Der Fall Mollath

  • Zitat

    Original geschrieben von Jimmythebob
    ... Warum formulierst du deine Meinung eigentlich im Konjunktiv? Warum schreibst du nicht: "Ich sehe an" oder "halte ich für wahrscheinlich"? :confused:


    Hmm ... gute Frage ... :confused:


    Weil ich das so gelernt habe? Oder gewohnt bin?


    Gewisse Dinge (und Formulierungen) schleifen sich halt ein, ohne dass man sie je/noch hinterfragt ... bis jemand kommt, wie Du.


    Aber das wäre was für einen anderen Thead - wenn ich mich recht entsinne, lief hier sogar mal solcher Thread.


    Frankie



    Edit:
    Jetzt habe ich selbst mal nachgelesen. Mein erster Beitrag auf dieser Seite beginnt mit den Worten: "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ...". Es ist also mitnichten so, dass ich meine Meinung (stets) im Konjunktiv formuliere. Das hätte mich auch gwundert ... sehr sogar.


    Warum und wann ich den Konjunktiv nutze, dürfte sprachlichen Gründen geschuldet sein ... ohne sie jetzt näher bennnen zu können.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Aus praktischer Sicht dürfte es jedenfalls bei der Erkenntnis bleiben, dass man sich als Durchschnittsbürger (leider) nicht dagegen wehren kann.


    Zum Glück kommt der Durchschnittsbürger aber auch nicht unbedingt in die Situation Mollaths.


    Bei mir ist über Mollath das Bild eines Menschen entstanden, der sich "nicht an soziale Spielregeln" hält. Das wird ihm jetzt in der Öffentlichkeit positiv angerechnet weil er auf Ungereimtheiten und krumme Dinger der Oberschicht hinweist und sein ganzer Fall - wieder einmal - das Versagen von Eliten in der Finanzbranche, Politik, Medizin und der Rechtsprechung dokumentiert.
    Er dürfte von seinen damaligen/jetzigen Gegnern aber als Querulant und Bedrohung eingestuft worden sein - sowas wie ein unbequemer Nachbar, den man anfangs nur nervig findet aber nicht wirklich ernst nimmt. Dann gibt der aber keine Ruhe, provoziert immer weiter - und die Meinung ändert sich, man betrachtet ihn schließlich doch als Gefährdung, denn er ignoriert alle Warnungen, seine Nase nicht weiter in Dinge zu stecken, die ihn nichts angehen.


    Diejenigen, die Mollath konsequent in die Enge trieb weil ihre Mauscheleien hätten auffliegen können, waren irgendwann mit dem Rücken an der Wand und es blieb ihnen nur noch Flucht nach vorn: "Der Typ muss aus dem Verkehr gezogen werden, sonst wird er uns wirklich gefährlich!". Die Mafia hätte Mollath an diesem Punkt Betonschuhe verpasst, seine Frau hätte im etwas ins Essen mischen können, aber die mangelnde Brutalität führte dann halt in die Psychiatrie.


    Hier entwickelte sich eine Eigendynamik: Finanzbranche, Politik, Medizin und Rechtsprechung wehren sich gegen einen notorischen Querulanten, der "etwas gestutzt gehört". Jede Instanz handelt im Grunde nur für sich und empfindet ihr Verhalten als okay, selbst wenn es im Detail nicht ganz lupenrein ablief. Im Zusammenspiel entsteht daraus aber der "Fall Mollath", wo die Rädchen ineinander greifen. Nun hängen auch alle in der Sache drin. Medien und die Öffentlichkeit sowie ein Untersuchungsausschuss beginnen unangenehme Fragen zu stellen. Die Beteiligten kommen nicht mehr aus der Sache heraus.


    Ich bin ziemlich sicher, dass die beteiligten Psychiater, der Richter oder auch die bayerische Justizministerin sich inzwischen verdammt unwohl fühlen in der Sackgasse, in die sie da geraten sind. Nur: sie kommen da nicht wirklich heraus - es sei denn, Mollath bleibt weggesperrt. Dann können sie nämlich sagen, sie hätten es ja von Anfang an gewusst und seien immer im Recht gewesen. Dieses erklärt IMHO, dass gewisse Kreise ein großes Interesse daran haben, dass Mollath weiter als gefährlicher Verrückter, und nicht als glaubwürdiger Aufklärer von Missständen betrachtet wird.


    Konfrontiert mit der Justiz hat Mollath wieder das gleiche ungeschickte (Sozial)Verhalten an den Tag gelegt und sich im Recht gewähnt weil er das (scheinbar) moralisch Richtige vertritt. Auch hier stieß er wieder auf Gegenüber, die es nicht schätzen wenn ihnen einer ihren Job erklären will bzw. meint, die Authoritäten funktionieren so, wie es der moralisch im Recht Befindliche von ihnen erwartet.


    Justizia ist aber nicht blind, sondern sie hat die Sichtweise der handelnden Juristen. Das Leben ist nicht immer gerecht und manchmal wird auch einer, der etwas Richtiges sagt, mundtot gemacht. Die meisten Leute haben ein mehr oder weniger gutes Gespür dafür, wann man lieber die Klappe hält und kuscht - egal ob man im Recht ist oder nicht. Mollath scheint da anders zu ticken, der hat in der Vergangenheit - und auch jetzt noch, wenn man ihn in Interviews reden hört - nach dem leider nicht vorteilhaften Prinzip "Wenn ich im Recht bin darf/kann/muss ich mich entsprechend artikulieren!" agiert.


    Stößt man dann auf jemanden, der "am längeren Hebel sitzt", wird derjenige den Hebel umlegen um dem Unterlegenen zu zeigen wo der Fisch die Locken hat. Und das scheint im Falle Mollath mehrfach passiert zu sein.


    Der Otto Normalverbraucher legt sich eher selten mit Authoritäten an und wenn doch versteht er schnell, wann es besser ist den Mund zu halten. Insofern manövrieren sich die meisten Leute in solchen Situationen auch nicht in Probleme.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Zum Glück kommt der Durchschnittsbürger aber auch nicht unbedingt in die Situation Mollaths.
    ...
    Der Otto Normalverbraucher legt sich eher selten mit Authoritäten an [...] Insofern manövrieren sich die meisten Leute in solchen Situationen auch nicht in Probleme.


    Lieber Printus ... manchmal geht das einfacher, als mn denkt.


    <<<< Lies mal hier! >>>>


    Zum "Mollath" wird man schneller, als man das wahrhaben möchte. ;)


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von phone-company
    Aufgrund der Signatur von iStephan bin ich auf diese Story gekommen und hab mal reingeschaut. Das alles ist sehr erschreckend und man möchte am liebsten wegschauen. Wenn ich ohne Wertung nur auf die fakten schaue und was jetzt im nachhinein noch aller herauskommt...wie soll man sich gegen soetwas wehren?


    Hallo,


    das ist eine wichtige und richtige Frage, zu der mir sehr viel einfällt - bin gerade in Eile... daher später mehr ...


    nur soviel: es ist möglich, die Beklemmung und Angst die einen unwilkürlich bei Befassung mit solchen Psychiatrie-Kontakt-Fragen befällt, wieder aus dem Gehirn rauszuräumen - es sind oft atavistische Relikte aus der eigenen Kindheit im Kontakt mit den als übermächtig empfundenen Eltern - eine universale Erfahrung, die sich manchmal überstark auf "Arzt-Rauschebärte" (wie Dr. Leipziger) überträgt. Es ist bei lichte besehen nicht so schlimm, als dass man sich nicht damit furchtlos befassen könnte.


    Eskommen halt 3 Tabus zusammen:
    - ein Mann der jahrelang von seiner Frau gelebt hat (=unmännlich, abhängig)
    - psychische Krankheit - auch ohne forensisch-strafrechtlichen Hintergrund ein Tabu
    - Entmündigung / nicht-ganz-dicht bzw. unschuldig für unzurechnungsfaehig erklärt sein - im 19.Jahrhundert gab es schon dieselbe Art Angst, Edgar Allen Poe hat das aber noch literarisch durch das damals en vogue seiende Thema "lebend begraben" bearbeitet (Särge mit Zugleinen und Glöckchen für eventuelle Scheintote) - war eine ebenso verbreitete ANgst damals wie heute das "versehentlich psychiatrisiert werden"


    Es gibt anthropologische Studien, dass es eine Entsprechung zu "Angst vor der Polizei" und "Entmündigt/Eingesperrtwerden" in allen Kulturkreisen bis hin zu den Naturvölkern (die noch gar keine geschlossenen Anstalten kennen , im tropischen Regenwald) gibt!


    EDIT: Vielen Dank an Phone-company für das Feedback zur Signatur! :) :cool: :top:

  • Plötzlich ist die Sache klar, und keiner will es gewesen sein:


    http://www.sueddeutsche.de/bay…anwalt-erzaehlt-1.1690371


    Meinung in einem anderen blog dazu, aber sehr passend:


    Zitat

    Soll das ein Witz sein?! Der Mollath sitzt seit JAHREN in der Psychiatrie! Wenn ihr das alle so offensichtlich findet, dass das Verfahren eine Wiederaufnahme verdient hat, worauf habt ihr dann all die Jahre gewartet?!? Unglaublich! Wie schnell Menschen von Sturheit auf Ass-Covering umschalten können! Das beeindruckt mich immer wieder

    Suche: aktuell nichts


    30 positiv in der "neuen" Vertrauensliste, ??x mal positiv in der "Alten"..:-)


    Insider: Die Plaaaaaattttttttforrrrrrrrmmmmmmmmmm brennt nicht mehr, sie ist abgesoffen.....!

  • Zitat

    Original geschrieben von iStephan
    ...
    - ein Mann der jahrelang von seiner Frau gelebt hat (=unmännlich, abhängig)
    ...


    Und, wenn ich mir recht erinnere: er hat sie - seine Frau - wegen der Steuergeschichten Angezeigt, bevor sie ihn dann in die Pfanne gehauen hat.

    LG: V30
    Samsung: Galaxy Tab S2 LTE, A5 (2017);
    Sony: Xperia X Compact;

  • in einem rosenkrieg nichts unübliches.


    Seit wann aber kommt man für das Erstatten eines Steuer-"Tips" (tip = englisch) in die Psychiatrie? Dein obiges legt ja fast nahe, dass du moralisch es gerechtfertigt hältst was sie da gemacht hat. :confused:


    Im übrigen: wenn man sich die Unterlagen anschaut, hat Mollath die (auf seinen Namen zugelassenen?) Ferraris in der Garage eingesperrt, um weitere 'Schwarzfahrten' zu unterbinden.


    Die Frau soll aber mit ihrem Bruder / seinem Schwager die Garage aufgebrochen haben, um die 'Schwarzfahrt' auf jeden Fall durchführen zu können.


    Ich denke in so einer Situation kann schon Verzweiflung aufkommen! In der FAZ steht ja auch deutlich - und verständnisvoll - , Mollath sei durchaus ein Mann im Ausnahmezustand gewesen, innerlich aufgewühlt. Aber es ist kein Grund, natürliche Emotionen mit einem verwirrten Geisteszustand gleichzusetzen. Er musste auch rechtlich nicht auf Dauer hinnehmen, dass Autos die vielleicht von der Zulassungsstelle ihm zugerechnet werden, als Werkzeuge bzw. zur Förderung einer Straftat eingesetzt werden... :eek: ;)


    EDIT:
    Geradezu bizarr ist, dass Petra M. in ihrer Strafanzeige (oder später im Prozess als Nebenklägerin) an einer Stelle explizit sagte, er habe sie "denunziert" und deswegen habe sie ihre Arbeitsstelle verloren.


    Sie muss sich ihrer Sache absolut sicher gewesen sein.
    1. dass der Richter nicht kritisch-neugierig nachfragt, "Ja wegen was denn? Haben sie vielleicht etwas illegales gemacht?"
    2. dass die Strafanzeige ihres Mannes nichts ausrichten wird.
    Otto Normalsteuerzahler wird diese Kühnheit nie aufbringen!

  • Was war eigentlich in der Ehe los, dass Mollath mit der Strafanzeige wie ein blinder Stier auf seine Frau losgegangen ist?


    Er hätte ja auch mit den vorgenannten Ferraris durch die Gegend fahren und dabei darauf warten können, dass seine Frau irgendwann von allein aufkippt In den Kreisen, in denen seine Frau verkehrt (hat), ist es nicht unüblich, dass die Beteilgten in Streit geraten und sich dann gegenseitig ans Messer liefern.


    Solches Verhalten hätte die Kammer von Gustl Mollath damals wohl erwartet ... dass jemand ganz einfach nur ehrlich ist, scheint man in Justizkreisen dagegen für vollkommen abwegig zu halten ... so deppert zu sein, erzeugt wohl bereits den Anschein einer Geisteskrankheit ... :rolleyes:


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Löse diese Frage und Reichtum wie Berühmtheit sind Dir ganantiert.


    Aus praktischer Sicht dürfte es jedenfalls bei der Erkenntnis bleiben, dass man sich als Durchschnittsbürger (leider) nicht dagegen wehren kann.


    Im Fall Mollath würde es wohl reichen, wenn in München vor dem Justizministerium wöchentlich 50.000 (!) aufgebrachte Bürger eine Erklärung von Ministerin Merk zum Fall Mollath fordern würden.


    Was meinst du, wie schnell dann etwas passieren würde?


    In den USA hat man ja desöfteren gesehen, dass ein einzelner Vorfall den sog. "Tipping Point" darstellen kann, dass es im Anschluss richtig abgeht: http://de.wikipedia.org/wiki/Unruhen_in_Los_Angeles_1992.

    Ihr wundert euch wirklich, warum Eure Eigentumswohnung 400.000 €* 650.000 €** kostet, wenn der Bauherr Ferrari F430 & 458, Porsche Carrera GT & 911 fährt?
    * 2013, ** 2015

  • Zitat

    Original geschrieben von iStephan
    in einem rosenkrieg nichts unübliches.


    Seit wann aber kommt man für das Erstatten eines Steuer-"Tips" (tip = englisch) in die Psychiatrie? Dein obiges legt ja fast nahe, dass du moralisch es gerechtfertigt hältst was sie da gemacht hat. :confused:...


    Nö, tut es nicht. Ich kenne deren Verhältnis vor der Steueranzeige nicht, letztere vergiftet aber erstere auf jeden Fall noch mehr.
    Und Fairness ist keine Eigenschaft der holden Weiblichkeit im Konfliktfall, weder untereinander noch mit Männern. Er wäre nicht der erste Ehemann, der von seiner noch-Partnerin gnadenlos fertiggemacht würde, mit falschen Anschuldigungen, juristischen Tricks, Unterhaltsforderungen bis fast zum zum Ruin etc.

    LG: V30
    Samsung: Galaxy Tab S2 LTE, A5 (2017);
    Sony: Xperia X Compact;

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