Beratungsunternehmen für PKV - deutliche Ersparnisse?


  • Grundsätzlich hat ein Kunde in den Bisex-Tarifen ein Recht innerhalb dieser, für das Neugeschäft geschlossenen Tarife, zu wechseln. Der Versicherer kann einen Wechsel innerhalb dieser Tarifgenerationen nicht versagen (§204 VVG).


    Ebenfalls muss ein Versicherer dem Kunden auf Verlangen auch die Unisex-Tarife anbieten.


    Es ist anzunehmen, dass die Versicherer den Bestand gerne in die Unisex-Welt schieben wollen würden.
    Ob das jedoch im Kundeninteresse ist, wage ich zu bezweifeln. Das hat ganz einfach einen kalkulatorischen Hintergrund. Tarife der Bisex-Welt sind mit einem Rechnungszins von 3,5 % kalkuliert, Tarife der Unisex-Welt i.d.R. mit 2,75 %. Und wer die Zinsrechnung beherrscht wird hier schnell den kleinen Unterschied (auf die nächsten Jahrzehnte gesehen) bemerken.


    Angebote, wie die der corrigo AG, sind im Moment mächtig am Kommen. Persönlich halte ich diese für hochgradig zweifelhaft und völlig unverschämt. Die selbsternannten Berater machen nichts anderes, als sich eine Vollmacht vom Kunden einzuholen und in dessen dann einfache Tarifumstellungsangebote beim Versicherer angefragt werden.


    Beim hier sogar genannten Durchschnittsvorteil also ein durchschnittliches Beratungshonorar von 2270 EUR, respekt! :eek: Und es ist immer wieder zu beobachten, dass diese Berater sehr wichtige Aspekte nicht beleuchten und auf Versicherungsschutz verzichtet wird, denn weniger Einsparung bedeutet ja auch weniger Honorar! :flop:


    Diese Dienstleistung bekommt im Übrigen jeder!!! Versicherte bei seinem Versicherer kostenfrei!

  • Zunächst mal herzlichen Dank für Deine Ausführungen. Sie decken sich mit den Infos, die ich als Abonnent vom Finanztest "im Hinterkopf" abgelegt habe.


    Zitat

    Original geschrieben von eteog
    ...
    Beim hier sogar genannten Durchschnittsvorteil also ein durchschnittliches Beratungshonorar von 2270 EUR, respekt! :eek: ...


    Das mag im Einzelfall möglich sein, aber ganz sicher nicht die Regel. Ich hatte mich aus Interesse ja auch im Internet umgeschaut und nur Angebote finden können, die sich nach einem Vielfachen der monatlichen Einsparung bemaßen. Das einzige Beispiel, an das ich mich konkret erinnere, ging vom Achtfachen der monatlichen Ersparnis aus.


    Eine solche Berechnung fände ich aus Sicht des Kunden für mehr als fair, würde der ohne diesen durch Werbung induzierten "Anstoß von außen" nicht nur acht mal, sondern unbefristet diese Differenz zahlen.



    Zitat

    Original geschrieben von eteog
    ...
    Und es ist immer wieder zu beobachten, dass diese Berater sehr wichtige Aspekte nicht beleuchten und auf Versicherungsschutz verzichtet wird, denn weniger Einsparung bedeutet ja auch weniger Honorar! :flop:
    ...


    Diese Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen ... allerdings wird sie sich nur in Kunden verwirklichen können, die ihr Hirn bei der Aktion ausschalten. Das dürfte bei der Klientel der Privatversicherten aber eher nicht zu erwarten sein.



    Zitat

    Original geschrieben von eteog
    ...
    Diese Dienstleistung bekommt im Übrigen jeder!!! Versicherte bei seinem Versicherer kostenfrei!


    Das ist der RIESIGE Irrtum. In dem von mir erwähnten Fall kam von "seinem Versicherer" der kostenfreie Rat, es sei nur ein Wechsel in Unisex-Tarife möglich, weil "seinem Versicherer" das gerade so in den Kram passt. Öfter wird jedoch der kostenfreie falsche Rat erteilt, ein Wechsel in neue Traife sein nicht möglich ... insbesondere bei Vorerkrankungen.



    Leider existiert das Modell des staatlich lizensierten und registrierten Rentenberaters, der fair nach dem RVG (Rechtsanwaltsvergütungsgesetz) abrechnet, nur für diesen Versicherungszweig. Ginge es nach mir (was leider nicht so ist ;) ) würde ich dieses staatlich überwachte Modell für die gesamte Versicherungs- und Finanzmarktbranche einführen (mitsamt einer Kammer, die die Fachaufsicht ausübt). Wohlbemerkt: Als zusätzliche Option für Ratsuchende, die ihrer Versicherung oder Bank nicht mehr über den Weg trauen. Und die Zahl derer wächst stetig.


    So würden die von Dir kritisierten unlauteren Marktteilnehmer vom Markt verschwinden können ... was sie aber nicht möchten und Dank einer einflussreichen Lobby (insbesondere der Versicherungsbranche) auch nicht müssen.



    Bis dahin denke ich, dass das hier thematisierte Unternehmen immer noch besser ist als gar keines. Die Gruppe dieser (momentan wie Pilze aus dem Boden schießenden) Anbieter ist zumindest ein Anfang.



    Und selbst wenn ich mir hier Feinde schaffe: Auch als über Jahrzehnte zufriedener Privatversicherter bin ich für die Einführung einer Bürgerversicherung ... allerdings nach einem vernüftigen Modell, bei dem der Wortbestandteil "vernünftig" schon darauf hindeuet, dass es so etwas niemals wird geben können. :p

  • Re: Beratungsunternehmen für PKV - deutliche Ersparnisse?


    Zitat

    Original geschrieben von Metzger80
    Ich bin bei sowas natürlich erstmal total skeptisch und meine, dass man die PKV erstmal selbst kontaktieren sollte...


    Dieses Akzeptanzproblem ist in Deutschland weit verbreitet - dass "Beratung" als Dienstleistung kostenpflichtig ist bzw. sein kann lässt bei vielen die "Alarmleuchte" angehen.


    Hierzulande ist das Provisionsmodell üblich, die Beratung ist für den Kunden "kostenlos", und der Berater bekommt sein Geld vom Anbieter (welcher die Provision natürlich auf die Beiträge umlegen muss).


    Ähnlich funktionieren ja auch die diversen (kostenlosen) Vergleichsportale.


    Honorarberatung gegen Provisionsberatung ist ein spannendes Thema...


    Gruß Jörg

  • Ich hatte mich in der Vergangenheit mal in Sachen gesetzlicher Rente beraten lassen und dazu die (kostenpflichtigen) Dienste eines niedergelassenen Rentenberaters in Anspruch genommen. Im wahren Leben traue ich mich inzwischen gar nicht mehr, das zu erzählen ... aufgrund des Unverständnisses, welches mir in meinem Umfeld entgegengebracht wurde.


    In der Tat scheint intellektuellen Dienstleistungen im deutschen Wirtschaftssystem nicht der Stellenwert zuzukommen, der ihnen gebührt. In Deutschland zählt immer noch eine "offensichtliche Produktivität", die solchen Dienstleistungen zuweilen fehlt. Lieber läßt man sich vom eigenen Anbieter über den Tisch ziehen ... womit ich jetzt gewiss nicht jeden Anbieter diskreditieren möchte.


    Allerdings scheint der Durchschnittskunde hierzulande noch nicht begriffen zu haben, dass inzwischen die Befriedigung der Interessen von "Shareholdern" einen weitaus höheren Stellenwert hat als die Qualität der Dienstleistung am Kunden. Dieser Prioritätenwechsel wurde am Markt zwar bereits vollzogen ... in den Köpfen der Deutschen scheint er allerdings bisher nicht angekommen zu sein.

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