Kriegen wir die D-Mark zurück?-Diskussions-Thread


  • Das trifft es auf den Punkt!


    Zitat

    Original geschrieben von frank aus wedau
    Ich war vom (existenziell wichtigen) Sparen für die Altersvorsorge ausgegangen. In dieser Sparte liegen nicht nur Kleinbeträge auf den Vorsorgekonten. Und anders als in den USA setzen Deutsche in Sachen Altersvorsorge zu einem nicht unerheblichen Anteil auf das klassische Versicherungs- oder gar Banksparen. Weil Versicherungen lediglich zu einem kleineren Teil in Aktien investieren (dürfen), schrumpfen gerade die von unserer Regierung empfohlenen kapitalgedeckten Renten (Riester etc.) mächtig zusammen.


    Wegen der Altersvorsorge mache ich mir jetzt keine Sorgen, das ist erstens noch mindestens 35 Jahre weg, und zweitens bin ich dann eh alt. Das ist mir momentan eigentlich relativ egal.


    Worueber ich mir am meisten Sorgen mache, ist das das in den naechsten 5-15 Jahren sein wird. Da fuerchte ich das wir da wesentlich schlechter dastehen als heute.


    Zitat

    Original geschrieben von frank aus wedau
    Der Fehler lag wohl bei mir. Unter dem Begriff "Kleinsparer" subsummierte ich diejenigen, die keinen nennenswerten Teil ihres Vermögens in Aktien, Unternehmensbeteiligungen oder Immobilienfonds investiert haben.


    Also theoretisch koennte man auch als "Kleinsparer" mit nur so ~25.000€ Vermoegen durchaus eine Stratgie fahren wie: 60% Aktien und Fonds, 20% Zertifikate und Optionen, 20% Sichere Anlagen - nur muesste man sich trauen ;)


    Aber in der Realitaet sieht es dann eher so aus: 70% Sichere Anlagen (Bausparvertrag und Tagesgeldkonto), 30% Aktien und Fonds, 0% Zertifikate und Optionen - weil man eben kein uebermaessig grosses Risiko eingehen will und sich nicht traut :confused:

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Genau so ist es. Eine private Altersvorsorge ist eben keine sichere Vorsorge fürs Alter. Es ist deshalb grundfalsch das die Politik das Niveau der gesetzlichen Rente absenkt und private Vorsorge als Ausgleich empfiehlt. Da wäre es auf jeden Fall besser wenn jeder ein paar Prozentpunkte mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müßte statt das Geld in eine private Altersvorsorge zu investieren. Im Gegenzug gibt es dann ein entsprechendes höheres Rentenniveau. Genau dies sagte auch Norbert Blüm mal in einer Fernsehdiskussion. Ich finde bei diesen Punkt hat er Recht.


    Ich war früher ebenfalls der Meinung, dass die Menschen sich stärker selbst um die Altersvorsorge kümmern sollten, habe da aber meine Meinung beinahe komplett geändert - nicht nur wegen der gegenwärtig schwierigen Situation der privaten Rentenversicherer und der Niedrigzinspolitik, sondern vor allem, weil viele Menschen mit dieser privaten Vorsorge aus vielen Gründen einfach überfordert sind. Bei der Rente ist eine solide und stabile staatliche Absicherung nötig.

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Eine private Altersvorsorge ist eben keine sichere Vorsorge fürs Alter.


    Und eine staatliche Altersvorsorge in EURO ist es auch nicht (mehr).
    Denn diese Währung wird nun schön weginflationiert.


    Anders formuliert: Eine staatliche Altersvorsorge (Rente, Pension) kann als “absolut sicher” gelten, wenn man dem Staat “absolut vertraut”.
    Die jüngere Vergangenheit zeigt aber, dass man das nicht kann oder sollte.


    Das Problem ist, dass man beim staatlichen Rentensystem nicht einfach “gehen” kann, sein Kapital mitnehmen kann, wenn die Währung entwertet wird.


    Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Da wäre es auf jeden Fall besser wenn jeder ein paar Prozentpunkte mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müßte statt das Geld in eine private Altersvorsorge zu investieren. Im Gegenzug gibt es dann ein entsprechendes höheres Rentenniveau.


    Was bitte ist an einem höheren Rentenniveau gesellschaftlich erstrebenswert?
    Warum willst du den Leuten die Entscheidungsfreiheit wegnehmen?


    Meines Erachtens soll der Staat einfach eine Grundsicherung im Alter organisieren.
    Und sich ansonsten aus der Altersversorgung einfach raushalten (d.h., auch nicht irgendwelche privaten Rentenmodelle fördern).

  • Zitat

    Original geschrieben von Applied
    ...
    Meines Erachtens soll der Staat einfach eine Grundsicherung im Alter organisieren.
    Und sich ansonsten aus der Altersversorgung einfach raushalten ...


    In Engeland kannst Du hautnah erleben, wohin das führt!


    Nein danke. :flop:

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    In Engeland kannst Du hautnah erleben, wohin das führt!


    Was meinst du genau?


    Was genau ist das Problem, wenn man die Leute selbst bzgl. überobligatorischer (und grundsichernder) Vorsorge entscheiden lässt?

  • Das Problem liegt darin, dass sich einfache Rentner in harten Wintern entscheiden müssen, ob sie essen oder heizen wollen. Jeden Winter erfrieren englische Rentenempfänger, weil die dortige Einheitsrente für beides nicht immer reicht.


    Um die Lage nicht eskalieren zu lassen, gewährt die englische Regierung in besonders kalten Wintern eine sog. Kohlebeihilfe. So wird die Zahl der Opfer des englischen Rentensystems im Rahmen gehalten (jedenfalls gab es diese Beihilfe zu Zeiten, in denen ich noch regelmäßig zu Gast in GB war).



    Edit:
    Schau mal [URL=Der höchste Betrag, den Männer nach 44 Jahren und Frauen nach 39 Jahren Erwerbstätigkeit erhalten können, liegt bei 79,60 Pfund pro Woche, etwas über 100 Euro.]hier[/URL].


    Zitat:
    "Der höchste Betrag, den Männer nach 44 Jahren und Frauen nach 39 Jahren Erwerbstätigkeit erhalten können, liegt bei 79,60 Pfund pro Woche, etwas über 100 Euro."


    Das sind monatlich etwa 430,- € von denen der englische Rentner alle Ausgaben bestreiten muss - auch die Unterkunftskosten (Wohnung). Wer das Preisniveau in GB kennt, kann sich schon so ausmalen, wie der einfache Rentner dort lebt (ohne es selbst gesehen zu haben).


    Betriebsrenten sind (noch) nicht die Regel und für eine private Zusatzvorsorge fehlt einfachen Arbeitnehmern oft das Geld. Das Zauberwort in England heißt "Charity" und realisiert sich etwa in Suppenküchen der Heilsarmee.


    Die im Artikel erwähnte Additional State Pension ist mir (bisher) nicht bekannt. Meine Verwandtschaft lebte jedenfalls ausschließlich von privaten Rücklagen und der Grundrente. Glücklicherweise hatten sie die Möglichkeit, erhebliche Rücklagen zu bilden. Die hat aber bei Weitem nicht jeder.


    Das möchtest Du auch in Deutschland haben?



    Edit:
    Ich habe gerade mal nach der Additional State Pension gegoogelt. Vom Charakter her ist sie eine Zusatzrente gegen Zusatzbeitrag - also eine (nur) freiwillige Zusatzversorgung unter staatlichem Dach (anders als in D, wo der AN auf private Versicherer zurückgreifen muss).


    Neues zur Betriebsrente:
    Ab dem 1.4. 2012 regelt eine neue Gesetzgebung für die betriebliche Rentenversicherung, dass jedes Unternehmen diese anzubieten hat und die Versicherung obligatorisch wird. Ab diesem Zeitpunkt müssen für jeden Arbeitnehmer mindestens 3% des Lohns in einen Pensionsfonds eingezahlt werden. Davon trägt der Arbeitgeber 1,5%.


    Reich macht die englische Form der Betriebsrente also auch nicht gerade. Von der Rentenhöhe wird sie noch am Ehesten mit der Riesterrente vergleichbar sein (4% des EK).



    Aktuell wird in England der wesentliche Teil der Rentner noch mit der staatlichen Rente i.H.v. max. 430,- € p.M. auskommen müssen. Die jetzt verpflichtende Betriebsrente (zum Beitrag von 3% des EK) wird erst in einer Generation voll zum tragen kommen - was immer "voll" dann auch heißen mag.

  • Ich bleibe dabei, die gesetzliche Rentenversicherung ist die beste und sicherste Altersvorsorge. Die Rentenversicherung hat 2 Weltkriege überlebt. Geldvermögen, Lebensversicherungen usw. waren praktisch nach den beiden Währungsreformen wertlos, nur
    die gesetzliche Rente sicherte nach dem 2. Weltkrieg der älteren Generation ein ausreichendes Einkommen. Falsch ist nur das
    Rentennieveau auf unter 50 Prozent abzusenken. 60 Prozent sollte absolute Untergrenze bei der gesetzlichen Rente sein. Diese
    falsche Rentenpolitik wie sie seit ca. 15 Jahren gefahren wird haben unsere Altparteien Union, SPD, Grüne und FDP zu verantworten.
    Hier muß die Politik umdenken, mit privater altersvorsorge setzt man auf das falsche Pferd. Die sollten alle in dieser Hinsicht die Ratschläge von (Querdenker) Norbert Blüm befolgen.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • bernbayer siehe dazu wikipedia :

    Zitat

    Historische finanzielle Probleme
    Das nur auf Ansparen gegründete System konnte nicht lange durchgehalten werden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Reserven durch die darauf folgende Hyperinflation weitgehend entwertet. So war das Reinvermögen der Deutschen Rentenbank von 2,12 Mrd. Mark (im Jahre 1914) binnen eines Jahrzehnts auf einen Rest von nur noch 14,6 % dieser Summe zusammengeschmolzen. Bereits damals begann man, in gewissem Umfang Rentenzahlungen aus eingehenden Beiträgen zu finanzieren, und der Staat half mit Steuermitteln aus. Dennoch waren massive Leistungskürzungen, insbesondere infolge der Weltwirtschaftskrise (1929–1933), unvermeidlich. Die gesetzliche Rentenversicherung war weit davon entfernt, den vorherigen Lebensstandard im Alter zu garantieren, sondern kaum mehr als ein kleines Zubrot. Hauptsächliche Quelle von Alterseinkünften waren mehr denn je Leistungen der eigenen Kinder oder aber, im äußersten Notfall, der staatlichen Fürsorge. Während der NS-Zeit wurden sogar Mittel aus den Sozialsystemen für andere Projekte (insbesondere die Rüstung) zweckentfremdet. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das System zunächst beibehalten. Die Rente hatte damals weitgehend Unterstützungsfunktion und wurde – mangels Rücklagen – bis zu 50 % aus Steuermitteln finanziert.


    Mir war aufgefallen dass dein Beitrag zu ungefähr 100% der Aussagen die es bei uns im Studium gab widerspricht. Der wikipedia Eintrag geht so grob in die Richtung was ich in Erinnerung hatte.
    => Vorteil bei einer privaten Vorsorge ist das jeder einzelne entscheiden kann was er für die beste Vorsorge hält (z.B. Inflationsschutz durch Aktien o.ä. .
    Bei einer staatlichen Vorsorge bestehen so viele staatlichen Probleme (das Geld ist z.B. für den Staat sinnvoller in die gegenwärtigen Rentenempfänger, Infrastruktur usw. zu investieren als in "sinnvolle" Geldanlagen) dass das eingezahlte Geld im Zweifel (und heute auch defakto) einfach weg ist und man somit Geld ausgibt in der Hoffnung mehr oder weniger zurück zu bekommen.


    Das eine staatliche Rente wenn man sie neu aufsetzen würde ganz anders aussehen könnte ist klar aber wie soll man das einfach so umstellen? (also womit sollen die heutigen Rentner finanziert werden wenn nicht durch das Geld der arbeitenden?)

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Edit:
    Schau mal [URL=Der höchste Betrag, den Männer nach 44 Jahren und Frauen nach 39 Jahren Erwerbstätigkeit erhalten können, liegt bei 79,60 Pfund pro Woche, etwas über 100 Euro.]hier[/URL].


    Link funktioniert nicht.
    Nehme an, du meinst: http://www.england-seiten.de/S…ltersvorsorge-England.php
    Denn genau da und nur da findet man das Zitat ja.


    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Der höchste Betrag, den Männer nach 44 Jahren und Frauen nach 39 Jahren Erwerbstätigkeit erhalten können, liegt bei 79,60 Pfund pro Woche, etwas über 100 Euro.


    Diese Aussage dürfte schlicht falsch, da veraltet sein:


    https://www.gov.uk/state-pension/eligibility


    Mittlerweile beträgt die Beitragszeit nur noch 30 Jahre - auf der anderen Seite wurden die Renten auf 113GBP / Woche erhöht und wird jedes Jahr um mindestens 2.5% angepasst. Für Neurentner ab April 2016 sind’s übrigens (nach einem neuen System, Höhe noch genau zu bestimmen) mindestens um die umgerechnet 850 EUR/Monat:


    https://www.gov.uk/new-state-pension


    Kurz: Die Briten nähern sich des Niveaus der Grundsicherung an.


    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Das möchtest Du auch in Deutschland haben?


    Im Prinzip ja: Eine Rente auf Sozialhilfe-Niveau.
    Sollte halt kostendeckend für den Haushalt sein (über den genauen Betrag kann man diskutieren, oder wie bzgl. UK bisher daran zweifeln).


    Dafür Abgaben runter, mehr vom Netto haben - und den Leuten die Entscheidungsfreiheit lassen. Von mir aus soll der Staat einen gewissen Zusatzeinkauf in die staatlich garantierte Rente ermöglichen, für die, die’s mögen. Aber bitte nach der Prämisse “Keep it simple!”, nicht so einen komplizierten Riester- etc. Murks als Fördermassnahme für die Versicherungswirtschaft.


    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    für eine private Zusatzvorsorge fehlt einfachen Arbeitnehmern oft das Geld.


    Sind wir ehrlich: Das Argument wird es doch immer geben, unabhängig von der Einkommenshöhe.


    Wenn der Staat es zwangsweise einkassieren würde (über Steuern/Beiträge/Abgaben), dann wäre das Geld bei vielen da.
    Wenn sie auf Saufen, neue Flachbildschirm-TVs und teure Urlaube verzichteten, dann auch.


    Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Ich bleibe dabei, die gesetzliche Rentenversicherung ist die beste und sicherste Altersvorsorge. Die Rentenversicherung hat 2 Weltkriege überlebt. Geldvermögen, Lebensversicherungen usw. waren praktisch nach den beiden Währungsreformen wertlos, nur die gesetzliche Rente sicherte nach dem 2. Weltkrieg der älteren Generation ein ausreichendes Einkommen.


    Von “überlebt” kann keine Rede sein. Man hat nach den Währungsreformen den alten Menschen halt Renten ausbezahlt nach neuer Währung - weil man das so wollte. Aber das war de facto eine einfache Form der Umlagefinanzierung, mehr nicht.


    Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Falsch ist nur das Rentennieveau auf unter 50 Prozent abzusenken. 60 Prozent sollte absolute Untergrenze bei der gesetzlichen Rente sein. Diese falsche Rentenpolitik wie sie seit ca. 15 Jahren gefahren


    Warum um alles in der Welt “müssen” es überhaupt Prozent vom durchschnittlichen Einkommen sein?
    Und warum muss das Rentenniveau abhängig von den früheren Beiträgen sein?
    D.h., warum muss jemand mit höherem Erwerbseinkommen höhere Beiträge einzahlen und bekommt dann auch mehr Rente?
    Warum orientiert man sich nicht einfach für alle am Existenzminimum und gut ist?


    Ich meine… warum soll nicht jemand in jungen Jahren eine grössere Konsumpräferenz haben?

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!