Hallo Ihr!
Ich wende mich an Euch, weil eine sehr gute Freundin von mir gewaltig Ärger am Hals hat - und wir mittlerweile nicht mehr weiter wissen, was sie tun könnte. Es geht um Folgendes:
Sie hat sich 1999 oder 2000 eine Domain gesichert, die den Namen einer mittelmäßig bekannten Person aus der Musikbranche (im weiteren Sinne) trägt. Das war übrigens kein Domaingrabbing zum Zweck des Weiterverkaufs, sondern sie wollte ein Fan-Forum erstellen, da es zu dem Künstler damals noch keine ernstzunehmenden deutschen Fanseiten gab.
Anfangs hat sie mal ein oder zwei Seiten hochgeladen (Hintergrundinfos über die Person), mehr war da aber nicht. Nachdem irgendwann der Server, auf dem Sie ihren Webspace hatte, aufgegeben hat (und die Daten damit verloren waren), hat sie die Daten auch nicht wieder auf einen neuen Server hochgeladen (müßte knapp ein Jahr passiert sein, nachdem sie die Domain übernommen hatte). Seitdem hat sich auf der Domain auch nichts mehr getan; sie ist also verwaist.
Am Samstag hat sie ein Unterlassungsschreiben einer Münchner Anwaltskanzlei bekommen, in der Ihr angedroht wurde, daß sie 10000 € Strafe zahlen müsse, wenn sie die Domain (deren Wert vo der Firma mir 125000 € angegeben wurde) benutzt oder weiter verkauft. Das an sich ist nicht das Problem, da sie die Domain ohnehin nicht genutzt hat und sie deswegen auch sofort abgeben würde.
Das eigentliche Problem an der Sache ist der Betrag, den sie (unabhängig von der Aufgabe der Domain) für das Schreiben zahlen soll, nämlich 1268,17 € - und dieses Geld hat sie nicht, da es ihr finanziell sehr schlecht geht (auch einen Kredit würde sie nicht bewilligt bekommen).
Da ihr wegen ihrer finanziellen Situation vom Amtsgericht Beratungshilfe gewährt wurde, war es uns zumindest möglich, eine Anwältin aufzusuchen, die sich mit Internet-Recht auskennt, und das war ein absoluter Reinfall.
Die Dame war fürchterlich nett und hilfsbereit - bis sie realisiert hat, daß meine Bekannte nur einen Beratungshilfe-Schein hat und sich es nicht leisten kann, die Sache komplett an einen Anwalt zu übergeben, der das alles für sie regeln würde. Ab dem Zeitpunkt wurde sie ziemlich einsilbig und hat nur nach wiederholtem Nachfragen mal alle Möglichkeiten aufgezählt, die wir haben. Welche dieser Möglichkeiten sie nun wählen sollte, das konnte (wollte?) sie uns nicht raten.
Die Möglichkeiten wären folgende:
- Sie versucht, eine Ratenzahlung für den vollen Betrag zu vereinbaren; mehr als 50 € im Monat wären allerdings bei ihr nicht drin
- Sie lehnt den Streitwert von 125000 € für die Domain ab (der laut der Anwältin ohnehin zu hoch ist für eine verwaiste Domain, die seit Jahren nicht genutzt wurde) und bietet stattdessen einen Streitwert von 25000 - 50000 € an, was zur Folge hätte, daß sie nur noch maximal 800 € zahlen müßte
- Sie teilt den gegnerischen Anwälten mit, daß sie sehr wenig Geld zur Verfügung hat und bietet an, eine Pauschale von 300 - 400 € zu zahlen
Und jetzt hängen wir total in der Luft, da wir (bzw. sie) keine Ahnung haben, was das beste wäre. Das Problem an Möglichkeit 2 und 3 ist, daß die gegnerischen Anwälte es unter Umständen darauf ankommen lassen und meiner Bekannten einfach eine Mahnung über den vollen Betrag schicken oder sie gleich vor Gericht zerren, was beides mit (im letzten Fall deutlich) höheren Kosten verbunden wäre. Prozeßkostenhilfe könnte sie wohl nicht erwarten, da sie in der Sache an sich tatsächlich im Unrecht ist - demzufolge müßte sie die kompletten Gerichtskosten zahlen, wenn es zu einem Verfahren kommt.
Und was wir auch nicht wissen: Kostet ein weiterer Schriftwechsel mit den gegnerischen Anwälten (die ja vermutlich antworten werden) dann wieder Geld?
Hat irgendjemand hier eine Idee, wie man mit dieser Situation am besten umgehen sollte? ![]()
Und nebenbei noch ein dringendes Anliegen: Bitte schreibt konstruktiv oder gar nicht.
Sprüche wie "das hätte sie sich aber früher überlegen müssen" sind faktisch zwar korrekt, helfen ihr aber keinen Zentimeter weiter. Sie weiß selbst, daß sie das nicht hätte tun sollen, aber damals herrschte nun mal noch kein Problembewußtsein hinsichtlich solcher Dinge; und eine regelrechte Welle des Domain-Grabbing, das diese Abmahnwelle letztlich erst ausgelöst hat, gab es zum damaligen Zeitpunkt auch noch nicht.
Also bitte haltet Euch mit solchen Sprüchen zurück, denn sie liest das hier mit und ist ohnehin schon absolut mit den Nerven zu Fuß (und mir geht es da ähnlich).