[Berlin] Religions-/Ethikunterricht

  • Ich verstehe die Diskussion überhaupt nicht. Logisch betrachtet dürfte es ja überhaupt keinen Religionsunterricht in den Schulen geben-denn Kirche und Staat sollen (sie sind es faktisch leider nicht) getrennt sein.


    Weshalb der Staat die Missionsarbeit für Sekten übernimmt, ist eigentlich nicht schlüssig zu erklären-zumal es ja nur um die Mitgliederstärksten geht. Scientology, Zeugen Jehovas, Ufo-Gläubige, was auch immer kriegen ihre Missionsarbeit nicht gesponsert, geschweige denn freien Zugang zur Zielgruppe.


    Insofern müsste man eigentlich jeglichen Religionsunterricht untersagen und bestenfalls Ethik als Wahlfach anbieten.

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Das, was unsere humanistische Gesellschaft an Werten hat, ist Ergebnis unserer christlich-abendländischen Kultur. Diesen Zusammenhang kann man nicht wegdiskutieren, das ist einfach so gewachsen.


    Ich behaupte, dass es sich im wesentlichen um Werte und Normen handelt, die sich als vernünftige Grundlage des gesellschaftlichen Miteinanders bewährt haben. Das die Kirchen dies letztlich auch mit in unserer Gesellschaft durchgesetzt haben, ist sicherlich richtig. Trotzdem sollte man sich fragen, was die Motive dahinter waren und heute noch sind. Ich behaupte, es ist im wesentlichen der eigene Machterhalt. Die sicherlich sehr positive soziale Arbeit, die einzelne Kirchenmitglieder für die Gesellschaft leisten, möchte ich dabei trotzdem nicht schlecht reden. Es ändert aber nichts daran, dass man sich hier lehrreiche Märchen ausgedacht hat und diese als Wahrheit verkauft, andere Religionen auch nicht akzeptiert, maximal toleriert. Man selbst hat ja die Wahrheit.


    Im Ergebnis: Ein konfessionsgebundener Religionsunterricht hat nichts in der Schule verloren, fördert nur Intoleranz, ein Ethikunterricht, der die Religionen als gesellschaftliche Tatsache umfassend näherbringt, ist ein vernünftiger Weg.

  • Zitat

    Original geschrieben von zumwinkler



    Weshalb der Staat die Missionsarbeit für Sekten übernimmt, ist eigentlich nicht schlüssig zu erklären-zumal es ja nur um die Mitgliederstärksten geht. Scientology, Zeugen Jehovas, Ufo-Gläubige, was auch immer kriegen ihre Missionsarbeit nicht gesponsert, geschweige denn freien Zugang zur Zielgruppe.


    eigentlich fand ich bisher die diskussion recht anregend und interessant. jedoch solche aussagen, bei denen das christentum mit zwielichtigen "glaubensgemeinschaften" in einen topf geworfen und schön verrührt werden, sind absolut verzichtbar und zeigen höchstens, dass der schreiberling entweder überhaupt keine ahnung von religionen und deren bezug zueinander hat, oder einfach durch platte behauptungen aufmerksamkeit erreichen will. vielleicht wäre da selbst mal der gang in den religionsunterricht angebracht, um zumindest ein wenig von der gesamtmaterie ahnung zu haben - dann würden auch so sinnlose vergleiche nicht gemacht werden.

  • Zumwinkler,


    So kann man das aber nicht in einen Topf werfen. Unsere Kultur hat christlich-jüdisch-abendländische Wurzeln, und das seit über 2000 Jahren. Unser Gedankengut und unsere Werte sind Ergebnis einer Entwicklung über Jahrhunderte hinweg.
    Dieses auf eine Stufe mit 20 Jahren Scientology oder 30 Jahren Aliens im Kino zu stellen, ist albern. Ebenso kann man die christlichen Kirchen nicht als Sekten bezeichnen. Wer eine solche Wortwahl nutzt, zeigt damit, dass es hier stark um Polemik und nicht Sachargumente geht.


    Staat und Kirche sind getrennt - oder bestimmen Papst und Kirchen über die Regierung, die Gesetze, die Justiz? Lenken kirchliche Würdenträger den Staat? Nein...
    Dass sich Werte christlichen Ursprungs in unserer Gesellschaft finden liegt nicht daran, dass die Kirchen den Staat regieren sondern daran, dass unsere Kultur seit Jahrhunderten humanistisch geprägt ist und dieses auf christlichem Einfluss beruht.


    Dass Glaubensgemeinschaften um Anhänger werben ist ihr gutes Recht und das machen ALLE Religionsgemeinschaften. So wie RTL halt auch um Zuschauer buhlt und Hollywood um Kinobesucher. Allerdings rücken einem die christlichen Kirchen dabei keineswegs auf die Pelle. Wer nichts mit der Kirche zu tun haben will, hat keinerlei Probleme, es zu lassen.


    Wie ich schon mal geschrieben habe, ich denke, dass es gegenüber "der Kirche", "dem Papst" usw. generelle Vorbehalte gibt, die auch oft richtig sind. Vieles, was kritisiert wird, wird zu Recht kritisiert, weil bestimmte, konserative Festlegungen nicht mehr in unsere Zeit und unser Denken passen. Deswegen sind allgemeine Grundwerte christlichen Ursprungs aber nicht per se schlecht.


    Man beobachtet allerdings immer wieder, dass bei diesem Thema sehr oft aus Prinzip "rot gesehen wird", d. h. es gibt sofort übereifrige Ablehnung weil man "aus Prinzip" dagegen ist, ohne die konkrete Sache zu sehen.
    Wenn man Burger King, grüne Jeans oder DSDS nicht mag, mag mans halt nicht - und gut ist. Wenn es um die Kirche geht, regen sich ganz viele sofort sehr auf, als wenn es um sonstwas ginge.
    Dabei wird dann meist nicht unterschieden ob es z. B. um die Position des Papstes zur Empfängnisverhütung oder den Wert "Achtung des Menschen und der Schöpfung" geht. Im ersten Fall kann jeder problemlos eine andere Meinung vertreten und anders handeln als das kirchliche Bodenpersonal es gerne hätte. Im zweiten Fall hat der Wert, um den es da geht, aber durchaus etwas Absolutes, wo man nicht so ohne Weiteres eine andere Einstellung haben sollte.


    Und hier wird von Kritikern oft nicht differenziert, dass man Lehrmeinungen der Kirche keineswegs teilen muss und auch allesamt kritisieren und ablehnen darf. Dass grundlegende Werte aber fest zementiert gehören und nicht zur Disposition stehen dürfen.


    Man könnte den Religionsunterricht lassen wie er ist, in 60 Jahren Bundesrepublik geht es uns ja durchaus nicht schlecht damit, sondern Grundwerte wie Menschenwürde, Achtung vor dem Leben, Gleichberechtigung, der Sozialstaat als Weiternetwicklung des christlichen Gedankens der Nächstenliebe usw. sind Ergebnis unserer kulturellen Entwicklung.
    Wenn man den Reli-Unterricht nun partout ändern will, beschleicht mich der Gedanke, dass es hier mehr darum geht ein Exempel statuieren zu wollen, aus Prinzip etwas gegen (christlichen) Religionsunterricht sagen zu wollen. Denn rein praktisch wird dort niemand zu irgendetwas gezwungen, ideologisch gefährlich verzogen oder sonstwie geschädigt.


    Eher will man "rein aus Prinzip" etwas Neutrales dagegen setzen um "die Kirche" zu entmachen, von der man glaubt, dass sie über Gebühr Einfluss auf uns hätte. Stimmt aber ja nicht, denn niemand wird von den christlichen Kirchen bedrängt. Wer nichts damit zu tun haben will, kann es völlig problemlos aus seinem Leben streichen.


    Kann man vielleicht machen, birgt aber auch die Gefahr, dass wenig tolerante Glaubensrichtungen diejenigen für sich vereinnahmen, die neben ein paar moralischen Gedankengängen im Ethikunterricht auch auf der Suche nach Spirituellem sind, und die dann eher von religiösen Gruppierungen eingefangen werden, die nicht gerade für unsere Werte stehen. Solange es da um Buddhismus oder das Judentum oder andere unproblematische Sinnstifter geht - kein Problem. Die Gefahr ist aber groß, dass die Leute dann eher bei "Seelenverkäufern" wie den Zeugen Jehovas, Scientology, oder radikalem Islamismus landen.


    Gerade in Zeiten wie heute, wo z. B. die Wirtschaftskrise oft die Frage nach gesellschaftlichen Regeln etc. aufwirft, wo Menschen in der schnelllebigen Zeit nach dem Sinn des Lebens fragen, wo fast alles eher sachlich und wissenschaftlich begründet wird, bleiben Viele mit Sinnfragen "auf der Strecke". Die sähe ich dann lieber sonntags in die Kirche rennen und Kerzchen aufstellen, anstatt in einer Sauerlandzelle Bomben für Allah bauen...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Dass Glaubensgemeinschaften um Anhänger werben ist ihr gutes Recht und das machen ALLE Religionsgemeinschaften.


    Na das war ja knapp, ich wollte mich gerade schon aufregen, da war es auch schon geändert. Sehr diplomatisch.


    Es ändert trotzdem nichts: Du versuchst wortgewaltig für eine falsche Sache Partei zu ergreifen. Es finden sich immer Pseudoargumente und du vergisst, dass Angst das grundlegende Mittel zum eigenen Erhalt der Kirchen ist.

  • Ein Pflichtfach Ethikunterricht ist nichts anderes als linke Idelogie.Mann will alles Religiöes verdrängen. Das kann man einfach nicht wegdiskutierern. Es gibt kein einziges vernünfttiges Argument, welches für einen verpflichtenden Ethikunterricht spricht. Hohle Phrasen können da nicht überzeugen. Gegen einen freiwilligen Ethikuntericht ist nichts einzuwenden. Neben dem Recht auf Religionsfreiheit gehört auch das Recht der freien Wahl des Besuchs eines Ethikunterrichts. Zwangsbeglückung ist da fehl am Platz.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

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