EU-Roaming ab 15.6.2017: Fair Use Policy

  • Zitat

    Original geschrieben von wolfbln
    Mir ist gerade das Handy fast aus der Hand gefallen. Bahnt sich da eine Sensation an? Zumindest ein Ettapensieg


    Bitte nicht vergessen, dass es auch von den Anbietern heftige Kritik gab, dass die 90 Tage viel zu viel wären. Welche Kritik die Kommission mehr stört, wissen wir nicht. Nicht nur die Anbieter würden bei der Verwendung der ausländischen SIMs im Dauerroaming verlieren. Auch die Staaten würden verlieren, denn die MWSt. bekommt dann das andere Land.


    Es wird nicht einfach sein, die beiden Seiten zufrieden zu stellen.

  • Naja,in Ländern mit Registrierungsplicht könnten Netzbetreiber schonmal "Ausländer Flag" erfinden und das kostenlose Roaming erstmal auf XX Tage begrenzen.
    Mit Nachweis könnten z.B. DE Prepaid Kunden nachweisen das deren Firma einen häufigeren Aufenthalt in z.B. PL verlangt.


    Schwierig dürfte das denn bei z.B. AT SIM Karten und da müsste der Österreicher denn auf eine freiwillige Registrierung mit/ohne Begründung setzen um den Deutschen Saison Arbeiter nicht zu benachteiligen.


    Es soll ja auch Berufskraftfahrer geben die ein Sortiment an Prepaid Karten mitschleppen.


    Es "ALLEN" gerecht zu machen dürfte dann am jeweiligen Aufwand scheitern oder vll. auch gelingen.


    Gruss
    -bas-

    Im Norden zuhause:
    54° 47' 24.10"N, 9° 25' 45.70"E
    -------------------------------
    Vodafone Callya Smartphone Special/Fonic/T-xtra/

  • Weiß denn jemand wie das mit den Roaming wirklich funktioniert?


    Es hieß eigentlich immer nur das die Roaminggebühren (komplett) wegfallen sollen - würde für mich heißen das kein Anbieter in der EU mehr Geld dafür verlangen darf?


    Dann hat man das ganze verschoben.
    Teilweise haben die Anbieter die Grundgebühr erhöht und wenn man diese Tarife bucht ist das EU-Roaming inklusive - bei Neuverträgen ist ein buchen ohne dieses gar nicht mehr möglich. Aus meiner Sicht wurde es also eingepreist.


    Nun soll eine Fair Use Policy kommen - weil man Angst hat das jemand ein Tarif aus einem anderen Land nutzt. Dies würde doch mit einer Prepaidkarte aus dem Ausland teilweise heute schon funktionieren?


    So wie ich das sehe wird damit also für die bereits eingepreisten Optionen ein weiteres mal abkasiert - eine Tarifeinheitlichkeit - also was man maximal zahlt wäre dann doch gar nicht mehr gegeben?


    War der Sinn nicht mal der das Roaming Gebühren innerhalb Europs wegfallen sollen - statt dessen baut man immer neue Stufen ein und sagt dann das die Gebühren nächstes Jahr ganz wegfallen sollen? Wäre auch mal intresannt zu wissen, was den die Netzbetreiber - die großen gibt es ja in mehreren Ländern so eine Roamingminute eigentlich mehr kostet?


    Vielleicht kann mir ja einer von euch das mal erklären? :D Danke

  • Zitat

    Original geschrieben von john-vogel
    Man muss dabei beachten, dass es sich um Mindestandards beim Roaming handelt, die die EU hier setzen will. Es steht jedem Anbieter frei, bessere oder andere Angebote zu machen, so wie es ja jetzt auch schon seit einigen Jahren hierzulande geschieht. Die 90 bzw. 30 Tage "gratis Roaming" ist lediglich das mindeste, was ein Anbieter dem Kunden geben muss.


    Und es gibt Anbieter, die die Vorgaben der Roaming-Verordnung für den laufenden Zeitraum erst akzeptiert haben, nachdem die Regulierungsbehörde eingeschritten und einige Monate verstrichen waren.


    Man sollte also auch beachten, dass es nicht nur mit dem Wettbewerb nicht so richtig klappt, sondern schon nicht mit dem Einhalten von Mindestvorgaben.

  • Was die Regulierung betrifft: Über Fairness lässt sich immer trefflich streiten, das liegt in der Natur der Sache.


    Die wichtigere Stellschraube liegt aber wohl bei den Großhandelspreisgrenzen. Der bisherige Vorschlag ist extrem hoch.
    - Der Minutenpreis beträgt ein Vielfaches der Terminierungsentgelte in den verschiedenen Ländern (2x bis mehr als 4x).
    - Der Datenpreis liegt recht genau auf der Höhe dessen, was die Telekom im MagentaMobil für zusätzliches 1 GB-Volumen extra berechnet (knapp 10 Euro; Laufzeit drei Monate, 1 GB = 1000 MB, Mehrwertsteuer). Größere Volumina oder andere Anbieter kosten bekanntlich weniger. Es ist erstaunlich, dass die Preisobergrenze für die Abrechnung en gros auf diesem Niveau liegen soll (Einzelverbraucherpreis eines "Premium"anbieters [selbst so stilisiert, aber weithin als solcher akzeptiert], kein Niedrigpreismarkt).
    Da ist noch viel Luft drin.


    Von diesen Preisobergrenzen hängt auch ab, wie großzügig oder restriktiv die Anbieter bei den Roaming-Regeln sein können. Wichtiger ist für die Anbieter aber sicher die Auswirkung auf die Umsätze. Manche verdienen an Roaming-Gästen, andere exportieren Roaming-Gäste. Daraus ergeben sich unterschiedliche Interessen, soweit sie nicht in den großen Gruppen mit Filialen in verschiedenen Ländern ineinander aufgehen.

  • jFox
    Frag mich wie es sein kann das z.B. eine Prepaidkarte eines Anbieters im Ausland viel günstiger ist als der Auslandstarif den Du zuhause buchen kannst - obwohl das gleiche Logo auf der SIM-Karte ist? :confused:

  • Zitat

    Original geschrieben von Alexphili
      jFox
    Frag mich wie es sein kann das z.B. eine Prepaidkarte eines Anbieters im Ausland viel günstiger ist als der Auslandstarif den Du zuhause buchen kannst - obwohl das gleiche Logo auf der SIM-Karte ist? :confused:


    Alex, ich nehme an, du meinst die Konstellation, dass eine Karte von Vodafone.it oder Vodafone.es biliger ist als die Roaming-Tarife von Vodafone.de oder Vodafone.uk? (oder mit allerdings divergierendem Logo: movistar.es statt o2.de)


    Das ist die gleiche Preisdifferenzierung, die auch im Inland mit unterschiedlichen Marken oder zwischen Prepaid und Postpaid betrieben wird. Lock-in-Effekte durch die Rufnummer, Bequemlichkeit oder fehlende Information etc.


    Und zugegebenermaßen sind die Unternehmen bisher auch rechtlich selbständig und unterliegen unterschiedlichen, nationalen Regulierungen. Das ist der Ausgangspunkt. Was das angesichts der einheitlichen Unternehmensgestaltungen bedeutet, ist eine andere Frage, genauso wie das eklatante Marktversagen beim Roaming in den Zeiten vor der Regulierung.

  • jFox
    verstehe was Du meinst, aber logisch ist es für mich nicht - mag jetzt etwas naiv gedacht sein, aber ich dachte mir mit den entfallenden Roaminggebühren ist es so wie den entfallenen Grenzen oder den weggefallenen Verpackungsgrößen - wenn ich meine Karte im Ausland nutze belaste ich ja auch das Netz des Providers nicht der sie mir verkauft hat, sondern das des Providers den ich dort als Roamingdienstleister nutze?

  • Zitat

    Original geschrieben von flensi
    Mal sehen wie das letztendlich für Grenzgänger bzw. Grenzbewohner geregelt wird.


    In den meisten Ländern gibt es gar kein Melderecht, so dass kein Mensch genau weiß wer wo wohnt... Bitte nicht immer die Welt mit der deutschen Bürokratenbrille sehen. Anderswo sind die Menschen freier und trotzdem lebt man in der EU.


    Es wird am Ende eine Regelung wie bei Simquadrat kommen. Es werden turnusmäßig Logins im Heimatnetz nötig werden. Das ist die sauberste Regelung.


    Am Ende der Abschaffung des Roaming wird aber leider eine noch stärkere Konzentration auf wenige europaweite Grossanbieter stehen, da die durch die internationale Verrechnung ganz klar bevorzugt werden, schließlich sind die Gebühren, die aktuell geplant sind, ausreichend hoch, um kleinen Anbietern das Geschäft massiv zu verderben.

    "Es gibt zwei Arten von Prognostikern. Die, die wissen, dass sie nichts wissen, und die, die nicht wissen, dass sie nichts wissen." - John Kenneth Galbraith

  • Zitat

    Original geschrieben von Alexphili
    ich dachte mir mit den entfallenden Roaminggebühren ist es so wie den entfallenen Grenzen oder den weggefallenen Verpackungsgrößen - wenn ich meine Karte im Ausland nutze belaste ich ja auch das Netz des Providers nicht der sie mir verkauft hat, sondern das des Providers den ich dort als Roamingdienstleister nutze?



    Zwei Punkte:


    1. Beim Roaming bleibt der Heimatnetzbetreiber ja im Spiel (nicht zuletzt über die Rufnummer, aber auch beim Datenverkehr und vor allem als Vertragspartner). Daher sind die lokalen Preise im Aufenthaltsland grundsätzlich ohne Belang (ganz früher war es ja mal anders, aber das führt hier nicht weiter).


    2.


    Der Netzbetreiber im Aufenthaltsland kann und soll nicht gezwungen werden, seine Netzdienstleistung unentgeltlich dem Anbieter aus dem Ursprungsland und indirekt an den Endkunden zu erbringen. Er kann dafür auch weiterhin Entgelte verlangen. Dafür werden Preisobergrenzen vorgesehen, nach dem Entwurf der Europäischen Kommission:


    - €0.04/min
    - €0.01/SMS
    - €0.0085/MB


    Diese Kosten darf jedoch der Heimatanbieter ab 15.6.2017 nicht an den Endkunden weitergeben (jedenfalls nicht als Aufschlag für Roaming; natürlich kann er weiterhin den Inlandspreis berechnen). Das ist das kostenlose Roaming. Es gilt vorbehaltlich von Einschränkungen aufgrund einer Fair Use Policy, die der Anbieter vorsehen kann. Die rechtlichen Vorgaben für die Fair Use Policy sind Gegenstand der eingangs genannten Durchführungsverordnung (Entwurf).


    Gewissermaßen tritt das Entgelt an den Netzbetreiber im Aufenthaltsland an die Stelle der Kosten, die der Netzbetreiber hat, wenn der Kunde das eigene Netz im Heimatland verwendet. (Vielleicht verdeutlicht das die Antwort auf deine Frage?)


    Es versteht sich, dass die Preisobergrenzen und der Umfang des kostenlosen Roamings (Fair Use Policy) spürbare wirtschaftliche Konsequenzen haben. Das gilt jedenfalls für die Anbieter, die nicht Teil einer der großen internationalen Gruppen sind, und jene Anbieter, die eine hohen Überschuss oder Defizit beim Roaming haben (Gäste im eigenen Netz gegenüber eigenen Kunden in fremden Netzen). Neben den Verteilungseffekten kommt es durch die Begrenzung der Entgelte und das (teilweise) Verbot der Weitergabe an die Endkunden außerdem zu insgesamt sinkenden Zusatzeinnahmen durch das Roaming und zu steigenden Roaming-Volumina (Netzkapazität an Touristenorten!).


    Die Anbieter aus Märkten mit hohem Preisniveau fürchten zudem und vor allem, dass Karten aus billigeren Märkten im Dauerroaming das heimische Preisniveau unterlaufen. Wie ich oben erwähnt habe, hatte der Europäische Gerichtshof für Pay-TV (Premier League) mit solchen Konstellationen keine Bauchschmerzen. Die Telco-Unternehmen waren offenbar erfolgreicher darin, ihre Interessen zu vertreten (sie haben auch bestimmte Argumente auf ihrer Seite).

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