"The fightback starts now" Offener Brief von Anssi Vanjoki

  • Abgeschaltet werden sie nicht, aber eben nicht mehr weiterentwickelt. Wer weiss schon, was in zwei Jahren im mobilen Softwaresektor angesagt ist? Das weiss keiner so genau, aber man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass Symbian nicht mehr daran partizipieren wird. Dann kann man sich zwar weiterhin über den FM-Transmitter und Kamera freuen, aber das war es dann auch schon, während andere Feature x,y,z nutzen könne. Und bei Smartphones geht es nunmal um Erweiterbarkeit, sonst könnte ich mir auch ein Featurephone kaufen. Und damit spiele ich nicht nur auf Apps an, auch wird der Symbian Browser bestimmt nicht wie durch ein Wunder zu einem schnellen html5 Browser umgekrempelt, was die Telefone auch bei diversen Web-Angeboten ausschliessen wird. PR2 "Anna" kommt im Sommer, die von vielen für Herbst erhoffte qt-basierte PR3.0 wird immer öfters mit Q2/2012 in Verbindung gebracht. Ganz ehrlich, was bringt das dann noch? Herbst ok, aber (hinsichtlich der üblichen Nokia Terminplanung) Mitte 2012?
    Ich war bis zur WP7 Ankündigung starker Anhänger von Symbian (nicht umsonst habe ich auch diesen Thread eröffnet), und habe immer daran geglaubt, dass Nokia den Laden nach iPhone-Schock mit der Symbian //qt// MeeGo Strategie in eine gute Zukunft steuert. Aber die ewigen Verzögerungen und die durchsickernden Details bezüglich Investitionen und Effizienz, haben mich so langsam zum Schluss kommen lassen, dass sie es einfach nicht können! Mir ist immer noch nicht klar, warum das Beste was Nokia an UX so zu bieten hat, Symbian ^3 ist? Vier Jahre nach dem iPhone soll das alles sein? Ausser einem schicken Homescreen (der aber weit von Maemo 5 aus dem Jahr 2009 entfernt ist. Wieso eigentlich?) und einigen Menü-Umstrukturierungen, hat sich ja nicht so viel getan, dass einen Arbeitsaufwand von sagen wir mal drei Jahren rechtfertigt. USB-OTG und HDMI sind super, keine Frage, aber war das die richtige Gewichtung? Man schaue mal bei Youtube nach alten Symbian UI Videos aus den Jahren 2008 oder 2009. Coole Sachen dabei, aber fast nichts davon wurde geliefert. Selbst bei einer OPK Präsentation aus dem Jahr 2009 wurden UI Elemente gezeigt und für 2010 versprochen, die wohl erst mit PR3.0 kommen.
    Dann qt. Ich habe seit der Ankündigung bei Symbian und (damals noch) Maemo auf qt zu setzen so viele tolle qt Demos gesehen und von der einfachen Portierbarkeit gehört. Aber noch nicht einmal die Nokia Beta Labs als Spielwiese für die Programmierer machen davon Gebrauch. Ich finde dort jedenfalls nichts für mein N900, wo doch der qt Slogan "write once, run everywhere" ist. Fast alles noch oller Avkon-Kram und selbst die qt Programme schaffen es nicht aufs N900, bzw. MeeGo. Warum, wenn es doch so einfach sein soll? Oft wird ja nur von wenigen Code-Anpassungen und zwei oder drei Optionsänderungen in den Entwicklungspaketen geredet? Damit zweifle ich jetzt nicht die Portierbarkeit von qt im allgemeinen an, man liest eigentlich nur gutes darüber, aber gerade im Zusammenspiel mit Symbian scheint es Nokia auch hier nicht reibungslos hinzubekommen, warum auch immer.
    Nokia hat wohl nicht mit den schnellen Marktänderungen gerechnet. Ich kann ja verstehen, dass man als Marktführer nicht einfach so alles über Bord werfen kann und seine Kunden verprellt, indem man so mir nichts dir nichts z.B. von Avkon auf qt umstellt und sich um Kompatibilität keine Gedanken macht. Das gleiche Problem hat ja auch MS mit Windows, die bestimmt auch gerne alte Zöpfe abschneiden wollen, aber wegen der großen Nutzer- und Softwarebasis einfach nicht können. MS hat den Vorteil, dass der PC Markt einen ganz anderen Maßstab und Dynamik hat und der Konzern eben noch mehr Marktanteil besitzt als Nokia bei den Smartphones im Jahr 2007. Apple hat es da z.B. mit seinen Macs um einiges leichter, eben wegen dem geringen Marktanteil und weil die Apple Nutzer dem Konzern (überspitzt formuliert) sowieso aus der Hand fressen und so ziemlich alles mit sich machen lassen (Support läuft in einem Jahr aus, dann bitte neu kaufen!). Aber Nokia hätte irgendwann den Punkt erkennen müssen, an dem sie lieber auf neue Kunden und Entwickler setzten, anstatt die alten zu ja nicht zu erboßen. Damit meine ich die viel schnellere Umstellung auf qt ohne Rücksicht auf Symbian 9.x, anstatt eines dreijährigen Übergangsprozesses, der Nokia in die Situation gebracht hat, in der sie heute sind. Bei den Wachstumsraten im Smartphonemarkt wäre das meiner Meinung nach drin gewesen, aber das haben sie nunmal verpasst.

  • Zum Abschluß kauf ich mir noch ein Symbian Gerät für die Sammlung :D.



    Und mir ist es immer noch ein Rätsel, was die 3000 Symbian-Menschen all die Jahre gemacht haben.

    "a killer key change is all you'll ever need"

  • Zitat

    Original geschrieben von karlimann
    Und mir ist es immer noch ein Rätsel, was die 3000 Symbian-Menschen all die Jahre gemacht haben.


    Lies mal die Kommentare -anscheinend von englischen Symbianentwicklern- beim von mir verlinkten The Register Artikel (Edit: z.B. http://forums.theregister.co.uk/post/1051132 oder http://forums.theregister.co.uk/post/1051328 ).
    Unterschiedliche Interessen der verschiedenen Unternehmen war schon seit der Gründung von Symbian ein Problem. Erst Mitte 2008 haben sich z.B. die 'Großen' zusammengefunden S60 als einheitliches UI-Toolkit nutzen und weiterentwickeln zu wollen. Zur gleichen Zeit hatte Nokia aber schon Qt/Trolltech gekauft. Und die Symbian Ltd wurde erst im Dezember 2008 komplett von Nokia gekauft. Sprich alles viel zu langsam und auch danach blieben wohl die unterschiedlichen Interessen in der Symbian Foundation bestehen.
    Und bei Nokia selbst hat offensichtlich das (obere) Management komplett versagt, wenigstens intern die Symbian Entwicklung bei Nokia aufzuräumen...


    Mit Elops Berufung zum CEO dürfte das Programm Richtung Microsoft auch schon vom Board of Directors abgesegnet worden sein. Der einzige Grund warum das noch hätte scheitern können, wäre wohl zu wenig Umsatzbeteiligung (Werbung, Apps) und direktes Geld von Microsoft an Nokia gewesen...
    Wobei ich meine, daß man prima an Apple ablesen kann, daß die Zusatzeinnahmen durch itunes (1,6 Milliarden bei 24,6 Milliarden $ Gesamtumsatz im Q2/2011)im Vergleich zu den Einnahmen aus Geräteverkäufen gering sind. iTunes (musik, apps, bücher/zeitschriften) sind zwar wichtig für die Popularität und den Erfolg der Geräte, der Gewinn kommt aber (weiterhin) von den Geräten.

  • Zitat

    iTunes (musik, apps, bücher/zeitschriften) sind zwar wichtig für die Popularität und den Erfolg der Geräte, der Gewinn kommt aber (weiterhin) von den Geräten.


    Sie Popularität ist halt häufig auch ein Kaufkriterium. Ich hatte vor meinem SE Xperia Arc ein N97 (und daor ein N95) und hatte schon allein wegen des Android-Markets und der optischen Darstellung, das Gefühl, vom Mittelalter in die Neuzeit zu wechseln. Für Popularität sind heute in erster Linie nicht die telefonfunktionen auuschlaggebend, sondern, dass die die Nutzer darüber hinaus die Geräte ohne weitere Kenntnisse und ohne Schwierigkeiten um die Funktionen erweitern können, die sie gerne hätten (oder zu benötigen glauben).


    So banal das klingen mag:
    Nokia hätte nicht die Probleme, die es leider im Moment hat, wenn das UI ein wenig stylischer und der Ovistore besser gefüllt wäre.


    Zwar legt nicht jeder Wert auf ne hippe Optik, aber für viele ist es zumindest ein Entscheidungskriterium. Und mit der Masse macht man das Geschäft, nicht mit ein paar Nerds, die gerne in den Tiefen des Betriebssystems rumwursteln. Selbst wenn die alle ein Nokia-Phone kaufen würden, wären das deutlich zu wenige.


    Insofern mögen die Zusatzeinnahmen mit iTunes etc. gegenüber den aus den Geräteverkäufen nicht sehr ins Gewicht fallen. Aber als Merketingmaßnahme, die zusätzlich zum Marketingeffekt auch noch weiteres Geld bringt, ist deren rebungsloses Funktionieren unerlässlich für einen erfolgreichen Geräteverkauf.


    Nahezu jeder/jede, den ich kenne, erzählt im Laufe eines Abends, den man gemeinsam verbringt, mindestens einmal von den neuesten Apps, die er/sie nun installiert hat. Egal, ob Fun-Apps oder Tools. Das ist für die Hersteller bestes Marketing (und nicht nur kostenfrei, sondern zum Mitverdienen). Und wenn dann alle beim Vorführen auf das Handy schauen, zeigt man das auch lieber her, als wenn das eigene UI gegenüber anderen Geräten eher sehr altbacken aussieht.


    Da hat man in den letzten Jahren als Nokia-User schon ein wenig sparsam geguckt.


    Es geht in der Regel nicht daraum, ob iOS, Android oder Symbain besser ist (die meisten wissen eh nicht, was das ist). Zumindest nicht über die bereits genannten Faktoren hinaus. Meine Frau hat jetzt auch ein Android (hab ihr gleich nach meinem Arc noch das X8 von SE gekauft). Ihr ist das völlig egal, welches OS läuft. Hauptsache, es funktioniert und sie kann das Ding ohne Extraschulung bedienen und den Market auch. Die ist begeistert und zeigt´s jedem, der´s sehen oder auch nicht sehen will. Die Gefahr bestand bei ihrem alten Nokia eher nicht.

  • Zitat

    Original geschrieben von kues
    iTunes (musik, apps, bücher/zeitschriften) sind zwar wichtig für die Popularität und den Erfolg der Geräte, der Gewinn kommt aber (weiterhin) von den Geräten.

    Apple hat auch mal behauptet, dass das ganze iTunes- und AppStore-Geschaeft effektiv ein Nullsummenspiel fuer sie ist und sie da sogar noch drauflegen. Kann ich mir vorstellen, bei dem was da alles an Infrastruktur fuer bereitgehalten werden muss.


    Aber es ist wie du schon sagst: Fuer sich allein betrachtet unwichtig, fuer das Oekosystem und damit die Attraktivitaet und letztendlich den Erfolg der Kernprodukte essenziell.


    Zitat

    Original geschrieben von Taylormade
    Nahezu jeder/jede, den ich kenne, erzählt im Laufe eines Abends, den man gemeinsam verbringt, mindestens einmal von den neuesten Apps, die er/sie nun installiert hat. Egal, ob Fun-Apps oder Tools. Das ist für die Hersteller bestes Marketing (und nicht nur kostenfrei, sondern zum Mitverdienen).

    Es gibt noch einen weiteren Faktor: Die ganzen Apps verstaerken die Bindung an eine bestimmte Plattform. Wenn ich mir aus den Android Market oder AppStore schon zig Anwendungen runtergelanden habe, die mir das Leben erleichtern und an die ich mich gewoehnt habe, werde ich beim naechsten Geraet auch versuchen, diese Investition zu schuetzen. Natuerlich nur, solange ich mit der Plattform insgesamt zufrieden bin.

  • Wenn schon tausende Mitarbeiter ausgelagert werden, sollte man auch den kompletten Vorstand, die obere und mittlere Managementriege und die Entwicklungsleiter vor die Tür setzen. Diese Versager waren/sind unfähig, soviel F&E-Budget und Manpower in Erfolg zu wandeln. Was haben diese Damen und Herren eigentlich bisher gemacht, außer neue Ideen und Innovationen wegen Geiz und Feigheit zurückgehalten? Die massiven Fehlentscheidungen und Fehleinschätzungen kommen jetzt zurück wie ein Bumerang und diese Versager ziehen wieder den Kopf ein. Hauptsache der Deal mit Microsoft ist abgesegnet, damit die Milliarden die Nokia erhalten wird, die fetten Gehälter dieser Versager absichert.


    Ich bleibe weiterhin skeptisch ob Nokia jemals wieder die Kurve kriegt mit WP7/8. Die einmalige Chance, sich WebOS zu sichern ist vorbei. Laut Gerüchten von Eldar, evaluieren sie im Hintergrund weiterhin Android, falls WP7/8 nicht den gewünschten Erfolg bringt.


    Keine Frage, der Symbian EKA2-Kernel ist ein Energie effizienter, moderner, echtzeitfähiger Microkernel mit preemptivem Multitasking und Speicherschutz. Was fehlt, ist ein zeitgemäßes UI-Framework das dem Symbian Kernel "würdig" ist. Die immersive und sofort gefällige "User experience" eines iOS oder WebOS wurde Symbian leider nie zur Seite gestellt von Nokia. Stattdessen ein bisschen Lippenstift auf Series60 und fertig ist Symbian^3. Es war ein kollossaler Fehler, Series60 halbherzig auf eine Touch-UI zu frickeln. Series60 basiert auf das Crystal Reference-Design von Symbian, welches nie für Touchscreens vorgesehen war, sondern ausschließlich für Tastenbedienung. Die einzige UI für Touch-Bedienung (Series90) haben sie ja in "weiser Voraussicht" bereits 2006 zu Grabe getragen. Na ja, bald ist das alles Geschichte.

  • UIQ wurde ebenfalls eingestampft. Aber mMn hätten weder Series 90 noch UIQ eine Chance gehabt...


    Jetzt aber alles Elop in die Schuhe zu schieben? Als ob er alleine bei Nokia entscheidet. Wahrscheinlich war der Wechsel zu Android oder WP schon beschlossene Sache bevor ein neuer Chef geholt wurde. Wegen der Entscheidung pro WP und gegen Google wurde Elop genommen, eben wegen der guten Kontakte zu MS. Wer weiss wer heute Chef wäre, wenn Google den Zuschlag bekommen hätte.
    Intern muss es bei der Entwicklung von Symbian und auch MeeGo ganz mies ausgesehen haben, sonst hätte man sich nie zu diesem Wechsel entschieden.
    Bsp. MeeGo: v1.0 wurde vor etwa einem Jahr veröffentlicht. Damals wurde klar und deutlich gesagt, dass diese Version nur für Entwickler gedacht ist und Konsumenten ab v1.1 reinschauen sollen (wieso nennt man sie dann aber überhaupt 1.0???). Dann folgte im Herbst v1.1 und man wurde als nicht-Entwickler auf v1.2 vertröstet. Jetzt, kurz vor v1.2 heißt es, fertige Produkte und Versionen für Endanwender werden auf v1.3 basieren. WTF? Bin gespannt was im Herbst zu v1.3 zu hören ist...
    Und neben Nokia selbst hat mMn auch Intel dazu beigetragen, dass MeeGo seitens Nokia mehr oder weniger fallen gelassen wird. Oder hat schon mal jemand ein "Medfield" Gerät gesehen oder auch nur eine konkrete Ankündigung? Ich bin mir sehr sicher, dass der ursprüngliche Plan war, ein Nokia MeeGo Smartphone auf Intel Hardware auf den Markt zu bringen. Und zwar als erster Hersteller, mit sehr guten Leistungsdaten. Aber Intel konnte nicht liefern, vermutlich auch die nächsten Monate nicht. Ein weiteres Beispiel, dass viel Manpower + riesen Budget nicht zwangsläufig zum Erfolg führt.

  • Zitat

    Original geschrieben von Skip
    UIQ wurde ebenfalls eingestampft. Aber mMn hätten weder Series 90 noch UIQ eine Chance gehabt...


    Ich weiß nicht, vielleicht wenn man es konsequent weiterentwickelt hätte? Die Basis war ja vorhanden. z.B. eine Software-Qwertz Tastatur, die nicht den ganzen Bildschirm einnimmt und die Applikation verdeckt, besaß Series90 bereits - wir dürfen bei Symbian^3 auf das nächste Update hoffen.

    Zitat

    Original geschrieben von Skip
    Jetzt aber alles Elop in die Schuhe zu schieben? Als ob er alleine bei Nokia entscheidet.


    Mach ich gar nicht - ich meinte die Firmenführung vor der Elop-Zeit.

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