Bundestagswahl 2005

  • Auf jeden Fall ist ein Bundestag mit fünf Parteien wesentlich intresannter als ein Bundestag mit vier Parteien.


    Dann hoffen wir mal das es entweder zu Schwarz-Gelb-Grün oder Rot-Gelb-Grün kommt, so eine Regierung wäre durchaus handlungsfähig, und die beiden kleinen Koalitionspartner haben immer noch die Möglichkeit durch ein konstruktives Misstrauensvotum auf die Notbremse zu drücken.


    Nur für die armen Dresdener wird es jetzt unintresannt wählen zu gehen, egal was sie wählen, Schwarz-Gelb, Rot-Gelb und Rot-Grün gehen sowiso nicht. Und die ganzen Dreier und die grosse Koaliton gehen auf jeden Fall. Sie können sich dann nur noch aussuchen ob sie einen CUDler oder einen SPDler als Direktkandidaten wollen, und über die Liste geht vielleicht auch noch einer oder zwei, wenn auch unwahrscheinlich.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    (...)Dann hoffen wir mal das es entweder zu Schwarz-Gelb-Grün oder Rot-Gelb-Grün kommt, (...)


    [_] Es wird keine Ampel geben
    [_] Es wird keine Ampel geben
    [_] Es wird keine Ampel geben


    Bitte kreuze an, welches der drei FDP-Statements Du nicht verstanden hast.


    Rot-Gelb-Grün ist genauso unwahrscheinlich wie eine Regierungsbeteiligung der Linken. Also ist es doch besser, wenn wir uns an die realistischen Möglichkeiten zur Regierungsbildung halten.



    Stefan

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    Zumindest mit den momentanen Wortführern der Parteien scheint das wahrscheinlicher als eine große Koalition, selbst Fischer wirkte in der Elefantenrunde realistisch im Vergleich zum Ex-Kanzler.


    Haben wir dieselben Politiker gehört? Schröder hat sich klar zur großen Koalition bekannt (nur unter der Voraussetzung, dass Merkel nicht Kanzler wird), wohingegen alle Grünen die sich geäußert haben, zwar sagen, dass sie sich gerne anhören was da gesagt wird, es aber bei allen wesentlichen Themen keinerlei Einigung realstisch ist. Das ist eine diplomatische (aber klare) Absage. Die Grünen sind mental auf Opposition eingestellt, das wird ihnen mittel- und langfristig auch wesentlich mehr nutzen.
    Wohingegen die Union heiß aufs regieren ist, da wird man notfalls auch eine Merkel opfern. Das tut zwar zweifellos weh, aber das ist das realistischste Szenario - daher ja auch der Endorphin-Rausch bei Schröder. SPD und Union haben auch weniger Differenzen als Union und Grüne.


    Ich denke, dass der große Schwenk [edit: der Union] in Richtung neoliberale Politik es war, welcher der Union so stark geschadet hat. Die die so denken, haben lieber gleich die FDP gewählt; aber die Menschen der Mitte hat man damit eher verschreckt - man hat sich wohl zu sehr auf die Meinungsforscher/Meinungsschamanen gestützt bei der Entscheidung zu dieser Orientierung - vielleicht ging das Projekt "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" ja nach hinten los.

    Zitat

    Trotz allem Erfolg hat die INSM (und die anderen Initiativen) ein
    Handlungsdilemma. Sie haben zwar die Meinungsführer von der
    Notwendigkeit von Reformen überzeugt, aber 80 % der Bevölkerung
    sind dagegen. Folge davon ist, dass sich die Initiative verstärkt um
    positive Botschaften bemüht.


    Vielleicht haben sich die Demoskopen ja auch zu sehr von den Kampagnen einlullen lassen. Eine gewisse Ironie könnte man dem ja nicht absprechen.


    Merkel ist mit dieser Neu-Orientierung viel zu stark verknüpft, als dass sie glaubwürdig als Kanzlerin dieser großen Koalition agieren könnte. Merkel, Merz, Kirchhoff usw. werden IMHO beiseite treten, und der "konservativ-soziale" Flügel der Union könnte mit Schröder "können-wollen" und "tun werden".

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Na, super!


    Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber in mir brodelt es, aber auch Enttäuschung sowie Resignation macht sich breit. Ich kann mir mittlerweile vieles nicht mehr anhören bzw. lesen. Wieso das ganze solche Emotionen hervorruft.........................."das wichtigste ist, dass das Volk keine schwarz-gelbe Mehrheit will........." (SPD), "zuerst, wie sind die klar stärkste Fraktion und werden den Regierungsauftrag, die uns die Wähler zugeteilt haben............."(CDU), "wie haben es geschafft eine schwarz-gelbe, als auch rot-grüne Mehrheit zu verhindern............."(Die Linke) :mad: :mad: :mad:


    Ich frage mich bei all den Aussagen, ob denn irgendjemand den Ernst der Lage erkannt hat und endlich mal merkt, dass man sich beim besten Willen keine blöden und überheblichen Sprüche mehr leisten kann. Deutschland hat bei dieser Wahl verloren und das sollte jedem bewußt sein, insbesondere den Herren und Frauen Politiker, aber nein, man freut sich, dass die eine Partei versagt hat. Geht's noch?!


    Das Szenario nun scheint mir die restlose Betäubung jeglicher Gliedmaßen zu sein:
    Schwarz-Gelb = keine Mehrheit
    Rot-Grün = keine Mehrheit
    Rot-Grün-Rot = unmöglich
    Rot-Grün-Gelb =unmöglich
    Schwarz-Gelb-Grün = unmöglich (bisher)
    Schwarz-Gelb-Rot (Linke) = unmöglich
    Schwarz-Rot (SPD) = unmöglich (bisher)


    Mit aller Wahrscheinlichkeit steuern wir auf eine große Koalition hin, die sich gegenseitig zerfressen wird. 4 Jahre, in der das Land weiterhin nicht vorankommen wird. Alles noch mehr verstrickt und die Bürokratie ihren verhängnisvollen Weg weitergehen wird. In 4 Jahren wird alles noch schwerer zu entwirren sein und gerade mir (ich Egoist :D ), dem die Zukunft noch bevorsteht, entzieht das gerade jegliche Motivation. Wenn ich mir überlege, welche Probleme meine Freundin bei ihrem Weg zur Selbstständigkeit jetzt hatte, was wird dann in 4 Jahren sein. Ich hoffte, dass sich das was ändern wird, aber nun...............


    Ich mag zwar nun etwas übertreiben, aber ich mag diese Land und würde gerne hier bleiben, aber ich bin nicht bereit auf Dauer meine Zukunft so düster zu sehen.........................................................vielleicht sehe ich das ganze ja in einigen Tagen anders, wenn sich der Schock meinerseits gelegt hat und eventuell doch etwas Vernünftiges bei den Parteien zustande gekommen ist.

    "Es ist schon alles gesagt! Nur noch nicht von allen!" - Karl Valentin
    "Wenn mein einziges Werkzeug ein Hammer ist, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus."- Abraham Maslow
    Jeden Tag verschwinden Rentner im Internet, weil sie gleichzeitig alt und entfernen drücken.

  • Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Ich denke, dass der große Schwenk in Richtung neoliberale Politik es war, welcher der Union so stark geschadet hat. Die die so denken, haben lieber gleich die FDP gewählt;


    Bei dieser Wahl gab es keinen eindeutigen Schwenk der Bevölkerung, sondern einige haben einen neoliberalen Schwenk zur FDP gemacht, die anderen aber den aber einen sozialen Schwenk zur Linkspartei.PDS.


    Jetzt nur eine der beiden Richtugen zu beachten wäre falsch, man muss beide Richtungen beachten, und das Land wieder einen.


    Ansonsten: Ne grosse Koalition halte ich für sehr schwer zu realisieren, da in der SPD dafür eigentlich keine geeigneten Führunspersonen für eine diese Konstellation zur Verfügung stehen. Schröder will sicher nicht den Juniorpartner machen, Clement will sowiso gehen, Müntefering ist für eine grosse Koalition zu links.

  • Zitat

    Original geschrieben von Boogieman
    Wieso sind die Schwachsinn? Durch die Erststimmer werden doch die Kandidaten direkt gewählt, sprich man kann jemanden direkt in den Bundestag bringen. Was soll daran falsch sein, einen FDPler mehr in den BT zu bringen? Ich hab beide Stimmen der FDP gegeben, weil ich hoffe, daß sie auch durch die Erststimmen mehr Sitze im Bundestag durch die Überhangmandate bekommen.


    Du wählst deinen Wahlkreisabgeordneten mit der Erststimme direkt, hier kommt ein First Past the Post System zum Einsatz, sprich gewinnt die SPD/CDU den Wahlkreis, dann fallen die FDP/Grünen/SED Erststimmen weg. Gerade darum wirbt die FDP ja mit Zweitstimme für uns. Für Überhangmandate müsste die FDP mehr Direktmandate (Sie hat meines Wissens noch nie irgendwo eins bekommen) bekommen, als ihr Mandate durch das Zweitstimmenergebnis zustehen würden. Ein radikales Stimmensplitting ist also sehr sinnvoll um eine Mehrheit zu erzeugen, die in Wahrheit keine Mehrheit sein muss (Wir sind hier kaum besser abgesichert als die Amerikaner mit ihrem Wahldesaster 2000).
    Dazu gibt es noch das Konstrukt eines negativen Stimmgewichts, bei dem eine Partei eine Sitz verliert, weil sie ein paar Zweitstimmen zuviel erhalten hat, aber dass zu erklären sprengt das Forum :D



    [Edit]
    Ich muss nochmal meine Meinung zu der fünften Partei im Bundestag loswerden.
    Eine fünfte nicht regierungswillige Partei untergräbt bewußt unser demokratisches System. Die Gewichtung der kleinen Parteien als eigenständige wählbare Gruppen, statt Flügeln in großen Parteien (siehe Amerika), führt dazu, dass es im Verhältniswahlrecht ab einer bestimmten Anzahl von im Parlament vertretenen Parteien nichtmehr möglich sein wird eine Mehrheit zu erzeugen. Die Links"partei" nutzt dieses Problem geschickt aus um aus dem Protest der Wähler (denn finanzierbar ist es nicht was sie auf den Märchenstunden erzählen), die Schwachstelle unserer Demokratie aufzuzeigen. Die Amerikaner haben dort ein, wenn auch etwas veraltetes, aber zumindest in jedem Fall Mehrheitsverschaffendes System, welches man in solchen Situationen wie heute, als Deutscher, nur bewundern kann.

  • Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Dazu gibt es noch das Konstrukt eines negativen Stimmgewichts, bei dem eine Partei eine Sitz verliert, weil sie ein paar Zweitstimmen zuviel erhalten hat, aber dass zu erklären sprengt das Forum :D


    Naja, die negative Stimmgewichtung ist nur eine Modellvorstellung. Eigentlich ist es so, das sich ein Mandat von einer Landesliste auf eine andere Landesliste verschiebt, und dadurch ein Überhangmandat entfallen kann.


    BTW: Was haltet ihr davon den Thread hier dicht zu machen und für die Koaltionsverhandlungen einen neuen Thread zu starten. Mit >1000 Postings ist der Thread hier schon unübersichtlich genug.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Naja, die negative Stimmgewichtung ist nur eine Modellvorstellung.


    "Bei der Bundestagswahl 2002 ging der SPD wegen 50.000 zu vieler Zweitstimmen in Brandenburg ein Sitz verloren, der sonst an die SPD Landeslistenkandidatin Cornelia Wiedemeyer gegangen wäre."


    Modell holt Wirklichkeit ein ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Ich muss nochmal meine Meinung zu der fünften Partei im Bundestag loswerden.
    Eine fünfte nicht regierungswillige Partei untergräbt bewußt unser demokratisches System.


    Sich zur Wahl zu stellen, ist also ein Untergraben des politischen Systems. Interessant.


    Darf ich mal daran erinnern, dass die PDS immer und überall, wenn sie in Parlamenten vertreten war, ganz normal an der parlamentarischen Arbeit teilgenommen hat, eigene Anträge gestellt und Anträge anderer mitbeschlossen oder eben abgelehnt hat? Nur weil einzelne Leute aus Eigeninteresse vom "Untergraben" reden, ist es noch lange nicht so.

    Zitat

    Original geschrieben von _-=voodoo=-_
    Die Amerikaner haben dort ein, wenn auch etwas veraltetes, aber zumindest in jedem Fall Mehrheitsverschaffendes System, welches man in solchen Situationen wie heute, als Deutscher, nur bewundern kann.


    Ich bitte Dich! Es ist ja OK, in einem Moment wie dem jetzigen aus purem Eigeninteresse das deutsche Wahlrecht, das grundsätzlich ein Verhältniswahlrecht ist, zu kritisieren, festzuhalten bleibt aber immer noch folgendes:


    - Dieses Wahlrecht hat sich 56 Jahre lang bestens bewährt, ohne dass es zu einer Situation wie der jetzigen gekommen ist, darunter auch 15 Jahre, in denen eine Situation wie die jetzige jederzeit eintreten konnte, aber nicht eingetreten ist.


    - Dieses Wahlrecht ist sehr gerecht, weil nicht einfach nur die Großen das Rennen unter sich ausmachen und andere Ideen untergehen, sondern jeder eine faire Chance hat, sich angemessen zu beteiligen. Neue Bewegungen haben anders überhaupt keine Chance, selbst wenn sie wichtig und bedeutend sind.


    - Der angeführte Vergleich des amerikanischen Wahlrechts mit dem deutschen Wahlrecht ist so grob unvollständig, dass er eigentlich schon falsch ist. In den USA gibt es ein präsidiales und bei uns ein parlamentarisches System.


    Zusammengefasst: Ich bewundere überhaupt niemanden für ein Wahlrecht wie in der USA oder Großbritannien, sondern bin hochzufrieden mit dem, was wir haben, weil es bei uns sehr gut funktioniert hat und auch in Zukunft funktionieren wird. Davon bin ich absolut überzeugt. Dieses eine Mal hat die PDS zwar die Möglichkeit, klasische Lagermehrheiten zu verhindern, das wird sich aber wieder ändern, schließlich war es vorher 15 Jahre lang auch anders, trotz Existenz der PDS.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Bei dieser Wahl gab es keinen eindeutigen Schwenk der Bevölkerung, sondern einige haben einen neoliberalen Schwenk zur FDP gemacht, die anderen aber den aber einen sozialen Schwenk zur Linkspartei.PDS.


    Genau das habe ich ja gesagt. Die *Union* hat einen Schwenk in ihrer Politik gemacht, aber das Volk ist nicht mitgezogen - ganz im Gegenteil.



    Zitat

    _-=voodoo=-_ schrieb:
    Modell holt Wirklichkeit ein


    Du hast es nicht ganz verstanden. Der Platz der wegfällt ist kein "normaler", sondern ein "Sonderplatz", daher fällt kein "regulärer" Platz weg, sondern man bekommt eben einfach nicht das Zusatzmandat.
    In der rechnerischen Wirklichkeit ist natürlich jedes Bundestagsmandat gleich wertvoll und funktional. Insofern ist es nur ein halb-leer vs. halb-voll, also eine Frage der Perspektive.


    edit: Der Unterschied ist: Fällt ein "normales" Mandat weg, dann heißt dass nicht nur einen weniger für die betroffene Partei, sondern auch einen mehr für eine andere Partei. Fällt ein Überhangmandat weg, ist es eben weg - keine andere Partei gewinnt ein Mandat dadurch.

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

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