Der Sozialneid in der BRD!

  • Hab mir jetzt alle postings durchgelesen und komme zu dem Schluß: lauter g'scheite Leute hier! Und das ist nicht ironisch gemeint. Jeder (bis auf den unnötigen Rechtschreibvorwurf) kann seine Sicht gut begründen und nachvollziehbar darstellen. Selten einen thread erlebt, in dem so viele Wahrheiten stehen! :top:


    BTW, damit ich auch noch was beitrage:


    Interessant wäre eine fiktive Welt, ohne (Sozial-)Neid. Würde Erfolg dann noch was bedeuten? Wenn es jedem egal wäre, wenn man Maserati fahren würde - würde man dann noch unbedingt Maserati fahren wollen? Wenn es jedem egal wäre, welches Handy man besitzt, würde man dann ein Vertu brauchen?


    Ist der Neid anderer nicht auch ein Antrieb? Kann diese negative Energie nicht in eine positive gewandelt werden?


    mfg,
    Oliver

    Samsung Galaxy S7
    iPhone 7

  • Wobei da ja auch wieder eine Wertung implizit enthalten ist: du unterstellst unterschwellig (zumindest in Frageform), daß man sich einen Maserati eben nicht nur aus persönlichem Antrieb und Freude daran kauft. Das mag für eine gewisse Klientel, die durchaus nicht selten vertreten ist, auch stimmen, aber auch wenn es finanziell/bildungsmäßig usw. schlechter gestellte Leute oft so haben wollen: es gibt keine ausgleichende Gerechtigkeit: schöne Frau = dumm. Reicher Mann mit schnellem Auto = mangelndes Selbstbewusstsein. So dreht man sich die Wahrheit hin, wie man sie haben will, nämlich gerecht. Niemand darf im gesamten besser sein als ich. Wenn er ein größeres Haus, ein schnelleres Auto und eine hübschere Frau hat, okay. Aber dann hat er selbstverständlich auch einen miesen Charakter und Geld macht ja eh nicht glücklich. Ich würde das gar nicht unbedingt unter Sozialneid abbuchen, das scheint einfach Teil unseres Selbstbildes geworden zu sein und wird ja auch hinreichend durch bestimmte Medien so transportiert.


    Im übrigen gibt es auch überhaupt keine Veranlassung oder Berechtigung, eine Wertung hinsichtlich des moralischen Wertes von Reichtum vorzunehmen. Geerbt = moralisch verwerflich. Selbst erarbeitet = kann gerade noch akzeptiert werden. An der Börse oder durch sonstige spekulative Aktionen gewonnenes Geld = je nach eigenem Gusto Variante 1 oder 2. Reich ist reich und nach ethischen Überlegungen ist es vielleicht wirklich nicht gerecht, daß es reiche und arme Menschen gibt. Aber mal ehrlich: wer neidisch auf den Porsche vom Nachbarn ist oder auf das teure Handy vom Klassenkameraden oder aufs Taschengeld eines anderen, den treibt nun wirklich nicht das moralische und ethische Empfinden, sondern schlicht und ergreifend der Neid und die Eifersucht und das Nicht-Gönnen. ;)

  • andi2511


    Nein, nein, so hatte ich das gar nicht gemeint. Ich meinte nur, wenn solche Dinge bedeutungslos wären (und das wären sie, wenn sie jedem egal wären), dann würde man vielleicht gar nicht Maserati (oder Rolls Royce o.ä.) fahren wollen, weil es ja nichts besonderes mehr ist. Und jemand der sich so ein Fahrzeug kauft, kauft es sich schon deshalb, weil es eben doch etwas besonderes ist. Sonst könnte man ja genausogut Skoda fahren. Andersrum: Wenn ein Maserati nichts kosten würde und jeder Maserati fahren würde - dann wär es auch nichts besonderes mehr. Ein Maserati wird dadurch zu etwas besonderem, weil es sich eben NICHT jeder leisten kann. Natürlich ist es ein tolles Auto - unabhängig vom Preis. Aber, wie gesagt, wenn es jeder hätte, wär es trotzdem nichts besonderes mehr.


    mfg,
    Oliver

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  • Aber ein Maserati bleibt doch etwas besonderes auch wenn jeder Maserati fährt. Nur weil jeder Maserati fährt bekommt er ja noch nicht plötzlich Holzsitze und nen 30 PS-Motor ;) Das Auto verändert sich ja nicht, nur die Wahrnehmung.


    Aber ich weiß schon was du meinst. Es sind sicher auch externe Faktoren wie Image usw. die bei so etwas eine Rolle spielen.

  • Ohne hier jetzt die komplette Theorie des sozialen Vergleichs auspacken zu wollen... ;)
    ... ist zumindest für mich Star Trek ein recht gutes Beispiel dafür, wie es in einer Welt ohne Geld aussähe. Natürlich würden wir, die zum Arbeiten gezwungen sind, um finanziell über Wasser zu bleiben, erstmal ein paar Jährchen auf der berühmten faulen Haut liegen. Irgendwann wird sich aber (fast) jeder dazu entschließen, etwas SINN-volles zu machen, was dann auch der Gesellschaft wieder in irgendeiner Form zu Gute kommt. Und es würde nach wie vor Leute geben, die mit wenig nicht zufrieden sind, sondern nach "höherem" streben (z.B. ein Raumschiff zu kommandieren :D). Vielleicht ist der Neid weg oder stark reduziert, aber nach wie vor würden wir uns mit anderen vergleichen. Zumal wir nur im (sozialen) Vergleich auch etwas über uns selbst lernen ;)


    Eine der Hauptursachen sehe ich heutzutage darin, dass nur die allerwenigsten den Luxus haben, sich in ihrer Arbeit selbst zu verwirklichen, oder, etwas einfacher ausgedrückt, sich in der Tätigkeit die sie derzeit ausüben, wieder zu finden. Viele würden lieber etwas ganz anderes machen / arbeiten, nur gibt es in dem Bereich entweder keine Stelle oder kein bzw. wenig(er) Geld.
    Wenn jemand durch eigene Anstrengung es schafft, das zu machen, was er gerne möchte und dabei viel Geld zu verdienen (oder auch nur viel Geld verdienen), gebührt dem Anerkennung (die man hier wie diskutiert nur seltenst bekommt). Öfters dürfen wir aber mit angucken, wie es Leute hauptsächlich über Vitamin B, Klüngel, Reingeboren-sein, networking oder dämliche Castingshows zu nem Sack voll Kohle bringen. Und da wird man natürlich schnell neidisch, wenn man da keine Chancen hat oder nicht mit dabei ist...

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von Benz-Driver

    Und jemand der sich so ein Fahrzeug kauft, kauft es sich schon deshalb, weil es eben doch etwas besonderes ist.


    mfg,
    Oliver


    Dem kann ich nur halbwegs zustimmen. Natürlich ist ein Maserati was besonderes. Aber vorwiegend habe ich das Auto für MICH bzw. uns gekauft und nicht weil ich damit meinen Nachbarn imponieren muss/will. Das verhält sich auch bei anderen, nicht alltäglichen Sachen so.


    Dass sich nicht jeder einen Maserati oder andere Autos kaufen kann, ist leider nicht mein Problem. Ich habe die Möglichkeiten ein solches Auto zu fahren - warum soll ich es dann nicht fahren? Aus Angst mich rechtfertigen zu müssen? Sicher nicht. Manchmal denke ich, dass Wohlstand mitlerweile eine Straftat ist. :rolleyes:


    Zitat

    Interessant wäre eine fiktive Welt, ohne (Sozial-)Neid. Würde Erfolg dann noch was bedeuten? Wenn es jedem egal wäre, wenn man Maserati fahren würde - würde man dann noch unbedingt Maserati fahren wollen? Wenn es jedem egal wäre, welches Handy man besitzt, würde man dann ein Vertu brauchen?


    Beispiel Dubai: Hier interessiert es kein Schwein, welchen Wagen und welches Haus du besitzt. Und dennoch wohnen nicht alle in 1-Zimmer Apartments am Stadtrand. Man erfreut sich einfach an den Dingen die man hat - Warum ist sowas nicht auch in Deutschland möglich?


    Michael

  • Zitat

    Original geschrieben von Michael Karl
    Dem kann ich nur halbwegs zustimmen. Natürlich ist ein Maserati was besonderes. Aber vorwiegend habe ich das Auto für MICH bzw. uns gekauft und nicht weil ich damit meinen Nachbarn imponieren muss/will. Michael


    Das hab ich ja auch gar nicht gesagt. Aber hätte aktuell JEDER einen Maserati, dann würdest Du vielleicht (Vorsicht Unterstellung) - weil Du es Dir ja leisten kannst - den noch besseren (falls es so einen gäbe, zum gleichen Preis vom jetzigen) kaufen. Und da ist ja auch absolut nichts Verwerfliches dran. Nur, daß der "Noch bessere" dann wieder etwas besonderes ist, weil ihn ja nicht jeder hat und die "normalen Maserati Besitzer" würden dann vielleicht neidig auf Deinen "Noch besseren" blicken.


    Im übrigen gab es da mal einen guten Film, wo einer jedem einzelnen von einem ganzen Dorf eine rote Corvette geschenkt hat. Da waren dann nur mehr rote Corvettes - das war dann auch nicht mehr das Wahre...


    mfg,
    Oliver

    Samsung Galaxy S7
    iPhone 7

  • Benz-Driver


    da kam einiges negiert bei mir an. ;)


    Okay, natürlich spielt das alles auch eine Rolle beim Kauf, aber ich kaufe sicher nicht einen Maserati mit dem Ziel angeben zu wollen. Möchte ich nur nochmal klarstellen, auch wenn du das zu keiner Zeit behauptet hast ;).


    Ich stimme dir auch zu, dass wenn jeder nun solche Autos fahren würde, es eigentlich recht langweilig wäre. Obwohl es mit der Zeit auch gewaltig auf den Zeiger geht, wenn am Parkplatz ständig "Gaffer" um den Wagen stehen und wie Affen ins Interior glotzen.


    Dennoch - BTT.


    Gruß,


    Michael


    P.S den Film kenne ich übrigends :D

  • Damit das nicht wieder in einen Auto-Thread ausartet!


    Meine ersten Gedankengänge zu diesem Thema waren.

    • 1. Der Sozialneid in Deutschland (Apropos ich hasse den Ausdruck BRD, den verwenden nur alte Klassenkämpfer ;) ) ist nicht mehr und nicht weniger ausgeprägt als in anderen Ländern.
    • 2. Der Begriff wird gerne von Besser-/Bestverdienenden im TV benutzt, bei denen ich in der Regel so meine Zweifel über ihrer persönlichen Leistungen habe.
    • 3. Sozialneid muß nicht zwangsläufig negativ besetzt sein.


    Würde es in diesem Land etwas besser gehen, wäre das alles kein Thema. So sind aber im Schnitt 25% Arbeitslose im Osten, im Westen immerhin 9%, zu beklagen. Nun, diese Menschen bemühen sich, zum allergrößten Teil, um Arbeit und um einen, wie auch immer gearteten, sozialen Aufstieg. Dem stehen aber nun einmal die Bosse im Weg, die nichts Wichtigeres zu tun haben, als ihre Betriebe zu verschlanken, zu fusionieren, auszulagern und nebenher noch viel Geld für diesen Job bekommen.
    Ist es da nicht verständlich, wenn der Arbeitnehmer/Arbeitslosen prinzipiell Jeden der etwas hat schief ansieht. Er selbst hat ja nie die Chance, ihm wurde die Chance genommen, selbst zu etwas zu kommen.
    Das Shareholder-Value ist der Totengräber unserer sozialen Marktwirtschaft.


    cu

  • Zitat

    Original geschrieben von GeneralCuster
    Das Shareholder-Value ist der Totengräber unserer sozialen Marktwirtschaft.


    Das ist richtig,
    wobei ich diese Marktwirtschaft nicht mehr für ausgesprochen sozial halte.

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