[Berlin] Religions-/Ethikunterricht

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Ein Pflichtfach Religionsunterricht ist nichts anderes als christlich-sozialistische Ideologie. Man will alles Säkulare verdrängen (oder zumindest im Zaum halten). Das kann man einfach nicht wegdiskutieren (schon gar nicht in Bayern). Es gibt kein einziges vernünftiges Argument, welches für einen verpflichtenden Religionsunterricht spricht. Hohle Phrasen können da nicht überzeugen. Gegen einen freiwilligen Religionsuntericht ist nichts einzuwenden. Neben dem Recht auf Religionsfreiheit gehört auch das Recht der freien Wahl des Besuchs eines Religionsunterrichts. Zwangsbeglückung ist da fehl am Platz.




    P.S.: ;)


    Wer will denn jemand zum Besuch des Religionsunterichts zwingen? Es geht um Wahlfreiheit und nicht um Zwang.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Laßt doch diesen Quatsch wie "Miteinander ins Gespräch kommen"


    Genau, lassen wir diesen Quatsch. Verständigung der Kulturen ist sowieso unsinnig.
    Bayernpartei-Wähler?

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Zitat

    Original geschrieben von raix
    Genau, lassen wir diesen Quatsch. Verständigung der Kulturen ist sowieso unsinnig.
    Bayernpartei-Wähler?


    Nein, um miteinander ins Gespräch zu kommen, braucht mann kein Zwangsfach "Ethikunterricht" Bayern-Partei-Wähler bin ich nicht. Ich bin auf keine bestimmte Partei fixiert, sondern Wechselwähler, wobei ich zugegebenermaßen mit den Parteien, die uns mit ihren Ethik-Unterricht zwangsbeglücken wollen, nichts am Hut habe.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Wenn ich hier lese, was einige zum Thema Ethik von sich geben, dann rollen sich mir die Fußnägel auf.
    Ist es denn wirklich zu viel verlangt, sich erst mal mit einem Thema zu beschäftigen, ehe man seine Meinung rausrotzt?! :flop:


    Zum Thema: Ethik ist keine politische Richtung, sondern eine grundlegende Disziplin der Philosophie, in der es um Moral und (ganz praktisches) menschliches Handeln geht!
    Man braucht diese Disziplin auch z.B. in der Medizin, Naturwissenschaft und Politik, um Entscheidungen rational abzuwägen. (Ist also alles andere als Laberei!)
    Insofern hat Ethik eigentlich sehr viel mit dem Leben jedes Einzelnen zu tun. Nur merken es einige nicht (oder wollen es nicht merken).


    Ich wäre für einen kombinierten verpflichtenden Ethik-Religionsunterricht, wo gemeinsam über verschiedene(!) Religionsströmungen UND ethische Werte (abhängig und unabhängig von Religion) diskutiert wird. - Das muss sich doch nicht ausschließen und kann inhaltlich sehr spannend sein (mit einem motivierten Lehrer).



    PS: Bin gläubiger Christ und habe u.a. Philosophie auf Magister studiert. ;)

  • Das Ausmaß von Gewalt in der Familie und der Gesellschaft, Einhaltung der Menschenrechte, persönlichen Freiheiten, Toleranz, Diskriminierung usw. scheint mir keine positive Korrelation zum Ausmaß an religiöser Überzeugung in der Gesellschaft zu haben.


    Eher im Gegenteil. In überwiegend agnostischen Ländern wie Frankreich und Deutschland und generell in den wohlhabendsten Ländern Europas ist die diesbezügliche Situation aktuell besser als in den meisten stark religiösen Gegenden auf dem Planeten.


    Und das man keineswegs christlich/jüdisch geprägt sein muss um ein einigermaßen passables Zusammenleben in der Gesellschaft zu organisieren kann man etwa in Japan besichtigen.


    Ausschlaggebend sind wohl eher Demokratie und allgemeiner Wohlstand. U.a. deshalb denke ich das wir bestrebt sein sollten die Aufklärung voranzutreiben und keineswegs den Aberglauben in Form von Religion/Esoterik u.ä. fördern sollten.

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Es mag zwar ein wenig arrogant klingen, aber ich finde unsere Kultur, in denen unantastbare Menschenwürde, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Religions- und Meinungsfreiheit gegeben sind, besser und weiter entwickelt als die meisten anderen Wertesysteme in der Welt.


    Kannst du irgendwie untermauern, inwiefern das religiöse Errungenschaften waren? Wenn ich das nicht falsch verstanden habe, dann wurden solche Sachen wie Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und Co. gegen die Kirche erstritten und sind keinesfalls Werte auf religiösem Fundament!


    Hier mal ein Interview mit dem Religionskritiker Schmidt-Salomon, der auch auf solche Fragen eingeht:


    Vielen Menschen ist die Religion wichtig, weil sie Spielregeln schafft, Werte vertritt. Die Religion gilt als Rückgrat der Moral.


    Dieses Argument hört man oft, es ist aber empirisch falsch. Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Demokratie, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, das waren keine religiösen Werte, sondern Werte, die gegen die Religion erkämpft werden mussten. Und so landeten fast alle Vordenker der Demokratie und der Menschenrechte auf dem römischen Index der verbotenen Schriften. Wenn Sie sich die Enzykliken, Hirtenbriefe, Rundschreiben der Päpste angucken, so waren diese bis ins 20. Jahrhundert hinein gegen solche Werte gerichtet. Und sexuelle Selbstbestimmung beispielsweise ist für den Vatikan bis heute noch ein Fremdwort.


    Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass Menschen, die gläubig sind, mildtätiger sind, sozial engagierter als Menschen, die nicht an Gott glauben.


    Das stimmt, Religion hat eine Wirkung auf Menschen und führt tatsächlich dazu, dass die Kooperation innerhalb der Gruppe erhöht wird. Nur hat die Sache eine Kehrseite. Denn diese Kooperation innerhalb der eigenen Gruppe führt zu einer deutlichen Abgrenzung gegenüber den Menschen außerhalb der Gruppe. Und je kooperativer Gesellschaften sind, desto militanter sind die Konflikte, die durch sie geführt werden. Man kann sich dies etwa am islamischen Fundamentalismus veranschaulichen. Nehmen wir Osama bin Laden: Innerhalb seines Systems ist er ein Wohltäter. Man könnte fast Tränen der Rührung vergießen, wenn man liest, was er geschrieben hat. Er erscheint als großer Altruist. Als einer, der für Witwen und Waisen Millionen spendete, der ein Leben im Luxus für seine Gemeinschaft aufgeopfert hat. Selbstverständlich nehmen wir Westler ihn nicht als Wohltäter wahr, sondern als gefährlichen Terroristen, der er für uns ja auch ist, da wir seiner „in-group“ nicht angehören. Osama bin Laden ist insofern ein Musterbeispiel für Doppelmoral, die da lautet: Wir sind die Guten, ihr seid die Bösen, und wir werden mit Gottes Hilfe über euch triumphieren! Dieses religiöse Konzept hat in der Geschichte große Katastrophen heraufbeschworen, und das bis zum heutigen Tag.


    http://www.tagesspiegel.de/mag…/Evolution;art304,2765378

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Wer will denn jemand zum Besuch des Religionsunterichts zwingen? Es geht um Wahlfreiheit und nicht um Zwang.

    Du hast zwar mein komplettes Posting zitiert, aber offensichtlich gar nix gemerkt... was mich nicht wundert... Deshalb gerne nochmal:



    Den Verfechtern eines Pflichtfachs Religion geht es nur darum, alles unreligiöse aus dem öffentlichen Bewußtsein nach und nach zu verdrängen. Was 40 Jahre Ideologie in der erstmals koalierenden CSU in dieser Hinsicht bewirkt hat, das wissen wir ja. Nicht umsonst gibt es in Bayern so wenig Andersgläubige. Reiner Zufall ist das sicher nicht.



    Und wieder: P.S.: ;)

  • Achtung [small](nicht auf DUSAs Posting bezogen)[/small]:
    Ihr vermischt Kirche und Religion sowie Religions- und GlaubensUnterricht!


    Im Religionsunterricht soll *über* Religion(en) gelehrt werden. Glauben (das sagt eigentlich schon das Wort) kann man eh nicht lehren oder lernen; da spielen ganz andere Faktoren eine Rolle.


    Und dass im Namen der Religion immer schon viel Unfug gemacht und diese leider viel zu oft zu politischen Zwecken missbraucht wurde, sollte doch wohl auch klar sein?!

  • Ich glaube einer der Kernpunkte der Diskussion geht es um die irrige Ansicht, dass Religion einen alleinigen/besseren/Hoheitlichen/fundierteren Anspruch auf Moral oder Ethik hat. Das wird ja - für mich überraschenderweise - sogar von mind. einem selbst-deklarierten Atheisten in diesem Thread so gesehen. Wenn man sich aber mit den Texten der verschiedenen Religionen auseinandersetzt, dann muss man unweigerlich feststellen dass dem nicht so ist (bzw. nur mit "cherry-picking" so dargestellt werden kann) - es finden sich dort Dinge die passen zu unserem gesellschaftlichen Verständnis von Moral und Ethik, und es gibt eine Menge Dinge die man sicherlich als unmoralisch/unethisch bewerten würde (Genozid, Mord an Kindern, Rassismus). Allein das zeigt schon, dass gesellschaftliche Normen für Moral/Ethik nicht aus religiösen Quellen bezogen werden, sondern gesellschaftliche Konstrukte sind. Und daher auch in einem Ethik-Unterricht keinerlei Legitimationsproblem besteht, jedenfalls nicht mehr oder weniger als in einem Religionsunterricht. Letzterer könnte sich ja auch nur durch über Authoritäts-/Hörigkeitsargumentation über rationale/logische Grundlagen der Ethik hinaus legitimieren ("Es ist nunmal so gewollt"), aber wenn das tatsächlich der Mechanismus ist mit dem Werte vermitteln würde (passiert ja in D im Religionsunterricht glücklicherweise idR. ja nicht, jedenfalls nicht in dem Maße wie anderswo), dann bräuchte man sich nicht wundern, wenn die Leute dann plötzlich anderen Gurus/Sekten hinterherlaufen und deren Ansichten von Moral/Ethik ebenso bedingungslos akzeptieren und leben (mit allen negativen individuellen und gesamtgesellschaftlichen Folgen).


    Ich denke positiv ausgedrückt könnte man sagen, dass die Herleitung/Begründung von ethischen/moralischen Grundregeln eine (mindestens) ebenso bedeutsame Rolle in der Erziehung spielt, wie die effektiv vermittelten Werte. Und hierbei hat der Religionsunterricht keinerlei grundsätzlichen Vorteile vor dem Ethikunterricht. (Letztlich kann man sicherlich sagen, dass die Zielerreichung sehr viel stärker von der Qualität des Lehrers/Lehrmethode abhängt, als davon ob es sich um Religionsunterricht oder Ethikunterricht handelt).

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Zitat

    Original geschrieben von Elke2002
    Achtung [small](nicht auf DUSAs Posting bezogen)[/small]:
    Ihr vermischt Kirche und Religion sowie Religions- und GlaubensUnterricht!


    Im Religionsunterricht soll *über* Religion(en) gelehrt werden. Glauben (das sagt eigentlich schon das Wort) kann man eh nicht lehren oder lernen; da spielen ganz andere Faktoren eine Rolle.


    Wenn es wirklich nur um aufklärende neutrale Informationen über Religionen ginge wäre ein nach Konfessionen getrennter Religionsunterricht ab der 1ten Klasse unnötig. Das geht wohl besser im allgemeinen Ethikunterricht ab der 7. ten Klasse.

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