Beiträge von zardi77

    Ich will nicht widersprechen, aber vielleicht mal als Vorschlag bei den vielen Zinsangeboten, die derzeit herein flattern: Wir sollten immer angeben, um was für eine Art von Zinszahlung es sich handelt. Es gibt am Markt drei Arten:


    a) mit Zins und Zinseszins [mZz]

    b) mit järlicher Auszahlung [Ausz]

    c) am Ende der Laufzeit [oZz]


    Beispiel: Eine Zinszahlung von 3,75% vom Typ c) bei 5 Jahren Laufzeit, entspricht einer Zinszahlung von 3,50% bei Typ a)

    Beim Typ b) lässt sich das natürlich schwer greifen, weil nicht klar ist, zu welchem Zinssatz man die Zinsen während dieser Zeit wieder anlegen kann.


    Bank 11 ist Typ b) Ausz.

    Marktforscher sind etwas anderes. Was du meinst, sind die "Analysten". Aber von denen spreche ich doch gar nicht. Der Marktkonsens spiegelt sich im Verhalten der Anleger am Markt wider, also im Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. Der lässst sich einfach an den Kursen am Anleihemarkt ablesen. Daraus ergibt sich dann auch die Zinsstrukturkurve. Die wird ja nicht von der EZB, sondern vom Markt "gemacht". Was die Analysten sagen, lese ich gar nicht, weil die ja individuell versuchen, die Zukunft zu prognostizieren. Im Gegensatz dazu spiegelt der Marktkonsens immer die tagesaktuelle Erwartungshaltung des Gesamtmarktes wider.


    Vorherrschende Meinung am Markt (nicht in Internetforen) und Marktkonsens ist per wissenschaftlicher Definition nicht exakt das das Gleiche, kommt allerdings aufs Gleiche raus, weil eine 100%ige Korrelation besteht, denn der Marktkonsens spiegelt die vorherrschende Meinung am Markt in den Anleihekursen wider. Aber grau ist alle Theorie; Wortglauberei ist etwas für Doktorarbeiten und bringt einen Anleger eh nicht weiter.

    Marktforscher? Der Marktkonsens lässt sich täglich durch das Verhalten der Marktteilnehmer ermitteln. Da gibt's nichts zu forschen.


    Und die vorherrschende Meinung in Internetforen ist ja gerade konträr zum Marktkonsens; so wie deine jetzt. Oft wird der EZB auch Kompetenz abgesprochen. Hier ist es nicht so drastisch, aber z.B. auf MyDealz kannst du fast ausnahmslos nur Kommentare von Leuten lesen, die wirklich gar keine Ahnung von der Materie haben. Wenn du das dann als Kontraindikator einsetzt, kommst du genau zum Marktkonsens.


    Wie gut, dass ich erst gar keine eigene Meinung habe und persönlich mit gar nichts rechne. Und auf "etwas setzen" wie in einer Spielbank tue ich schon drei Mal nicht. Das ist nur etwas für Spekulanten, nicht für Anleger. Ich maße mir auch nicht an, die Qualität der Arbeit der EZB zu beurteilen. Da sitzen ausgewiesene Fachleute. Ich wüsste auch gar nicht, wozu es gut sein sollte, sich gegen den Markt zu positionieren, denn, auch wenn der Markt gerne mal über- oder untertreibt, so hat er am Ende immer Recht.


    Da ich als Privatier fast ausschließlich von Kapitaleinkünften lebe, beobachte ich einfach nur den Markt und handle entsprechend. Die Arbeit, sich eine eigene Meinung zu bilden oder mit "etwas zu rechnen", nimmt mir der Marktkonsens ab, der jeden Tag neu justiert wird. Das ist ja gerade das Schöne daran. Ich kann immer sagen, was der Markt aktuell erwartet und ob die Erwartungen dann erfüllt werden, sehe ich irgendwann selbst ohne mir vorher meinen eigenen Kopf über Dinge zerbrochen zu haben, von denen ich sowieso nichts verstehe.

    Nicht auf keinen Fall, sondern nach derzeitigem Kenntnisstand auf keinen Fall und zwar "zu erwarten". Es geht also um die Sicherheit der Erwartung nach derzeitigem Kenntnisstand. Immer genau lesen! Wie es kommen wird, weiß niemand und eine Sicherheit gibt es erst recht nicht.


    Ich bezog die 4% aber nicht auf die Leitzinsen, sondern auf die Zinsen für 5jähriges Festgeld. 4% beim Leitzins sind eigentlich ziemlich klar, am Ende sogar vielleicht 4,25 oder gar 4,50%. Um aber mehr als 4% bei einem 5jährigen Festgeld zu bekommen, müsste entweder der Leitzins deutlich über 4% gehen oder sich die Inversität der Zinsstrukturkurve aufheben. Solange aber der Markt erwartet, dass beim Leitzins zwischen 4 und 4,5 der Zinshöhepunkt erreicht ist und es Anfang 2024 wieder abwärts geht, wirst du keine Bank finden, die dir für 5 Jahre deutlich mehr als 4% zahlt.


    Der Markt erwartet bei den Leitzinsen derzeit


    16.03. +50 auf 3,50 (gilt als ziemlich sicher)

    04.05. +25 auf 3,75 (könnten auch +50 werden)

    15.06. +25 auf 4,00 (könnten auch +50 werden)


    Dann wären wir bei einem Leitzins zwischen 4 und 4,5%. Wörtlich sagte Nagel: "Aus meiner heutigen Sicht braucht es weitere signifikante Zinserhöhungen." Das denke ich, stellt niemand in Abrede, nicht einmal Lagarde, aber zwischen dem, was Falke Nagel im Vorfeld sagt, um Taube Lagarde unter Druck zu setzen und dem, was die EZB dann entscheidet, hat es auch schon in der Vergangenheit immer eine Diskrepanz gegeben. Was ist denn überhaupt "signifikant"? Selbst 2x 25 Basispunkte können je nach Sichtwiese schon signifikant sein.


    Lagarde hat sich heute auch geäußert, sich aber etwas moderater ausgedrückt und hinzu gefügt: "Wir möchten nicht die Wirtschaft abwürgen. Das ist nicht unser Ziel." Daran sieht man ja schon, wie es laufen könnte und dass am Ende irgendwo bei 4 bis 4,5% Schluss sein dürfte. Das ist zumindest der Marktkonsens, was nach derzeitigem Kenntnisstand bei den Leitzinsen zu erwarten ist und die Anleger werden am 16.03. genau hinhören, was Lagarde sagt. Vielleicht ändert sich dann die Erwartung und der Markt stellt sich auf ein anderes Szenario ein. Kann sein, das wird man sehen. Man braucht danach nur die Reaktion an den Anleihemärkten zu verfolgen.


    Es kann auch sein, dass ich nach Lagardes Rede am 16.03. oder 04.05. oder 15.06. zum Beispiel sage, dass nach derzeitigem Kenntnisstand bei einem Festgeld auf 5 Jahre maximal 4,5% zu erwarten sind. Ich weiß ja heute nicht, was sie sagen wird. Das ändert aber nichts daran, dass nach heutigem Kenntnisstand auf keinen Fall mehr als 4% zu erwarten sind, denn in diese Erwartung ist ja eine dreimalige Erhöhung der Leitzinsen bis zum 15.06. schon eingepreist. Mehr als 4% auf 5 Jahre bekommst du nur dann, wenn sich die Realität anders entwickelt, als es der Markt heute erwartet.

    Was du dir erhoffst, spielt leider keine Rolle ;) und Hoffnung ist eh kein guter Ratgeber in Vermögensfragen. Das, was du da skizzierst, geht vollkommen an den aktuellen Markterwartungen vorbei und wenn ich in den letzten 40 Jahren eins gelernt habe: Man sollte nie versuchen, schlauer als der Markt zu sein. Außerdem scheinst du vollkommen auszublenden, das wir aktuell eine unregelmäßige, in Teilen inverse Zinsstrukturkurve haben und es keine Anzeichen gibt, warum sich das in den nächsten sechs Monaten ändern sollte.

    Warum sollte man das nicht? Nimm z.B. aktuell 5 Jahre für (echte) 3,50% (mit Zins und Zinsenzins): Wo sollen denn die 5jährigen noch hin? Bis 4%? Okay vielleicht, aber mehr ist nach derzeitigem Kenntnisstand auf keinen Fall zu erwarten und bis dahin parkst du das Geld mit 2,5% und verlierst jeden Tag 1%/360. Man kann sich nämlich auch "tot warten". Lieber ein Drittel jetzt zu 3,50%, das nächste Drittel bei 3,75% und hoffen, das letzte Drittel noch mit 4% loswerden zu können. So hat man wenigstens mal einen Fuß in der Tür, falls es bei den mittelfristigen Laufzeiten vom aktuellen Niveau aus wieder abwärts geht.


    Der größe Irrglaube ist nämlich, dass viele Leute meinen, die Leitzinsen stünden in einem Zusammenhang mit mittel- oder langfristigen Laufzeiten. Das ist eben nicht der Fall und wenn die EZB bis Sommer noch insgesamt 100 Basispunkte drauf packt, wird sich das bei den langen Laufzeiten 5 bis 10 Jahre kaum auswirken. Viel entscheidender, als genau den Hochpunkt zu erwischen, ist doch die Frage, wo in zwei Jahren 3jähriges Festgelt stehen wird. Während ich noch aus dem 5Jahres-FG aus 2023 drei Jahre lang 3,50% bekomme, bekommts du für ein 3jähriges Festegeld dann vielleicht noch 2,0 bis 2,5%. Und dazu kommt die Frage: Mit welchem Zinssatz hast du die Zeit bis dahin überbrückt?