Interconnect wirklich entscheidend für die Minutenpreise?

  • Servus,


    in einem anderen Thread hatte ich den Gedanken schonmal kurz angerissen, hier nun ein wenig ausfuehrlicher.


    Wenns um die Minutenpreise im Mobilfunk geht, wird immer auch gleich auf die Interconnect-Gebuehren hingewiesen, und dass Tarife unter 9-10 Cent eigentlich garnicht moeglich sind weil der Anbieter dabei drauflegt. Der Betrieb des Netzes kostet natuerlich auch Geld, ebenso will der Support bezahlt werden Werbung will man auch machen. All das muss auf die Minutenpreise umgelegt werden. Mir geht's aber um die Aussage, dass der IC das Mass der Dinge ist und niedrigere Preise nicht realisierbar sind.


    Nun frage ich mich, ob das nicht ein wenig zu kurz gedacht ist, bzw. dieses Argument nur vorgeschoben wird. Natuerlich entstehen meinem Anbieter A Kosten, wenn ich zum Fremdnetz (Anbieter B) telefoniere. Aber genauso verdient Anbieber B daran, und mein Netzbetreiber streicht einen aequivalenten Betrag ein, wenn ich im umgekehrten Fall ein Gespraech entgegennehme.


    Geht man von gleichen IC-Gebuehren in alle Mobilfunknetze aus, und setzt man auch eine Gleichverteilung der Anrufe auf die einzelnen Netze an, so sollte das insgesamt ein Nullsummenspiel sein.


    Ok, in der Realitaet bekommen die D-Netze in Deutschland etwas weniger als die E-Netze, dafuer ist der Marktanteil der D-Netze bei etwa 70%. Wenn man davon ausgeht, dass die Verteilung der Gespraeche dem Marktanteil entspricht, verdienen die D-Netze durch die IC-Gebuehren zusaetzlich, waehrend die E-Netze drauflegen. Die "echten" Kosten bei den E-Netzen liegen demnach bei etwa 3-4 Cent.


    Also sollten die D-Netze doch locker einen Minutenpreis realisieren koennen, der unter dem Interconnect liegt. Die E-Netze muessen etwas mehr aufpassen, haben aber auch noch deutlich Luft.


    Betrachtet man nun Gespraeche vom Mobilfunk ins Festnetz, so verdienen die Mobilfunkprovider dabei sogar ordentlich - jede ankommende Minute wird mit etwa dem 8fachen Betrag abgegolten, der fuer ein Gespraech ins Festnetz faellig wird.


    Die Nachbarn im Mobilfunkparadies Oesterreich machen es ja vor. Dort liegt der Interconnect bei durchschnittlich 6-7 Cent , dennoch sind Minutenpreise von 4-5 Cent vollkommen normal.


    Liege ich damit so falsch? Oder habe ich was falsch verstanden?

  • Nur so geht es!


    Wenn jetzt die beiden kleinen Netzbetreiber sagen würden das sie ab Morgen mit 3 Cent IC auskämen währe es doch so richtig lustig. Jeder in Deutschland würde doch zu o2 und E+ gehen. Die kann man doch günstig erreichen. Und wieder würden die kleine das ganz schnelle Geld machen. Das sollte man sich in bei O2 und E+ mal genau ausrechnen. Und die die D,s schauen blöd aus der Wäsche! :D



    MfG
    gogo65

  • T-Mobile und Vodafone würden die Preise für Gespräche zu o2 und E-Plus vermutlich nicht senken und am Ende sind die kleinen wieder blöd dran, da sie weiterhin hohe IC-Gebühren löhnen müssen (bzw. weniger "angerechnet" werden kann).


    Ich denke eine richtige Senkung der IC-Gebühren geht nur mit einem starken dritten Anbieter, der in etwa das gleiche Aufkommen wie T-Mobile und Vodafone hat.

    Samsung Galaxy S4: DeutschlandSIM (Allnet-Flat + 1GB Data, Vodafone-Netz)
    Samsung Galaxy S2: Klarmobil (Allnet-Flat + 500MB Data, Telekom-Netz)

  • Dann werden zwar die Gespraeche vom Festnetz zum Mobilfunk billiger, aber ich bezweifle, dass das nachhaltige Auswirkungen auf die Minutenpreise im Mobilfunk haben wird. Wenn den D-Netzen durch die sinkenden IC-Gebuehren Einnahmen wegbrechen, werden sie wohl kaum die Preise senken koennen... ich behaupte mal, dass die IC-Gebuehren fuer die Preisfindung nur indirekt eine Rolle spielen.

  • @ harlekyn
    Da bist Du mir zuvorgekommen. Hatte heute den gleichen Gedankengang und wollte dazu morgen einen ausführlichen Post erstellen :top: .
    Speziell T-Mobile müßte doch netto fast schon Gewinn aus den IC-Gebühren habe weil 1. die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass ein Gespräch netzintern ist und 2. sehr viele eingehende Anrufe aus anderen Netzen kommen.

  • Vielleicht kann ja ein Profi mal was dazu sagen - bin ja nur interessierter Laie :)


    Das Problem ist, dass man dazu kein valides Zahlenmaterial bekommt. Ich hab ein wenig rumgerechnet. Grundlage: Fiktives Gespraechsvolumen von 100 Minuten, Festnetzanteil von 20% und Verteilung der Gespraeche anhand der Marktanteile nach Kundenzahlen, Stand Q4/2007. Nicht beruecksichtigt ist der IC-Anteil durch ankommende Gespraeche aus anderen Netzen (Festnetz, Ausland).


    Fremdnetzanteil:
    T-Mobile: 50,4 Minuten
    Vodafone: 52,1 Minuten
    E-Plus: 67,8 Minuten
    o2: 69,7 Minuten


    Ankommende Gespraeche:
    T-Mobile: 88,8 Minuten
    Vodafone: 83,8 Minuten
    E-Plus: 36,5 Minuten
    o2: 31 Minuten


    Vodafone und T-Mobile machen also ordentlich Gewinn, E-Plus und v.a. o2 legen drauf.


    Der Anteil an internen Gespraechen wird vermutlich bei jedem Anbieter hoeher sein als der Marktanteil. Wenn wir davon ausgehn, dass dies aber prozentual jeweils gleich ist, aendert sich am Gesamtbild nicht viel.

  • Zitat

    Original geschrieben von harlekyn


    Vodafone und T-Mobile machen also ordentlich Gewinn, E-Plus und v.a. o2 legen drauf.


    sieht nach nem Pionierbonus aus :)


    Mangels Daten und der Forderung von E+, die IC zu senken, scheint es aber logisch zu sein, daß E+ draufzahlt. Bei O2 wirds aber interessant, schließlich haben sie via homezone von vornherein auf einen Teil der IC verzichtet. Stellt sich die Frage, was O2-Kunden, die aus dem D1 Netz ins D1 Netze anrufen, O2 an IC kosten. Denn dann würde O2 ja quasi zweimal zahlen...Also ganz koscher ist diese IC-Geschichte imho nicht. Außerdem steht auf den Webseiten der RegTP, daß die Funker nicht in der Lage sind, ein valides Kostenmodell zu liefern. Ich denke mal, die genauen Kosten/Min. kennt keiner. Wird eher eine try & error Kalkulation sein, was man ja auch an den ständigen "Tarifinnovationen" sieht. Ansonsten ist es wohl auch eine Frage der Kapazitätsauslastung....

  • Zitat

    Original geschrieben von StebuEx
    ... Ich denke mal, die genauen Kosten/Min. kennt keiner. Wird eher eine try & error Kalkulation sein...


    Ich denke Try&Error eher in dem Sinne "Was kann ich dafür nehmen ohne Ärger mit der RegTP zu bekommen".
    Der IC in Mobilfunknetze dürfte eigentlich nicht mehr als zwischen verschiedenen Festnetzbetreibern kosten, die Schaltungstechnik müsste praktisch die Gleiche sein.
    Alle Rechnungen die die Kosten für die Weiterleitung innerhalb des Mobilfunknetzes mit berücksichtigen sind eigentlich politisch, wirtschaftlich dürfte es bis auf die 0.xCent/min IC keinen Unterschied im Preis machen ob ein Gespräch netzintern oder Netzübergreifend ist.
    Da dem Netzbetreiber bei einem eingehenden Anruf aus einem anderen Netz allerdings der Gewinn aus der Grundgebühr und den Gesprächspreisen des Anrufers entgeht werden die IC Gebühren natürlich schön schlechtgerechnet.

  • Momentan ist es ja so das T-Mobile und Vodafone nur 8,8 Cent bekommen, während E-Plus und o2 9,9 Cent bekommen.


    Ausserdem muss man T-Mobile und vodafone zugute halten das sie deutlich mehr in ihr Netz investiert haben, z.B. was den UMTS Ausbau betrifft


    Ich wäre dafür die Interconnectgebühren nach folgenden Grobschema zu berechnen


    (GSM Basisstationen * Korrekturfaktor + UMTS Basistationen * Korrekturfaktor + Innovationsbonus + Festnetznummernbonus) / (Kundenzahl * Korrekturfaktor)


    Damit würde man folgende zwei Sachen erreichen:


    - Die Netzbetreiber würden dazu animiert in ihre Netze zu investieren, vorallem auch in UMTS
    - Die Netzbetreiber würden animiert nicht mehr ihre Kundenzahlen abnorm zu pushen

    Nothing left for me to stay, I can't even stop the rain from falling down into my eyes.

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