Fachhandel vs. Internet

  • In Prozent ausgedrückt ist der Zuschlag nicht unerheblich. Bei einem Hustensaft oder Nasenspray, also etwas, was man typischerweise im Notdienst kauft, sind das locker ein 30%, 40%, 50% Aufschlag.


    Fakt ist, dass den Apothekern im allgemeinen bestimmt alles andere als schlecht geht, sonst gäbe es nämlich nicht in jeder Kleinstadt 5 Apotheken im Radius von wenigen hundert Metern und dass die Apothekerverbände sich schon seit langem gegen etwas wehren, was im Einzelhandel eigentlich selbstverständlich ist und sein sollte, nämlich offener Wettbewerb.


    Da kann man in anderen Läden hierzulande apotheken- und rezeptpflichtige Arzneimittel in jedem Supermarkt kaufen und hierzulande darf nicht mal der Schlecker einen einfaches Nasenspray oder ein Hustensaft ins Regal stellen. Und wenn Apotheken-Ketten aus dem Ausland auf den deutschen Markt drängen wollen und ihre besseren Konditionen an die Kunden weitergeben wollen oder eben auch gerne Generika verkaufen und nicht wegen Klüngelei mit der Pharmaindustrie grundsätzlich erstmal das teure Markenprodukt anbieten, werden sie von den ortsansässigen Apotheken so lange verklagt, bis sie sich wieder verziehen. Dazu passen auch die vorsinntflutlichen Öffnungszeiten vieler Apotheken.


    Da ist ganz klar Liberalisierung gefragt. Natürlich möchte niemand die ortsansässigen Apotheken abschaffen, aber auch die müssen sich einem Wettbewerb stellen. Und da Menschen bei Medikamenten durchaus gute Beratung und den persönlichen Draht zu ihrem Stammapotheker schätzen, sind die Chancen der örtlichen Apotheker eigentlich auch gar nicht so schlecht.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    In Prozent ausgedrückt ist der Zuschlag nicht unerheblich. Bei einem Hustensaft oder Nasenspray, also etwas, was man typischerweise im Notdienst kauft, sind das locker ein 30%, 40%, 50% Aufschlag.


    Also wenn das tatsächlich die Mittelchen sein sollten, die "typischerweise" zu Notdienstzeiten geordert werden, dann kann ich auch einen 1000% Aufschlag durchaus verstehen und finde den auch gerechtfertigt.


    Von der medizinischen Wirkungslosigkeit dieser Mittel mal abgesehen sind Erkältungskrankheiten nun wirklich keine Notfälle. Wenn ich ne Apotheke hätte und da klingelt mich einer Nachts raus wegen Hustensaft, dem würd ich die Tür vor der Nase zuschlagen...

  • Zitat

    Original geschrieben von ocb
    Wenn ich ne Apotheke hätte und da klingelt mich einer Nachts raus wegen Hustensaft, dem würd ich die Tür vor der Nase zuschlagen...


    Wenn du Notdienst hast ist es f*** egal mit was für einer Sache die Person dich rausklingelt. Und wenn es nur ne Kondom ist.
    Wo kämen wir denn dahin wenn der Apotheker entscheiden würde was wichtig ist oder nicht? Dann brauchen wir auch kein Notdienst. :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Fakt ist, dass den Apothekern im allgemeinen bestimmt alles andere als schlecht geht, sonst gäbe es nämlich nicht in jeder Kleinstadt 5 Apotheken im Radius von wenigen hundert Metern und dass die Apothekerverbände sich schon seit langem gegen etwas wehren, was im Einzelhandel eigentlich selbstverständlich ist und sein sollte, nämlich offener Wettbewerb.


    Genauso ist es. Selbst in unserem kleinen Städchen befinden sich im Radius von 150 Meter Luftlinie 6(!) Apotheken. In keiner Branche gibt es eine ähnlich hohe Geschäftskonzentration auf so wenig Fläche.


    Anders als bei anderen Produkten spielt bei der Preisgestaltung von Arznei in meinen Augen auch die Ethik eine gewisse Rolle. Medizin, selbst wenn es sich um eine einfache Aspirin handelt, muss für jeden bezahlbar sein. Bei Gewinnspannen von 100% und mehr ist das meiner Meinung nach nicht gewährleistet. Der Inhaber verdient sich eine goldene Nase an den großen und kleinen Wehwehchen der Leute.

  • Zitat

    Original geschrieben von Rafterman1401
    allerdings lassen die Apotheker sich diesen "Notfalldienst" mit (Wochenend-/Nacht-)Zuschlägen auf die Medikamente auch fürstlich bezahlen.


    Weil es einfach nicht richtig ist und Du es vorher in meinem Post wohl überlesen hast:
    Die Notdienstgebühr pro Patient ist ein Aufschlag von 2,50Euro. Das nenne ich nicht fürstlich und ist so gesetzlich festgelegt.


    Übrigens denke ich auch, dass in einigen Gebieten die Apothekendichte sehr hoch ist. (persönlich weiß ich es aus München)
    Etliche dieser Apotheken sind aber definitiv keine Goldgrube mehr, die sie vielleicht (ungerechtfertigterweise) vor 10 Jahren noch waren und werden so wie es aussieht, nicht mehr lange da sein.
    Übrigens gibt es rund 21500 Apotheken, die 82 Millionen Deutsch versorgen. Das heißt, dass im Schnitt eine Apotheke 3800 Menschen versorgt. (wenn ich richtig gerechnet habe) Das klingt doch gleich nicht mehr ganz so extrem, wie es definitiv aussieht, wenn man in einer Straße gleich mehrere Apos nacheinander sieht. Finde ich zumindest.

  • Zitat

    Original geschrieben von Superlug
    Übrigens gibt es rund 21500 Apotheken, die 82 Millionen Deutsch versorgen. Das heißt, dass im Schnitt eine Apotheke 3800 Menschen versorgt. (wenn ich richtig gerechnet habe) Das klingt doch gleich nicht mehr ganz so extrem, wie es definitiv aussieht, wenn man in einer Straße gleich mehrere Apos nacheinander sieht. Finde ich zumindest.


    Über solche "läppischen" Zahlen lachen Anwälte nur müde :D


    Denn zwischen den 150m von zwei Apotheken, sitzen im Schnitt 4 Anwälte. Und die braucht man auch nur im Notfall. Aber da regt sich niemand auf, wenn die einen bis auf die nackte Haut ausziehen. Von den "Gebühren" träumen Apotheken nur.


    Und dann könnte man auch noch gleich auf die Notare einschlagen, etc. etc. pp.

    "Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben."

  • Vor allem: wen stört es wenn sich viele Apotheken auf kleinem Raum drängeln? Das kann man sehen, zur Kenntnis nehmen - und fertig. Man hat doch keinen Nachteil dadurch! In der Fußgängerzone stehen oft auch 5 Bekleidungsläden nebeneinander oder man kann fragen wieso es einen Karstadt braucht wenn es schon einen Kaufhof gibt, schließlich überschneidet sich das Sortiment zu 99% und man findet schon in einem Laden "alles".


    D-Love: Selbst wenn die Marge bei einem Nasenspray 200% wäre sind das in konkreten Zahlen nur 1, 2 EUR. Wovon soll der Apotheker deiner Meinung nach leben?


    In einem solchen Fall mit % zu argumentieren ist zwar geschickt, du verwäschst aber die Tatsache dass die Marge für den Apotheker trotz der 200% Aufschlag sehr klein ist. Der verdient an 1% eines 1000 EUR-Medikaments mehr als am Nasenspray mit 200% Gewinn.


    Ich glaube auch dass es Apothekern recht gut geht und natürlich sieht man an ihrer Dichte und den Preisunterschieden zu anderen Ländern oder Internet-Apotheken dass sie ganz gut verdienen.


    Irgendwie ist es allerdings auch eine typisch deutsche Neiddebatte... klar, niemand möchte zu viel bezahlen. Aber es beschwert sich auch jeder wenn die eigenen Bezüge immer kleiner werden. Sowas hängt aber zusammen, wenn niemand mehr bereit ist fair zu bezahlen oder man sich darüber aufregt dass der Apotheker 2,50 EUR im Notdienst kassiert, darf sich nicht wundern wenn die eigenen Zuschläge auch immer kleiner werden. Der Apotheker wird nämlich zu Recht argumentieren dass andere in Nacht-, Sonn- und Feiertagsdiensten auch nicht mehr bekommen sollen als er selber.


    Oder: man erwartet dass man ein Handy zum absoluten Schnäppchenpreis bekommt, außerdem aber das Recht hat es nach Tagen Benutzung noch im Rahmen des Fernabsatzgesetzes zurücksenden zu können. Wer denkt aber daran dass der Händler in seine Verkaufspreise einkalkulieren muss dass zurückgesandte Geräte ihn Versandgebühren kosten und er solche Geräte in geöffneten Verpackungen ggf. nicht mehr als nagelneu verkaufen kann?


    Zum Thema "Erlebnis Einkauf": damit ist nicht gemeint dass man durch Dschungellandschaften gehen muß, sondern einfach dass man durch einen schön hergerichteten Verkaufsraum schlendern kann, in dem die Waren ansprechend präsentiert werden. Dass man einen kleinen Flirt mit einer hübschen Verkäuferin geboten bekommt. Oder zwischendrin im Straßencafe in der Sonne sitzt und Mädels nachschaut, während man seinen Kaffee trinkt. Oder beim Stöbern auf Sachen stößt, die man nicht haben "muß", aber die einem Gefallen und die man kauft um sich selber eine Freude zu machen.


    Dinge zu sehen, anzufassen, zu erleben, ist halt anders als sie auf einem Bild im Onlineshop zu betrachten. Und wenn wir mal beim Thema Handy bleiben: solange nicht ausgerechnet ein Dummy ausgestellt ist möchte man auch erleben wie das Gerät verarbeitet ist, wie es sich anfaßt, wie es ausschaut...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Irgendwie ist es allerdings auch eine typisch deutsche Neiddebatte... klar, niemand möchte zu viel bezahlen. Aber es beschwert sich auch jeder wenn die eigenen Bezüge immer kleiner werden. Sowas hängt aber zusammen, wenn niemand mehr bereit ist fair zu bezahlen oder man sich darüber aufregt dass der Apotheker 2,50 EUR im Notdienst kassiert, darf sich nicht wundern wenn die eigenen Zuschläge auch immer kleiner werden. Der Apotheker wird nämlich zu Recht argumentieren dass andere in Nacht-, Sonn- und Feiertagsdiensten auch nicht mehr bekommen sollen als er selber.


    Du bringst es wie immer auf den Punkt! :top: :D


    Genau das ist es nämlich, was diese ganze "Geiz-macht-doof", ähh, Pardon, ich meinte natürlich "Geiz-macht-Geil" Mentalität an Problemen mitbringt. Auch wenn viele immer noch glauben, die Firmen machen das alles nur aus Spaß und verschenken gerne ihre Waren, so sieht die Realität aber anders aus.


    Und je geiziger man wird, desto weniger Geld wird man auf lange Sicht verdienen. Denn je weniger Marge gemacht wird, desto weniger Geld bleibt übrig, welches an die Mitarbeiter verteilt werden kann. Und man muß nicht meinen, das halt eben dann die Verkäufer eben auf Hartz IV Niveau arbeiten gehen müssen, denn es kann ja nicht sein, das man für einen Plasma TV oder ein Handy einen entsprechenden preis bezahlen muß.


    Denn früher oder später, schlägt sich das auf alle Branchen nieder.


    Aber wie schon mal gesagt, das ist hier oftmals das gleiche Gebrabbel wie in der Stammkneipe. Erst wird darüber geschimpft, das es dieses Jahr wieder nur 1,3% Lohnerhöhung gibt. Dann wird darüber geschimpft, das alles teurer wird, aber am Schluß kommt dann die Stolzgeschwellte Brust und wie man durch Tipps in Foren wieder kräftig (teilweise knapp am Rande der Legalität vorbei) abgesahnt hat und auch Schnäppchen gemacht hat, die jetzt an der Steuer vorbei bei eBay mehrfach verkauft werden.


    Jungs (und auch Mädels), so funktioniert das nicht auf Dauer. Das System ist dabei, umzukippen. Und je billiger die "Schnäppchen" werden, desto weniger Geld werdet Ihr auf lange Sicht mit nach Hause bringen.


    Und da spielt es keine Rolle, ob alle 150m oder alle 150km eine Apotheke kommt.


    Wenn ich mir in Oberhausen, Essen oder Köln-Kalk die Shoppingmeilen anschaue, da sind auf 150m um die 20 Klamottenläden. Und die verkaufen die Klamotten zu absoluten Mondpreisen (gefertigt in Indien aus Kinderhand). Da werden läppische T-Shirts mit einem Material und Herstellungspreis von vielleicht 10,- EUR zu 80,- EUR verkauft. Und nur weil irgend ein Label drauf klebt, wird der Mist gekauft (und teilweise ist das minderwertiges Material).


    Das scheint aber für die meisten OK zu sein. Aber wenn eine Apotheke nachts Notdienst machen MUSS (!!!) und durch 3 Kunden vielleicht 20,- EUR Umsatz gemacht hat, ist das eine Schweinerei. Ich möchte einen von euch mal sehen, ob er 12 Stunden Nachts (nachdem er Tags auch schon gearbeitet hat) in einer kleinen Kammer in einer Apotheke hocken will um dann vielleicht netto 8,- Euro gemacht zu haben.


    Ich kann mir das Geschrei schon vorstellen, wenn das ein Arbeitgeber von euch verlangen würde.

    "Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben."

  • Printus, ich will einfach nur Wettbewerb und das ist es am Gesetzgeber sich endlich gegen die Apothekerlobby durchzusetzen. Ich muss mich als AN auch direkt und indirekt einem Wettbewerb stellen und werde dementsprechend bezahlt. Das funktioniert aber nur, wenn nicht ständig irgendwelche Berufsgruppen aus oft fadenscheinigen Gründen dem Wettbewerb entziehen möchten und deshalb überhöhte Preise verlangen können.


    Es sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, dass unproblematische, rezeptfreie Artikel, die keiner Beratung bedürfen, wie in vielen anderen Ländern auch, in Drogerie- und Supermärkten verkauft werden dürfen. Und auch das Festhalten an der inhabergeführten Apotheke, was glaube ich der Grund ist, warum sich Apothekenketten bislang nicht in Deutschland niederlassen dürfen, muss mal deutlich hinterfragt werden.


    Solange kein Wettbewerb herrscht und das ist momentan nicht der Fall, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Preise schlichtweg überteuert sind.


    Und ich neide dem Apotheker auch nicht seinen sechsstelligen Jahresverdienst. Wenn jemand gut ist in seinem Job, kann er das meinetwegen gerne verdienen. Nur ich als Konsument kann verlangen, dass dieser Verdienst im Wettbewerb erzielt wird.


    Ich kann schliesslich auch nicht zu meinem Chef gehen und meinen Preis selbst festlegen. Gibt schliesslich andere, die es für weniger machen würden und ich kann mit denen auch nicht absprechen, dass die das gleiche verlangen.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Printus, ich will einfach nur Wettbewerb und das ist es am Gesetzgeber sich endlich gegen die Apothekerlobby durchzusetzen.


    Weißt Du eigentlich, was passiert, wenn hier der Wettbewerb kommt?


    Es werden nur noch "lohnende" Medikamente vorgehalten. Man wird dann öfters weite Wege in kauf nehmen müssen, ob dann ggf. sein Medikament zu bekommen. Und das würde für Rezepte genauso sein.


    Das ist so ähnlich wie mit der Telekommunikation. Als es noch keinen Wettbewerb gab, hatte man einen Anspruch auf einen Anschluß, egal wo man lebte (also in Deutschland natürlich). Heute, danke Wettbewerb, bekommen viele Kunden kein DSL Anschluss, weil es sich nicht lohnt.


    Ich will den Wettbewerb nicht verteufeln und finde ihn gut. Aber es gibt Branchen, da hat er meiner Meinung nach nichts verloren.


    Du würdest ein paar wenige Vorteile, durch etliche Nachteile erkaufen. Auch ist das Thema der gefälschten Produkte dann erst recht interessant. Da ja nun der Markt offen ist, muß überall gespart werden.


    Und es helfen auch keine Vergleiche mit Nachbarländern. Es ist zwar nett, wie jeder irgendwie die Sahne aus den Nachbarländern abschöpfen möchte, aber dann das gesamte System nicht übernehmen möchte. Nur kann man sich halt nicht immer die Rosinen raus picken.

    "Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben."

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