Wenn alle Welt wegen Finanzkrisen, überhöhter Einkünfte usw. mal wieder auf die Managerkaste einschlägt, sind bekanntlich auch diejenigen immer sehr schnell zur Stelle, die sagen, dass man auch Manager nicht über einen Kamm scheren dürfe, und dass die allermeisten von ihnen einen durchaus redlichen Job für faires Geld machen. Das ist sicherlich auch so, und dennoch halte ich den nachfolgenden Fall von wirklich bemerkenswerter Blödheit für erwähnens- und diskussionswürdig. Ich habe ja schon viel Dummes von Leuten gehört, die die Geschicke mehr oder weniger großer Firmen oder gleich ganzer Länder leiten, aber an etwas dermaßen Bescheuertes erinnere ich mich spontan nicht.
Protagonist unserer kleinen "Hier ist Dein Schild" - Show ist Rudi Gröger, seines Zeichens Ex-Chef von o2 und heute Chef des wahnsinnig erfolgreichen Handy-TV-Konsortiums "Mobile 3.0". Dieser Verein schrieb sich dareinst auf die virtuelle Fahne, Handy-TV auf Basis von DVB-H in Deutschland zu einem veritablen Geschäftsmodell zu etablieren. Bedauerlicherweise ist daraus nichts geworden. Die wenigen Menschen in Deutschland, die tatsächlich via Handy TV glotzen wollen, nutzen dafür DVB-T-Handys. Die haben zwei Vorteile: Sowohl Handys als auch das Netz (eben DVB-T) sind verfügbar, und Letzteres kostet sogar nichtmal was. OK, via DVB-T kommt in manchen Gegenden nicht alles, was man vielleicht gerne hätte (in manchen auch gar nichts), aber das allein reichte offenbar nicht aus, um eine erkleckliche Anzahl an Menschen davon zu überzeugen, auf eine Technik zu setzen, von der man im Schnitt noch viel weniger hat.
Und was macht man in so einem Fall? Richtig - die naheliegenste aller Möglichkeiten ist genau die, für die sich auch Rudi entschieden hat: Man plädiert öffentlich dafür, DVB-T-Handys zu verbieten. DAS ist doch mal innovatives Managerdenken - wenn die Konkurrenz stört, verbiete sie einfach!
Der neutrale Beobachter, der sich weder für Handy-TV via DVB-T noch via DVB-H so recht begeistern kann, fragt sich natürlich spätestens jetzt, warum dem Mobile 3.0 - Konsortium trotz solcher Spitzenkräfte der Erfolg bislang verwehrt blieb. Die Message stimmt - sie MUSS ja stimmen. Sagt Rudi jedenfalls. Ergo liegt es an den verblödeten Verbrauchern, die einfach das falsche Zeug kaufen. Klar, dass derartige besondere Ereignisse besondere Maßnahmen erfordern. Aber ich bin sicher, das kriegt er hin, der Rudi. Da isser auf dem richtigen Weg. Bis es soweit ist, muss er die Sendelizenzen für DVB-H aber erstmal noch vor Monatsende wieder an die Landemedienanstalten zurückgeben. Was die dann damit machen, weiß im Moment keiner so recht. Neu ausschreiben macht eigentlich wenig Sinn - wenn Rudi es nicht geschafft hat, schaffts auch kein anderer. Möglicherweise wird einfach irgendwann jemand auf die völlig revolutionäre Idee kommen, dass es neben DVB-T im Grunde gar keinen weiteren Standard braucht. Auch wenn die EU-Kommission irgendwann mal gesagt hat, DVB-H sei der Standard für Fernsehen am Handy. Vielleicht hat einfach irgendwer gedacht, DVB-H passe so gut, wegen "H" wie Handy (muss dann natürlich ein Deutscher gewesen sein; vielleicht auch Rudi?). DVB-T passt aber genauso gut - T wie "Telefon".