Da dieser Thread bereits Offtopic ist, äußere ich mich auch zu der Frage der Todesstrafe. BigBlues Beiträge fand ich im allgemeinen sehr fundiert, aber hier muß ich ihm deutlich widersprechen.
Ich bin auch der Meinung, daß grundsätzlich niemand das Recht hat, einen anderen Menschen zu töten. Das schließt für mich die Todesstrafe aus.
Abgesehen von diesem absoluten Standpunkt, der sicherlich angreifbar ist, gibt es auch eine Vielzahl von praktischen Erwägungen.
Ich stehe noch unter dem Eindruck des Film "Monster´s Ball", den ich vorhin im Kino gesehen habe. Die Todesstrafe ist ganz verkürzt gesagt, eklig und eine starke psychische Belastung für die Menschen, die an ihrer Vollstreckung mehr oder weniger beteiligt sind. Ich muss auch zugeben, daß ich genervt bin, wenn in den Medien wieder einmal über die Todesstrafe in den USA berichtet wird. Es stört mich, wenn hier jemand, der abscheuliche Verbrechen begangen hat, in gewisser Weise als Opfer präsentiert wird. Andererseits ist diese Berichterstattung notwendig, da die Art und Weise, wie die Todesstrafe in den USA gehandhabt wird, sehr kritikwürdig ist. Es werden Menschen nach vielen Jahren getötet, unabhängig davon, inwieweit sie sich von ihren Taten distanziert haben und ob sie jemals wieder straffällig würden. Das würde bedeuten, daß man die Strafe bald vollstrecken müßte, was das Risiko von unwiederruflichen Justizirrtümern erhöhen würde. Es sind zudem die Unrechtsregime, die besonders schnell vollstrecken. Es gibt außerdem Hinweise, daß in China mit den Organen Verurteilter Handel getrieben wird.
Wenn ein Angehöriger von mir Opfer eines Verbrechens würde, würde ich wollen, daß der Täter seine gerechte Strafe erhält und sehr sehr lange im Gefängnis sitzt. Ich würde nicht wollen, daß er zum Tode verurteilt wird und über lange Zeit immer wieder in den Medien auftaucht. Es würde mich auch stören zu wissen, daß irgendwann eine Einladung kommen kann, an der Hinrichtung als Beobachter teilzunehmen. Es bringt mir meinen Angehörigen nicht wieder, wenn ich den Täter sterben sehe. Ich will in keiner Weise Mitleid mit Verbrechern haben müssen! Hinter Schloss und Riegel und fertig!
Der andere Punkt ist, daß Kinder vor besonders gefährlichen Menschen geschützt werden müssen. Einer der besten Denkanstösse zu diesem Thema ist die Schlußsequenz aus Fritz Langs "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", die wahrscheinlich niemand vergißt, der den Film einmal gesehen hat.
Hier geht es aber um einen ganz anderen Fall. Der Mörder von Jakob war nicht pädophil oder hat aus irgendeiner vermeintlichen Zwangslage heraus gehandelt. Dies war ein kaltblütiger und geplanter Mord aus Habgier an einem Kind, das er kannte. Das macht dieses Verbrechen so erschreckend und erklärt das große Interesse der Öffentlichkeit. Es ist so schwer zu begreifen, was einen 27jährigen Jurastudenten, also jemanden, der ebensogut ein typisches TT-Mitglied sein könnte (Was wäre, wenn sich herausstellen würde, daß er hier oder bei HK tatsächlich mal gepostet hat? :eek: ), dazu bewegt hat, soetwas zu tun. Dieser Extremfall, das ein "ganz normaler" Mensch plötzlich aus Gier zum Kindermörder wird, spricht die Bevölkerung an und erinnert sie vielleicht an das Böse in jedem einzelnen. Das übergroße Medienecho, das sich natürlich an den Interessen der Konsumenten orientiert, hängt damit weniger mit der Prominenz des Opfers als vielmehr mit der Unverständlichkeit der Tat zusammen. Wenn es hart ausdrückt, gehören Sexualstraftäter zum Alltag in der Strafverfolgung und den Medien. Dieser Fall hebt sich ab und erzeugt deshalb Aufmerksamkeit. Die Familie "von Metzler" würde ich auch nicht als prominent bezeichnen. 99% der Zuschauer hatten wahrscheinlich noch nie vorher von ihnen gehört.
Übel aufgestoßen ist mir aber trotzdem die Sendung "Die Nacht" oder so ähnlich bei SAT1, die Mittwoch früh um 0.15 das Thema wirklich ausgeschlachtet und jedes Bild und jede noch so nichtige Information dreimal gebracht hat. :flop: