Wie seht Ihr Eure/die Zukunft in Deutschland?

  • In dem Artikel finden sich m.E. zu viele Superlative. Die 'größte' Krise? Irgendwie verfügen manche Leute über ein relativ schlechtes Langzeitgedächtnis.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.


  • 0) Ist es nicht.


    1) Auch als Nichthochbegabter kann man durch Fleiß seine Situation verbessern. Wer begabt ist, dem fällt das Lernen sicherlich leichter. Dennoch kann auch ein wenig Begabter sich Zusatzwissen aneignen. Er muss im Gegensatz zum Hochbegabten nur mehr Zeit und Fleiß investieren. Dann schafft er das auch.


    Für wen würde sich ein potenziell zukünftiger Arbeitgeber für ein Vorstellungsgespräch entscheiden:


    Person A war ein Jahr lang arbeitslos und hat sich während dieser Zeit mehrmals erfolglos beworben. Ansonsten hat er nichts gemacht.


    Person B war ein Jahr lang arbeitslos, hat sich während dieser Zeit auch mehrmals erfolglos beworben. Dennoch hat er die Zeit sinnvoll genutzt und hat am Abend mehrere Sprachkurse besucht und sich deshalb für ein Sprachlevel xy qualifiziert, der es ihm ermöglicht, auch Englisch im Beruf souverän einsetzen zu können.


    Welche Person ist für einen Arbeitgeber interessanter? Wer hat aus der Not das Beste gemacht? Wer ist demnach in einem neuen Job der vielversprechendere Kandidat? B hat sein Qualifikationsniveau aus eigenen Antrieb heraus gehoben. Das sagt viel über die Persönlichkeit von B aus. Jenen würde ich einladen.


    2) 'Weil es zu viele gibt' und 'keine Bereitschaft, für so eine Stelle zu zahlen'. Damit lieferst Du doch schon selbst die Antworten, warum es nicht klappt. Die Qualifizierung ist nicht (mehr) gefragt, weil es ein ÜBERANGEBOT gibt, die keiner benötigt. Fleiß bedeutet an der Stelle, dass sich der Bekannte dorthin bewegen und/oder qualifizieren muss, wo es NACHFRAGE gibt. Das kann auch eine Spezialisierung innerhalb seines Fachgebietes sein, die Nachfrage auslöst.


    3) Man braucht nichts. Alles kann aber nichts muss. Aber alles hat seinen Preis oder seine Konsequenz. Wir alle haben Verantwortung für uns selbst, mit allen Konsequenzen. Und wer nichts braucht, darf auch nicht erwarten, dass er das Gleiche bekommt als jemand, der es macht, auch wenn man es nicht braucht. Jeder hat damit seine Gestaltungsmöglichkeiten und Optionen, die er nutzen kann aber auch nicht. Aber für die Folgen trägt man alleine die Verantwortung. Fast keiner von uns wird sein Leben lang das Gleiche machen. Man muss sich immer wieder neu aufstellen, sich motivieren, ständig lernen, neue Herausforderungen annehmen. So ist das Leben nun mal.



  • Na diese Idee der "Leistungsgerechtigkeit" passt ja dann auch wunderbar zu dem in den nächsten Jahren anstehenden Abbau des Sozialstaates, wie wir ihn kennen. Sozialstaat UND unbegrenzte Flüchtlingsaufnahme ist nämlich nicht beides zu haben.


    Das Problem dabei:
    sozialer Friede lässt sich ohne Grundversorgung der Massen nicht ohne staatliche Repression organisieren. Eine fehlende Grundversorgung a la Hartz4, Mindestrente, gesetzl. Krankenversicherung usw. der unteren Gesellschaftsschichten erfordert Gewalt(androhung) seitens des Staates.
    Eine Null-Toleranz-Politik eines Law&Order Staates mit gänzlich anderem Gesicht. In den USA sehr schön zu sehen: 3 Mal Kaugummi klauen = 10 Jahre Knast. Wobei das bei weitem nicht ausreichen wird.


    Jetzt passt das nicht so richtig in das Weltbild der Teddyverteiler, die schon beim Wort "Zaun" nur angsterfüllt an "Schießbefehl" denken können.


    Aber lehnt man die Ausweitung staatlicher Gewalt(androhung) ab, fängt es an ungemütlich zu werden!


    Die Straße wird brennen und der Sonntagspaziergang auch der Leistungsträger zum Spießrutenlauf.


    Doch das wird der Großteil der Bevölkerung nicht hinnehmen. Und selbst die linksgrünen Mittelschichtsfrauen, die eben noch winkend am Bahnhof standen, werden nach der Macht des Staates rufen. Und sie werden erhört werden.


    Deutschland wird liberaler werden im Sinne dieser "Leistungsgerechtigkeit", aber gleichzeitig in so vielen Bereichen so viel unfreier sein, als wir uns das heute vorstellen können.

  • Ich möchte ja nicht meckern, aber muss man unbedingt direkt darunter zitieren? Vor allem wenn er so lange ist? Das macht es nicht gerade einfacher den Überblick zu behalten. ;)


    Sonst, guter Beitrag. :)

  • Hartz 4 ist eine absolute Grundversorgung im Sinne des Subsidiaritätsprinzips, nachdem für gewöhnlich für einen längeren Zeitraum Arbeitslosenhilfe (Arbeitslosengeld I; nach 12 Versicherungsmonaten zwischen 6-12 Monate, ab 50 Jahre auch länger) in Abhängigkeit vom letzten Einkommen bezahlt wurde. Deswegen nennt man Hartz 4 auch Arbeitslosengeld II. Auch dient die ALG II - Hilfe als Sozialleistung für alle erwerbsfähigen Arbeitslosen.


    Daneben gibt es neben den Hartz 4 Regelsätzen auch (im Bedarfsfall) ergänzende Leistungen:


    A) Leistungen bei Mehrbedarf
    B) Leistungen bei Sonderbedarf
    C) Bildung und Teilhabe
    D) Unterkunft
    E) teilweise Warmwasser, Heizung, Strom und sonstige Grundabgaben


    Hartz 4 ist demnach keine Finanzierung eines Freizeitprogramms. Man muss da mal so deutlich herausstellen. Es ist ein ebenso deutliches Signal, sich engagiert wieder mit allen Kräften in Richtung Arbeitsmarkt zu bewegen und den Sozialstaat, welcher durch die Gesamtheit seiner Bürger finanziert wird, wieder zu entlasten, damit dieser sich anderen/neuen Hilfesuchenden annehmen kann. Es ist eine regelmäßige 'Handlungsaufforderung' und kein bequemes Finanzierungsinstrument, an das man sich gewöhnen soll. Nur so kann ein Sozialstaat funktionieren.


    P. S.: Kommen jetzt die ehemals Gesperrten alle wieder zurück (obwohl sie TT angeblich so doof finden) oder benötigen sie zusätzliche 'Verstärkung'?



    _________________________________
    Und ich wiederhole nochmals meine Frage, welche in der Weltuntergangsstimmung gerne überlesen wird:


    Für wen würde sich ein potenziell zukünftiger Arbeitgeber für ein Vorstellungsgespräch entscheiden:


    Person A
    ... war ein Jahr lang arbeitslos und hat sich während dieser Zeit mehrmals erfolglos beworben. Ansonsten hat er nichts gemacht.


    Person B
    ... war ein Jahr lang arbeitslos, hat sich während dieser Zeit auch mehrmals erfolglos beworben. Dennoch hat er die Zeit sinnvoll genutzt und hat am Abend mehrere Sprachkurse besucht und sich deshalb für ein Sprachlevel xy qualifiziert, der es ihm ermöglicht, auch Englisch im Beruf souverän einsetzen zu können.


    Welche Person ist für einen Arbeitgeber interessanter? Wer hat aus der Not das Beste gemacht? Wer ist demnach in einem neuen Job der vielversprechendere Kandidat?


    Ich kenne die Antwort. Und viele hier sicherlich auch. Nur passt das nicht ins allgemeine Weltuntergangs- und Jammerkonzept.

  • Das Problem ist wohl eher das sich viele Leute einfach aufgegeben haben, weil sie wissen das sie entweder eh keinen Job finden, oder wenn sie einen Job bekommen das dan die Bezahlung auch kaum hoeher ist als das was sie als Arbeitslose haben.


    Problem bei der Globalisierung ist, das gerade die hoch gefragten mittelmaessig qualifizierten Jobs wegfallen


    Bleiben tun vorallem schlecht bezahlte Hilfsjobs die nicht verlagert, aber die so schlecht bezahlt sind, das sie keiner mehr will. Und Expertenjobs die zwar top bezahlt sind aber kaum zu erreichen sind.

  • Zitat

    Original geschrieben von Anja Terchova
    Das Problem ist wohl eher das sich viele Leute einfach aufgegeben haben, weil sie wissen das sie entweder eh keinen Job finden, oder wenn sie einen Job bekommen das dann die Bezahlung auch kaum hoeher ist als das was sie als Arbeitslose haben.

    Das Problem ist


    tatsächlich ein Problem



    sich einfach aufgeben


    ... weil sie keinen Willen zur Veränderung haben oder entwicklen WOLLEN, der aber absolut notwendig ist



    weil sie wissen


    ... weil sie glauben und daraus eine selbsterfüllende Prophezeiung schaffen



    Bezahlung auch kaum höher ist als das, was Arbeitslose haben


    ... deswegen Hartz 4 als 'Dauer-Aufforderung' zur eigenen Veränderung bzw. eigenmotivierten Anpassung an die Erfordernisse des Arbeitsmarktes. Sie müssen auf die Chancen aktiv zugehen und nicht darauf warten, dass die Angebote von selbst auf sie zukommen, während sie passiv warten. Durch Qualifizierung bekommen sie die Chance, mehr zu verdienen. Man muss aber erst in deutliche Vorleistung gehen. Wie im übrigen der Staat auch bei der Erfüllung des Subsidiaritätsprinzips.


    Eigenmotivierte Aktivität und selbstorganisierte Qualifizierung > das ist der Schlüssel, um sich zu verbessern.


    Passivität und Nichtstun (sich z. B. nicht weiter zu qualifizieren) verändern die Situation hingegen nicht.

  • Eines müssen wir aber auch mal festhalten:


    Die Wirtschaft jammert, es stehe keine ausreichende Zahl von Fachkräften zur Verfügung und ruft seit Jahren nach einem Einwanderungsgesetz, welches ihr erlaubt, ausländische Fachkräfte anzuwerben.


    Hört sich erst einmal plausibel an ... solange man es nicht hinterfragt. Dann drängte sich nämlich zu aller erst die Frage auf, warum Fachkräfte fehlen, obwohl Manpower in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.


    Das passt nicht zusammen?


    Doch, es passt! Es ist nämlich die Wirtschaft, die sich über mehr als ein Jahrzehnt geweigert hat, Ausbildungsplätze zu schaffen. Um diesen Fehler zu korrigieren, gab es in Deutschland schon einmal ein befristetes Programm, welches ausländische Fachkräfte für den hiesigen Arbeitsmarkt zuließ. Das lief meiner Erinnerung nach über 5 Jahre und sollte den Wirtschaftsunternehmen Gelegenheit geben, in dieser Zeit eigenes Fachpersonal auszubilden.


    Was Ist passiert? Nichts!


    Das Problem besteht weiterhin fort, weil es billiger ist, fertig ausgebildete Einwanderer zu beschäftigen, als eigenes Personal auszubilden.


    Was empfiehlt Mutti?


    Alle überflüssigen Deutschen sollen zur Uni und irgendeinen unsinnigen Bachelor machen, der letzten Endes dazu führt, dass die Wirtschaft weiterhin ausländische Fachkräfte haben will, weil sie den dt. Bachelor-Abschluss für unzureichend hält. Und was machen dann unsere Bachelor?


    Zusehen, wie die Wirtschaftsunternehmen endlich ihr Ziel erreicht haben, im Ausland ausgebildetes Fachpersonal beschäftigen zu können. :mad:



    Edit:
    Ich wage die Prognose, dass sich bei der Arbeitslosenquote demnächst ungelernte und Bacheloren die Waage halten. Denn nicht einmal die öffentliche Hand, die den Bachelor durch Gesetz eingeführt hat, erkennt den Bachelor als Studium an, welches für die höhere Beamtenlaufbahn (Einstellungsvoraussetzung i.d.R. ein abgeschlossenes Studium) qualifiziert.


    Dem Bachelor steht m.W. nur der gehobene Dienst offen - dieselbe Laufbahn, für die auch ein Abitur reicht (über eine dreijährige vergütete Anwärterlaufbahn). Der "freie" Bachelor hat zudem die A-Karte, weil er sein Studium selbst finanziert, während Abiturienten ein gleichwertiges Studium im vergüteten Beamtenstatus absolvieren.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau


    Die Wirtschaft jammert, es stehe keine ausreichende Zahl von Fachkräften zur Verfügung und ruft seit Jahren nach einem Einwanderungsgesetz, welches ihr erlaubt, ausländische Fachkräfte anzuwerben.
    .


    Nun wacht die Wirtschaft auch auf und bemerkt, dass das was da an Leuten zu uns gekommen ist und kommt, eher von der Asylhilfe direkt zu langjährigem Hartz 4 Bezug wechseln werden.


    Siehe


    http://www.faz.net/aktuell/wir…asylpolitik-13900874.html

    Wer viel Geld hat, kann spekulieren; wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren; wer kein Geld hat, muß spekulieren. Zitat:Andre Kostolany

    Gruss
    beugelbuddel

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