Suche Rat bei einer Nervenkrankheit...

  • nabend :)
    ich muss in nächster zeit wohl eine entscheidung treffen ; die mir nicht ganz leicht fällt.
    zur vorgeschichte : meine ma hat seit meiner geburt (vor 28jahren) eine nervenschwäche. sie "frisst" alltagsbelastungen in sich hinein und ca. alle ein bis zwei jahre "platzt" es dann aus ihr heraus. wenn sie dann "krank" ist, sagt sie sachen und macht dinge, die sie im normalen leben niemals machen würde. sie beschimpft dann familie und freunde und droht auch gewalt an. aus ihrem fenster fliegen dann auch porzelan aschenbecher und ein eimer wasser. passanten wurden bis jetzt zum glück immer knapp verfehlt. sie läuft auch "leicht bekleidet" über die strasse und stellt sich mitten auf die fahrbahn. zum glück ist es ne 30er zone und die autos haben sie noch nicht verletzt. ich will den zustand mal wie einen alkoholrausch beschreiben. sie trinkt jedoch nicht und hat noch nie getrunken.
    nun ist es wieder seit 4wochen so weit und ich kann (und will) nicht mehr. die nachbarn haben fast alle verständniss für ihre situation und informieren mich wenn es extrem wird. ich renn dann rüber (ca. 300meter) und versuche sie zu beruhigen. respekt an die nachbarn ; denn sie ist wirklich asozial in dieser zeit. aber wenn es dann wieder vorbei ist ; ist sie der herzensbeste mensch der welt. sie entschuldigt sich bei allen und es tut ihr ohne ende leid. sie hat aber in der kranken zeit keine kontrolle über sich.
    das sind noch nicht alle "taten" von ihr ; den rest möchte ich hier nicht erzählen.
    zu erwähnen wäre noch ihre mutter ; meine omi. sie ist kurz vor einem herzinfarkt und ich kann ihr nicht mehr allzuviel von den aktionen erzählen. jedoch telen die beiden oft und dann wird meine mutti agresiv ihr gegenüber. manchmal sieht sie es auch in dieser zeit ein und lässt sich freiwillig in eine nervenklinik einweisen. das letzte mal war jedoch vor ca. 5jahren. sie ist in ärztlicher behandluch bei einem psychiater ; der spritzt jedoch nur medikamente (depot-beruhigungsmittel) die kaum noch wirkung zeigen.


    ok ; das ist ein teil der vorgeschichte. denn aktuell dauert die kranke phase recht lange an und wir sind alle mit den nerven an einem punkt ; den wir nicht wollen.
    heute morgen passierte wieder etwas und ich rief die polizei. ich hoffte sie würde zwangseingewiesen. vor ort unterhielten sich die nachbarn und ich dann mit den polizisten. die haben uns jedoch keine grossen hoffnungen gemacht. es ist weder ihr noch anderen schaden zugefügt worden. nur sachschäden und verbale attacken und diese braucht man erst gar nicht anzeigen ; sie ist ja psychisch krank. zudem kann sie während der krankheit sehr gut schauspielern und lässt sich dann vor den beamten nichts anmerken.


    also konkret ; ich will das sie in die nervenklinik kommt und wieder hilfe bekommt. so geht es nämlich bei allem verständniss nicht mehr weiter.


    ich stehe kurz davor eine falschaussage zu tätigen. sei es das sie mich schlägt oder das sie selbstmordgefährdet ist. dann würde sie wohl eingewiesen werden. es kommt wohl auch noch die möglichkeit der entmündigung in frage. nur habe ich schon viel negatives darüber gehört.
    was meint ihr ; wie soll ich vorgehen ? ich will ihr auf gar keinen fall schaden ; ich will nur das ihr geholfen wird !

    xxx

  • Hm, mal sehen, was ich dazu beitragen kann...


    Zuallererst habe ich ja noch an eine Impulskontrollstörung gedacht, aber das ganze klingt mir doch schon sehr psychotisch... Eine Ferndiagnose ist nicht so einfach...


    Im Allgemeinen müßte zur Prophylaxe das richtige Medikament gefunden werden, da nicht alle bei allen gleich wirken. Gut wäre auch eine Psychotherapie, bei der gelernt wird, erste Anzeichen richtig zu deuten und rechtzeitig etwas dagegen zu unternehmen, damit nicht alles eskaliert, denn es betrifft ja nicht nur deine Mutter selbst, sondern auch ihr Umfeld.


    Einweisungen sind so ein Problem, denn ich habe schon selbst erlebt, wie Leute, die wochenlang völlig neben der Kappe waren, dann 5 Minuten vor dem Richter absolut "normal" waren, so dass der gar nicht wußte, wo das Problem lag. Hier hilft es eher, zum Sozialpsychatrischen Dienst des Bezirks (heißt in D'Dorf sicher genau so) zu gehen und sich beraten zu lassen, denn die sind gesetzlich dazu verpflichtet, sich um so etwas zu kümmern. Hier nicht zu schnell abspeisen lassen!


    Ein Problem ist natürlich die geringe Einsicht der Betroffenen, die nicht unbedingt einsehen, dass sie ein Problem haben. Und gegen ihren Willen etwas zu unternehmen ist schwer. Entmündigungen im klassischen Sinne gibt es auch nicht mehr, sondern Betreuungen für Vermögen, Gesundheitsfürsorge, Aufenthaltsbestimmung. Auch hier berät der örtliche SpD.


    Ich hoffe, du packst das!

  • Wechsel den Psychiater. Die Frau braucht ne Therapie und nicht bloß Beruhigungsmittel!

  • wrywindfall: danke :) den namen der krankheit weiss ich nicht und kann ihn auch nicht deuten. natürlich sollte sie eine therapie machen ; dazu kann ich (oder andere) sie jedoch nicht bewegen. beim doc holt sie sich nur ihre medikamente und das wars.
    mit einer angestellten vom medizinisch-psychatrischen dienst habe ich in letzter zeit kontakt. dort haben sich die nachbarn auch schon "beschwert". die dame kam sie besuchen und prompt spielte meine ma dann wieder die unschuldige und bereute ihre taten. dann rief mich ein amtsarzt an und stellte mich als "raabensohn" hin. er sprach natürlich durch die blume und meinte ich solle mich mal einfach mehr um sie kümmern :confused: :eek:
    die dame vom med.-psych. dienst hat ihr dann zur auflage gemacht ; dass sie alle drei tage zu ihrem psychiater gehen muss und ihre spritze bekommt. falls nicht ; könnte es eine zwangseinweisung geben. da meine ma weiss worum es geht ; geht sie natürlich hin und die spritze hilft ja kaum noch.
    um mir mach ich mir keine sorgen. ich bin jung und vertrage noch einiges ; nur ihr umfeld tut mir so verdammt leid.


    schlafenszeit ; bin für weitere ratschläge natürlich mehr als dankbar :)


    guts nächtle...

    xxx

  • Nun, ich bin kein Arzt oder Psychologe, aber für mich klingt das stark nach einer manischen Phase im Rahmen einer bipolaren affektiven Erkrankung.
    Einige deiner Schilderungen erinnern mich an einen Fall in meinem weiteren Umfeld. Von daher weiss ich, wie belastend diese Situationen für die Angehörigen sein können.
    Die Äußerungen des Amtsarztes erscheinen mir als ungeheure Unverschämtheit. :eek: :rolleyes:
    Falls sie wieder ins Krankenhaus kommen sollte, sprech mal mit den Ärzten dort und frage nach der Diagnose, damit Du Dich etwas genauer über die Krankheit informieren kannst.


    Aktuell einen Rat zu geben ist sehr schwer. Vielleicht kannst Du sie in einem günstigen Moment dazu bewegen, ins Krankenhaus zu gehen. Evtl. könnte man auch einen Krankenwagen rufen, falls die Lage sich verschlimmern sollte. Die Sanitäter sind manchmal auch recht geschickt im Umgang mit psychisch gestörten Menschen und können sie vielleicht eher zum Mitfahren bewegen als die Polizei. An dem Punkt bin ich mir aber auch nicht sicher.
    Ich wünsche Dir alles Gute für diese schwierige Zeit.
    Grüße,
    Lanturlu


    Edit:

    Zitat

    Original geschrieben von Zed
    ich stehe kurz davor eine falschaussage zu tätigen. sei es das sie mich schlägt oder das sie selbstmordgefährdet ist. dann würde sie wohl eingewiesen werden.


    Das klingt für mich nach einer ziemlich schlechten Idee. Ich kann diesen Gedanken aber nachvollziehen und Du brauchst dafür auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist richtig, daß Du überlegst, wie Du sie ins Krankenhaus bringen kannst. Dabei solltest Du aber bei der Wahrheit bleiben.

    Die Revolution (der mobilen Datenkommunikation) frisst ihre Kinder.
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    Mein MMS-Server ist offline.

  • Wie ich gesehen habe wohnst du in D,dorf. Ruf doch mal in den Rheinischen Kliniken (Psychietrische Klinik in Grafenberg/Geresheim) an, vielleicht können sie dir da ja weiter helfen.

  • Zitat

    Original geschrieben von lanturlu
    Aktuell einen Rat zu geben ist sehr schwer. Vielleicht kannst Du sie in einem günstigen Moment dazu bewegen, ins Krankenhaus zu gehen. Evtl. könnte man auch einen Krankenwagen rufen, falls die Lage sich verschlimmern sollte. Die Sanitäter sind manchmal auch recht geschickt im Umgang mit psychisch gestörten Menschen und können sie vielleicht eher zum Mitfahren bewegen als die Polizei.


    das hab ich in der vergangenheit versucht ; dann steht sie nach ein paar tagen wieder vor der tür und es ist alles beim alten. sie ist ja freiwillig reingegangen also kommt sie auch freiwillig wieder raus. und damit is ihr natürlich nicht geholfen. mein dad geht morgen mal zu der dame vom med.-psych. dienst und ich werde mich in nächster zeit um einen geeigneten therapeuten kümmern. ihr arzt macht nämlich einen total unwissenden eindruck auf uns.


    luk001: dahin geht sie dann ja auch immer. werde dort morgen mal anrufen.


    dank euch :top: :)

    xxx

  • Das allgemeine Problem an der Sache ist: jemanden zwangseinweisen ist nicht so einfach - und generell ist das ja auch gut so, denn so würde ja eine Aussage eines Menschen, der einem Böses will, ausreichen um einen anderen Menschen in der Psychiatrie verschwinden zu lassen.


    Deswegen braucht man für eine Zwangseinweisung (zumindest in NRW) ein ärztliches Protokoll und eine Bestätigung des Ordnungsamtes daß jemand "sich oder andere gefährdet" und deswegen die Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung notwendig ist.


    Diese muß aber innerhalb kurzer Zeit (24 Std.?) von einem Richter bestätigt werden.


    In vielen Jahren Rettungsdienst habe ich diese Situationen häufig erlebt und es läuft aus Sicht des RD immer so ab: wenn ich ankomme versuche ist erstmal mit dem Patienten zu reden - manche sind durchaus orientiert und zugänglich - und frage ob er freiwillig mitfährt. Wird das bejaht, ist es gut.


    Weigert sich derjenige mitzufahren gibt es 2 Möglichkeiten: entweder derjenige macht einen völlig normalen Eindruck, dann kann man nix weiter machen. Ich kann nicht entscheiden ob derjenige sich nur verstellt oder gerade mal einen lichten Moment hat... deswegen kann ich da nicht 3 Stunden stehen bleiben und abwarten wie es weitergeht. Also wird man in diesem Fall wieder fahren und das mag dann für Angehörige blöd sein, aber es gibt rechtlich gar keine andere Möglichkeit. Jemand, der im Augenblick unbedenklich erscheint, kann nicht zwangseingewiesen werden.


    Oder derjenige stellt offenbar eine Gefahr für sich und andere dar. Dann muß ein Arzt und ein Typ vom Ordnungsamt her, die beide mit dem Patienten sprechen werden/sich einen Eindruck machen und protokollieren daß eine Zwangseinweisung vonnöten ist.
    Ein einsichtiger Patient kann dann entweder aufgrund des behördlichen Zwangs mitgehen - das macht sich in jedem Fall besser.
    Oder derjenige weigert sich weiterhin. Dann kommt - wie sowieso bei aggressiven Patienten - die Polizei dazu und wird denjenigen notfalls mit Gewalt ins Auto verfrachten.


    Daß jemand dann nicht für Wochen in einer Klinik verschwindet ist sicher für Angehörige problematisch, aber gesellschaftlich gesehen ist es natürlich richtig daß ein Richter die Festsetzung überprüfen muß und ggf. aufhebt.


    Die Problematik ist dann eher daß die Ärzte in den Kliniken dafür sorgen müssen daß eine nachhaltige Therapie eingeleitet wird und die Patienten nicht nach ein paar Tagen ohne weitere Behandlung wieder entlassen werden und der Zirkus früher oder später von vorne losgeht.


    Wenn Deine Mum wieder akut "durchdreht" würde ich primär die Polizei holen - als Ordnungsmacht, die die öffentliche Sicherheit und Ordnung gewährleisten muß - und würde denen das Problem schildern.
    Vor dem Arzt und dem Ordnungsamt-Typ macht es sich dann auch gut wenn man Zeugen, wie z. B. die Nachbarn, hinzuruft. Dann entsteht nicht der Eindruck daß man nur einen mißliebigen Verwandten abschieben oder jemandem eins auswischen will - dieser Eindruck kommt nämlich manchmal auf.


    Allerdings werden diese Organe trotz allem erst dann zwangseinweisen wenn die eine konkrete, gegenwärtige Gefahr sehen. Ansonsten haben die, so blöd das für euch ist, auch keine Handhabe.


    Den Rettungsdienst zu rufen würde ich erstmal nicht empfehlen, weil als Sanitäter kann man weder rechtlich noch medizinisch viel ausrichten. Besser ist es wenn man das über die Polizei, und die über Arzt und Ordnungsamt, tätig werden. Der Rettungsdienst ist da eher außen vor.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Die Frist mit der vorläufigen Einweisung, die dann von einem Richter bestätigt werden muss, ist 24 Stunden, jedenfalls hier in Berlin. Hier noch ein paar Hinweise...


    Aber ich denke, dass ein Arztwechsel angebracht wäre, denn wie gesagt ist das richtige Medikament zu finden und da muss ein Arzt schon hinterher sein.


    lanturlu: Da kannst du auch recht haben, Oliver. Deswegen sind ja Ferndiagnosen immer so problematisch... Es hilft eben nur eine eingängige Diagnostik mit entsprechender Behandlung und dazu gehört ein "guter" Arzt. "Gut" ist er dann, wenn man ein "gutes" Gefühl bei ihm hat, er sich ausreichend Zeit nimmt und alles gut erklären kann. Da muss man manchmal eben mehrere durchprobieren.


    Zed: Den Amtsarzt kannst du, wie oft die Leute an der Stelle, in die Tonne kloppen. Da kommt mir auch immer so einiges hoch: sicheren Job und den "Dicken" raushängen lassen, dabei innerhalb von 5 Minuten eine komplette Diagnose und noch die ambulanten Helfer und Therapeuten runtermachen. :mad: Laß dir von dem nix erzählen, denn er kennt den Fall überhaupt nicht! Die Frau, mit der du da Kontakt hast, erscheint mir sehr viel kompetenter. Halte dich mehr an sie!

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