzigartigkeit getauscht werden. Sie liegt mit Wachteln, Ziegen und regionalen Produkten vor der eigenen Haustür", sagt er.
Allerdings weiß Rach, dass Kochsendungen im Allgemeinen dem TV-Zuschauer ein geschöntes Verhältnis von Kochen und Zeit vorgaukeln. "Kochen - egal ob deutsche Hausmannskost oder Sterneküche - ist extrem zeitaufwendig. Zeitmanagement ist das A und O in jeder Profi-Küche", sagt Rach. Er selbst ist extrem pünktlich, auch wenn er nie eine Uhr trägt und genügend Restaurants besucht hat, bei denen keine Zeit der Welt die Küche verbessern würde. Oder wo die Zeit einfach still stehen könnte, weil sich eh nichts ändert. Wie bei "Alice im Wunderland". Der Hutmacher hatte Frau Zeit verärgert. Deshalb ließ sie die Zeit bei sechs Uhr stehen. Was in dieser Geschichte eine fortwährende Teezeit bedeutet - eine Vorstellung, die nicht einmal im Märchen Spaß macht.
So lernen Sie, Ihren Tag besser einzuteilen
Methoden
Verschiedene Methoden sollen helfen, das wertvolle, begrenzte Gut Zeit besser auszunutzen: Die ALPEN-Methode beispielsweise fußt auf diesen Prinzipien:
A wie Aufgaben aufschreiben, L wie Länge einschätzen, P wie Pufferzeiten einplanen, E wie Entscheidungen treffen (etwa durch Prioritäten setzen oder Delegieren). Und N wie Nachkontrolle. Ein anderer Weg: Die Eisenhower-Methode, benannt nach dem US-Präsidenten Eisenhower. Sie teilt in wichtig/unwichtig und dringend/nicht dringend ein. Was in die Kategorie unwichtig/nicht dringend fällt, muss nicht erledigt werden.
Buchtipps
Stephen R. Covey: "Die sieben Wege zur Effektivität", Gabal Management, Wien 2005, 24,90 Euro.
Lothar J. Seiwert: "Das neue 1 x 1 des Zeitmanagements", Campus Verlag, Gräfe und Unzer Verlag, München 2003, 12,90 Euro.
Stefan Klein: "Der Stoff, aus dem das Leben ist", S. Fischer, Frankfurt 2006, 18,90 Euro
Jörg W. Knoblauch u.a.: "Ein Meer an Zeit. Die neue Generation des Zeitmanagements", Campus Verlag, Frankfurt 2005, 19,90 Euro.
Tanja Baum: "Die Kunst, freundlich "Nein" zu sagen", Redline GmbH, Heidelberg 2001, 18,90 Euro.
Internet
http://www.checklisten.com
http://www.zeitzuleben.de
http://www.seiwert.de"
Kind regards, garnixan