Werbeagenturen: Welcher Wirtschaftssektor?

  • [SMALL]Prolog: Es fing alles in einer BWL Vorlesung an, in der Designer auf Produktionstechniker gestoßen sind... [/SMALL]


    • In der Wirtschaft unterscheidet man bekanntlich zwischen 3 Sektoren:
    • Primärer (Betriebe der Urproduktion wie Landwirtschaft, Fischerei, Bergbau)
    • Sekundärer (Industrie und produzierendes Gewerbe)
    • Tertiärer (Handel, Banken und sonstige Dienstleistungsbetriebe)

    Bauer Münz (Account ade) baut Weizen an: Landwirtschaft.
    DaimlerChrysler stellt Autos her: Industrie.
    Ein Arzt behandelt seine Patienten: Dienstleistung.


    Nun zum Streitfall: Eine Full-Service Werbeagentur.
    Diese stellt (auf Wunsch oder aus Eigeninitiative) für ein anderes Unternehmen einen Werbespot, eine CD-ROM, eine Geschäftsaustattung oder etwas anderes her. Neben der Kreativität und Arbeitsleistung der Mitarbeiter braucht die Agentur selbstverständlich die technische Ausstattung (Hardware, Software) zum produzierenden der Medien. Es wird nicht nur eine Idee oder ein Konzept abgeliefert, sondern etwas (zum Teil anfaßbares) entwickelt, das dauerhaft ist und auf Trägermaterial festgehalten wird.


    Ist das Entstandene nun ein Produkt oder doch eine Dienstleitung?


    Der Trend geht immer mehr dahin alles nur erdenkliche im Dienstleistungsbereich zusammenzufassen. Neulich habe ich sogar Druckereien in diesem Kontext gehört - in meinen Augen fast schon eine Beleidung für ein Handwerk mit jahrhunderterlanger Tradition.


    Leider habe ich auf der Suche nach Fakten nichts konkretes gefunden, würde jedoch gerne mehr über die Zuordnung solcher Fälle erfahren. Interessant sind auch Filmproduktionsgesellschaften und Software Entwicklung, was ja recht verwandt ist.


    Ideen, Meinungen?

    Signatur ist so 2002.

  • Werbeagenturen sind doch eher personal- als materialintensiv (was ja schonmal eher für T. spricht), außerdem werden ja keine Rohstoffe im Sinne des industriellen Sektors oder Sekundärsektors verarbeitet bzw. hergestellt, sondern eben Dienstleistungen erbracht. Daß das nicht unter Ausschluß der Herstellung von "anfassbarem" geschieht, ist ja klar. Ist ja z.B. auch im Hotel oder dem Restaurant letztlich nicht anders, oder?


    Daß man das nicht astrein trennen kann, ist klar, aber ich würde doch eindeutig zur Dienstleistung tendieren. ;)

  • Re: Werbeagenturen: Welcher Wirtschaftssektor?


    Zitat

    Original geschrieben von chico


    Nun zum Streitfall: Eine Full-Service Werbeagentur.
    Diese stellt (auf Wunsch oder aus Eigeninitiative) für ein anderes Unternehmen einen Werbespot, eine CD-ROM, eine Geschäftsaustattung oder etwas anderes her. Neben der Kreativität und Arbeitsleistung der Mitarbeiter braucht die Agentur selbstverständlich die technische Ausstattung (Hardware, Software) zum produzierenden der Medien. Es wird nicht nur eine Idee oder ein Konzept abgeliefert, sondern etwas (zum Teil anfaßbares) entwickelt, das dauerhaft ist und auf Trägermaterial festgehalten wird.

    Ich stimme andi2511 voll zu.


    Die Werbeagentur setzt natürlich bestimmte Materialien/Rohstoffe/Mittel ein, aber eben zu dem Zweck, Ihre Dienstleistung zu erbringen.


    Wenn die Agentur zB nicht die Idee hätte, für den Kunden A eine Demo-DVD zu produzieren, dann würde sie auch keine DVD herstellen. Sprich: Hier ist die Ursächlichkeit für den Materialeinsatz in der Dienstleistung zu suchen.


    Epilog:
    Man sollte sich eben von dem Gedanken frei machen, dass man jede x-beliebige Firma mit einem scharfen Schnitt astrein einem Sektor zuweisen kann. Die drei Sektoren sind formulierte, gegeneinader abgegrenzte Idealtypen - dass das in der Praxis krankt, kennen wir doch von so ziemlich jeder Theorie. ;)

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Re: Werbeagenturen: Welcher Wirtschaftssektor?


    Zitat

    Original geschrieben von chico
    Dienstleistungsbetriebe)[/LIST]Bauer Münz (Account ade) baut Weizen an: Landwirtschaft.
    DaimlerChrysler stellt Autos her: Industrie.
    Ein Arzt behandelt seine Patienten: Dienstleistung.


    Wenn der Arzt als Betriebsarzt bei Daimler Chrysler arbeitet und der Bauer als Angestellter von Daimler Chrysler biodynamische Produkte für die Werkskantine produziert kommt man schon ins schleudern.

  • Zitat

    Original geschrieben von Sebastian
    Wenn die Agentur zB nicht die Idee hätte, für den Kunden A eine Demo-DVD zu produzieren, dann würde sie auch keine DVD herstellen. Sprich: Hier ist die Ursächlichkeit für den Materialeinsatz in der Dienstleistung zu suchen.

    Verstehe deinen Gedankengang, schließlich arbeitet man in diesem Fall nicht primär um eine DVD herzustellen sondern nutzt dieses Medium eben um das Produkt zu zeigen. Wie eben der Teller auf dem das Essen serviert wird.


    Ignorieren wir mal deinen Epilog ;) und gehen einen Schritt weiter, wo es in meinen Augen etwas komplizierter wird: Filmproduktion. Ich sehe hier einen gewissen Unterschied, der zugegeben schwer zu formulieren ist. Die Produktion einen Filmes ist gleichermaßen (je nach Filmgenre) personal- aber eben auch sehr materialintensiv (Filmmaterial, Kulissen, Sprengstoff, Requisiten, Maske usw) und findet durch diverse Stufen (Kino, TV, DVD) Millionen von Zuschauern. Denke hier spricht wiederum mehr für den sekundären Bereich.

    Signatur ist so 2002.

  • Zitat

    Original geschrieben von chico


    Ignorieren wir mal deinen Epilog ;) und gehen einen Schritt weiter, wo es in meinen Augen etwas komplizierter wird: Filmproduktion. Ich sehe hier einen gewissen Unterschied, der zugegeben schwer zu formulieren ist. Die Produktion einen Filmes ist gleichermaßen (je nach Filmgenre) personal- aber eben auch sehr materialintensiv (Filmmaterial, Kulissen, Sprengstoff, Requisiten, Maske usw) und findet durch diverse Stufen (Kino, TV, DVD) Millionen von Zuschauern. Denke hier spricht wiederum mehr für den sekundären Bereich.

    Hier verstehe ich wiederum Deinen Gedankengang. :)



    Das Problem kann man nun auf zwei Arten interpretieren bzw. lösen:


    Sicht 1:
    Hier handelt es sich um einen klassischen Fall von Intermediarität.
    Mann kann die Full-Service-Filmfirma in kleinere Einheiten aufteilen und diese "Unterabteilungen" jeweils den Sektoren zuordnen. Einfach gesprochen: Die Kreativabteilung ist klar dem tertiären Sektor zuzurechnen, wohingegen das hauseigene Presswerk dem sekundären Sektor zufällt.
    Eine Analogie hierzu wäre zB ein klassischer Mischkonzern, den man ja auch nicht einer Branche zuordnen kann, sondern der unter dem Dach einer Holding verschieden(st)e Bereiche abdeckt. Vom Gummistiefel über Dienstleistungen und Beratung bis zum Handy. ;) Und jeder Zweig gehört zu einer bestimmten Branche.



    Sicht 2 (etwas abstrakter): Erneut ist bei der Filmfirma der Einsatz des Materials hier "nur" Mittel zum Zweck für ein "höheres" Ziel!


    Ein klassischer Hersteller (also sekundärer Sektor) setzt Rohstoffe ein, um ein Produkt herzustellen - zum Beispiel einen DVD-Rohling.
    Die Film-Produktionsfirma setzt aber Rohstoffe (zB den Rohling) und ihre kreative Schaffenskraft ein, um die gewünschte Dienstleistung zu erbringen.


    Ohne die kreative Komponente gäbe es nämlich auch keine Notwendigkeit für die Vervielfältigung des Arbeitsergebnisses... ;)

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Sicht 1 funktioniert, bei Sicht 2 hingegen sind unsere Sichtweisen verschieden. Ich konzentriere mich vielmehr auf die Entstehung, als auf die finale Form des Produktes. Die Produktion eines Filmes mit allen kreativen und materiellen Komponenten machen diesen für mich zu einem klaren (Industrie-)Produkt, daß weitaus mehr als nur eine Dienstleistung ist.

    Zitat

    Original geschrieben von Sebastian
    Ein klassischer Hersteller (also sekundärer Sektor) setzt Rohstoffe ein, um ein Produkt herzustellen - zum Beispiel einen DVD-Rohling.

    Eine Filmproduktionsfirma setzt Materialien (Architektur, Kleidung, Requisiten, Fahrzeuge) während der Entstehung des Films ein, um diesen überhaupt produzieren zu können. Ergo wird unter Einsatz von Materialien ein neues, größeres Produkt produziert. Man könnte es auch Weiterverarbeitung nennen. Klingt komisch, ist aber so.

    Zitat

    Original geschrieben von Sebastian
    Die Film-Produktionsfirma setzt aber Rohstoffe (zB den Rohling) und ihre kreative Schaffenskraft ein, um die gewünschte Dienstleistung zu erbringen.

    Der Rohling lenkt von den tatsächlichen Materialien und Vorprodukten einer Filmproduktion ab, die wiederum unbedingt notwendig für die Entstehung eines Filmes sind.

    Zitat

    Original geschrieben von Sebastian
    Ohne die kreative Komponente gäbe es nämlich auch keine Notwendigkeit für die Vervielfältigung des Arbeitsergebnisses... ;)

    Bei manchen Filmen bin ich froh daß es bei einer Sneak Preview bleibt und man sich gar nicht erst Gedanken um eine Vervielfältigung machen muß. ;)

    Signatur ist so 2002.

  • Wurde bei uns sogar mal als Beispiel für den 3. Sektor im Erdkundeunterricht angegeben.

    Suche: Samsung Galaxy Nexus - Kontakt via PN


    Als ich zurückkam von den Reisen und sah am Gepäckband das erste mürrische Gesicht, da dachte ich: Das ist meine Heimat. - Harald Schmidt

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