Die Phaeton Kolonne!

Ich verstehe ja ehrlich nicht ganz, wieso hier so viele auf dem Sinn des Phaeton rumhacken. Erinnert man sich an die Zeit vor 15 bis 20 Jahren, dann war damals Audi auch die absolute Opa-Marke, die versucht hat, mit dem einen oder anderen "sportlichen" Modell (z.B. 80 GTE mit dem 1,6-Liter aus dem Golf I GTI) das Image aufzupolieren - also ähnlich wie Opel. Audi ist heute zweifelsfrei in das Oberhaus des deutschen Automobilbaus aufgenommen und wird in einem Atemzug mit Mercedes und BMW genannt.

VW ist heute schon weiter als Audi damals, denn VW setzt sich von den Preisen und der Qualität her eindeutig von den anderen deutschen "Volks"-Marken Opel und Ford ab. Damit ist VW zwischen Opel/Ford und Audi/BMW/Mercedes positioniert. Wenn die Vorstände nun das Bedürfnis haben, VW ebenso in das automobile Oberhaus zu bringen, wie das damals bei Audi gemacht wurde, dann werden die sich sicherlich was dabei gedacht haben. Lasst sie einfach mal machen, ich bin überzeugt, dass das klappt. VW hat kein schlechtes Image, es wird wenige Leute geben, die einen Phaeton deshalb nicht kaufen, weil es ein VW ist.

Der Phaeton wird übrigens nicht im Revier des A8 wildern und diesen kanibalisieren, sondern das Oberklasse-Segment wird systematisch unter den beiden aufgeteilt: Der A8 wird das sportlichste Auto der Oberklasse, der Phaeton übernimmt den Komfort-Part und reiht sich zwischen Mercedes und BMW ein. Dies entspricht dem Gesamtkonzept des Konzerns: Audi rennt gegen BMW als Marke für den Fahraktiven, VW tritt gegen Mercedes an und bringt eher die komfortbetonten Modelle auf den Markt. Die Position des billigen Autos für das Volk übernimmt zunehmend Skoda. Hier gibt es langweilige Autos hoher Qualität zu günstigen Preisen, genau so, wie es vor 20 Jahren ein Passat war.

Dass Schröder Wagen aus dem VW-Konzern fährt, hat auf jeden Fall mit seiner geographischen Herkunft zu tun. Es gibt in Deutschland quasi ein ungeschriebenes Gesetz, dass Politiker und die öffentliche Hand die Automobilindustrie in der eigenen Region unterstützen müssen. Ist euch schonmal aufgefallen, dass fast alle Polizeiautos in BaWü von Mercedes sind? Und kaum überquert man die Grenze zu Byern, sieht man fast nur noch BMWs.

Bei uns in BaWü kam es vor einiger Zeit mal zu einem kleinen Eklat: Döring, FDP-Chef und zweiter Mann im Land, hat den neuen Siebener damals kurz nach seiner Vorstellung für ein paar Tage getestet. Das ging richtiggehend durch die Presse, die Wirtschaftsvertreter des Landes muckten auf etc. Der Grund: Als BaWü-Wirtschaftsminister hat Döring ein Auto eines Konzerns zu fahren, der in BaWü produziert, also Mercedes (Stuttgart) oder Audi (Neckarsulm). Der BMW war zumindest schneller wieder weg, als Döring was dazu sagen konnte.