Rauchverbot während der Arbeitszeit - zulässig?

  • Vielleicht bekommen die Raucher ja demnächst einen Peilsender implantiert, damit sich ihre Rauchaktivitäten genaustens protokollieren lassen. Mit der Internetnutzung wird das ja überall jetzt schon so gemacht - am Monatsende wird in die Serverstatistik geguckt, wer wie lange online war und welche Seiten aufgerufen wurden ;) Beim Telefon ist's ja genauso dank moderner Telefonanlagen und PIN für Privatgespräche... Wer dann zuviel raucht, der wird dank Überwachung und Sanktionen noch ganz anderst rauchen :D



    Die "5 min zu spät kommen"-Sache dürfte übrigens nur auf Arbeitsplätze mit einer starren Schicht zutreffen - überall sonst wird entweder mit Gleitzeitmodellen, Vertrauensarbeitszeit oder anderen flexiblen Regelungen gearbeitet. Und bei x-Tausend Überstunden im Jahr in Deutschland dürfte klar sein, wer bzw. welche Seite hier wirtschaftlich schlechter wegkommt ;)



    Insgesamt finde ich die Denke, die hinter diesen Zeitmodellen steht recht kurios: da wird offensichtlich davon ausgegangen, dass der Mensch arbeitet wie eine Maschine und zu jeder Zeiteinheit den gleichen Arbeitsoutput hat. Das mag ja am Fließband noch halbwegs zutreffen, siehe Taylorismus und die REFA. Bei vielen "modernen" Berufen bzw. Tätigkeiten, v.a. im Dienstleistungssektor stößt diese Betrachtung allerdings an ihre Grenzen - nur imho, denn wirtschaftlich ge- und berechnet wird da genauso wie beim Fließbandarbeiter von anno dazumal. Das führt dann zu so genialen Regelungen, dass im Service/Callcenter jeder Kunde in x Minuten abgefertigt sein soll - zwar lässt sich nicht jedes Problem in dieser Zeit lösen, weil die unterschiedlich komplex sind und auch die Auffassungsgabe des Gegenübers differiert - aber zur Not gibt es ja das, was in USA "sudden disconnect" bezeichnet wird :cool:


    Nu gut, ich fahr denn mal was schaffen - bis 9:00h sollte ich da sein zum Stechen :D

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Bei einem meiner früheren Arbeitgeber war die Sache mit dem Rauchen wie folgt geregelt:


    Es gab am Tag eine Mittagspause von gesamt 45 Minuten. Diese Pause konnte jeder Mitarbeiter flexibel für sich festlegen. Voraussetzung: es wird mittags mindestens 25 Minuten Pause gemacht.


    Somit haben die Raucher sich vormittags und nachmittags jeweils 10 Minuten fürs Rauchen „gegönnt“, und mittags dann 25 Minuten Pause. Damit konnte jeder in der Firma „leben“. Es gab auch Nichtraucher die diese Pausenzeiten sich genommen haben. Wir waren ein Betrieb mit ca. 40 Mitarbeitern.


    Vielleicht mal ein Denkanstoss an Chefs ;)

  • Ich möchte euch die Sache gerne aus der Sichtweise eines Arbeitgebers näherbringen:


    Ein Mitarbeiter, der netto (Steuerklasse 1) ca. 1000 Euro verdient, kostet den Arbeitgeber mindestens 1800 Euro. Bei 163 Arbeitsstunden pro Monat (Vollzeittätigkeit) sind das 11,05 Euro pro Stunde.


    Jemand, der eine Stunde am Tag vertrödelt - egal ob mit Rauchen, Internetsurfen oder vor sich hin starren - kostet also per se schon mal 11,05 Euro extra. Ohne Gegenleistung.


    Zusätzlich geht aber auch die Produktivität verloren, die der AN erbringen würde.


    In unserer Branche liegt eine durchschnittliche Pro-Kopf-Leistung bei (nach Umsatz) ca. 20.000 Euro monatlich. Das bedeutet einen Produktivitätsverlust von 122,70 Euro pro nicht gearbeiteter Stunde, oder (bei 20% Gewinnmarge) 24,54 Euro entgangener Gewinn, plus die 11,05 Euro unnötiger Lohnkosten, also über 35 Euro, die ich genausogut aus dem Fenster werfen könnte.


    Natürlich bin ich nicht verbohrt genug, zu glauben, daß jeder eine volle Schicht durchackern kann und soll. Gerade die menschliche Komponente - und dazu gehört auch mal gelegentlich der "Langsamgang" macht die Arbeit erträglich.


    Gerade bei Rauchern achte ich aber schon sehr genau darauf, wie großzügig die Kolleginnen und Kollegen mit ihrer bezahlten Zeit haushalten.


    Erfahrungsgemäß beweisen die Älteren hier mehr Disziplin als die Jungen.


    Wenn ich allerdings merke, daß allgemein die Disziplin im Team leidet, dann wird schon mal der größte "Bremser" aussortiert (erst vergangene Woche wieder gehabt), denn es gibt nicht wenige Kollegen, die sich von einer solchen Art unkollegialen Verhaltens mitziehen lassen (nach dem Motto: "Wenn der Extrapausen zum Rauchen einlegen kann, dann darf ich ja auch ein bisschen schludern").


    Ich möchte betonen, daß mir die Leiden des Rauchers durchaus bekannt sind. Ich habe selbst dreizehn Jahre geraucht.


    Dennoch ist es (für mich) ein wenig befremdlich, daß hier um Verständnis für eine Fraktion gerungen wird, die sich den Schaden und die Sucht aus freien Stücken zufügt, ohne (mal wieder) zu hinterfragen, wie es denn eigentlich mit den (tatsächlich bestehenden!) Rechten der "anderen Seite", nämlich der Arbeitgeber aussieht.


    Ferner stehen diese einer zusätzlichen Problematik gegenüber, nämlich der inzwischen gesetzlich verankerten Fürsorgepflicht gegenüber den Nichtrauchern.


    Faktisch bedeutet das für die Raucher, daß es überhaupt kein verbrieftes Recht gibt, am Arbeitsplatz in einem geschlossenen Raum zu rauchen. Denn wenn sich ein Nichtraucher dadurch gestört fühlt und baulich keine Möglichkeit besteht, einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem Raucher "unter sich" sein können, dann ist für die Raucher der Gang ins Freie angesagt. Meiner persönlichen Meinung nach auch nicht zu Unrecht.


    cu


    NoTeen

  • Hi,


    sehe ich wie NoTeen, allerdings muss man auch immer abwägen zwischen reinem Zeitverlust durch Pausen (sei es nun Rauchen, Internet oder was auch immer) und einer Effektivitätssteigerung durch selbige. Meine Arbeit ist rein kopflastig (und dazu noch zweisprachig und komplett am PC), sodass ich sie nie im Leben mehrere Stunden am Stück in gleicher Qualität ausführen könnte. Dazu sitze ich noch in einem Gemeinschaftsbüro, wo der Lärmpegel durch Gespräche, Tastaturklimpern, Telefonanrufe usw auch etwas höher ist. Ich selber merke dann immer wenn ich einen Punkt erreiche, wo meine Effizienz einfach geringer wird, dann gehe ich mir etwas zu trinken holen und ein paar Süßigkeiten oder Obst (gibt's hier alles umsonst :)) und surfe kurz im Internet oder schaue etwas aus dem Fenster. Nach ein paar Minuten geht es dann wieder voll zur Sache. Merke also: Glückliche Arbeitnehmer, die vllt. sogar quantitativ weniger arbeiten als andere, können dir in summa trotzdem mehr bringen als murrende Arbeitnehmer, die ihre 8 Stunden am Stück durchziehen. Aber es hörte sich ja auch so an, als wüsstest du schon zu unterscheiden zwischen jenen und solchen...


    agur

  • Ja, selbstverständlich. Das war es, was ich mit dem gelegentlichen "Langsamgang" umschreiben wollte.


    Ich habe auch nicht das geringste Problem, wenn ein Mitarbeiter, von dem ich weiß, daß er buckelt wie verrückt, mal ein paar Minütchen "nebenher" nimmt.


    Im Gegenteil: Oft setze ich mich zu ihm oder ihr dazu und wir unterhalten uns ein wenig.


    Der TE wollte nun aber wissen, ob diese "Extrapausen" ein verbrieftes Recht wären, und gegen diese Denke wehre ich mich - auch motivationspolitisch - vehement!


    Es wäre ja ein Unding, wenn man den Nichtraucher dafür bestrafen würde, daß er gesund lebt, indem man dem rauchenden Kollegen summa summarum mehr und/oder längere Pausen zuspricht als ihm.


    cu


    NoTeen

  • Zitat

    Original geschrieben von NoTeen
    Ein Mitarbeiter, der netto (Steuerklasse 1) ca. 1000 Euro verdient, kostet den Arbeitgeber mindestens 1800 Euro.


    :confused:


    Wenn einer netto 1000,- in StKl. 1 verdient, dann muss er so um die bzw. knapp 2000,- brutto haben. Ich war zwar nie Arbeitgeber, aber es heißt doch immer, dass ein AN den AG etwa das Zweifache seines Bruttos kostet, wären also hier knapp 4000,-.

    Zitat

    Dennoch ist es (für mich) ein wenig befremdlich, daß hier um Verständnis für eine Fraktion gerungen wird [...]


    Naja, die Mehrzahl hier - mich eingeschlossen - scheint ja durchaus Deine Ansicht zu teilen. ;)

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Zum Thema 5 min zu spät. Da wird bei uns gleich 15 min abgezogen. Mache ich aber 5 min. länger bekomme ich das auch nicht bezahlt. Bei uns in der Firma herrschen so einige Mißstände. Pausenzeiten., Fehlzeiten und jetzt halt das Rauchen. Irgendwann verbieten die uns das Fenster aufzumachen, könnte ja gefährliche, frische Luft reinkommen. Unsere Nachtschicht zum Beispiel kann jetzt gar nicht mehr rauchen, da sie keine Pause haben. Allerdings kann das von unseren Chefkomikern aus der Führungsbrigade eh keiner in der Nacht prüfen. Da liegen die an Mamas Brust.


    Aber Danke für das Interesse. Einige haben mir echt geholfen. Laudanum oder HappyDay z.B.

    "To be continued..."

  • Zitat

    Original geschrieben von BigBlue007
    Wenn einer netto 1000,- in StKl. 1 verdient, dann muss er so um die bzw. knapp 2000,- brutto haben. Ich war zwar nie Arbeitgeber, aber es heißt doch immer, dass ein AN den AG etwa das Zweifache seines Bruttos kostet, wären also hier knapp 4000,-.


    Ist zwar jetzt vollkommen OT, aber der Vollständigkeit halber: Du kannst hier leicht feststellen, daß ein Arbeitnehmer mit 1500.- Euro brutto ziemlich genau 1000.- Euro für sich behält (auch abhängig vom KV-Beitrag).


    Zusätzlich zum Lohn des Arbeitnehmers trägt der AG seine Anteile zu den Sozialversicherungsbeiträgen. Das sind nochmal ca. 23% Aufschlag auf den Bruttolohn.


    Man könnte noch die Kosten für Lohnbuchhaltung und Verwaltung umlegen, aber das wäre dann doch des Guten zuviel.


    Nochmal zum Thema:


    Die 15-Minuten-Regelung beim Ein- und Ausstempeln kenne ich. Finde ich persönlich auch nicht ganz fair, hat aber ursprünglich praktische Gründe. Wenn nämlich jeder AG anfangen müßte, jede einzelne Minute in den Arbeitszeitkonten zu verwalten, dann wäre die Lohnbuchhaltung nicht mehr vernünftig durchführbar. Und mal ehrlich: Man kann sich "das" ja zeitlich so einrichten, daß es paßt ;)


    cu


    NoTeen

  • Ich kann jedes Bestreben eines Arbeitgebers, rauchen zu unterbinden nur unterstützen. Es leidet nicht nur das menschliche Umfeld sondern auch alles andere. Die Räume und Geräte in denen das Nikotin einzieht.
    Regelmässiges (stündliches) rauchen ist, finde die gerade keinen Link, von den Behörden als Krankheit definiert. Mal ganz abgesehen von den finanziellen Einbußen, die mal gegeben, und mal eben nicht gegeben sind für den Arbeitgeber, nimmt einfach alles drum herum Schaden. Ich habe auch Arbeitskollegen (IT-Branche) die sehr genau auf Ihre Arbeitszeit achten und eben länger bleiben bei überhöhtem Zigarettenkonsum. Aber deren Eingabegeräte kann man alle 6 Monate austauschen und deren Büros neu streichen.


    Ebenso ist Konsum von Alkohol in der Arbeitswelt nicht erlaubt, oder andere Suchtmittel, warum also Zigaretten bzw rauchen erlauben?


    Es ist mir völlig egal ob Raucher rauchen oder nicht aber bitte nicht an Orten wo ich Ihnen nicht aus dem Weg gehen kann wie bei meinem Arbeitsplatz.


    Gruß Azubi.

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