Entlassung einer Mitarbeiterin: Wie verhalten?

  • Hola,


    morgen Vormittag habe ich die zweifelhafte "Ehre", die Sekretärin/Assistentin meines Kollegen und mir innerhalb der Probezeit zu entlassen, was mir heute Mittag unser Geschäftsführer telefonisch mitteilte. Da mein Kollege (Abteilungsleiter) Urlaub hat, bleibt das an mir hängen.



    Und jetzt habe ich gehörig die Hosen voll. :rolleyes:



    Ich habe bei ehemaligen Arbeitgebern schon regelrechte Entlassungswellen mitbekommen, habe viele gute Kollegen "verloren", bin auch selbst schon entlassen worden und stelle mir nun ständig vor, was in ihr vorgeht, wenn ich sie darüber informiere - sie ahnt nichts davon und ich befürchte, dass für sie (wie bei mir damals) eine Welt zusammenbricht. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich sehr wohl in unserem Männerhaufen fühlt und war auch von Anfang an menschlich akzeptiert und integriert. An der Arbeitsleistung mangelt es aber nunmal, deshalb dieser Schritt.


    Momentan bin ich mir noch absolut nicht im Klaren, wie ich mich verhalten soll. Menschlich ist Mitleid/Mitgefühl angebracht, beruflich wäre es übertrieben, da sie sich selbst (unbewusst?) in diese Lage gebracht hat.


    Soll ich also einen auf kaltes Arschloch machen? Wäre vielleicht die distanzierteste Methode - aber auch die "sauberste" und gerechteste?
    Desweiteren bin ich dafür auch absolut nicht der Typ.


    Andererseits tut es mir persönlich schon leid, was ihr wiederfährt - kann man ihr das aber rüberbringen, ohne die Loyalität der Firma gegenüber zu vernachlässigen?


    Ich werde sicher nicht über meinen Arbeitgeber lästern oder die Entscheidung (welche ich zumindest nicht treffen musste) in Frage stellen - möchte sie aber auch gerne aufbauen, ohne abgedroschen zu wirken, wenngleich ich am allerliebsten jeder persönlichen Konfrontation aus dem Weg gehen würde.



    Ich hasse solche Situationen.



    Sicher erwarte ich hier nicht die ultimative Lösung für diese Sache, vielleicht hat aber selbst schon jemand Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht und kann mir den ein oder anderen Tipp geben.



    Stefan

  • Re: Entlassung einer Mitarbeiterin: Wie verhalten?


    Zitat

    Original geschrieben von Stefan
    Sicher erwarte ich hier nicht die ultimative Lösung für diese Sache, vielleicht hat aber selbst schon jemand Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht und kann mir den ein oder anderen Tipp geben.


    Du solltest klarstellen, dass du in dieser Hinsicht die Geschäftsleitung vertrittst und daher halt diese Aufgabe hast. Auch solltest du die Gründe, die zur Entlassung geführt haben, sofern du sie genau kennst, im Gespräch nennen. Laß´ dich aber nicht auf Diskussionen ein. Eine distanziertere Haltung ist sicher angebracht.


    Ist sicher nicht einfach und es wird auch durch Wiederholung nicht einfacher. Aber da musst du durch ...

  • Du schreibst selber, dass es an ihrer Arbeitsleistung mangelt.
    Wenn Du Ihr das nicht klar machst kann sie daraus nichts lernen und wird im nächsten Job wieder auf die Schnauze falllen.


    Wenn Du Ihr also wirklich längerfristig was gutes tun willst erklär ihr nüchtern und sachlich wieso ihr euch von ihr trennt.


    Alles andere (auch Aufbauhilfe) mag zwar im ersten Moment als ganz sinnvoll erscheinen, aber weiterbringen wird die gute Frau das nicht


    Gruß
    CH

  • Sie war doch deine Sekretärin. Der Geschäftsführer wird ja dann sicherlich von dir oder deinem Kollegen über ihre Arbeitsqualität informiert worden sein, da er diese Entscheidung alleine sicher nicht getroffen hätte.


    Also wird sie dich sowieso für ein Ar***loch halten. ;)


    Ich gehe davon aus, daß man mit ihr schon ein Gespräch über ihre Arbeitsleistung in der Probezeit geführt hat. Dann erkläre ihr, daß trotz dieses Gespräches keine Besserung eingetreten ist und die jetzige Kündigung die logische Konsequenz ist.


    Solltet ihr trotz einer durchgehend mangelhaften Arbeitsleistung fast 6 Monate lang ohne ein entsprechendes Gespräch ausgekommen sein, fände ich das vom Management etwas arm. In diesem Fall würde ich konkrete Vorgänge in der jüngsten Zeit ansprechen, da ansonsten sicher der Kommentar "Warum haben Sie mir das denn nicht mal gesagt..." kommt.


    Gruß ... Andreas

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  • Zitat

    Original geschrieben von Merlin
    Du solltest klarstellen, dass du in dieser Hinsicht die Geschäftsleitung vertrittst und daher halt diese Aufgabe hast. Auch solltest du die Gründe, die zur Entlassung geführt haben, sofern du sie genau kennst, im Gespräch nennen. Laß´ dich aber nicht auf Diskussionen ein. Eine distanziertere Haltung ist sicher angebracht.(...)


    Daran habe ich auch schon gedacht, mich etwas hinter der Geschäftsleitung zu "verstecken". Ich habe allerdings die Befürchtung, dass es auf die persönliche Ebene abdriftet. Sie macht zwar im wahrsten Sinne des Wortes und auch auf die Arbeit bezogen einen sehr lockeren Eindruck, wird IMHO aber auch schnell emotional - Distanz zu wahren könnte schwer werden.



    Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    Du schreibst selber, dass es an ihrer Arbeitsleistung mangelt.
    Wenn Du Ihr das nicht klar machst kann sie daraus nichts lernen und wird im nächsten Job wieder auf die Schnauze falllen.
    Wenn Du Ihr also wirklich längerfristig was gutes tun willst erklär ihr nüchtern und sachlich wieso ihr euch von ihr trennt.(...)


    Ich glaube, das war ein "nächster Job", bei dem sie "auf die Schnauze gefallen" ist. Sie strotzt zwar vor Selbstsicherheit, ist im Arbeitsalltag aber eher schusselig und unkonzentriert. Wird sie auf Fehler hingewiesen, nimmt sie es scheinbar auf die leichte Schulter und erzählt im nächsten Atemzug schon wieder von ihrem Ziegenbock, der kastriert wurde. Man könnte es fast komisch finden, wenn es nicht so "tragisch" wäre.



    Zitat

    Original geschrieben von igel-online
    Sie war doch deine Sekretärin. Der Geschäftsführer wird ja dann sicherlich von dir oder deinem Kollegen über ihre Arbeitsqualität informiert worden sein, da er diese Entscheidung alleine sicher nicht getroffen hätte.


    Ich war in den letzten Monaten sehr viel im Aussendienst, sodass ich ausser am Telefon nicht so übermäßig viel von ihr mitbekommen habe. Lt. Aussagen meines Kollegen, verging allerdings kaum ein Tag, an dem sie sich keinen Fehler erlaubt hat, worauf sie direkt deutlich hingewiesen wurde - aber scheinbar hat sie es nicht ernst genommen.


    Zitat

    (...)
    Ich gehe davon aus, daß man mit ihr schon ein Gespräch über ihre Arbeitsleistung in der Probezeit geführt hat.(...)


    Ein konkretes Gespräch gab es nicht. Ausser der täglichen Hinweise, lieber zweimal zu fragen, bei Unsicherheiten ein drittes Mal nachzuprüfen und sich selbst um gewisse organisatorische Dinge zu kümmern.


    Zitat


    Solltet ihr trotz einer durchgehend mangelhaften Arbeitsleistung fast 6 Monate lang ohne ein entsprechendes Gespräch ausgekommen sein, fände ich das vom Management etwas arm. In diesem Fall würde ich konkrete Vorgänge in der jüngsten Zeit ansprechen, da ansonsten sicher der Kommentar "Warum haben Sie mir das denn nicht mal gesagt..." kommt.


    Sie ist erst 2,5 Monate dabei. Die Zeugnisse sahen besser aus, als es sich rausgestellt hat - anfangs wurde das darauf geschoben, dass sie noch nicht lange genug dabei ist, nach und nach hat sich dann eben heraus gestellt, dass sie sich wohl verdammt gut verkaufen kann.


    Für ein konkretes Gespräch hatte niemand bei uns die Zeit oder den Nerv. Diese Woche war es dann eben meine Aufgabe, mir ein genaues Bild von ihr und ihrer Arbeitsleistung zu machen - die Entscheidung zur Entlassung stand wohl aber schon vorher fest. Da unser GF in solchen Angelegenheiten immer auch mit sich selbst hadert, musste nun eben die Frist gewahrt werden, weshalb es auch relativ schnell gehen muss.


    Da ich eigentlich immer das Gute im Menschen sehe / sehen will, bin ich im Nachhinein dieser vier Tage schon etwas geschockt, dass ich mehr über ihren kastrierten Ziegenbock und den nassen Hintern, weil man vergessen hat den Fahrradsattel bei Regen abzudecken, erfahren habe, als von der Arbeitsleitung zu profitieren. Nachdem ich dann heute durch Zufall noch die Überweisung meiner Spesenabrechnung von immerhin >500.- € mit falsch eingetragener Kontonummer gesehen habe, befürworte ich die Kündigung zu 100% - menschlich macht es das allerdings keinen Deut leichter.


    Aber es hilft wohl nichts - Arschbacken zusammenkneifen und gnadenlos durchziehen. Ich hoffe, das geht morgen recht reibungslos vonstatten - beschissen fühle ich mich allerdings trotzdem.


    Danke einstweilen für die Tipps - drückt die Daumen, dass sie es wie ein Mann nimmt.



    Stefan

  • Moin! Vielleicht liest Du das ja noch ;)


    Wie schon geschrieben:
    - Sich ein ruhiges Büro suchen, wo ihr absolut nicht gestört werdet. Auch Telefon umstellen und zur Not draußen ein "Besprechung"-Schild an die Tür.
    - Nicht lange um die heiße Wurst drum rum reden - irgendwann ist eh klar, worauf es hinauslaufen wird, also nach einer kurzen Begrüßung ab ins kalte Wasser (gilt auch für Dich ;)).
    - Gib ihr erstmal Zeit, den ersten "Schock" zu verdauen.
    - Erläutere auf der sachlichen Ebene, warum ihr mit ihren Leistungen nicht zufrieden seid. Benenne konkrete Beispiele. Du solltest auch gleich dazu sagen, dass sie - wie Du sagst - Kritik zu locker nimmt und die Fehler geblieben sind.
    - Du darfst schon Mitgefühl zeigen - das kalte A*** raushängen zu lassen bringt euch beiden nix. Sage ihr offen, dass es Dir (menschlich) leid tut. Lasse Dich aber an der Stelle auf keine großen Diskussionen ein. So wichtig die Chemie zwischen Kollegen/innen auch ist, wir sitzen hier nicht im Cafe, sondern auf der Arbeit. Also hier wieder auf die sachliche Ebene gehen und die Argumente wiederholen / weiter untermauern.
    - Gib ihr ein offenes ehrliches Feedback. Und zwar nach der Sandwich-Methode: erstmal was positives, z.B. dass sie kontaktfreudig ist etc. Dann das negative Feedback: "uns hat gestört / nicht gefallen, dass...". Bleibe dabei in der ich oder wir-Form. Also "uns hat nicht gefallen, dass", "wir hätten uns in punkto blablabla mehr erhofft / mehr erwartet". Und nicht das anschuldigende "Sie haben x, Sie haben y, Sie haben z!". Wenn Du von Dir sprichst und Deinen Eindrücken (in Vertretung des Unternehmens) kann man damit zwar nicht einverstanden sein - aber man kann es auch nicht abstreiten, denn es sind *Deine* Beobachtungen. Das andere hingegen sind Vorwürfe und die lassen sich anfechten - also nix gut!
    - Verpacke das negative Feedback so, dass sie zumindest die Chance hat, etwas daraus für den nächsten Job zu lernen. Also: worin hätte sie besser sein müssen, wo sollte sie in euren Augen sich verbessern (um im nächsten Job erfolgreich(er) zu sein).
    - Negatives Feedback lässt sich am besten annehmen, wenn es ehrlich und authentisch rüber kommt. Von daher finde Deine Art, ihr das rüber zu bringen - und da darf wenn nicht muss die Beziehungsseite mit im Spiel sein. Also guten Kontakt herstellen wie ihr es auch sonst macht.
    - Erläutere weitere Schritte, z.B. wie lange sie noch im Unternehmen bleibt, etc (also die ganze formale Abwicklung).


    Dass sie vermutlich sauer auf Dich ist, ist erstmal natürlich. Das musst Du aushalten ;) Auch kann es sein, dass sie in Tränen ausbricht. Auch das musst Du dann aushalten - und zwar anderst als wenn Deine Freundin am heulen ist, weil ihr tollster Schuh kaputt gegangen ist :D, sondern ihr Zeit geben bis sie sich wieder halbwegs beruhigt hat. Mit trösten ist da nicht viel, als am besten die Klappe halten. Natürlich kannst Du dazu sagen, dass es Dir (menschlich) unangenehm ist - aber rechtfertige und entschuldige Dich nicht. Denn es gibt für diesen Schritt gute Gründe! Allerdings solltest Du schon gucken, dass es nach einer guten Zeit mit dem Gespräch weiter geht.


    Denn mal viel Erfolg - und geh mal von aus, dass danach auch Dein Tag gelaufen sein wird :-/

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Moin! Vielleicht liest Du das ja noch ;)
    (...)
    Denn mal viel Erfolg - und geh mal von aus, dass danach auch Dein Tag gelaufen sein wird :-/


    Danke für die ausführlichen Worte - werde mir daraus jetzt gleich auf der Fahrt zur Arbeit im Auto eine Strategie zusammenbasteln.


    Na denn - auf in den Kampf!



    Stefan

  • Ich gehe auch mal davon aus, daß die Mitarbeiterin evtl. auch irgendwas ahnt. Wenn man nicht so toll mit den Leistungen zufrieden ist, wird die es schon auch ein wenig gespürt haben.


    Im Normalfall hatte die bestimmt schon mal eine oder mehrere Unterredungen mit der Geschäftsleitung.


    Wie aus allen Wolken fallen wird die bestimmt nicht.

    Gruß
    vom Stefan


    -Wer einmal in Fürth war, der findet es überall auf der Welt schön-

  • Moin,


    ich bin der gleichen Meinung wie Indiana1212:


    Wenn die Arbeitsleistung nicht zufriedenstellend ist, dieses bemängelt wurde und das auch noch in der Probezeit, darf sich die entsprechende Person eigentlich nicht sonderlich wundern wenn sie entlassen wird. Ich denke auch, dass sie soetwas auch eigentlich ahnen müsste. Ich gibt aber wiederum auch Menschen die soetwas nicht merken :rolleyes:


    Ich wünsche dir ein glückliches Händchen bei dem Gespräch - wird schon schief gehen.


    Gruß,


    Sebi-TT

  • Nachtrittag ;)


    Deinem Cheffe kannste von mir einen schönen Gruß ausrichten, er wäre absolut unprofessionell und hat sich in diesem Punkt für seine Führungsposition disqualifiziert :D
    Begründung:
    1. gehört es zu seinen Aufgaben, Mitarbeitergespräche zu führen und regelmäßig Feedback zu geben, v.a. wenn die Frau mit ihren schlechten Arbeitsleistungen schon öfters aufgefallen ist. Sie hat bis es zu spät ist nie ernsthaft gesagt bekommen, wie ernst es mit der Unzufriedenheit bzgl. ihrer Arbeitsleistung um sie steht - und damit keine Chance bekommen, sich die Sache nochmal inniger zu überlegen.
    2. drückt er sich - und nix anderes ist es - vor dem Trennungsgespräch und überträgt es an einen seiner Mitarbeiter. Wenn er solche Gespräche nicht führen kann oder führen mag, soll er seinen Posten räumen. Denn wenn das Gespräch so dringend und wichtig ist, hätte er was auch immer er heute macht verschieben müssen. Trennungsgespräche führen ist Chefsache und (eigentlich) nicht delegierbar.
    3. es ist absolut unprofessionell, Trennungsgespräche auf einen Freitag zu terminieren. Die Mitarbeiterin wird ein prima Wochenende haben. Natürlich ist für eine Kündigung immer ein schlechter Zeitpunkt, aber die Botschaft an einem Freitag zu verkünden, ist nochmal feste nachgetreten.



    In Zeiten, wo jeder dahergelaufene Hansel Seminare mit Titeln wie "Trennungsgespräche professionel führen" für Führungskräfte anbietet, wird er für die Zukunft ja vielleicht die paar hundert Euro noch übrig haben, seinen müden Hintern da hinzubewegen ;)
    Jedenfalls wundert mich in der deutschen Wirtschaft mal wieder gar nix, wenn ich das hier so lese... :rolleyes: :(

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

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