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Und natürlich der Klassiker:
Review: Siemens SL10
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Review Siemens SL10 D
"Muss eine Limousine aussehen wie eine Limousine?"
So wie Audi 1997 den neuen A6 bewarb hätte auch Siemens über sein SL10 reden können. Muss ein Handy denn aussehen wie ein Handy?
1.) Äußerlichkeiten
Vergleicht man das SL10 mit seinen Zeitgenossen so fällt natürlich als erstes das extravagante Gehäuselayout ins Auge. Display, Softkeys und die wichtigsten Tasten sitzen im Wahrsten Sinne des Wortes auf der OBERSchale, während sich der Zehnerblock auf die Unterschale quetschen muss. Das hat den großen Vorteil dass das Gerät im geschlossenen Zustand herrlich einfach und schnörkellos ausschaut ohne dass man auf irgendwelche Tasten verzichten muss.
Aber dieses Design hat auch sein Schattenseiten. So ist der "Pro-Slide" Mechanismus recht empfindlich gegenüber Grobmotorikern und auch sand und sonstigen Pöbel-Schmutz hat das Gerät gar nicht gern. Es fühlt sich ohnehin auf dem Green wohler als auf der Baustelle. Auch das Displayglas ist sehr fragil und mag es weder wenn man sich draufsetzt noch wenn es sich die Hosentasche mit einem Schlüsselbund teilen muss.
Ein feiner Zug dagegen ist es von Siemens gleich eine Ladestation mitzuliefern, in der man das Handy stilvoll deponieren kann. Im Nachhinein fällt auch auf warum: Das SL10 hat bis auf die zwei Ladekontakte keinen direkten (draht) Anschluss an die Außenwelt. Allein über IrDA könnte es gehen aber dazu später. Was mich persönlich wirklich stört ist die Antenne. Jener Stich in das Herz jedes Design-Fans kann es von der Länge her sogar mit den T-Sharks der Ericsson Handys aufnehmen. Nur ist sie nicht ganz so stabil so dass sie nach kürzester Zeit leicht schräg steht oder gar abbricht.
2.) Bedienung
Alles bleibt einfach. Ein einfaches und logisch strukturiertes Menü. Das SL 10 ist halt noch ein Siemens der alten Schule. Nun könnte man ja sagen "Wo nicht viel ist kann auch das Menü nicht schwierig sein". Da ist natürlich was dran aber wenn ich mir die /// oder die Motorola aus dieser Zeit anschaue dann kommt mir das kalte Grausen. Vor allem das (Dreifarb) Display ist für sein alter super. Zwar ist es sehr winkelabhängig aber dafür ist es groß und tagsüber perfekt ablesbar. In der Dämmerung kann es aber schwer werden weil die Beleuchtung viel zu schwach (dafür aber blau-grün) ist.
Wie oben schon gesagt ist das Handy im Normalfall komplett von der Oberschale aus zu bedienen. Das schont den Pro Slide und man hat gleichzeitig ein herrlich kompaktes Gerät zur Hand. Aber auch der Pro Slide hat einige Funktionen. So kann man durch Zuschieben das SL in den Bereitschaftsmodus zurückversetzen und optional auch noch die Tastensperre aktivieren. Aufgehoben wird sie entweder mit der versenkt angebrachten "auflegen" Taste oder durch aufschieben. Das kommt immer sehr lässig wenn man das SL mit einer Hand schließt und dann in die Tasche gleiten lässt, was nicht zuletzt deshalb sehr gut funktioniert, weil das Sl10 nach hinten hin spitz zuläuft.
3.) Ausstattung
Oh je, das ist natürlich bei alten Handys immer so eine Sache. Das waren halt noch handys und keine SMS-Daddel-Bluetooth-Organizer mit Telefonierfunktion sondern eben Telefone. Das SL10 hat immerhin schon eine Uhr und einen Wecker integriert. Vibrationsalarm wäre mit einem 1100 mAh extended Akku zwar möglich, in der Praxis blieb der akku aber ein Ladenhüter, weil er dem SL10 einen fürchterlichen Rucksack verpasst hätte. Die Infrarotschnittstelle ist zwar günstig angebracht (Oben am Handy) aber dafür funkt sie noch nach einem uralten IrDA Protokoll, das kein mir bekanntes (modernes) Handy unterstützt. Auch kann man damit keine Rufnummern übertragen so wie heute sondern ausschließlich Datenverbindungen zu einem Laptop herstellen. Praxiswert davon ist mangels HSCSD/ GPRS/ UMTS etwa gleich null.
4.) Akkulaufzeit
Hier schlägt die schwärzeste Stunde für das SL10. 46 Stunden Standby waren schon damals nicht besonders und sind heute völlig indiskutabel. Auch die 3 Stunden Sprechzeit sind eher Mager. Ein Power-User muss das SL10 also jeden Abend in die Ladeschale stellen. Das ist zwar im Alltag kein Problem aber ein wochenende bei den Großeltern ist ohne Ladeequipment nicht drin und das ist recht umständlich zu transportieren.
5.) Display
Wie vielleicht einigen von euch (noch) bekannt ist gab es beim SL10 sehr oft probleme mit dem Display. Die begannen mit fehlenden Zeilen und endeten bei Totalausfällen. Siemens war und ist hier sehr kulant, obwohl sie verständlicherweise langsam den Support einstellen. Ich persönlich hatte nie Probleme aber ich wusste auch dass man das SL10 dahingehend vorsichtig behandeln sollte und wenn man das tut dann braucht man IMHO keine Probleme mit dem Display zu befürchten.
Conclusio
Auch wenn das SL10 sicher nicht mehr zeitgemäß ist, ist es immer noch ein wunderschönes Designerstück, das in keiner Sammlung fehlen darf.
Appendix:
I: Wie mir unterm schreiben gekommen ist, habe ich schon eine zweite Meinung zu diesem Thema geschriben. Ihr findet sie hier: Siemens SL10 en detail!
II: Versionen des SL10
Es gab insgesamt 5 Versionen des SL10.
1.) SL10 Der Urvater aller SL10 (nur Full Rate, D-Netz)
2.) SL10 D Versteht sowohl Half- als auch Full-Rate, ist also ein Dual-Rate Handy für das D-Netz
3.) SL10 E Das einzige E-Netz SL10 gab es bei uns (leider nicht) Es konnte übrigens schon EFR
4.) SL10 (?) Ein Prototyp für den Fingerprint Sensor von Siemens. Leider ging er nicht in Serie
5.) SL10 (?) Eigentlich nur ein Akku mit dem Fingerprint Sensor, aber ich kann mir nicht vorstellen dass man den einfach so in jedes SL10 packen kann also noch eine Spezialversion.
und das Innenleben des Akkus
Für die Fingerprintbilder vielen Dank an meinen Kontakt bei Siemens.
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edit: Hier auch noch die Meinung von dooyoo.de (etwas älter aber lest selbst :D)
Siemens SL10 en detail!
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Einführung
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Seit einiger Zeit bin ich nun stolzer Besitzer eines Siemens Sl10 Handies und es hat mir noch nie Grund zur Klage gegeben. Es ist immer noch ein Traumhandy par excellence, das den Vergleich mit seinen Enkeln nicht scheuen braucht!
Äußerlichkeiten
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Das SL10 ist ein modernes Monoband-Handy im wohl schönsten Gehäuse, das je gebaut wurde. Besonderer Clou ist ein raffinierter Schiebemechanismus, der den Siemensianern 1998 einen Designpreis bescherte. Die obere Hälfte mit dem Display und den Softkeys lässt sich etwa sechs Zentimeter nach oben schieben und gibt den Blick auf eine Folientastatur preis. So ist man vor Fehlbedienung recht gut geschützt, zumal das Handy auf Wunsch durch bloßes Zuschieben automatisch die Tastensperre für die 4 Bedientasten und die 4 (!!) Softkeys aktiviert. Auf der Rückseite ist eine Aussparung die den Standard-Akku ohne Buckel aufnimmt. Wie es damals für Siemens typisch war kommt auch dieser Mechanismus ohne wackelige Akkudeckel aus.
Bedienung
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Wieder mal perfekte Bedienung und vorbildlicher Displayaufbau. So oder so ähnlich urteilt das Gros der SL10 Benutzer. Und zu recht. Die Menüführung ist selbsterklärend und jemand, der je in seinem Leben ein Siemens-Handy bedient hat, wird automatisch jedes andere, "echte" Siemens-Handy auf Anhieb bedienen können (die Bosch-Siemens Handys S40/42 und C/M 30 mal ausgenommen). Beim telefonieren ist der "Pro Slide" genannte Schiebemechanismus sehr praktisch. Gespräche kann man durch einfaches Aufschieben des Gehäuses annehmen. Dadurch hat man dann auch ein vernünftig großes Telefon, das vom Komfort her einem Festnetzgerät ebenbürtig ist. Das Gespräch wird durch Zuschieben beendet. Aber auch geschlossen ist das Gerät voll funktionstüchtig.
Akku/ Standby
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40 Stunden Standby oder drei Stunden Talktime. Das verspricht der Prospekt vom Standard Akku. Die Praxis dagegen versprich in jedem Fall ein Wochenende ohne Steckdose. Wer länger weg bleibt, tut gut daran den Tischlader mitzunehmen, denn zum einen ist dieser sehr handlich und zweitens ist der Reiselader nur sehr umständlich an der Rückseite des Gerätes anzuschließen, so dass das Gerät nicht mehr richtig liegen kann. Für Hardliner ist ein Vibrationsakku zu empfehlen. Dieser ist baugleich mit dem des Siemens S10/ S11 und hat mit 1100 mAh die doppelte Kapazität des Normalakkus (600 mAh). Leider bekommt das Gerät dadurch aber einen unschönen Buckel.
Empfang/ Sprachqualität
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Wie die meisten älteren Siemens Handys zeichnet sich das SL10 auch durch einen überdurchschnittlich guten Empfang aus. Das ist einem dann doch die Stummelantenne wert. Ein modernes Siemens S-35 kann es vom Empfang her nicht mit dieser Design-Ikone aufnehmen. Auch die Sprachqualität ist schon ohne EFR sehr gut, weil der Lautsprecher immer gut am Ohr liegt und nur bei wirklich schlechter Empfangslage
ein wenig rauscht. Ohnehin hängt die Sprachqualität von Handys viel stärker von der Qualität der Lautsprecher und Mikrofone als von technischen Fachsimpeleien wie Full Rate (FR) oder Enhanced Full Rate ab. Es ist völlig unangemessen Werbung für "glaskare EFR Gesprächsqualität" zu machen, wenn der Lautsprecher des Handys nicht wiedergeben kann, was die Technik prinzipiell erlaubt.
Sonstiges
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Das SL10 war seinerzeit das einzige Siemens Handy, das eine I/R Schnittstelle hatte. diese befindet sich wohl aus Designgründen auf der Vorderseite der unteren Schale. Hier wäre etwas Form-Follows-Function-Denken angebracht gewesen. Denn durch diese Positionierung des riesigen I/R Fensters ist der PDA oder Laptop immer im vollen Strahlbereich des Handys. Beeinflussungen sind da besonders ärgerlich zumal alle späteren Siemens Handys die I/R Schnittstelle auf der Seite haben.
Das riesige Farbdisplay ist zum SMS lesen optimal geeignet, aber die Farbe ist wirklich nur eine Spielerei. Die Beleuchtung des Displays ist ein wenig unregelmäßig und speziell bei schräger Draufsicht ist das Display auch relativ schwer ablesbar. Tagsüber fällt das aber nicht auf. Aber das Display macht aus anderen Gründen von sich reden: Das SL10 ist konstruktionsbedingt sehr anfällig für Displayausfälle. Da das Gehäuse aufschiebbar fällt der obere Teil mit dem Display recht flach aus. Um die ganze Technik dennoch unterzubringen entschied man sich fatalerweise dafür die Rückseite der oberen Schale ziemlich dünn zu bauen. So kann aber beim telefonieren die Oberkante der unteren Schale von hinten genau auf die Mitte des Displays drücken und es so schnell zerstören. Deswegen von einem Konstruktionsfehler zu sprechen erscheint mir dennoch überzogen, weil man das meiner Meinung nach in Kauf nehmen muss. Niemand würde beispielsweise über Porsche schimpfen wenn die Autos bei forcierter Fahrt konstruktionsbedingt mit dem Heck ausbrechen.
Meine Meinung zu den Displayausfällen
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Kaum ein Handy von Siemens hat je eine solche Resonanz hervorgerufen wie dieses erste Edel-Handy der Marke. So hat es auch ein unverwechselbares Flair, das erst das SL45 wieder in Ansätzen erreicht. Aber wer schön sein will, der eben muss leiden und das gilt auch hier. Vor allem wenn Rambos schön sein wollen. Viele Leute beschweren sich, dass ihnen das Display kaputtgegangen ist, aber meistens sieht man dann auf den ersten Blick warum: Kratzer soweit das Auge reicht, ein ausgeleierter Schiebemechanismus, Fallspuren und und und. Natürlich sollte ein normales Handy das alles klaglos überstehen aber das SL10 ist halt kein normales Handy. Genausowenig würde ja auch kaum jemand von einem Cabriolet erwarten, dass es die Rallye Monte Carlo übersteht. Man muss halt aufpassen können. Das soll natürlich nicht heissen, dass das SL10 ein Sensibelchen ist, aber robust ist es auch nicht gerade. Aber aus Sicht unserer Rambos ist allein das Handy schuld. Genauso wie ein Audi TT nun mal kein Idiotenauto ist, ist das SL10 ein Handy für Menschen, die auf ihre Sachen aufpassen.
Ich hoffe das war die Ladezeit auch wert