Kampf gegen die IS(IS)

  • Zitat

    Original geschrieben von drueckerdruecker
    Was wohl langfristig schlimmer ist für uns - ISIS, vermeintliche Separatisten und sonstige Vollstspacken ....

    Genau diese Sichtweise ist der Fehler, der den IS überhaupt erst groß gemacht hat.
    Wer mit ein paar tausend Kämpfern eine Millionenstadt, wie Mossul einnimmt, die zudem von einer mit modernsten amerikanischen Waffen ausgerüsteten 50.000-Mann-Armee verteidigt wird ist kein Vollspacke, sondern hat sich sehr sorgfältig vorbereitet - und ist alles andere als dumm!


    Der IS hat derzeit jährlich ein Militärbudget zur Verfügung, das größer als das Frankreichs ist.
    Zudem sind ihre Kämpfer hoch motiviert und haben ständigen Zulauf aus der ganzen Welt.


    Dieser 'Staat' betreibt mittlerweile 'Außenpolitik', indem er Kämpfer in andere Länder schickt. Darunter sind nicht nur die Länder des 'arabischen Frühlings', wie Lybien oder Mali sondern auch die Ukraine. Es gibt dort ein FreiCorps, das unter der Fahne des IS gegen die Separatisten kämpft.


    Es ist vllt noch verzeihlich, solchen falschen Einschätzungen zu unterliegen. Diese Fehler allerdings weiterhin zu begehen, ist aber mit Sicherheit 'vollspackig'
    ...wobei ich in Unkenntnis der wörtlichen Übersetzung dieses Begriffs diesen ggf zurück nehmen würde und durch 'Dummheit' und 'Größenwahn' ersetzen würde ;)

  • Ich denke, selbst der friedlichste Weltbürger dürfte Verständnis dafür aufbringen, die Kampftruppen des IS schnellstmöglich auszuradieren. Pazifismus ist nämlich viel komplexer als gemeinhin angenommen - Gewaltverzicht um jeden Preis befürwortet lediglich eine radikale Gruppe, die nicht besser oder schlechter ist, als alle radikalen Ausprägungen prinzipiell vernünftiger Ideen.


    Von daher sehe ich IS(IS) schon als extremen Sonderfall, dem ausschließlich mit Gewalt begegnet werden kann, will man einen Genozid verhindern. "Separatisten", "Vollspacken" oder andere Quertreiber unterschiedslos in denselben Topf zu werfen, halte ich für verfehlt.


    Man muss schon sehr genau hinsehen, wann Gewalt das einzige Mittel zur Beendigung eines bereits gewaltsamen Konflikts ist. Und auch die Frage, ob die zur Beendigung der einen Gewalt ausgeübte zusätzliche Gewalt nicht vielleicht alles noch viel schlimmer macht, darf nicht außer Acht bleiben.


    Diese beiden Voraussetzungen sind es, die ich persönlich als Grundvoraussetzung für den Eingriff in einen (fremden) Konflikt sehe. Mit einfachen Worten:
    1. Gewalt muss das einzige Mittel sein, um ansonsten zwingend fortdauernde Gewalt beenden zu können und
    2. durch die zusätzlich ausgeübte Gewalt darf es für die Betroffenen nicht noch schlimmer werden, als es ohnehin schon ist.
    Oft genug ist es die zweite Voraussetzung, der in meinen Augen nicht genug Beachtung geschenkt wird.


    Persönlich kann ich mit dieser Ansicht gut leben. Lassen ich die Konflikte der jüngeren Vergangenheit vor meinem Auge Revue passieren, wäre diese Verfahrensweise noch in (fast) allen Fällen die beste gewesen.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau

    Von daher sehe ich IS(IS) schon als extremen Sonderfall, dem ausschließlich mit Gewalt begegnet werden kann, will man einen Genozid verhindern.
    Man muss schon sehr genau hinsehen, wann Gewalt das einzige Mittel zur Beendigung eines bereits gewaltsamen Konflikts ist. Und auch die Frage, ob die zur Beendigung der einen Gewalt ausgeübte zusätzliche Gewalt nicht vielleicht alles noch viel schlimmer macht, darf nicht außer Acht bleiben.

    Ich gebe zu bedenken, dass erst die Gewalt des Westens den Boden für den IS bereitet hat. Bspw war die Mehrzahl der heutigen Führer des IS in amerikanischen (Straf-) Gefangenenlagern. Erst dort wurden sie zu dem, was sie heute sind.


    Der IS ist nicht (mehr) militärisch besiegbar, weil er die Unterstützung der Bevölkerung hat. Für die Menschen dort ist der IS immer noch besser als das, was ihnen der Westen 'beschert' hat.
    Das zeigt sich derzeit wieder in Libyen, wo der IS sich gerade ausbreitet Auch hier ist das Ausbreiten des IS nur möglich, weil der Westen Libyen mit 'Bomben befreite'.


    Zudem sind die USA wirtschaftlich nicht mehr in der Lage, Kriege vom Umfang eines Golfkrieges zu führen - von der (vorübergehenden) Ablehnung seitens der Bevölkerung mal ganz abgesehen.


    Das US-Prinzip, sich Verbündete 'heranzuzüchten' versagt mittlerweile immer häufiger. Bspw wurde der Putsch in Mali von Elite-Einheiten durchgeführt, die zuvor von USAFRICOM ausgebildet und ausgerüstet wurden. Auch in Syrien oder Libyen haben zahlreiche vom Westen geförderte 'Aufständische' bei nächst-bester Gelegenheit die 'Seite gewechselt'.
    Auch in der Ukraine gibt es mittlerweile parallel-staatliche Strukturen, die eigene Interessen verfolgen und das US-Bündnis aufkündigen werden, sobald der Krieg vorüber ist.


    Der IS besitzt 24 eigene Banken, verfügt über Rohstoffe und Prduktionsstätten und treibt Handel mit den zahlreichen Gegnern 'der westlichen Werte' (wozu auch die Türkei zählt)
    Wir haben diesen, viele Millionen Menschen zählenden Teil der Welt gegen uns aufgebracht.
    Mit militärischen Mitteln wird man diese Entwicklung nur weiter beschleunigen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Gallium
    ...
    Das US-Prinzip, sich Verbündete 'heranzuzüchten' versagt mittlerweile immer häufiger. ...


    Dieses Prinzip kannte ich noch gar nicht!


    Bisher war ich davon ausgegangen, dass sie rund um den Globus Feinde sammeln. :p


    Und das mit durchschlagendem Erfolg ...

  • liegt vllt daran, dass sie gar nicht wissen, was Freundschaft bedeutet.
    Bei ihnen wird das immer kurzfristig ganz 'pragmatisch' nach aktuell geltendem Opportunismus entschieden.
    ...und das merken die so 'Beglückten' mittlerweile auch immer öfter und handeln mit gleichem Opprtunismus - wie man in den Wald hineinruft... :gpaul:

  • Zitat

    Original geschrieben von pithein
    Der US Congress ist sich uneins im Kampf gegen ISIS.


    Und die Türkei holt Soldaten aus einer Exklave in Syrien zurück. Dazu können Panzer rollen. Die aber umgehend "zurückfahren".
    Anscheinend will sich die Türkei aus dem Kampf gegen ISIS heraushalten.
    Quelle: http://www.washingtonpost.com/…fdd2_story.html?tid=sm_fb


    ja im Kampf dagegen, gibt ja immer wieder eher Berichte das sie dieses Geschwür unterstützten :rolleyes:

  • Aus Sicht der türkischen Regierung kämpfen mit ISIS und Kurden (PKK) Pest und Cholera gegeneinander. Keine der beiden Seiten würde die Türkische Regierung militärisch unterstützen - das ist eine Besonderheit, der man Rechnung tragen muss.

  • frank_aus_wedau


    Bist du dir das so sicher? Oder sagst du das so in deinem jungendlichen Wahn? :-)


    Bitte klick mich, vielleicht ändert sich ja dein Bild ein wenig!


    Die Kurden in Kobane konnte man Ihrem Schicksal überlassen, während das Mausoleum des Großvaters des ersten osmanischen Sultans Osman natürlich gerettet werden musste bzw. abgebaut und in die Türkei verfrachtet.


    Aber der Feind meines Feindes ist mein Freund, und bevor die syrischen Kurden wie im Irak zuviel Macht erhalten und auf die Idee kommen ein Kurdistan zu gründen welches über mehrere Staatsgebiete geht, lässt man IS und Konsorten die Drecksarbeit machen.


    Weil wie will Sultan Erdogan zum Global Player bis 2023 aufsteigen, wenn er die Kurden stark werden lässt, während sich sein Land und Einfluss verkleinern würde.


    Von daher wird da unten erstmal über bezahlte Terrorgruppen versucht, Assad und die Kurden so zu schwächen das die Bahn frei ist für die Türkei 2.0 mit Einfluss auf die ehemaligen osmanischen Gebiete.

  • Die im Bericht genannte(n) Lieferung(en) waren im Januar 2014 - also lange, bevor das Problem IS(IS) in seiner Dimension erkannt und in Angriff genommen wurde. Wenn wir das seinerzeit so nicht erkannt hatten, können wir der Türkei schlecht einen Vorwurf daraus machen.


    Zur Lage im Januar 2014:
    Die ISIS von damals hieß Baschar al-Assad und nicht nur die Türken unterstützten zwielichtige Oppositionsgruppen gegen Assad. Damals handelte die Türkei noch voll in unserem Sinne - Hauptsache, es richtete sich gegen Assad. Die Kurden interessierten niemanden. Uns nicht - und schon gar nicht die Türkei. Insoweit vertrat die Türkei westliche Interessen und galt als "Musterschüler".


    Wie Du schon richtig erkannt hast:



    Zitat

    Original geschrieben von IGGY
    ...
    Aber der Feind meines Feindes ist mein Freund, ...


    ... und der Feind in dieser Region hieß damals (ausschließlich) Assad. Jeder, der gegen ihn was unternahm, saß im richtigen Boot - also auch die Türkei.



    Erst als der Westen in der zweiten Jahreshälfte 2014 den Kampf gegen die ISIS aufnahm, verschob sich der Fokus und selbst die USA dachten darüber nach, ob Assad nicht doch noch ein (wenn auch verkannter) Freund ist.


    Zu diesem Zeitpunkt verabschiedete sich die Türkei aus dem illustren Reigen, weil sie in der Region nur noch Feinde sah:


    - die Kurden/PKK,
    - Baschar al-Assad und
    - die ISIS.


    Alle drei gelten in der Türkei als Terroristen/Terrororganisationen. Für die Türkei gilt in dieser Region: Der Feind meines Feindes ist auch wieder mein Feind. Die Türkei - von der man eine Bodenoffensive erwartet, müsste gleichzeitig gegen diese drei Gegner vorgehen ... also auch gegen Kurden und Assad, die wiederum gegen die ISIS kämpfen. Man wird von der Türkei nicht erwarten können, dass sie (aus ihrer Sicht) mit Terroristen kooperiert. Ebenso wenig wie US-Marines im Bodenkrieg an der Seite von Al-Qaida-Aktivisten gegen die ISIS kämpfen würden.


    Die Türkei würde aus unserer Sicht also Freund und Feind bekämpfen müssen - wem wäre damit gedient?

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!