Island am Abgrund?

  • in der Tat, in der Summe eher zu vernachlässigen, aber einfach geschmacklos und zeigt, dass in den oberen Etagen offenbar immer noch eine Relaitätaferne herrscht, die besorgniserregend ist. Auch wenn es ein Incentive für Mitarbeiter war, da muss ich so viel Sensibilität haben, um das nicht durchzuführen.

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Die Manager bekommt man mit dem derzeitigen Recht (will sagen, den Spielregeln) sowieso nicht bestraft. Weshalb sollte man dann die Banken Pleite gehen lassen? Das juckt die gut abgesicherten Manager doch auch nicht mehr und schadet nur den gewöhnlichen Bürgern ohne großen Realwertbesitz und den sonstigen Mitarbeitern. Ich halte solche Rachegelüste für menschlich, aber sachlich völlig inopportun. Wie schon mehrmals erwähnt halte ich es für die Aufgabe der Zukunft, neue Spielregeln festzulegen und die gesamten Finanztransaktionen transparent ("wer tätigt wo und wann welche Geschäfte in welchem Umfang an der Börse?") zu machen. So werden Spekulationen zum Großteil im Keime erstickt. China geht da ja derzeit voran.


    Das Problem sind nicht die liberalen Märkte an sich, sondern die unvollkommenen Märkte, wie wir sie derzeit haben... Nur mit vollständiger Information können Märkte effizient sein.


    Btw., hier mal ein ganz netter Audio-Beitrag vom DRS (Schweizer Radio) zur Situation in Island.

    »Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave« (Aristoteles)

  • Aber was einem schon ankotzt: Wenn es um die Finanzierung von Hochschulen, Kinderbetreuung, Gesundheitswesen, öffentliche Verkehrsmittel, ... geht dann wird gespart wo es nur geht, und jeder einzelne Euro eingegeizt.


    Aber wenns es um die Rettung einer Bank geht, dann sind auf einmal 26 Milliarden Euro kein Problem.


    Das hat nichts mehr mit Gerechtigkeit zu tun ... ein Rechtsstaat muss aber Gerechtigkeit gewähren.

  • Martyn, das Problem ist: Wenn das Finanzsystem vollends in sich zusammenkracht, dann ist bald gar kein Geld mehr für Kindergartenplätze oder Hochschulen da.


    Natürlich ist es extrem ärgerlich, dass jetzt diese Summen an Geld aufgewendet werden müssen, aber es führt daran leider kein Weg vorbei, soll nicht die Stabilität der westlichen Volkswirtschaften insgesamt in Gefahr geraten. Und dann kannst Du die Tür zum lokalen Krankenhaus abschließen, weil kein Geld mehr da ist, die Krankenschwester zu bezahlen.


    Zum Thema: Was sich bisher anscheinend nicht so rumgesprochen hat: Der Kaupthing-Zusammenbruch (bzw. die Verstaatlichung nach dem merkwürdigen neuen isländischen Recht) ist nicht nur ein Problem für Island. Kaupthing war/ist eine richtig große Bank, und erste Nachwirkungen sind in Großbritannien zu beobachten.

  • Zitat

    Original geschrieben von Robert Beloe
    Wenn das Finanzsystem vollends in sich zusammenkracht, dann ist bald gar kein Geld mehr für Kindergartenplätze oder Hochschulen da.


    Das stimmt ja nicht wirklich. Geld ist nur ein Tauschmittel-problematisch wird es für eine Volkswirtschaft erst dann, wenn keiner mehr Tauschleistungen erbringen kann, sprich alle ungelernt und ungebildet sind. Das sieht man ja auch wenns zynisch klingt in der dritten Welt, in der der Boden voll mit erlesensten Bodenschätzen ist, die Birne oft aber nur voll mit Religion. Da buttert man seit über einem Jahrhundert Subventionen rein, es ändert nix.


    Das Argument das du bringst wird nur gebracht, um nach Sanierung wieder auf Plündertour gehen zu können.


    Es tönt doch auch sonst immer, der Markt regelt sich selbst. Es wäre also nur im Sinne des Marktes, wenn schlecht oder kriminell geführte Bankhäuser verschwinden würden.


    Das es kurzzeitig zu kleineren Wirtschaftsproblemen kommt, mag sein, aber die gehen schnell vorrüber.

  • Was Island denke ich nach wie vor das nicht das grösste Problem die Banken sind sondern die schwache isländische Krone. Denn wenn auf einmal alle Importe und damit sowohl die Produktionsmittel als auch Kosumartikel ca. 2,5x so teuer sind wie zuvor, dann vergiftet das die Wirtschaft egal ob es den Banken dort gut oder schlecht geht.


    Bei den Banken: Selbst wenn das isländische Bankensystem zusammenbrechen sollte gibt es Neugründungen oder ausländische Banken treten auf den isländischen Markt.


    Ich denke in Island wird es intressante wenn am Montag an der Börse wieder gehandelt wird.


    Denke die Kaupthing Bank wird nun wohl doch den Bach runter gehen oder sehr, sehr teuer gerettet werden müssen. Dann nachdem nun ausländische Konten eingefroren sind, würden diese Anleger, selbst wenn die Konten in ein paar Tagen wieder freigegeben würden ihre Anlagen abziehen, und dann bekommt die Kaupthing Bank nochmal massive Probleme.

  • Mit Kaupthing wird das Gleiche passieren wie mit Landsbanki: Die Bank wird aufgeteilt in zwei Gesellschaften - eine für das Inlandsgeschäft, die der isländische Staat (zunächst) weiterbetreiben wird, und eine für das Auslandsgeschäft, das aufgelöst oder verkauft wird.


    Das große Auslandsgeschäft von Kaupthing, das die Bank zu einem richtigen Big Player gemacht hat, hatte nur so lange eine Chance, wie Kaupthing nicht nationalisiert werden musste. In der Hand des Staates ist das Risiko für Island viel zu groß, weiter an diesem großen Rad zu drehen. Dabei will ich gar nicht sagen, dass Kaupthing eine schlechte Bank war, überhaupt nicht. An dieser Krise sind ja schon andere, zum Teil sehr namhafte Institute gescheitert, oder sie konnten nur mit dem Einsatz des Staates am Leben erhalten werden.


    Die Stabilität der Krone ist sicher ein Problem, allerdings ist sicherlich das Hauptproblem (das dann auch zu dem Konflikt mit Großbritannien geführt hat), dass eine Übernahme der Verpflichtungen der isländischen Banken durch den Staat zu einer extremen Belastung der isländischen Steuerzahler wird, die auf Jahrzehnte hinaus das Land enorm belasten könnte - und das trotz der tollen materiellen und immateriellen Ressourcen, über die das Land ja ohne jeden Zweifel verfügt. Es sind diese Ressourcen, die dazu führen, dass das Rating Islands in den letzten Tagen nicht ins absolut Bodenlose gesunken ist.


    Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob die isländische Regierung gut daran tut, die hohe internationale Reputation des Landes aufs Spiel zu setzen. Es wäre m.E. sinnvoller, ganz offen um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Ich denke, einem offenem Gesuch um einen Kredit würde sich auch die Bank von England nicht verschließen, wenn Island sich im Gegenzug verpflichtete, seinen ausländischen Verpflichtungen gerecht zu werden.


    Sinnvoller auch aus dem Grund, weil ich es für sehr problematisch halte, wenn ein bisher sehr angesehener und solventer Staat, der immer seinen Zahlungsverpflichtungen in gewissenhaftester Weise nachgekommen war, nun auf einmal sagt: Ich komme meinen Verpflichtungen nicht nach. So ein Verhalten könnte Folgen auf die Kreditwürdigkeit auch anderer westlicher Staaten haben.

  • Ey Martyn,


    geht es eigentlich in deinen Kopf rein, dass es weltweit keine Sau interessiert, was mit den Isländern passiert?


    Die dort ansässigen international tätigen Banken sind es, die es in die Zeitung geschafft haben. Die Konsumenten dort sind völlig irrelevant, das wird auch nicht anders, wenn du es hier noch und nochmal auf den Tisch bringst.


    Deshalb ist es auch egal, was die Börse dort macht. Wir reden hier von Weltbörsen NY, Asien, Europa und nicht von so einem Provinzparkett... :flop:


    Stell doch mal den Rechner ab, nimm dir ein Skript oder Buch über VWL, lies ein bißchen und dann kannst du gerne hier wieder kommen. Ansonsten sträuben sich einfach nur noch die Haare bei deinen Posts!!!


    greetz
    cm


  • Was du gerade geschrieben hast ist durchaus wahr ... leider.


    Aber ich finde die Politik und auch das Weltintresse sollte in erster Linie für die Bevölkerung da sein und nicht für die Bonzen. Das ist ja gerade des kranke am derzeitigen System. Deswegen wäre es auch zu begrüssen wenn das derzeitige System zusammenbricht und danach etwas kommt, bei der die Bevölkerung wieder im Mittelpunkt steht und nicht nur die Bonzen.


    Mir tun eher die Durchschnittlichen Isländer leid.


    Mit den Vorständen von Kaupthing, Landesbanki und Glitnir habe ich deutlich weniger Mitleid. Die haben sicher in der Vergangenheit genug verdient und einen Teil in Devisen investiert.

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