Fahrenheit 9/11


  • Häh? :confused:

  • hmm... ich weiss nich, ob das hier im threat schon erwähnt wurde (jedenfalls ergab die suche keine treffer):


    fahrenheit 9/11 lief ja gestern auf pro7 im fernsehn.


    HEUTE gibts auf SAT1 die wiederholung um 23.20h!

  • Für mich zeigt dieser Thread jedenfalls wieder deutlich, dass man keine Ahnung haben muß, nur um eine Meinung zu haben (und zu verkünden), siehe auch meine Signatur:

    Zitat

    "I had a clue. I didn’t like it. I took it back and exchanged it for an attitude."


    Die Erzeugnisse von Michael Moore als gleichgewichtig der "Propaganda der anderen Seite" zu beschreiben ist eine erhebliche Verharmlosung der "anderen" Seite, oder eine unangemessene Verzerrung von Moore. Der Name Anne-Coulter ist ja bereits gefallen, und es gibt eine laange Liste von weiteren Leuten die nicht nur gefährlichen und vor allem falschen Schwachsinn erzählen, sondern die dafür auch unangemessen viel Aufmerksamkeit und von Extremos sogar Lob für Mut zugesprochen bekommen. Aber das würde diese Diskussion leider voll kommen Offtopic führen.



    Bleiben wir mal bei Moore: Um seine Polemik und seine subtile Art der Meinungs-Schaffung zu beurteilen, kann man sich als Beispiel mal das hier bereits von mehreren genannte Herausfliegen der Bin-Ladens nehmen.
    Die meisten die den Film gesehen haben, so auch die welche die Szene hier im Thread kommentieren haben, scheinen zu glauben, dass Moore gesagt hätte, dass die Bin-Ladens
    a) während des Flugverbots
    b) ohne je vom FBI befragt worden zu sein
    c) außerhalb des Landes geflogen wurden


    Das ist aber nicht richtig, und das ist noch nichtmal das was Michael Moore wirklich sagt. Aber dennoch bekommt man den Eindruck wenn man sich die Kommentatorstimme zusammen mit den zusammengeschnitten Interviews und Bildausschnitten anschaut.


    Moore nimmt dazu auf seiner Webseite auch nochmal Stellung zu den Fakten die er wirklich nennt: http://www.michaelmoore.com/wa…f911notes/index.php?id=17, http://www.michaelmoore.com/warroom/index.php?id=4 und die sich von den Eindrücken die viele Beim Schauen gewinnen eben doch unterscheiden.


    Hier eine Webseite die sich mit dem Entlarven von Internet-Legenden einen Namen gemacht hat und sich der Frage ebenfalls annimmt.
    http://www.snopes.com/rumors/flight.htm
    (Wobei die Geschichte dieses Beitrags auf snopes [und seiner Änderungen] ebenfalls nicht unumstritten ist, siehe diese Diskussion: http://www.metafilter.com/mefi/28100 )


    D.h.
    a) während des Flugverbots wurden sie nach der bisherigen Faktenlage wohl nur innerhalb der USA hin- und hergeflogen, nicht ins Ausland geschafft.
    b) ebenfalls falsch ist der Eindruck, dass FBI hätte gar nix mitbekommen, und hätte keinen der Bin-Ladens befragen können. (siehe den snopes Artikel: )
    c) Ins Ausland kamen sie erst (irgendwann ab bzw.) nach dem 13. September, als das Flugverbot gelockert war.



    Und jetzt meint vielleicht jemand, dass meine Ausführungen dem widersprechen was ich am Anfang des Beitrags gesagt habe, dem ist aber nicht so. Denn trotz der Suggestiv-Kraft die manche Stellen von F9-11 herstellen, wird nicht mit reinen Erfindungen hantiert die ein völlig fiktives Bild zeichnen sollen (Verbindung von Irak & Islamistischem Terror; angeblich absolut zuverlässige Informationen über WMD; angeblich absolut zuverlässige Informationen über versuchte Uran-Käufe in Afrika; [update: und die angeblich "unmittelbare Bedrohung durch den Irak])


    Selbst wenn man die ganzen Ungenauigkeiten, Verkürzungen und falschen Eindrücke wegnimmt, dann bleibt im Kern von Moore's Aussagen immer noch valide Fragen übrig die (und das ist das eigentlich schlimme) von anderer Stelle entweder gar nicht oder nur zaghaft und ohne Nachdruck gefragt werden. Und das ist eben ein deutlicher Unterschied.



    Ich schliesse daraus folgendes:

    • die Wahrheit ist in der Regel kompliziert und voll mit schwierigen Details, sodass die meisten "Durchschnittsleute" bereits nach der Einleitung das Interesse am Thema verlieren, und selbst wenn nicht, dann haben sie gar nicht die Zeit in jeder Angelegenheit sich selber mit allen Fakten über alle Ereignisse zu versorgen und sich ein Bild und eine Meinung zu machen, da man als Normalsterblicher schliesslich noch 8-11h arbeiten muß, eine Familie und ein Privatleben hat.
    • Die Medien die eigentlich die Aufgabe haben sollten das alles zu filtern und nach Stichhaltigkeit zu bewerten und uns Analysen zu geben, welche die Sachen aus den verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, machen ihren Job mehr Schlecht als Recht. Häufig verkommen sie zum Sprachrohr von bestimmten Lobbygruppen und "Spin-Doktoren". Es wird einfach alles weitererzählt was irgendwo zu hören und zu lesen ist (Pressemitteilungen abzudrucken != Journalismus). Recherche Fehlanzeige. In den USA ist es entweder besonders schlimm oder besonders gut nachvollzuziehen, da es von einer Minderheit aufgearbeitet wird. Besonders erwähnenswert ist IMHO:
      - The Daily Show with Jon Stewart (ComedyCentral, oder über BitTorrent aus dem Internet)
      - The Daily Howler: http://www.dailyhowler.com/
      Ebenfalls interessant, wenn auch einseitig: http://mediamatters.org/
      In Europa ist es Gott sei Dank (noch?) nicht so schlimm wie in anderen Teilen der Welt, einen großen Anteil daran haben übrigens die öffentlichen Anstalten, ich denke da an BBC und in Deutschland ARD, ZDF, WDR. (Mangels Sprachkenntnis kenne ich die meisten anderen aus unseren Nachbarländern leider nicht so gut, dass ich da eine Meinung zu haben könnte).
    • Interessengruppen sind sich über 1+2 natürlich sehr bewußt, und nutzen dies gekont zu ihrem Vorteil. Man schaue sich beispielsweise mal diesen Artikel zur Erzeugung von Feindbildern für Kriege an und wie oft dort PR-Firmen und Agenturen vorkommen (der Artikel ist von '99): http://www.message-online.de/arch0199/91kunc.htm
    • Die Daumenregel, dass die Wahrheit in der Mitte zwischen den beiden Extremen liegen wird, funktioniert schon lange nicht mehr (falls sie überhaupt je funktioniert hat). Die "Desinformationen" werden einfach dreister und noch extremer. Wenn man nur genug Dreck schmeißt wird auch schon was hängen bleiben.
      Außerdem hat man häfugi schon verloren, wenn man sich überhaupt auf eine Diskussion einläßt, siehe dazu auch die Leseempfehlung die ich schonmal gebracht habe in einem anderen Thread:
      "Don't think of an Elephant"
      http://www.chelseagreen.com/2004/items/elephant
      http://www.chelseagreen.com/images/DTE_Sampler.pdf
    • Die "Informationsgesellschaft" bringt uns nicht wie erhofft als Gesellschaft näher zum leichteren Finden der Wahrheit, sondern sie wird instrumentalisiert um immer eine Art "Info-Nebel" aufrecht zu erhalten, der die relevanten Fakten verschleiert, auf andere Themen lenkt etc. Man könnte auch etwas platter sagen: Wir haben nur mehr Quantität, aber leider (zumindest in Summe oder Querschnitt) nicht mehr Qualität bekommen. Immerhin hat man die technische Möglichkeit, sich die "guten Informationen" zu beschaffen, aber leider fehlt es an Zeit, Motivation, und der ordentlichen Vermittlung von richtigem kritischem Denken (manche verwechseln sogar Verschwörungstheorien mit kritischem Denken - da gruselts mir). Natürlich sieht es auch da in Europa nicht so schlimm aus wie in manchen US-Staaten, wo darauf beharrt wird, die Schöpfungsgeschichte als gleichberechtigte Alternative zur Evolution an Schulen zu lehren. Aber es gibt noch unheimlich viel Raum zur Verbesserung. Bücher wie das folgendee sollten zur Pflichlektüre in der Sek I werden:
      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0534551335/
      "Attacking Faulty Reasoning. A Practical Guide to Fallacy-free Arguments."

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Komisch an dem ganzen Film ist, und darum werden die meisten Amis wohl Bush wählen, ist das Michael Moore für den er als Päsidenten Kanditat (Kerry)sich einsetzt, nirdendswo im Film vorkommt...


    Deswegen glaube ich, daß der Amerikaner mehr für Bush ist, auf Grund der fehlenden Publisity.


    Egal, das Bundesgericht entscheidt... und da kennt his Dad mehr Leute.

  • hab mir gestern endlich mal den film angeschaut. aber eigentlich gabs für mich kaum was neues, so dass ich den film schon nach kurzer zeit eher langweilig und uninteressant fand. lediglich die szene mit dem datum des 11. september 2001 auf schwarzem hintergrund mit den stimmen, sorgte für ne gänsehaut.


    aber wenn man mal genau aufgepasst hat, konnte auch ein laie erkennen, dass vieles aus bush´s reden zusammengeschnitten wurde, so dass es einen anderen sinn ergab, als es ursprünglich der fall war. auch wurde aus einigen sätzen, die widergegeben wurden, der zusammenhang nicht erwähnt, so dass der inhalt dadurch ein ganz anderer wurde.


    ich finde moore´s dokus einfach nur gehyped und sehr einfach und flach gehalten. wohl für das vermeintlich dumme, amerikanische volk:


    bowling for columbine - amerika böse, kanada gut (mein eindruck aus der doku)
    fahrenheit 9/11 - bush böse, bush in verschwörung, bush nicht gut


    nichts desto trotz, wird bush gewinnen. nicht zuletzt, weil die amis paradoxer weise bush vertrauen (trotz irak), sondern weil ihn viele in der politik viel kompetenter halten als kerry.

  • Zitat

    Original geschrieben von chung77
    ich finde moore´s dokus einfach nur gehyped und sehr einfach und flach gehalten. wohl für das vermeintlich dumme, amerikanische volk:


    bowling for columbine - amerika böse, kanada gut (mein eindruck aus der doku)
    fahrenheit 9/11 - bush böse, bush in verschwörung, bush nicht gut


    Eigentlich trittst Du Dir damit selbst ans Schienbein, wenn Du einerseits sagst, er gebe Dinge einfach und flach weiter, Du aber selbst auch nicht mehr draus schließen kannst.
    Man soll verdammt nochmal über die Zustände nachdenken, dazu ist Sarkasmus da!

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

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