Minen-Unglück in Chile

  • Ich glaube das kann man sehr leicht erklären:


    Viele können sich schwer in die Situation von Hochwasseropfern versetzen. Hochwasser empfindet man eher als lästiges Problem, nicht als hochgradige Gefahr. In unseren Breiten sind Hochwässer keine lebensbedrohlichen Ereignisse und wenn es passiert trifft es immer nur eine eher kleine Gruppe von Menschen nahe am Fluß.


    Die Beklemmung, ohne (Tages)licht eingesperrt zu sein, in eine Zwangslage zu geraten, der man nicht entfliehen kann, diese Panik kann sich jeder relativ leicht vorstellen. Da werden Urängste angesprochen und Basisbedürfnisse verletzt, die jeder empfindet und wo man sich leicht vorstellen kann welcher Horror es wäre, wenn man rudimentärste Dinge plötzlich nicht mehr erfüllen könnte.


    Bielefelder, mach dir mal nicht so einen Kopf. Es wäre Horror gewesen wenn die Leute wirklich in einem einzigen engen Raum zusammengepfercht wären. Aber so ist es ja nicht.
    Die haben ca. 2 km Tunnel zur Verfügung und konnten sich verschiedene Zonen einrichten (Toilettenbereich, Schlafbereich usw.), es mangelt also nicht an Platz. Man hat eine soziale Struktur geschaffen, die Gruppe scheint intern gut organisiert. Die Leute wissen, dass man oben alles tut um sie schnell herauszuholen, auch wenn das lange dauern wird. Man versorgt sie mit allem, was nötig ist, Grundbedürfnisse wie Luft, Essen, Flüssigkeit, Schlaf, Basis-Körperpflege (Zähneputzen...) und Wäsche zum Wechseln, aber auch psychosoziale Bedürfnisse wie menschlicher Kontakt, medizinische Versorgung, Kontakt zu Psychologen und Angehörigen, Zerstreuung und Beschäftigung durch Aufgaben und Aktivitäten, halbwegs gute Sicherheitssituation, die Aussicht auf eine Rettung - all das ist gegeben.


    Insofern sind die Leute sicherlich in einer sehr unangenehmen, schweren Situation, aber sie werden bestmöglich betreut und es wird alles getan. Ich denke, dass sie es zusammen schaffen können bis zur Rettung durchzuhalten.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Ist doch alles relativ, die Leute leben und haben sogar begrenzt Platz um sich mal aus dem Weg zu gehen. Solange sie versorgt sind, was zur Beschäftigung haben und später geborgen werden können (also überleben) ist es für mich ein stinknormaler Unfall der gut ausgegangen ist...


    Zitat

    Sie wollen erst einen etwa 30 Zentimeter Schacht bohren dann unten nach dem Durchbruch soll der Bohrkopf sich ausklappen und sich wieder nach oben schrauben und dabei den neuen Schacht ausweiten auf 60 - 70 Zentimeter hab ich gelesen. Kann man nicht gleich beim erstmaligen Bohren einen 60 - 70 Zentimeter Schacht bohren? Muß man bei sowas immer vorbohren und dann ausweiten?


    Vorbohren und Ausweiten geht aber nunmal schneller oder hast du mal versucht ein Loch direkt mit der richtigen Größe zu bohren? Das dauert meist länger als vorbohren...
    Also klein vorbohren und die restlichen Bohrer gehen dann wie durch Butter und ziemlich schnell....


    Zitat

    Niemand hat ein solches Schicksal verdient. Nicht der übelste Mensch.


    Warum man immer sowas sagen muß,- mir fallen da Einige ein die ich als Kandidaten auswählen würde *duckundwech* ...

  • Da haste allerdings Recht! Und man sollte dann auch noch Sand ins Getriebe vom Bohrer-Motor kippen um sicherzustellen, dass diese Leute auf jeden Fall da unten bleiben müssen... :top:

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Da haste allerdings Recht! Und man sollte dann auch noch Sand ins Getriebe vom Bohrer-Motor kippen um sicherzustellen, dass diese Leute auf jeden Fall da unten bleiben müssen... :top:


    DAS hab ich nun allerdings so garnicht gesagt ;)
    Aber solange die Leute da halbwegs wohlbehalten wieder raus kommen wars ein Unfall ohne weitere Tote...


    edit:
    und jetzt provouiere ich mal:
    Wenn die alle schon längst tod wären,- wäre dieser Threat hier "eventuell" nicht da und DAS fänd ich schlimmer....

  • Richtig. Eingesperrt (verschüttet) in mehreren hundert Meter Tiefe, über einem Millionen Tonnen Felsen, dass muß wirklich das Schlimmste sein und deshalb beschäftigt es zum Beispiel mich.... Und wenn das ganze noch über Monate so andauern soll und man aufgrund der extrem langen Zeit nicht gewiß sagen kann ob alle der 33 Männer wieder ans Tageslicht kommen werden dann ist das Horror. Allein die Vorstellung davon.


    Ich weiß nicht wie es in einem Bergwerk ist, ich war noch nie unten. Es gibt zwar in Deutschland so einige Minen aber bisher hatte ich nie die Gelegenheit. Ich muß aber auch zugeben da zieht es mich nicht so hin wenngleich ich weiß dass Deutschland sehr strenge Bergbau-Gesetze hat die auch überprüft werden und nicht wie in Chile wo eine Rettungstreppe zwar versprochen wird vom Minen-Betreiber dann aber nicht eingebaut wird und die Behörden sich auf das Versprechen verlassen und später nicht nachprüfen ist sie da oder nicht.


    Hier wird tatsächlich die absolute Urangst angesprochen. Flut wie in Pakistan ist auch schlimm keine Frage aber man ist nicht irgendwo tief sehr tief unter der Erde und hat ständige Angst ob nicht etwas von der Decke fällt.


    Und dann die Geräusche wenn der Berg "arbeitet" - so nennt man das wenn es Bewegung im Gestein gibt - übrigens täglich unter euren Füssen nur man merkt es normalerweise nicht. Aber verschüttet in der Erde da bekommt man das mit und das müssen Horror-Geräusche sein.........


    Also wenn sie es überleben die 33 "Mineros" dann sind sie nicht mehr dieselben. Da kann man von ausgehen.


    LG

  • Na ich glaube, dass du es dir etwas zu dramatisch vorstellst. "Millionen Tonnen Felsen über sich" - man hat doch gar keine Wahrnehmung dafür ob man 7 oder 700 Meter unter der Erde ist und auch nicht dafür, wie schwer die Felsen über einem sind. Spürst du wie schwer das Dach des Hauses ist, in dem du gerade sitzt und welches Gewicht damit über dir schwebt?


    So wie du immer betonst, dass die Leute unter der Erde sind, könnte man aber auch argumentieren, dass jeder Mensch oben auf der Welt steht und den kompletten Globus unter sich hat. Hast du das Gefühl, in 12740 km Höhe oben auf der Welt zu stehen (Radius der Erdkugel liegt bei ca. 6370 Kilometer)? Vermutlich nicht... Also was bringt dich umgekehrt auf die Idee, dass man im Bergwerg glaubt das Gewicht der Felsen über sich wahrzunehmen?


    Ich bleibe bei dem, was ich weiter vorne schon mal gesagt habe: kein Sonnenlicht zu sehen und unter der Erde zu sein ohne herauszukommen ist sicherlich ätzend. Die Männer werden aber bestmöglich mit allem Notwendigen versorgt und haben offenbar eine gute Sozialstruktur untereinander.


    Es sitzen ganz sicher irgendwo auf der Welt vergessene Menschen in höllischen Gefängnissen. Menschen, die auch kaum Tageslicht sehen, isoliert werden, um die sich materiell und psychisch nicht ein Bruchteil so gekümmert wird wie um die verschütteten Mineure.


    Oder was ist mit Menschen, die nach schweren Unfällen mit Schmerzen, Behinderungen oder anderen Schicksalsschlägen monatelang ans Bett gefesselt sind? Die sehen zwar vielleicht Tageslicht, aber müssen über Monate die Decke anstarren und sind genauso - wenn nicht mehr - gefangen wie die Minenarbeiter. Diese können sich nämlich immerhin auf 2 km Tunnel bewegen und sind unverletzt. Was sagst du jemandem, der vom Hals an abwärts gelähmt ist, der somit eigentlich viel mehr gefangen ist als ein verschütteter Bergmann? Diese Schicksale gibt es auch hier bei uns in jeder großen Klinik.


    Das eine Leid macht das andere nicht besser. Aber in Chile wird sich bestmöglich um die Menschen gekümmert und wenn die Leute einigermaßen die Nerven behalten kommen sie früher oder später wohlbehalten heraus.


    Das musst Du, Bielefelder, auch mal sehen und nicht immer nur denken, dass es keinen größeren Horror gibt als den, den die Bergarbeiter erleben.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Lieber Bielefelder,


    was und wie du schreibst lässt mich vermuten, daß du mehr leidest als die auf Rettung wartenden Mineure. Befänden diese sich in Ungewissheit oder unmittelbarer Gefahr wäre das sicher anders, aber das ist ja nicht der Fall. Zum einen machst du dir doch auch keine Gedanken um die tausende Kilometer von Gestein unter dir samt ihrem Gewicht, die dutzende Kilometer Luftsäule über dir samt deren Druck, der auf dir lastet oder auch nur der zahlreichen Bewegungen von Mensch und Maschine im Kilometer um dich herum, die ja auch persönliches Gefahrenpotential bergen. Das da unten ist ihr täglicher Arbeitsplatz und nun werden sie dort statt einem Tagesdrittel eben die ganzen Tage verbringen für eine gewisse Zeit, bei guter Versorgung und mit ebensolcher Hoffnung. Da haben viele Mensch in einer unplanmäßig stehengebliebenen U-Bahn möglicherweise schon mehr Angst. Das ist dort vielleicht nun so, als ob die Teilnehmer eines Marsfluges aus irgendeinem Grund damit zurechtkommen müssten, daß ihr Flug dreimal so lang dauert - unter der Annahme, daß Gesundheit, Versorgung, Kommunikation und Hoffnung aufrecherhalten werden können.


    Dramatisierung ist bestenfalls ein reiner Selbstzweck, wenn sie der Problembewältigung nicht sogar im Weg steht. Wie in allen Situationen und Lebenslagen gilt, daß die Vergangenheit samt dem Vorlauf des aktuellen Zustands sich nicht ändern lässt, also macht man einfach das beste daraus und versucht's beim nächsten Mal besser zu machen. Fertig.

    Je suis Charlie


  • Womit rechtfertigst du deine Argumentation eigentlich?
    Mit 10000 Toten wegen eines Erdbebens?
    Mit 10000 Toten wegen eines Vulkans?
    Mit 10000 Toten wegen eines Sturms?
    Mit 10000 Toten wegen eines Feuers?


    Ferner:
    Mit 10000 Toten wegen Krieges?
    Mit 10000 Toten aufgrund von Krankheit?
    Mit 10000 Toten aufgrund Verkehrsunfällen?


    Lässt sich endlos weiterführen,- oder?


    ABER da kommst DU und weinst über 33 noch lebende Personen die wahrscheinlich sogar gerettet werden...
    Die da unten genug zu essen haben, Spiele haben, arbeiten müssen, große Räume haben und wissen das sie Weihnachten evtl mit ihrer Familie verbringen.... (oder zumindest die Chance haben)


    Zitat

    Flut wie in Pakistan ist auch schlimm keine Frage aber man ist nicht irgendwo tief sehr tief unter der Erde und hat ständige Angst ob nicht etwas von der Decke fällt.


    Hiermit disqualifizierst du dich von selbst...
    Dabei gabs ne Menge Tote und an der Stelle hast du bei mir mit deiner Argumentation absolut verschissen!


    edit:
    An der Stelle glaube ich sogar das du uns nur verarschen willst und dein Beitrag Ironie ist...!


    edit2:

    Zitat

    Also wenn sie es überleben die 33 "Mineros" dann sind sie nicht mehr dieselben. Da kann man von ausgehen.


    Die sind viel mehr sich selbst als die Leute die in Pakistan ums Leben kamen...

  • Da habe ich mich falsch ausgedrückt und bin dann auch voll falsch verstanden worden. Tut mir leid. Nur diese Vorstellung irgendwo unter der Erde zu sein ist für mich der größte Horror. Darum habe ich das so ausgedrückt. Natürlich ist die Flutkatastrophe schlimm und grausam.


    Und sicher sterben bei den anderen aufgezählten Katastrophen noch mehr Menschen was sind da schon 33 in einer Mine. Ist schon so. Hast Du Recht.


    Ich hoffe auch dass es gut ausgeht und das ist allerdings noch lange nicht sicher weil da aller porös ist.

  • Zitat

    Original geschrieben von Bielefelder
    [...]Nur diese Vorstellung irgendwo unter der Erde zu sein ist für mich der größte Horror.[...]


    Genau DAS ist aber auch der Unterschied. Für dich ist es der reine Horror, eine absolut neue und außergewöhnliche (Extrem)Situation, da Du es nicht gewohnt bist und noch nie unter Tage warst. Für die 33 Minenarbeiter ist es eine durchaus gewohnte Umgebung und sogar Alltag. Dieser Zustand, unter der Erde zu sein, ist für sie sicherlich nicht mit solch enormen Ängsten und bedrückenden Gefühlen verbunden sein, wie es für Dich in dieser Situation wäre... Von daher solltest Du deine Gefühle nicht unreflektiert auf die Mineros projezieren.

    28:6:42:12

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