QUOTE] Original geschrieben von Chevygnon
Sicherlich ist diese Steuer eher Augenwischerei, in erster Linie dazu da, um die breite Masse ein wenig zu beruhigen.
Und mit Sicherheit gibt es bedeutend effektivere Mittel und Wege, um den Staat finanziell zu sanieren.
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Das sehe ich ganz genau so. Diese Steuer dient zum größten Teil der Beruhigung der Arbeitnehmer am unteren Ende der Lohnskala, soll eben genau den auch schon von EM zitierten "wir holen es uns auch von den großen!"-Gedanken evozieren.
Nun muss man ja aber auch den rest der Skala betrachten und damit meine ich nicht die paar Hanseln, die durch diese Steuer wirklich betroffen sind, denn ab 250.000,- Euro Jahresgehalt werden die 3% nicht wirklich auffallen. Diese Neidsteuer, denke ich, hat großes Potential, die ohnehin schon sehr verstimmten (noch!) Gutverdienenden wirklich ganz und gar die Lust auf's arbeiten zu nehmen.
Die Leute aus meinem Bekanntenkreis, die so ein Einkommen beziehen, rackern sich für ihren Job halb tot. 50 Wochenstunden ist die absolute Untergrenze, praktisch läuft es im Mittel auf 60+ hinaus. Dazu kommt die Verantwortung, teils extrem weitreichende Entscheidungen fällen zu müssen. Was passiert bei einer Fehlentscheidung? So eine Entscheidung kann den Job kosten, kann das Unternehmen schädigen, haben Leute mit mittlerem Einkommen auch diesen Druck? Wenn ich nachfrage, wie oft und wie lange diese Leute Mittagspause machen, dann ernte ich ziemliches Gelächter. Mein Chef ist morgens der erste im Büro, geht als einer der letzten, hat sein Handy am Wochenende nicht ein mal aus und trifft sich nach Feierabend häufig noch mit Kunden. Mit Freizeit und Familie und Hobby sieht's da nicht all zu gut aus. Wie oft sehen diese Leute ihre Kinder? Zum Abendessen? Mal am Wochenende?
Und was ist mit den Menschen, die Selbstständig sind? Die das ganze Risiko ihrer Existenz alleine tragen. Fragt doch mal in eurem Bekanntenkreis rum, wieviele Tage diese Leute im Jahr krank sind und zuhause bleiben? Da wird mit der halben Hausapotheke gegengeschossen und um 8 geht's halt dann mit 38 Fieber ins Büro, weil von selbst nichts läuft.
Natürlich gibt es Leute, die über connections in ihrem Chefsessel sitzen, genau so wie es extrem unfähige Manager mit wenig Zeiteinsatz gibt. Die Arbeit eines Bauarbeiters ist schweineanstregend, die eines Chirurgen aber auch, der Bauarbeiter hat nach 40 Jahren kaputte Knie und den Job von einer Putzfrau würde ich wirklich als absolut ätzend empfinden. Nur auf der anderen Seite stehen halt auch der Arzt, der von 6 Operationen täglich einen total kaputten Rücken und nen Bandscheibenvorfall bekommen hat und der Manager, der mit 50 ein unangenehmes ziehen in Brust und linkem Arm verspürt. Und Angst um ihren Job haben wir ohnehin alle.
Wieso kann man denn den oben zitierten Leuten nicht einfach mal ihren schicken Geschäftswagen (ja eh schon überall schon auf ziemlich niedrigen Stufen üblich) und ihr höheres Gehalt gönnen?
Hättet ihr wirklich allen Ernstes Lust, MEHR ALS DIE HÄLFTE dessen, was ihr in 250 Stunden+ verdammt harter Arbeit im Monat verdient (und verdienen im Sinne eines Einkommens ist nun nicht von ungefähr das Wort "sich etwas VERDIENEN") habt, an Steuern abzuführen?
Wer mehr verdient, der kann auch mehr leisten und soll das auch tun, weil schwächere Mitglieder unserer Gemeinschaft mitgetragen werden sollen. Genau das passiert aber ja doch schon durch einen steurlichen Prozentsatz. Nur warum der auch noch unverhältnismäßig/überproportional sein muss, verstehe ich nicht. Allerdings verstehe ich auch nicht, warum es eine Erbschaftssteuer gibt, durch die ich Dinge und Wertgegenstände, die in Deutschland doch ohnehin schon x-mal besteuert wurden, noch einmal abführen muss, aber das ist ein anderes Thema :).
Jetzt eine noch viel unpopulärere Aussage zum Abschluss ;): Ich bin ein echter Fan einer hohen Mehrwertsteuer, denn diese ist in meinen Augen die fairste Art der Besteuerung. Ob ich nun der Meinung bin, mir einen Lambo in die Garage stellen zu müssen, weil ich meinen Nachbarn ärgern will oder bei Aldi einkaufe, alles unterliegt völlig neidfrei dem selben Satz.
Zitat
Zu dem kannst du als Angestellter einer Zeitarbeitsfirma kaum Geld an die Seite legen und musst definitiv bis 65/67 arbeiten, waehrend du als Besserverdiener auch Geld an die Seite legen kannst.
Andrea
und das ist ebenso definitiv totaler unreflektierter populistischer Quatsch.
Schonmal durchgerechnet, was von 60.000,- Euro Jahresgehalt monatlich übrig bleibt? Solltest Du mal machen, ist traurig, da ist mit der hohen Kante leider nicht mehr allzuviel zu reissen. Das klitzekleine Detail, daß ein nicht unerheblicher (man könnte auch "gigantisch" sagen) Prozentsatz Deiner Rente pro Monat geringerer Arbeitszeit dann auch von Deinen Gesamtansprüchen einbehalten wird, solltest Du vielleicht auch noch in Deine Überlegungen mit einfliessen lassen. Um diesen Nachteil nämlich auszugleichen, muss man eine ziemlich hohe Kante haben.