[Berlin] Religions-/Ethikunterricht


  • Wo gibt es denn in Deutschland eine Pflicht zur Religion? Nirgends! Dann schau mal ins Grundgesetz, dort steht was von Religionsfreiheit und nicht von Pflicht. Wer keiner Religionsgemeinschaft angehört, der braucht auch keinen Religionsunterricht besuchen. So ist das, was du da anführst, sind Nebelkerzen. Das es in Bayern nicht so viele Ateisten wie in den neuen Bundesländern gibt, das liegt daran, das hier das Religiöse nicht idelogisch behindert wird, wie das lange Zeit in der ehemaligen DDR der fall war. Die Sozialisten haben dort ganze Arbeit geleistet und ihr Ziel Religiöses auszurotten zwar nicht ganz aber doch zu großen Teilen erreicht

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von Zeus
    Wenn es wirklich nur um aufklärende neutrale Informationen über Religionen ginge wäre ein nach Konfessionen getrennter Religionsunterricht ab der 1ten Klasse unnötig. Das geht wohl besser im allgemeinen Ethikunterricht ab der 7. ten Klasse.


    Erst ab der 7. Klasse fände ich zu spät. Und völlig neutral kann kein Unterricht sein, da ein *Mensch* vorne steht. (Auch der Mathelehrer wird den Schülern - unbewusst - vermitteln wollen, dass Mathe etwas ganz Tolles ist. ;) )


    Aber ich meine, hier bei Vielen die Angst zu spüren, dass der Lehrer sagt "Nun glaub doch endlich, ..." und der Schüler es dann tatsächlich glaubt.
    Das kann aber imho nur funktionieren mit Sachen wie "... dass die Erde rund ist", nicht aber mit "... dass ein Gott existiert".

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    (...) Die Kritiker hier tun ja so, als wenn im Ethikunterricht nur "gelabert" wird mit "hohlen Phrasen". Dem ist aber nicht so. Vielmehr sollen hier alle Schüler ohne Ausnahme, egal mit welchem Hintergrund (Religion, Weltanschauung etc.) über Werte und Anschauungen diskutiern können.


    Mit welchem Ziel?


    Zitat aus der Bildzeitung: :(
    "Was lerne ich im Fach Ethik? (...“bla, bla“…) Ausdrücklich soll der Charakter der Kinder nicht beeinflusst werden."


    Wie soll das denn funktionieren?


    Ich weis nicht inwiefern diese Aussage in der Bild der Realität entspricht bzw. den gesetzlichen Vorgaben.
    Oder ist diese Aussage manipulativ, da ja der Anschein erweckt wird, im Fach Religion darf der Charakter beeinflusst werden.
    (Bitte keine Diskussion über die BZ).


    Es sollte an Schulen ein Fach geben, das unter anderem Moral und Menschlichkeit vermittelt. Wo der Charakter der Kinder positiv (mit) geprägt wird.
    Religion und Ethik scheinen dafür nicht geeignet!

    Ich erinnere mich an die Zukunft, aber in die Vergangenheit kann ich nicht sehen.

  • RAR: Ziel ist, sich mit sich und Anderen über die eigenen und anderen Ansichten auseinandersetzen zu können. "Lernziel" wäre also ein "Verständnis" allgemeiner Werte und deren praktische Anwendung. Das läßt sich natürlich nicht mit anderen Schulfächern vergleichen.


    Aber ist es nicht so, dass wir für das Leben und nicht für die Schule lernen sollten? Schule sollte eigentlich ein Ort der geistigen, ethischen und individuellen Entwicklung sein und nicht nur pures Wissen reindrücken à la Nürnberger Trichter, obwohl der "PISA-Schock" immer mehr in diese Richtung drängt... :rolleyes:


    Chefkoch85: Klar ist Religion per Gesetz freiwillig, aber in Bayern z.B. gesellschaftlich "erwünscht". Die gesellschaftliche Ausgrenzung dort ist viel höher, wenn du nicht irgendwo dem großen "C" anhängst.


    Und zu diesem Killerargument, dass in Berlin die Religion verdrängt werden soll, weil 40 Jahre Sozialismus etc. Unsinn! Wer Religionsunterricht haben will, bekommt ihn, hier in Berlin. Ohne Probleme! In einer eher atheistisch geprägten Gesellschaft hast du viel leichter Zugang zu Religionen als in einer religiös geprägten Gesellschaft den Weg aus den Religionen hinaus.

  • Zitat

    Original geschrieben von RAR
    Es sollte an Schulen ein Fach geben, das unter anderem Moral und Menschlichkeit vermittelt. Wo der Charakter der Kinder positiv (mit) geprägt wird.
    Religion und Ethik scheinen dafür nicht geeignet!


    Warum?


    [small](Und jetzt sage nicht, weil eine Zeitung, die für unsachliche Aussagen mehr als bekannt ist, das sagt, sondern begründe mal mit *Deinen* Argumenten und mit *Deinem* Wissen, wenn Du so eine Aussage aufstellst.) ;)[/small]

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
      RAR: Ziel ist, sich mit sich und Anderen über die eigenen und anderen Ansichten auseinandersetzen zu können. "Lernziel" wäre also ein "Verständnis" allgemeiner Werte und deren praktische Anwendung. Das läßt sich natürlich nicht mit anderen Schulfächern vergleichen.


    Und nach Deinem Verständnis ist dies nicht möglich, wenn es als Alternative zum Ethikunterricht eben Religionsunterricht gäbe?
    Demnach wäre z.B. mein gesamter Jahrgang und die Jahrgänge davor und einige Jahre danach in meinem gesamten Umfeld zu eben solchem nicht imstande. Denn sie hatten ja keinen Ethikunterricht.
    Ich glaube einfach, Du hast eine völlig falsche Vorstellung von Religionsunterricht.
    Wie meinst Du, läuft der ab?
    Meinst Du, da vorne steht ein Pfarrer, der die Schüler fragt:


    "In welchem Psalm sagt wer diese Worte ..... ?"


    So war das bei uns keinesfalls.
    Es ging durchaus um generelle Werte. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Im Gegenteil. Ein Großteil unseres Werte spiegelt sich in den Werten der christl. Religion wieder. Ich denke, das ist so ein Wechselspiel.
    Das heißt aber noch lange nicht, daß wir nicht kritisch über Dinge wie Sexualität, Verhütung, Abtreibung, Atheismus etc.pp. gesprochen hätten.


    Ich habe auch den Eindruck, so wie hier manche schreiben, das Säkulare soll total verdrängt werden, geht es vielen eher darum, alles religiöse und kirchlich-religiöse total zu verdrängen.


    Zitat

    In einer eher atheistisch geprägten Gesellschaft hast du viel leichter Zugang zu Religionen als in einer religiös geprägten Gesellschaft den Weg aus den Religionen hinaus.


    Da bin ich vollkommen anderer Meinung. Hindernisse beim Weg aus der Religion heraus ergeben sich meist aus einer strikten und intoleranten Erziehung und aus dem sozialen Umfeld. Solange wir hier nicht von Sekten sprechen und von ultrakonservativen Familien, sehe ich im Weg weg von der Kirche und dem Glauben (darauf hat eh keiner wirklich Einfluss, außer s.o.!) kein großes Problem.
    Aber in einer Gesellschaft, in der Religion keine Rolle spielt, ist sie diesen Menschen nur extrem schwer zu vermitteln. Was meinst Du, warum u.a. die Missionare in ihrem "Auftrag" zu teilweise drastischen Mitteln gegriffen haben?
    Das soll keine Legitimation sein, bitte nicht missverstehen!
    Aber auch hier sieht man doch schon an der Diskussion, wie groß das Unverständnis oder gar die Abwehrhaltung ist.
    Religion, Kirche etc. ist nichts, was jeder unbedingt zum Leben braucht (Arbeiten, essen, trinken, Urlaub, Spaß etc. sind nun mal oberflächlich und tatsächlich "wichtiger") und nichts, was mit Dingen daher kommt, die in der heutigen Zeit gut zu vermitteln sind. Zudem wird sie schlecht "vermarktet". Und von bestimmten Gruppen eben auch mit einem Makel versehen.
    So wird denen, die sich eventuell (!) für Religion etc. interessieren könnten, gleich suggeriert: "Laß die Finger von diesen Irren, die betreiben nur Hirnwäsche mit Dir oder bestenfalls wirst Du zum Nerd, zum Spießer, so wie die alle sind!".


    Gegen Ethikunterricht ist imho rein gar nichts einzuwenden, wenn er nicht hingeht, die Teilnehmer komplett verwirrt und ihn keine Lösungen und Wege aufzeigt, wie man seinen Wertehorizont einordnen kann. Und das MUSS definitiv nicht im Rahmen der Religion sein.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

  • Ach Jochen, wir drehen uns bei der Argumentation im Kreis. Natürlich kann auch der Religionsunterricht Werte vermitteln. Ich lehne nicht den Religionsunterricht per se ab, sondern nur die Idee von ProReli, dass kein gemeinsamer Unterricht mehr stattfinden soll. Ethik- und Religionsunterricht, nicht oder sollte die Lösung sein. Und so ist es ja in Berlin auch, weswegen ich die Show von ProReli "es geht um Freiheit" etc. übertrieben finde. Jeder darf zum Religionsunterricht gehen, das finde ich ja auch richtig, aber er sollte auch einen gemeinsamen Werteunterricht besuchen, damit nicht nur jede/r sein/ihr Süppchen kocht.


    BTW bin ich selber auch jahrelang in den evangelischen Religionsunterricht gegangen und fand den ganz nett. Ich hatte nur ein Problem damit, dass meinen Eltern von Anfang an gesagt wurde, dass ich als Ungetaufter später im Leben viele Probleme bekommen werde. Komischerweise machen da nur die, die eine etwas eingeschränkte Auffassung vom christlichen Glauben haben, Probleme (habe ich ja weiter oben schon erwähnt). Ich selber habe selbst gewählt und bin mit meiner, wenn man es so nennen mag, "Glaubensrichtung" sehr zufrieden, auch wenn sie nicht (oder sehr sehr selten) an der Schule als Unterricht gelehrt wird (wäre aber schön, wenn). Und die hat auch eine sehr lange Tradition... ;) Sie vermittelt sogar Werte, ohne auf "Gott" zurück greifen zu müssen!

  • Zitat

    Original geschrieben von Elke2002
    Warum?


    Um zum Beispiel eventuelle Defizite aus dem Elternhaus bzw. dem sozialen Umfeld zu kompensieren.

    Ich erinnere mich an die Zukunft, aber in die Vergangenheit kann ich nicht sehen.


  • Der einzige Fehler in diesem Text ist, daß hier wieder Kirche mit Religion gleichgesetzt wird. Das die Kirche als Institution schon mehrfach gegen die selbst Aufgestellten Regeln verstoßen hat, ist bekannt und hier schon mehrmals zum Ausdruck gekommen. Daß darf aber nicht mit der Religion an sich gleichgesetzt werden.

    **** Commodore 64 Basic V2 ****
    64K RAM System 38911 Basic Bytes Free
    READY.

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    Ethik- und Religionsunterricht, nicht oder sollte die Lösung sein.


    Demnach gehen alle, die in den Etikunterricht gehen, auch in den Religionsunterricht?
    Wie gut ist denn der Religionsunterricht besucht?
    Wie ist das in anderen Bundesländern, wo auch "strikt getrennt" wird? Gibt es da ein Problem zwischen den beiden Gruppen? Tauschen die sich untereinander nicht aus?
    Kurioserweise fand, als ich in der Schule war, der größte Austausch auf dem Schulhof und in der Freizeit statt, jedenfalls zwischen Schülern.


    Aber ich denke, das

    Zitat

    Sie vermittelt sogar Werte, ohne auf "Gott" zurück greifen zu müssen!

    sagt einfach sehr viel darüber, wie intolerant Du über Gläubige denkst. Und nicht nur Du, denn das drücken ja sehr viele hier im Thread aus.


    Die Intoleranz, die sie Gläubigen vorwerfen, leben sie selbst, nur darf man ihnen den Vorwurf nicht machen.


    Sie sagen: "Ihr braucht Gott als Rechtfertigung, wir kriegen das auch ohne hin!".
    Was man damit unterstellt und impliziert, dürfte damit klar geworden sein.


    Man kann gerne nicht glauben, damit habe ich 0,0 Probleme. Ich beurteile einen Menschen nicht danach, ob er glaubt oder nicht. Aber ich finde es nicht gut, wenn man Gläubigen solche Dinge unterstellt wie das Gott nur ein Hilfsmittel für alle ist, die nicht intelligent genug sind oder nicht genügend Fantasie besitzen.
    Oder gar die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben.


    Und genau das kommt mir eben bei den Gegner des Religionsunterrichts allzu oft entgegen. Ich habe den Eindruck, es geht nicht darum, den Dialog zu fördern bzw. nicht zu unterdrücken, sondern darum, eben das Religiöse als Form der Ethik auszuschliessen.
    Und das tut man ganz praktisch, wenn man Schülern Religion nur als "Da mußt Du dann auch noch hin, wenn Du was davon mitbekommen willst!" madig macht.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

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