Frage: Ist GPRS zu teuer? Antwort: Ja!
Begründung:
1. Die GPRS-Wucherpreise haben offensichtlich nich die Funktion, die knappen Netzresourcen zu schonen, denn
[list=1]
[*]sonst dürfte die resourcenschonende Datenübertragungsvariante GPRS nicht teurer sein als der Resourcenfresser HSCSD
[*]von Kapazitätsengpässen sollten die E-Netze im Gegensatz zu den D-Nezten (von denen vodafone sogar HSCSD anbietet :confused:) noch vergleichsweise weit entfernt sein, haben aber genauso überzogene GPRS-Tarife
[*]sonst hätte die D1-Aktion im letzten Frühjahr, als die GPRS-Nutzung für zwei Monate kostenlos möglich war, nun wirklich zu einem Zusammenbruch führen müssen - davon habe ich allerdings nichts gemerkt.
[*]eine sukzessive Tarifsenkung sollte bei GPRS keineen schlagartigen Netzzusammenbruch bewirken, sondern, da die verfügbare Bandbreite relativ effektiv auf den Bedarf verteilt wird, sondern allenfals die mittleren Übertragungsraten senken. Aber irgendwelche Kapazitätsengpässe kann ich mir bei den aktuellen GPRS-Tarifen nun wirklich nicht vorstellen
[*]sonst würden die Netzbetreiber ja nicht händeringend nach Wegen suchen, ihr GPRS-Netz mehr auszulasten.
[/list=1]
Gerade der letzte Punkt offenbart die ganze Absurdität: Es ist heute schon fast ein Dogma, daß die mobile Datenkommunikation mit dem Content steht und fällt. Dem will ich auch garnicht wirklich widersprechen. Aber, der Content ist doch schon längst da - die Netzbetreiber bräuchten doch nur den mobilen Zugriff auf's Internet zu ermöglichen, an der Übertragung zu verdienen, und sich nicht einen Kopf darum zu machen, womit sie den Nutzern den Datenfunk denn noch schmackhaft machen könnten.
Statt dessen wird nach der Killer-Applikation gesucht, die Netzbetreiber versuchen selbst zum Content-Provider zu werden, es werden verzweifelt neue Dienste auf den Markt geworfen, dabei kommt die reine Übertragung (die eigentliche Sache der Netzbetreiber) regelmäßig zu kurz. Ganz zu schweigen von den Kosten, die diese Content-Abenteuer verursachen, die regelmäßig floppen.
Das kommt mir so vor, wie eine Spedition, die auch gleich die komplette Einrichtung für die neue Wohnung verkauft. Den reinen Transport der eigenen Möbel gibt's nicht, aber wenn im LKW neben den Waren des Spediteurs noch platz ist, kann der Kunde ja versuchen, seinen eigenen Haushalt da noch irgendwie dazu zu packen. Dabei hilft der Spediteur natürlich nicht. In der neuen Wohnung übernimmt er dafür die komplette Wohnungseinrichtung mit den bei ihm gekauften Waren. Wenn der Kunde dieses tolle Angepot ablehnt, kann er natürlich auch seinen eigenen Kram irgednwie in die Wohnung schaffen. Die mitgelieferte neue Wohnungseinrichtung muß natürlich dennoch bezahlt werden, wodurch der Transport natürlich recht teuer wird. Und für den unbeschadeten Transport der alten Möbel kann natürlich nicht garantiert werden (wer weiß, ob die mit dem LKW überhaupt kompatibel sind).
2. Die unverschämte Höhe der aktuellen (GPRS-)Tarife begründet sich meiner Meinung nach in dem verkalkulierten UMTS-Abenteuer.
[list=1]
[*]den Betreibern fehlt der finanzielle Spielraum (wobei es den Anbietern selbst anzulasten ist, wenn sie mit der Implementierung von GPRS kein gewinnbringendes Konzept verwiklichen konnten denn die Netzlast, die GPRS verursacht sollte es bei vernünftigen Preis durchaus ermöglichen Gewinne zu erzielen - wichtiger ist daher wohl der folgende Punkt)
[*]Die Kunden sollen an diese unverschämten Preise gewöhnt werden, um dann überteuerte UMTS-Angebote als günstig darstellen zu können
[/list=1]
Ein passendes Beispiel für diese Ver... ist die aktuelle Aussage von O2:
Zitat
UMTS später starten, dafür günstiger anbieten
[...]wollen die Münchner bei den UMTS-Diensten nicht teurer sein als bei den aktuellen GPRS-Angeboten.[...]
...da ist sie schon, dise widersinnige Aussage, die das Kriterium günstig an den aktuellen GPRS-Tarifen festmacht! 
3. Der seit der GPRS-Einführung weitestgehend stabile Preis deutet auf ein ausgewogenens Verhältnis von Angebot und Nachfrage hin. Wer glaubt allerdings wirklich, daß dem GPRS-Angebot eine adäquate Nachfrage gegenübersteht? Mir sind jedenfalls keine Beispiele von Geschäftskunden bekannt, die einen Datendurchsatz der Größenordnung erzeugen, den sich die Netzbetreiber durch Verzicht auf die GPRS-Nutzung von Privatkunden durch die Lappen gehen lassen. Ich kenne eigentlich nur Beispiele zum Verzicht auf GPRS. Zumindest hinsichtlich der E-Netze halte ich es für Wahrscheinlich, daß ein großteil der mit GPRS ausnutzbaren Netzkapazität brach liegt. Die aktuellen GPRS-Tarife können demzufolge also kein Ergebnis des Marktes sein.
4. Meine Konsequenz ist daher seit nunmehr zwei Jahren unverändert: GPRS kommt für Web-Anwendungen nicht in Frage! Das mit meinem ersten GPRS-Handy (Timeport 260) mitgelieferte GPRS-Verbindungs-Tool habe ich auf meinem Rechner auch erst garnicht installiert. Meine Hoffnung auf akzeptable GPRS-Tarife ist mitlerweile sehr gering geworden. Bei den Tarigen verzichte ich lieber auf GPRS, und der Netzbetreiber offensichtlich auf die entsprechenden Einnahmen.
Grüße
Steffen