Island am Abgrund?

  • Hallo Siemensanier,


    daß der Kunde, der dem Anbieter mit der besten Verzinsung und Einlagensicherung aus dem Mutterland des Finanzinstitus sein Geld gegeben hat, Schuld trägt, ist aus meiner Sicht der Dinge so nicht richtig.


    Zum einen sind wir Kleinstsparer lange Jahre bei Deutschen Banken nicht erwünscht gewesen. Daher haben wir uns auf die Angebote der (ausländischen) Direktbanken konzentriert. Und zum anderen haben wir eben zu wenig Geld, um einem Zinssatz von 3,8 % zu akzeptieren, der letztlich durch die Teuerungsrate wieder kompensiert wird.


    Mein Investment bei Kaupthing hat mir jetzt keine Zinsen eingebracht. Ich muss mal sehen, was noch zu holen ist. Daß der Abfluss von Geld in den letzten Tagen durch die Rückführung der Spareinlagen aufs Girokonto zu einem beschleunigten Zusammenbruch geführt hat, stimmt. Aber was hätte man machen sollen? Zusehen, wie die Bank zusammenbricht und bis zuletzt investiert bleiben? Ich habe weder ein schlechtes Gewissen beim Anbieter mit der vermeintlich besten Rendite investiert gewesen zu sein noch mein Geld letzte Woche umgebucht zu haben: The Money goes, where the best business is. So lief das Spiel lange Zeit und wird auch wieder laufen, wenn die Regulierung durch den Staat wieder abnimmt. Daß man das System für sich (aus-)nutzt finde ich nicht verwerflich. Man kann es grundsätzlich in Frage stellen. Bisher hat mir aber niemand sinnvolle Alternativen aufzeigen können.


    Viele Grüße, garnixan

    Weltweit werden 40% aller mobilen Telefongespräche über Ericsson Netze geführt. 100% aller Telefongespräche im Hause garnixan werden über ein Ericsson Endgerät geführt.

  • Zitat

    Original geschrieben von garnixan
    Hallo Siemensanier,


    daß der Kunde, der dem Anbieter mit der besten Verzinsung und Einlagensicherung aus dem Mutterland des Finanzinstitus sein Geld gegeben hat, Schuld trägt, ist aus meiner Sicht der Dinge so nicht richtig.


    Zum einen sind wir Kleinstsparer lange Jahre bei Deutschen Banken nicht erwünscht gewesen. Daher haben wir uns auf die Angebote der (ausländischen) Direktbanken konzentriert. Und zum anderen haben wir eben zu wenig Geld, um einem Zinssatz von 3,8 % zu akzeptieren, der letztlich durch die Teuerungsrate wieder kompensiert wird.


    Der Kunde trägt keine Alleinschuld. Aber es ist nicht allein die Gier der Manager, die uns in diese Situation geführt hat. Und wenn ich bei Bank A 4 % bekomme und bei Bank B 5.5 % beispielsweise für das gleiche Produkt, dann muss ich doch mal fragen, warum das so ist. Nur wegen der geringeren Vertriebskosten? Oder vielleicht eben auch wegen höherer Risiken? Aber das will ja nie jemand hören... selbst schuld, aber nicht alleine würde ich das nennen. Gerade bei Island war ja beispielsweise im Banken-Thread im Werbeforum immer wieder auch von Warnungen zu lesen. Viele hat das dennoch nicht abgehalten...

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    Und wenn ich bei Bank A 4 % bekomme und bei Bank B 5.5 % beispielsweise für das gleiche Produkt, dann muss ich doch mal fragen, warum das so ist. Nur wegen der geringeren Vertriebskosten? Oder vielleicht eben auch wegen höherer Risiken?



    Ich verfahre eigentlich bei allen Entscheidungen nach einem ganz einfachen Prinzip. Der Teuerste und der Billigste fliegt meist unbesehen raus. Mein einfacher Versuch, das allgemeine Lebensrisiko zu minimieren.

  • Die isländische Krone ist nun auf 1/307 € abgesackt, so dass sie nur noch den Gegenwert von 0,00326€ hat.


    Da hat die Eurokopplung der isländischen Zentralbank wohl eher das Gegenteil bewirkt. Aber für die Isländer wirds langsam wirklich bedenklich wegen der Importe.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Die isländische Krone ist nun auf 1/307 € abgesackt, so dass sie nur noch den Gegenwert von 0,00326€ hat.


    Da hat die Eurokopplung der isländischen Zentralbank wohl eher das Gegenteil bewirkt. Aber für die Isländer wirds langsam wirklich bedenklich wegen der Importe.



    Gibt es in Island auch Iphones, die müssen jetzt günstig sein?


    Und wo liegt verdammt nochmal Island, in Europa noch?

  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    Der Kunde trägt keine Alleinschuld.

    Man kann vom Normalbürger kaum verlangen, dass er sich über alle Details selbst informiert. Von dem her sehe ich auch keine Schuld bei den Kunden, es sei denn man war sich des Risikos bewusst durch Fachpresse, Fachforen,.... Es ist völlig natürlich, dass Menschen auf Anreize (hohe Zinsen, niedrige Preise) reagieren.


    Das Problem ist vielleicht eher die Bankenaufsicht, die es erlaubt hat, dass eine Bank, die lediglich eine Mikro-Volkswirtschaft mit 310.000 Einwohnern hinter sich hat überhaupt mit einer eigenen Einlagensicherung aktiv werden durfte. Weshalb hat man nicht darauf bestanden, dass sich die isländischen Banken (Landsbanki in England und Kaupthing anderswo) sich einem europäischen System anschließen?


    Auch wenn die Einlagensicherung unter normalen Umständen (Wechselkurs von '99) funktionieren würde, so ist sie jetzt in der Währungsfalle...


    Ich denke es wird zudem als größter Fehler in der Geschichte Islands eingehen, dass man sich nicht dem Euro angeschlossen hat. Vielleicht kommt ja auch Großbritannien demnächst wieder auf den Geschmack.


    Die Krise hat zudem bisher eines gezeigt: Es kann in Zukunft nur voran gehen, wenn man eine europäische Wirtschaftsregierung etabliert und die Steuer- und Finanzregeln einheitlich gestaltet. Sarkozy und Berlusconi - so demagogisch sie sich sonst auch geben - sowie Brown haben schon allen Grund, auf Merkel und insbesondere Steinbrück sauer zu sein.


    In solchen Zeiten braucht man einen Fels in der Brandung. Und der heißt ganz klar Europa.



    Martyn
    Die Eurokopplung ist schon wieder gefallen, ließ sich nicht halten!


    daunlöd
    Das Gegenteil ist der Fall! Ausländische Güter werden für Isländer immer teurer. Ich denke bald dürften die ersten Berichte über Hamsterkäufe folgen.

    »Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave« (Aristoteles)

  • Hallo Erik,


    danke für Deine Antwort. Das man beim Investment bei Kaupthing Risiken eingeht, war allen klar. Aber dafür haben wir auch hohe Renditen versprochen bekommen und sind den Darlehensvertrag eingegangen. Das finde ich vollkommen in Ordnung. Ich beschwere mich ja auch nicht, daß es gekommen ist, wie es kam. Als gierig dargestellt zu werden, finde ich unfair. Die höhere Rendite wurde durch höheres Risiko erkauft. Die Sache ist schief gegangen und man versucht zu retten, was zu retten ist.


    Ich frage mich nun, wie das technisch läuft. Ich habe einen Freistellungsauftrag bei Kaupthing.de und kann so lange dieser existent ist keinen anderen Konten bei anderen Banken freistellen. Wo ich mein Geld jetzt anlegen werde, muss ich mal schauen und es hängt natürlich davon ab, wo es die für mich besten Produkte gibt.


    Viele Grüße, garnixan

    Weltweit werden 40% aller mobilen Telefongespräche über Ericsson Netze geführt. 100% aller Telefongespräche im Hause garnixan werden über ein Ericsson Endgerät geführt.

  • Zitat

    Original geschrieben von garnixan
    Die höhere Rendite wurde durch höheres Risiko erkauft.

    Das ist richtig. Viele haben aber schon lange bemängelt, dass der Risikoaufschlag zu gering ist für das zusätzliche Risiko. Klar, es mag "Glück" sein, dass sie Recht hatten. Vielleicht auch ein wenig gesundes Bauchgefühl.


    Da sich Menschen nunmal nicht überall rundum informieren können braucht es den Staat. Der hat hier imho Versagt. Man hätte unter diesen Umständen niemals eine Lizenz geben dürfen.

    »Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave« (Aristoteles)

  • Soweit ich weis sind die Einlagensicherungen eben 1.700.000 isländische Kronen, jedoch mindestens 20.887 Euro.


    Freistellungsantrag sollte aber auch kein Problem sein, denn bei einer anderen Bank kannst du bis zum 31.12.2008 rückwirkend zum 1.1.2008 noch einen Freistellungsantrag erteilen. Und den Freistellungsantrag bei Kaupting Edge kannst du ja löschen oder auf Höhe der bereits angefallenen Zinsen kürzen.


    Ich denke Hamsterkäufe helfen den Isländern auch nicht weiter. Nur könnte es bald vorkommen das die Bevölkerung eine isländischen Kronen mehr will sondern lieber Dollar und Euro.

  • Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    also ich lese aus diesem Satz, das die US Politik schuld an allem ist. Bush ist ja wirklich an vielem Schuld. Wäre Lehman nicht pleite gegangen, würden wir immer noch weiter an einem Luftschloß bauen. Bush als Turbokapitalist hat eher mehr oder weniger unwissend die Nadel in den Ballon gesteckt. Böser kleiner Georgy.


    Da liest Du falsch. ;)


    Natürlich gab es eine grundsätzliche Fehlentwicklung an den Finanzmärkten. Aber klar ist auch, dass die Entscheidung, Lehman pleite gehen zu lassen, einen Tabu-Bruch darstellte, einen extremen Vertrauensverlust in die Liquidität der Banken zur Folge hatte und daher eine klare Fehlentscheidung war. Hank Paulson würde heute garantiert anders handeln.

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