Jetzt neu an deutschen Schulen: Schöpfungslehre im Biounterricht

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    Original geschrieben von Boogieman
    Aber grundsätzlich kann man sich auch fragen was Religion überhaupt in der Schule zu tun hat. Bildung? Das glaub ich nicht, Tim ;)
    Vielleicht kann man die Religionslehre komplett "outsourcen" wie es so schön neudeutsch heißt. Sprich eine christliche Erziehung auf freiwilliger Basis - also die Eltern bestimmen erstmal, ob das Kind nach der Schule noch so ne Art Kirchen-AG besucht oder nicht. Aber der Religionsunterricht ansich rührt meiner Meinung nach nur noch aus der Zeit als die Kirche die größte weltliche Macht hatte und somit alles lenkte oder in ihrem Sinne zu lenken versuchte.


    Es schein mir vielmehr andersherum. Daß der Religionsunterricht aus der Sonntagsschule (in der Kirchengemeinde) hinein in die staatliche Schule (welche ja auch mit allgemeiner(!) Schulpflicht eine bahnbrechende Einrichtung- insbesondere in Bezug auf das Ständesystem- war) gekommen ist, entzog eben den Kirchen einen Teil der 'Macht'. Sie agieren im schulischen Raum eben "unter staatlicher Aufsicht". Ein Umstand, den ich gerade im Hinblick auf islamischen Religionsunterricht für sehr wünschenswert hielte. Dort kann man meiner Ansicht ganz gut die gewichtigen Nachteile einer strikten Trennung in Öffentliches (Schule) und Privates (Religion in der 'Privat'-Kirche) ablesen. Eine (wehrhaften- wie es so schön heißt ;) Demokratie bedarf meiner Ansicht nach immer einer angemessenen Verschmelzung von Öffentlichem und Privatem. Ohne Privatsphäre geht es nicht (Blockwart läßt grüßen), aber mit komplett abgetrennten 'verschiedenen' Leben geht es auch nicht (dann hat man die viel beschworenen Parallelwelten).

  • Zitat

    Die religion halte ich ansich für nichts schlechtes, nur das was der Mensch daraus gemacht hat! Sind es die islamischen Extremisten heutzutage, waren es im Mittelalter die Kreuzritter und die Inquisition, etc. Da nimmt sich keine Religion was und hat von daher auch nicht den Anspruch die andere schlecht zu machen


    Das Problem ist ja, wie definiere ich den Wertekodex, denn ich Kindern vermittel? In Deutschland macht man es sich einfach und nimmt christliche Werte. Hab neulich noch einen Bericht gelesen, wo davon gesprochen wurde dass die heutigen Kinder meist ohne Werte "im klassischen Sinne" aufwachsen, weil Eltern einfach alles erlauben und nichts verbieten. Für solche Kinder ist es um so schwerer später zu unterscheiden, was "gut" oder "weniger gut" ist. Das fängt ja schon damit an, dass für die einen es absolut normal ist fremd zu gehen (hinter vorgehaltener Hand) für den anderen absolut unmöglich. Wenn jeder nach seiner Facon die Werte definiert kommt es unweigerlich zu Problemen.

  • Moin
    das ist sicher richtig. Nur der Wertekodex an den wir uns alle gemeinsam halten (Keinen umbringen, klauen ist nicht gut etc..), der ist ja nicht zwangsläufig an Religion gekoppelt. Den kann ich genauso auch ohne Religion vermitteln, vielleicht ist es schwieriger, ohne den bedrohlichen "lieben Gott" auszukommen, der alles sieht und es irgendwann bestraft. Aber der Kodex ist ohne Probleme auch abgekopplet von der Religion zu vermitteln.
    Grüße
    Der Dingens

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    Original geschrieben von Dingens
    Moin
    das ist sicher richtig. Nur der Wertekodex an den wir uns alle gemeinsam halten (Keinen umbringen, klauen ist nicht gut etc..), der ist ja nicht zwangsläufig an Religion gekoppelt. Den kann ich genauso auch ohne Religion vermitteln, vielleicht ist es schwieriger, ohne den bedrohlichen "lieben Gott" auszukommen, der alles sieht und es irgendwann bestraft. Aber der Kodex ist ohne Probleme auch abgekopplet von der Religion zu vermitteln.


    Das ist absolut richtig. Nur wer definiert den Wertekodex? Die Christen haben die Bibel, Moslems den Quran. Wenn die breite Masse definiert was richtig und falsch war, dann sag ich mal überspitzt war das was im dritten Reich gemacht worden ist richtig. Die breite Masse hat es ja akzeptiert, also gehörte es zum Wertekodex Juden anders zu behandeln.


    Aber genau an dem Beispiel sieht man die ganze Problematik. Wenn die Masse entscheidet was richtig und falsch ist, dann kann u.U. das Gewissen einem genau das Gegenteil sagen. Ich denke, dass es nicht möglich ist einen Wertekodex zu erstellen, die Jahrzehnte/Jahrhunderte überdauert. Dieser Wertekodex wird einem ständigen Wandel unterworfen sein. Und wer macht dann den Kindern klar, dass die Ureltern das noch so gesehen haben, und man jetzt halt anders denkt? Bei Religion ist das in gewisser Hinsicht ähnlich, jedoch nicht bei jeder. Im Dritten Reich gab es auch einige die ihren Glauben nicht aufgaben und den Staat nicht unterstüzten (Wehrdienst), was bedeutete ins KZ zu kommen. Bei den meisten war es natürlich anders, sie gaben aus Angst auf oder verschwanden in den Untergrund. Was ich damit sagen will, es gibt und gab Menschen deren Wertekodex seit 100 Jahren gleich ist und sie leben nicht gleich wie die Amish-People.


    Gruß,
    Dominik

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Wenn die breite Masse definiert was richtig und falsch war, dann sag ich mal überspitzt war das was im dritten Reich gemacht worden ist richtig. Die breite Masse hat es ja akzeptiert, also gehörte es zum Wertekodex Juden anders zu behandeln.

    Das sehe ich anderst: im dritten Reich hat genau wie in der Religion die Obrigkeit entschieden, was der Wertekodex zu sein hat. Und die Masse ist einfach mitgezogen, genauso wie die breite Masse jahrhundertelang mitgezogen ist, dass z.B. vorehelicher Geschlechtsverkehr inakzeptabel ist oder Ketzer verpfiffen und gefoltert werden. Es hat nicht die breite Masse bestimmt, was richtig und falsch war, sondern wenige an der Spitze des Systems. Zwar gab es schon immer Angriffe gegen Juden in Europa, doch hielten diese sich bis dahin in enge(re)n Grenzen. Dann kamen welche, haben die Werte verändert und wer sich berufen fühlte, meldete sämtliche Juden in seiner Straße (was die afair Holländer übrigens viel weniger getan haben).



    Natürlich sind die Religionen die ältesten Gruppen, die für einen Wertecodex sorgten. Man könnte auch formulieren: der entstandene Wertecodex einer Gesellschaft oder Gruppe hat sich in dem konzentriert, was sich zu einer Religion entwickelt hat, angereichert durch etwas Metaphysik ;) (Stand im Koran nicht sogar was drin, dass man sich regelmäßig die Zähne zu putzen hat? Ist somit Zähneputzen jetzt eine religiöse Handlung? ;)) Kurios auch, dass die verschiedensten Religionen "Grund"werte gemeinsam haben, wie z.B. den Respekt vor anderem Leben, etc.
    Wie auch immer - Werte werden immer einem stetigen Wandel unterliegen, wobei bestimmte Grundwerte bleiben werden. Z.B. die Carta der Menschenrechte, oder zig Verfassungen von Staaten (auch hier sind Werte in Gesetze gegossen). Von daher finde ich schon, dass man seine Werte auch ohne den metaphysischen Überbau der Religion(en) vermitteln und weitergeben kann.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Von daher finde ich schon, dass man seine Werte auch ohne den metaphysischen Überbau der Religion(en) vermitteln und weitergeben kann.


    Wobei ich darauf verweisen würde, daß es nicht nur Theologie (die für den metaphysischen Überbau zuständig ist) in der Religion gibt , sondern vorallem die gemeinschaftliche alltägliche Ausübung von Religion. Und die in alltäglicher Praxis eingeübten Werte sind, meiner Ansicht nach, wesentlich entscheidender als irgendwelche dogmatische Werte, die vielleicht noch über logischen Begründungen eines strafenden Gottes abgesichert werden. Denn bestraft wird z.B. bei den christlichen Fundamentalisten auch nicht durch die Vorstellung des jüngsten Gerichts, sondern durch die (fundamentalistisch christliche) Gemeinschaft, wenn man sich in ihr nicht normgerecht verhält.

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Das sehe ich anderst: im dritten Reich hat genau wie in der Religion die Obrigkeit entschieden, was der Wertekodex zu sein hat.


    Aber dann ist meine Aussage doch richtig. Du siehst es anders, aber schreibst im Prinzip genau das gleiche, nämlich das die Obrigkeit die Werte festgelegt hat, die nun mal einem Wandel unterworfen sind. Was ich damit sagen will: Es ist immer gefährlich feste Werte/Regeln aufzustellen. Denn damals war es richtig/gut Juden zu melden/verraten. Gänzlich ohne Regeln/Werte funktioniert kein System.


    Auch wenn die Obrigkeit der Religion ihre Werte verändert hat, dann doch, weil sie es zugelassen hat. Nicht umsonst wird den großen Kirchen häufig noch vorgeworfen, sie hätten den Holocaust verhindern können. Dagegen, so weiß ich, gab es aber zahlreiche, ebenfalls religiöse Menschen, denen es schnurz piep egal war, was der Kasper an der Spitze damals so von sich gab. Natürlich nicht gänzlich ohne Angst, aber genau diese Werte, dieser Mut existiert heute noch und das finde ich beachtlich. Es gibt keine ständige Veränderung von Ansichten/Werten, das zeigt mir jedenfalls, dass es möglich ist auch mittels Religion Werte zu vermitteln, die über Jahrhunderte gleich bleiben.


    Zitat


    Wie auch immer - Werte werden immer einem stetigen Wandel unterliegen, wobei bestimmte Grundwerte bleiben werden. Z.B. die Carta der Menschenrechte, oder zig Verfassungen von Staaten (auch hier sind Werte in Gesetze gegossen). Von daher finde ich schon, dass man seine Werte auch ohne den metaphysischen Überbau der Religion(en) vermitteln und weitergeben kann.


    Da du ja sagst, dass solche Werte existieren, frag ich mich, wieso so viele Eltern Probleme mit ihren Kindern haben. Irgendwie scheitert wohl die Kommunikation, sonst hätten wir doch längst eine Generation glücklicher Atheisten die für Frieden auf der Welt sorgen, weil sie alle die gleichen Werte aufweisen, die keiner Religion bedarf. Aber stimmt, ich vergas, dass sind ja die religiösen Fundamentalisten schuld ;)

  • Ok, bei der ersten Sache hab ich Dich wohl falsch verstanden. Ich hatte es so interpretiert, dass sich die Religionsgemeinschaften nach ihrer Schrift richten und nicht nach der Masse, während hingegen im 3. Reich sich das Handeln nach der Masse und nicht nach dem einen Tonangeber und seiner "Schrift" orientiert.


    Komischerweise ist in Kriegszeiten ein überall zu findender Grundwert, im alten Testament als "Du sollst nicht töten." formuliert und allgemein akzeptiert und praktiziert aufgehoben. Da sind sich dann selbst die Priester (auf alle Religionen bezogen) nicht zu schade, selbst noch die Waffen zum Töten anderer Menschen zu segnen :flop: Offensichtlich können auch religiöse Grundwerte sowohl von oben als auch von der Masse verändert werden.



    Warum es in den letzten Jahren mit der Erziehung der Kinder nicht klappt ist imho ein sehr vielschichtiges Problem. Für mich machen es sich die Konservativen da sehr sehr einfach, indem sie so plumpe Sätze ablassen wie "die Werte stimmen nicht mehr" oder "wir brauchen wieder mehr Religion, die auf Werte pocht". Zumal die Lösungen der Probleme von heute nicht im Gestern sondern im Morgen zu suchen sind, aber das ist nur meine Weltanschauung, die sich mit der in diesem speziellen Punkt mit der von Konservativen nicht verträgt - für mich suchen die die Lösungen immer nur im "zurück nach Gestern" ;)
    Außerdem isses ja nicht so, dass diese Eltern, die Erziehung nicht stattfinden lassen, keine Werte haben und diese auch praktizieren ;) "Das Kind soll sich ohne Grenzen frei entfalten dürfen, auch zum Schaden anderer" ist doch auch ein Wert - man muss ihn ja nicht gut finden (und auch ich halte davon nix).


    Und was den Weltfrieden angeht: das ist dann nochmal komplexer, da hat es noch nie ausgereicht, den Wert "Toleranz" zu predigen und zu praktizieren :( Und in der Geschichte war Religion leider nicht unbedingt ein Kriegs-verhinderndes Element, sondern eher im Gegenteil... "ich bin streng religiös, wo bitte geht's zur Front?". Wobei natürlich auch immer wirtschaftliche Gründe mit dabei waren, auch heute ja noch. Und so lange die Menschheit dem Gott Gewinnmaximierung auch bzw. gerade auf Kosten anderer huldigt und somit die Schere zwischen arm und reich auf globaler Ebene immer weiter auseinander geht, wird der z.B. in Star Trek gezeigte Weltfrieden egal ob mit oder ohne Religion eine Utopie bleiben... (Aber das iss nu ein ganz anderes Thema ;))

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Ich kann Dir sagen warum so viel Eltern Probleme mit ihren Kindern haben oder anders herum warum wir so viele Sch***-Kinder haben:
    Weil sich die Eltern nicht mehr richtig um sie kümmern. Der Fernseher wird als Erziehungsersatz eingesetzt, es gibt kaum noch gemeinsame Unternehmungen, z.T. kommt eine gewisse Perspektivlosigkeit und somit Frust dazu, etc.
    Was ich sehr vermisse ist einfach, daß sich die Eltern noch richtig um die Kinder kümmern und eine gewisse Authorität / Strenge vermitteln. Man muß ja nicht gleich hauen (ja auch ich hab den einen oder anderen Klapps bekommen) und man muß die Kids auch nicht gleich einschüchtern, aber man kann da doch sehr viel beeinflußen. Will ich, daß mein Kind in einer gescheiten Umgebung aufwächst, dann darf ich nicht ins tiefste Ghetto ziehen und darf nicht alle Schandtaten durchgehen lassen...
    Klingt vielleicht doof, aber wenn ich mir die Supernanny anschaue, dann fällt mir immer wieder auf, was für Schwachmaten sich Eltern nennen dürfen. In den Medien kommen immer mal wieder Meldungen, daß einer Familie das Kind weggenommen wurde, weil es zwei blaue Flecken hat und das Jugendamt weder dem Kind noch den Eltern glaubt, daß es hingefallen ist und auf der anderen Seite sieht man ständig auf der Straße und in irgendwelchen Reportagen oder Sendungen wie Supernanny oder sonstige Shows, in denen man Familien sieht, was für bescheuerte Kids es in Deutschland gibt. Natürlich kann man es sich leicht machen und Gewaltbereitschaft auf Actionfilme und Ballerspiele schieben und auf die Perspektivlosigkeit, aber machen wir uns mal nix vor. Ich liebe und liebte auch schon als Kind Actionfilme und Ballerspiele und hatte trotzdem noch nie eine Schlägerei. Das für ich auf eine (zumindest in diesem Falle ;)) gute Erziehung zurück und auf nix anderes. Aber heutzutage machen es sich viele Eltern schlichtweg zu einfach und wenn was schief läuft sinds die anderen.


    Um aber wieder BTT zu kommen: Die Kirche hat IMHO darauf weder einen positiven noch einen negativen Einfluß. Allerdings ist sie meiner Meinung nach völlig unnötig und bringt nix. Und Bevormundung kann ich grundsätzlich nicht ausstehen. Egal ob Kirche oder Staat. Was die Werte angeht, kann ich nur sagen: Erziehung, Erziehung, Erziehung. Eltern sollten sich einfach bewußt sein, daß die Kinder an erster Stelle stehen müssen. So hab ich das von meinen Eltern gelernt und so werde ich das auch bei meinen Kindern handhaben. Bevor ich mir einen dufte Apple Rechner für ?.000 € rauslasse, überleg ich mir lieber, ob z.B. das von meinem Kind gewünschte Jahr in Amerika nicht sinnvoller ist. In diesem Beispiel sag ich definitiv - 1 Jahr Ausland geht vor. Anderes Beispiel: Bevor ich mir einen Plasma Bildschirm kauf - O.K. davon haben die Kinder auch was - investiere ich doch lieber in einen Familienurlaub. Davon haben die Kinder deutlich mehr. Und das sehe ich heutzutage leider immer seltener. Da geht das eigene Wohl vor das des Kindes. Ich frage mich dann immer, wozu haben diese Leute überhaupt Kinder in die Welt gesetzt. ich schweif schon wieder ab... ;)


    Kirche brauch ich nicht und mein Kind soll irgendwann selbst entscheiden ob es Kirche und/oder Glauben braucht oder nicht.

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