Unfall mit Firmenwagen - einige kleine Geschichte mit speziellen Fragen

  • Zitat

    Original geschrieben von Seadart
    Also ich sehe das so.....im Prinzip ist es doch egal ob er den Schaden von der Versicherung beheben lässt oder auch nicht....es ist eigentlich auch egal ob er den schaden überhaupt beheben lässt! Ein schaden ist so oder so für deinen Chef entstanden und da dieser höher ist als 300 Euro sehe ich auch keinen Grund warum du deine vertraglichen Pflichten nicht einhalten solltest!


    Ja, auf den ersten Blick hast Du sicher Recht und ich kann Deine Argumentation auch verstehen, wie ich weiter oben auch schon angedeutet habe.


    Auf der anderen Seite geht es hier allerdings um zwingendes Recht, das er mit vertraglichem Recht nicht so einfach umgehen kann.
    Man kann in seine Verträge schreiben, was man möchte - genauso wie auch in den AGB. Das letztere nicht unbedingt wirksam sein müssen, zeigt auch §305 ff BGB.
    Wenn es nun mal so geregelt ist, dass der AG nur dann vom AN eine Selbstbeteiligung verlangen kann, wenn der Schaden auch durch die Vollkasko reguliert worden ist, dann wird das auch seinen Grund haben. Die Frage ist nur, ob das auch tatsächlich so ist.



    Zitat

    Auf der anderen Seite steht natürlich das dein Chef seine vertraglichen Pflicht auch nicht einhält. Du kannst es jetzt darauf ankommen lassen mit dem Risiko das du deinen Job nicht mehr sehr langen haben könntest.


    Ich kenne deine Situation nicht, aber auf Dauer scheint euer beider Verhältnis auf kurzer bis mittlerer Sicht nicht unter den besten Sternen zu stehen ;)


    Ich hatte ohnehin nicht vor, nach dem jetzt sehr erfolgreich abgeschlossenem Studium dort noch lange zu arbeiten. Dennoch habe ich dort die letzten 1,5 Jahre sehr gerne gearbeitet und auch vernünftige Arbeit abgeliefert. Nicht umsonst wurde ich gefragt, ob ich als Urlaubsvertretung festeingestellt werden möchte.
    Ich bin im übrigen nicht der Einzige, der "Probleme" dort hat. Andere sprechen es vielleicht nicht an... Aber das soll hier nicht das Theme sein. ;)


    Die zentrale Frage ist immer noch:

    Zitat

    Original geschrieben von knocker
    Hat der AG tatsächlich nur Anspruch auf die SB des AN, wenn auch die Vollkasko tatsächlich in Anspruch genommen wird?

  • Re: Unfall mit Firmenwagen - einige kleine Geschichte mit speziellen Fragen


    Zitat

    Original geschrieben von knocker
    Ich arbeite nun seit knapp vier Wochen für insgesamt max. drei Monate (Urlaubsvertretung) als Festangestellter. In dieser Zeit hat er es immer noch nicht geschafft, mir einen Arbeitsvertrag vorzulegen. Wir hatten damals einen Stundenlohn vereinbart, der, wie sich nun bei der ersten Abrechnung gezeigt hat, von ihm nicht eingehalten wurde.


    wenn du deinem Chef ordentlich ans Bein pissen willst dann hast du da eine sehr gute Gelegenheit.


    Befristetes Arbeitsverhältnis ohne Arbeitsvertrag gibt es lt. Gesetz nicht, Probezeit muß auch schriftlich vereinbart werden, du wurdest nicht davon abgehalten zu arbeiten und hast eine schriftliche Gehaltsabrechnung mit der du beweisen kannst dass du gearbeitet hast, was sagt uns das ? Du bist in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis ;)

  • Etwas allgemeiner: Ist das eigentlich inzwischen verbreitet oder gar üblich, daß man per Arbeitsvertrag zu solchen Haftungsbeteiligungen verpflichtet wird? Ich habe als Student jahrelang als Überführungsfahrer für Europcar gearbeitet. Da gab's sowas nicht, es hätte im Fall des Falles viel ausgemacht und ich weiß nicht, ob ich's dann überhaupt noch gemacht hätte.


    Gleich mein erster Auftrag war ein 7,5-Tonner gewesen, das Ding erstmal in Gang zu bekommen hat schon ein paar Minuten gedauert und an der ersten - menschenleeren - Kreuzung bin ich mit dem Hinterrad noch über den Bürgersteig gehoppelt. Was da alles hätte passieren können. Aber die haben einem vertraut, zumindest ich schien's auch verdient zu haben, wenn ich mir die Zuteilung höchst exklusiver und angenehmer Aufträge angucke und auch nach einem Glatteisunfall mit wohl nicht geringem Blechschaden ging's weiter wie zuvor.


    Sind denn Zusammenarbeit und Vertrauen nicht mehr verbreitet?

    Je suis Charlie

  • Ich denke schon, dass derartige Haftungsbeteiligungen durchaus üblich sind bzw. keine Seltenheit. Ob das ganze dann auch in der Praxis durcjgezogen wird, ist dann ja immer noch die andere Frage.


    Zu meinem Fall: Ich habe vorhin mal mit meiner Versicherung telefoniert und wollte eigentlich nur wg einer möglichen Deckungszusage für ein erstes, evtl. Beratungsgespräch bei meinem Anwalt fragen. Mir wurde dann angeboten, mich zu einem Anwalt zwecks telefonischer Rechtsberatung durchzustellen. Dieser Service war mir noch gar nicht bekannt. Da alle Leitungen besetzt waren, wurde ich innerhalb von 5min zurückgerufen.


    Mir wurde jedenfalls gesagt, dass der AG keine Selbstbeteiligung von einem AN verlangen kann, wenn er den Schaden nicht durch die vorhandene Vollkaskoversicherung regulieren lässt.

  • Der Trend, das unternehmerische Risiko nicht mehr selber zu tragen sondern auf Arbeitnehmer abzuwälzen ist schon sehr verbreitet.


    Selbst in meiner kleinen Stadt haben es sich Handwerksbetriebe flächendeckend angewöhnt, dass die Mitarbeiter nur noch die erfassten Arbeitsstunden bezahlt bekommen, aber ALLES rundum nicht zur Arbeitszeit gezählt wird. Als ich das hörte war ich sehr verblüfft, dass das rechtlich überhaupt so geht...


    Ansonsten holt man sich lieber Zeitarbeiter und schmeißt sie sofort wieder raus wenn einem nur die Nase nicht passt, anstatt dass man eigene Mitarbeiter einstellt und "zum Geschäft gehörend" betrachtet sowie sich verantwortlich fühlt.


    Der Trend, Arbeitnehmer nur als Arbeitssklaven zu sehen, ist weit verbreitet.


    Gerade deswegen und auch wegen der Kürze der Anstellung verstehe ich nicht, wieso der TE seine Rechte nicht viel offensiver einfordert und so ängstlich ist...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von knocker
    Dieser Service war mir noch gar nicht bekannt.


    "Service" ist so eine Sache. Das soll natürlich verhindern, dass Du durch den besuch eines anderen Anwalts mehr Kosten veursachst und Dich nach Möglichkeit im Ernstfall direkt an einen Vertragsanwalt der Versicherung vermitteln, damit die Versicherung hoffentlich einiges an Geld spart. Bleibt die Hoffnung, dass dann im Ernstfall die interessen des mandanten und nicht die der versicherung vertreten werden.


    P.S. Da immer wieder zu hören sind, dass da am Telefon grottenfalsche Antworten gegeben werden: Weisst Du, welchen Anwalt Du an der Strippe hattest, der dann im Falle eines Falles für seine falsche Antwort haften muss?

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Der Trend, das unternehmerische Risiko nicht mehr selber zu tragen sondern auf Arbeitnehmer abzuwälzen ist schon sehr verbreitet.


    Selbst in meiner kleinen Stadt haben es sich Handwerksbetriebe flächendeckend angewöhnt, dass die Mitarbeiter nur noch die erfassten Arbeitsstunden bezahlt bekommen, aber ALLES rundum nicht zur Arbeitszeit gezählt wird.


    ich hätte das früher ebenfalls kritisch betrachtet, habe aber praktisch in den letzten Monaten so viel mit Mitarbeitern erleben müssen das ich auf jeden Fall die Mithaftung für Unfälle und sogar im Zweifel die von dir genannte Bezahlungsgeschichte vertraglich für neue Mitarbeiter einführen würde.

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Dann kannst du nur hoffen, dass deine Arbeitnehmer sich nicht im Falle des Falles anwaltlich beraten lassen. Das unternehmerische Risiko trägt allein der Arbeitgeber, eine wie auch immer geartete Abwälzung ist im Zweifel nichtig. Auch andere Umgehungsformen (etwa Scheinselbstständigkeit, etc.) werden dann gerne mal kassiert.

  • damit hast du sicherlich recht. Vermutlich ist es auch den guten Mitarbeitern gegenüber unfair aber letztlich ist es schwierig langjährige Mitarbeiter zu kündigen wenn diese offensichtlich keine richtige Lust zu arbeiten haben.


    Hatten nen Familienvater (3 Kinder) der teilweise mehrmals pro Monat Bagatellschäden mit seinem LKW verursachte, es stand zu befürchten das er irgendwann mal noch jemanden verletzt - auf normalem Wege wirst du den nicht los.
    Ja, ich weis das sich das nicht nett anhört aber wissentlich der faktischen Unkündbarkeit hat dieser gute Mann sich vieles heraus genommen und faktisch motivierten Menschen die Chance auf nen Arbeitsplatz verbaut.

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

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