Kriegen wir die D-Mark zurück?-Diskussions-Thread

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    China ist einer der größten Exporteure, weil sie Ihre eigene Währung bisher stets massiv unterbewerten - so wie wir jetzt auch.

    Fuehrt aber nur dazu das zwar die Wirtschaft boomt und die Oberschicht immer reicher wird - aber die Bevoelkerung bleibt arm :(


    Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    Mit einem abgewerteten Euro schon eher, denn dadurch wird die Entlohnung der Ware 'Arbeitskraft aus EU auf dem Weltmarkt billiger

    Die Frage ist aber ob wir das wirklich wollen - so enden wie China


    Besser waere es wohl eine ausgeglichene Handeslbilanz zu haben, also Binnenwirtschaft beleben. ;)


  • Nun ja, im Gegensatz zu Frau Merkel und ihrem "KanzlerInnen-Wahlverein" traut man sich in der AfD immerhin auch mal recht deutliche Worte zu wählen. Die AfD-Europa-Abgeordnete von Storch nannte Herrn Draghi einen "Verbrecher", der eine "asoziale" Politik betreibe. Weiterhin: "Er hat soeben in Frankfurt angekündigt, die Märkte mit mehr als einer Billion Euro zu fluten. Vermögende werden noch vermögender. Arme werden ärmer. Umverteilung von unten nach oben wie noch nie in der Geschichte."

  • Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    Fuehrt aber nur dazu das zwar die Wirtschaft boomt und die Oberschicht immer reicher wird - aber die Bevoelkerung bleibt arm :(

    Irgend jemandem muss man schon etwas wegnehmen, wenn ein anderer reicher werden soll.
    ...oder wie es ein Börsianer mal so schön umschrieb:
    Dein Geld ist nicht weg - sondern nur in einer anderen Tasche ;(

    Zitat

    Die Frage ist aber ob wir das wirklich wollen - so enden wie China


    Die Frage wird Dir keiner stellen :o

    Zitat

    Besser waere es wohl eine ausgeglichene Handeslbilanz zu haben, also Binnenwirtschaft beleben. ;)

    Globalisierung kann man nicht zurückdrehen - auch nicht die AfD ;)
    Mittlerweile gehört 70% der deutschen Wirtschaft ausländischen Investoren, die natürlich kein Interesse daran haben.


    Eine ausgeglichene Handelsbilanz würde zudem das Wachstum in DE weit unter Null drücken, weil wir nicht in der Lage wären, soviel zu konsumieren, wie derzeit in alle Welt verkauft wird. Ein Spaßvogel hat mal ausgerechnet, dass wir allein bei VW alle 7 Monate ein neues Auto kaufen müssten ;)


    Ohne Wachstum können jedoch Schulden nicht bedienen werden... und nur durch Schulden gibt's Zinsen/Rendite.
    Vereinfachend: Wachstumsrate + Inflationsrate = erzielbarer Zins/Rendite
    Da statt des '=' durch (Finanz-) Blasen etc ein '<' entsteht, muss die Wertdifferenz immer wieder ausgeglichen werden.


    Das Problem bei Zins/Rendite ist, dass sich solche Wertdifferenzen dummerweise potentiell akkumulieren (Zinseszins-Prinzip). Die Spirale wird also immer schneller.
    Zur Erinnerung: Nach der 'Lehmann-Pleite' reichten noch ein paar hundert Miliarden - jetzt ist es eine Potenz mehr :cool:
    ...aber das ist nunmal die Basis unseres Wirtschaftssystems.

  • Die Verfahrensweise der EZB ist de facto nichts anderes als die Einführung einer Vermögenssteuer durch die Hintertür.


    Die für ihre Altersvorsorge Sparenden verlieren durch Zinssätze unterhalb der Inflationsrate Geld ... zugunsten von (Pleite-)Staaten, die sich dadurch fast zum Nulltarif refinanzieren können (und so ihre Ausgaben reduzieren).


    Wie war das noch mal? Die EZB mischt sich in die Realpolitik nicht ein?


    Das ist die Frage, wenn sie Sparer (langsam) enteignet, um die Haushalte der Euro-Staaten zu entlasten.


    Und noch schlimmer:
    Für die unterhalb der Inflationsrate liegenden Zinsen (die zum schleichenden Vermögensverlust führen) darf der Sparer dann auch noch Kapitalertrags- resp. Einkommensteuer zahlen. :mad:


  • Hallo Frank,


    ich muß Dir leider widersprechen, die EZB-Politik hat doch eine etwas differenziertere Wirkung. Für die Besitzer nomineller Vermögenswerte, d.h. für den typischen Kleinsparer mit einem Spar-, Festgeld- oder Tagesgeldkonto ist Wirkung tatsächlich so, wie von Dir beschrieben, die Nominalverzinsung wird tendenziell noch weiter gegen null (oder gar darunter) getrieben, die Inflationsrate tendenziell erhöht. Die hieraus resultiernde negative Realverzinsung hat tatsächlich eine ähnlich expropriative Wirkung wie eine Vermögenssteuer.
    Ganz anders sieht die Rechnung aber für die Besitzer von Realvermögen (Aktien, Immobilien, Gold etc.) aus. Hier führt die tendenziell zinssenkende expansive Geldpolitik der EZB zu Wertsteigerungen, die deutlich oberhalb der (anvisierten) Steigerung der Inflationsrate liegen (wirf einmal einen Blick auf die Dax-Entwicklung der letzten Tage). De facto hat die gegenwärtige Politik der EZB aber sogar drei primäre distributive Wirkungen:


    1. Es kommt auf europäischer Ebene zu einer Umverteilung der Risiken weg von den Ländern des Olivengürtels hin zu den finanzpolitisch (etwas) seriöseren Ländern Nord- und Osteuropas. Mittel- bis langfristig ist absehbar, daß es nicht nur bei der Umverteilung von Risiken bleiben wird, sondern daß es de facto zur Umverteilung von Lasten kommen wird, da Länder wie Griechenland, Italien, Spanien und wohl auch Frankreich ihre Schuldenlast nicht alleine werden stemmen können. D.h. der deutsche Steuerzahler wird irgendwann via EZB-Bilanz für italienische Staatsschulden aufkommen müssen.


    2. Es kommt - wie oben bereits angedeutet - in allen europäischen Ländern zu einer Umverteilung von unten nach oben. Der "kleine Mann" verfügt in der Regel über Vermögenswerte auf nomineller Basis (Sparbuch, Tagesgeldkonto aber letztlich natürlich auch Rentenansprüche), die von der EZB entwertet werden, während sich das Realvermögen (Aktien, Unternehmen, Immobilien) eher in den Händen der Wohlhabenden konzentriert, die von der EZB-Politik profitieren.


    3. Es kommt in allen europäischen Ländern zu einer Umverteilung zu Ungunsten der Privaten und zu Gunsten der Staaten. Jede inflatorische Politik entwertet die Staatschulden genauso wie das Vermögen der Privaten, die sich ja geradezu spiegelbildlich zueinander verhalten.


    Fazit: Der große Verlierer der EZB-Politik ist der nordeuropäische Kleinsparer, der große Gewinner ist der südeuropäische Vermögensmilliardär. Mr. Draghi from Goldman-Sachs läßt schön grüßen.

  • Zitat

    Original geschrieben von schmidt3
    ...
    Fazit: Der große Verlierer der EZB-Politik ist der nordeuropäische Kleinsparer, ...


    Das halte ich so nicht für richtig.


    Ich war vom (existenziell wichtigen) Sparen für die Altersvorsorge ausgegangen. In dieser Sparte liegen nicht nur Kleinbeträge auf den Vorsorgekonten. Und anders als in den USA setzen Deutsche in Sachen Altersvorsorge zu einem nicht unerheblichen Anteil auf das klassische Versicherungs- oder gar Banksparen. Weil Versicherungen lediglich zu einem kleineren Teil in Aktien investieren (dürfen), schrumpfen gerade die von unserer Regierung empfohlenen kapitalgedeckten Renten (Riester etc.) mächtig zusammen.


    Für den zur Altersvorsorge bestimmten Teil meines Vermögens nutze auch ich die klassische Lebens-/Rentenversicherung. Während ich noch von einem passablen Garantiezins profitiere (der eigentlich bei weitem überschritten werden sollte), ist das heute nicht mehr so. Und in meiner Einstellung in Sachen Altersvorsorge (mit Tendenz zur Sicherheit) stehe ich sicher nicht allein da.


    Es sind also mitnichten nur Kleinsparer betroffen, sondern ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung, dem von der Bundesregierung über Jahre hinweg die zwingende Notwendigkeit und die manifesten Vorteile eines kapitalgedeckten Rentensystems gepredigt wurden. Und dieser Bevölkerungsteil wird zugunsten der staatlichen Haushalte nun schleichend enteignet.



    Edit:
    Dass reiche Bürger und Unternehmen zu den Gewinnern der EZB-Geldpolitik gehören, habe ich nicht bestritten. Obwohl deren Vermögen immens ist, sammelt es sich absolut gesehen jedoch nur bei einer recht kleinen Zahl von Begünstigten (zu denen auch hier nur die Wenigsten gehören werden). Diesen kleinen Teil (wenn auch mit großer Wirkung) habe ich bei meiner Gesamtbetrachtung daher als zu vernachlässigend außer Acht gelassen. ;)


  • Wir scheinen uns schlichtweg mißzuverstehen. Was Du schreibst, deckt sich doch zu 100% mit meiner Aussage. Die Vermögensbildung der meisten "kleinen Sparer" hängt primär an nominellen Titeln. Da ist es letztlich gänzlich irrelevant, ob irgendwelche Finanzintermediäre wie Banken oder Versicherungen zwischengeschaltet werden. Der deutsche Durchschnittssparer profitiert von einem EZB-generierten Aktienboom eben nicht, verliert aber durch Zinssenkungen und durch eine Steigerung der Inflationsrate.

  • Dann haben wir uns in der Tat missverstanden - der Begriff "Kleisparer" verleitete dazu. ;)


    Im übrigen:
    Auch die Mitglieder der Versorgungswerke (Anwälte, Ärzte) werden noch staunen, was die Geldpolitik aus ihrer Versorgung macht. Auch sie sind keine Kleinsparer, fließen doch häufig bis zu vierstellige Beträge je Mitglied und Monat in die Kassen der Versorgungswerke. Und anders als die gesetzliche Rentenversicherung fußen die Versorgungswerke komplett auf einem kapitalgedeckten System.


    Mit viel Pech könnten Versorgungswerke sogar kollabieren. Denn unabwendbare Leistungen an Altmitglieder könnten schlimmstenfalls einen Eingriff in den Kapitalstock erfordern. Und anders als die GKV sind Versorgungswerke insolvenzfähig. Käme es zu einer Insolvenz (was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist), hätte sich sogar ein merklicher Teil des eingezahlten Kapitals in Luft aufgelöst. Denn eine Kapitalgarantie (wie bei Spareinlagen) existiert für Versorgungswerke m.W. nicht.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Dann haben wir uns in der Tat missverstanden - der Begriff "Kleisparer" verleitete dazu. ;)


    Der Fehler lag wohl bei mir. Unter dem Begriff "Kleinsparer" subsummierte ich diejenigen, die keinen nennenswerten Teil ihres Vermögens in Aktien, Unternehmensbeteiligungen oder Immobilienfonds investiert haben. Das mag nicht immer mit der Höhe des Vermögens zu tun haben. In Deutschland aber jedenfalls scheint es eine nicht geringe Korrelation zwischen der Vermögenshöhe und der Vermögensstruktur zu geben.
    Insofern: Differenzen nur in der Terminologie, nicht in der Sache. ;)

  • Genau so ist es. Eine private Altersvorsorge ist eben keine sichere Vorsorge fürs Alter. Es ist deshalb grundfalsch das die Politik das Niveau der gesetzlichen Rente absenkt und private Vorsorge als Ausgleich empfiehlt. Da wäre es auf jeden Fall besser wenn jeder ein paar Prozentpunkte mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müßte statt das Geld in eine private Altersvorsorge zu investieren. Im Gegenzug gibt es dann ein entsprechendes höheres Rentenniveau. Genau dies sagte auch Norbert Blüm mal in einer Fernsehdiskussion. Ich finde bei diesen Punkt hat er Recht.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

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