TV-Tip: Süchtig. ARD, 07.01., 23.00

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    FUll Ack !


    Kinder und Jugendliche sollten sich sowas ruhig mal ansehen.
    Vielleicht wird der ein oder andere Film mal in der Schule von einem Lehrer gezeigt, der den Film auch gesehen hat.



    Was bedeutet "Full Ack"? :confused:


    Finde auch, dass sowas in den Unterricht gehört!




    Brazzo

    FCB forever No. 1


    "Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste Geschenk." [Daphne du Maurier (1907 - 89), engl. Schriftstellerin]


    Geht der Reichtum der Welt zu Grunde, dann stirbt die ROLEX zuletzt.

  • Zitat

    Original geschrieben von Brazzo
    Was bedeutet "Full Ack"? :confused:


    Servus,


    Full Ack = Full acknowledgement



    m.

  • Äh, ich denke nicht, dass so ein Bericht bei den betreffenden Personen so eine Wirkung entfalten wird. Tanja hat ja selbst gesagt, dass sie anfangs auch meinte, nie zu spritzen und dann hat sie es doch getan. Auch der Ausspruch, dass sie immer wieder aufhören könnte, waren Schutzbehauptungen.


    Das Problem ist doch so ähnlich wie beim besoffen Auto fahren (der Vergleich hinkt scheinbar, aber später nicht mehr!): man kann den Jugendlichen Filme über Unfälle etc. zeigen und erreicht nur die, die sowieso nicht voll drinhingen. Der Hardcore-Raser sagt sich, dass es ihn eh nicht trifft, warum sollte ihn das abschrecken. Obwohl, wenn immerhin 80% gerettet werden, dann ist das auch schon was.


    Was ich vermißt habe, war, dass man Tanja von Anfang an hätte härter und konsequenter anpacken müssen. Dieses wohlwollende Rumeiern hat das noch schlimmer gemacht und dann war es zu spät. Ihr Problem läßt sich ja kurz zusammen fassen: Sie empfand Schmerz und die Welt war grau, also Lösung: Drogen, um alles bunter zu haben und dem grauen zu entfliehen. Problem: die drogenwirkung verfliegt , aber es sist immer noch grau, also Lösung: noch mehr Drogen etc. Leider lernt man in der Zeit aber nicht, wie mein sein Leben in die Hand nehmen könnte, also wieder: Drogen. Dann ekelt man sich vor sich selbst, also: Drogen. Ihr Problem ist: sie hat nie gelrnt, dass das Leben eben angepackt werden muss und sich nicht nur um die Droge dreht!


    Interessant übrigens ihr kurzes Erwachen, als der langjährige totkranke Freund stirbt: der hätte gerne weiter gelebt, während sie sich nach und nach umgebracht hat.


    Also meiner Meinung nach brauchen die Leute weniger Entsetzen und Mitleid, als tatkräftige Führung. Aber vielleicht liegt das ja auch daran, dass ich Psychoonkel bin...

  • Wobei ich da nicht deiner Meinung bin.


    Menschen mit solch starken Suchtproblemen brauchen Hilfe und Anteilnahme und keine Führung.


    Es ist schon so erschreckend genug zu sehen, wie ungeschult und wenig informiert unsere Geselschaft mit ihnen umgeht.


    vorallem finde ich es bedenklich, ihnen einfach mit einem zwar legitimierten aber viel suchtpotentiellerem Mittel: dem Methadon noch die letzten wirklichen Chancen auf eine Genesung und Rehabilitierung zu nehmen.


    Wären wir im Umgang mit Süchtigen und unserem eigenen versteckten oder offenkundigem Suchtpotential etwas gereifter,
    so hätten wir längst erkannt, dass ein Programm zur kontrollierten Abgabe mit dem viel weniger süchtig machendem Heroin viel nachhaltiger Heilung bringen kann.
    Methadon ist um vieles gefährlicher als eine kontrollierte Heroinabgabe dies je wäre.
    Vorallem dass um vieles stärkeres Suchtpotential bei Methadon sollte von den Fachärzten nochmal gründlich studiert werden.
    weiss man doch genau, dass Methadon viel schwerer zu entziehen ist, dass es ein enorm grosses Suchtpotential besitzt.


    Der grösste Skandal dabei ist:


    Das der selbe Chemiemulti welcher schon das Heroin aus Opiat herstellte,
    nun mit dem sehr nah artverwandten Methadon einfach ein künstlich nachgebildetes Suchtmittel hergestellt hat,welches:


    - durch seine kurze Molekularkette total effizient an den Rezeptoren andockt


    - dadurch ein nachträglicher Heroinkonsum nicht mehr die gewünschte Wirkung
    erzielt
    (und hier rieche ich die Politik so richtig raus:
    Wir wollten keine offenen Drogenscenen mehr haben,
    so haben die zuständigen Leute vorallem auf den obigen Punkt geachtet.
    In der stillen Hoffnung, so den Suchtkranken die Möglichkeit des Heroinkonsumes zu entwöhnen.
    Und keiner scheint gemerkt zu haben, dass ihre Patienten dennoch weiter fixen:nun einfach noch ein weiteres Suchtmittel, welches sie auch auf der Strasse kaufen.
    Was ja in dem Film sehr schön aufgezeigt wurde:
    Tanja hatte eine suchtverlagerung vollzogen, und fixte mit dem Methadon nach kurzer Zeit noch mehr als in ihrer Opiatphase.
    Da Sie ja ironischerweise durch die zerstörten Venen und den täglichen Kampf im Milieu so erst zum Methadon und er darauffolgenden Verlagerung zum Kokain kam.)

    Viele solche substituierten Suchtkranke greifen auch vermehrt zu anderen Suchtstoffen.
    Was Sie anstelle einer wirklichen und Nachhaltigen Stabilisierung oft nur noch weiter in die Suchtspirale führt.



    Ein solches ärztlich geleitete Drogenpass-programm wird in einer englischen Stadt schon über 10 Jahre erfolgreich durchgeführt, und hat laut den Studien zu viel nachhaltigeren Stabilisierungserfolgen als beim Methadon geführt.
    Sowohl die hohe Kriminalitätsrate wie auch die offene Drogenscene und des damals dort ziemlich hohen HIV-positiv-anteil unter den Süchtigen verschwand fast ganz.


    Es gibt viele Stimmen, die wie ich ein solches Programm auch bei uns begrüssen würden:
    Es geht ja in erster Linie darum, den Süchtigen wirklich und nachhaltig zu begleiten, so dass sie die schlimmen Jahre ihrer Krankheit möglichst schadlos überstehen.
    Dass die meisten ihrer aktiven Sucht nach 10 bis 16 Jahren entsagen, ist ja in Fachkreisen zur Genüge beobachtet und bestätigt worden.


    Wir können unsere Augen nicht einfach vor dieser Problematik verschliessen, und irgendwas von "wenn die nur wirklich wollen"... oder Führung
    brabbeln, und dabei die Menschen um die es geht hinter die Sucht stellen.
    Wir verlieren so nur ihr vertrauen und können sie nicht mehr erreichen.


    Ich und viele Mitstreiter dieser Sache empfinden es als einen Skandal, dass einmal mehr auf Kosten unserer heiligen Doppelmoral ein solch gefährliches und giftiges Mittel erfunden wurde, und auch noch als wirksame Hilfe bei den wohl am meisten gefährdeten Mitglieder unserer Gesellschaft angepriesen wird,
    nur um nicht endlich Farbe zu bekennen.


    Es wird seit Jahren eine sehr bedenkliche Linie zu diesem Thema gefahren.


    Gerade das Suchtproblem geht uns alle an.
    Es sollte nicht unterschätzt werden, und vorallem nicht so einseitig betrachtet werden, wie dies leider in unserer anscheinend "ach so aufgeklärten Zeit" so oft der Fall ist.


    Wieso wird nur so ein grosses Trara um die Junkys gemacht?


    Und dabei kennt fast jeder von uns Bier, Wein und Schnaps?


    Wer von uns kann zB. morgens ohne Kaffe nicht raus?


    Wieviele von uns rauchen Nikotin?


    Haben wir nicht alle TV und Pc und benützen diese täglich?


    Und wie siehts mit unserer Gadget-sucht aus. ;)


    Komischerweise nennen wir solche Suchtmittel immer noch Genussmittel.


    Es sind aber Suchtmittelstoffe, welche uns psychisch oder/und physisch abhängig machen können,
    und sich in ihrer Struktur nicht von der Heroinsucht unterscheiden.
    dies sollten wir uns Gewahr sein, denn Selbsterkenntniss ist gerade in der suchtfrage einer der Schlüssel.


    Ich kenne in meinem Umfeld einige Menschen, welche von ihrer aktiven Opiat-Sucht loskamen, und nun ein sinnhaftes Leben als Teil unserer Gesellschaft führen.


    Doch keiner von diesen Menschen ist durch harte Führung davon freigekommen.


    Viel mehr verstanden sie mit den Jahren, was ihnen eigentlich in der Suchtspirale geschah, und das sie ihr Leben so nicht mehr meistern konnten.


    Dies zu erkennen und loszulassen um so auch Hilfe von aussen anzunehmen, war in allen Gesprächen wiederzufinden,
    und ist wohl eher ein Ansatz an dem wir uns orientieren sollten,
    um darauf nachhaltige Lösungen aufbauen zu können.



    Nur für Heute


    Sämi

  • Habe die Sendung leider verpaßt, aber - wer Astra Digital hat : 1plus , So. 11.01.04 , 13:30 - 15:00 Uhr.

    c ya

  • Zitat

    Original geschrieben von sirius
    Menschen mit solch starken Suchtproblemen brauchen Hilfe und Anteilnahme und keine Führung.

    Ich vermute mal, dass der werte Kollege mit "Führung" mehr Hilfe zur Selbsthilfe meinte. Es geht ja nicht darum, dass ein anderer anfängt für sie das Heft komplett in die Hand zu nehmen (damit hätten wir nur eine andere Abhängigkeit), sondern wie Du ja auch geschrieben hast, dass die Leute den Teufelskreis und die Mechanismen verstehen, in denen sie sich befinden. Und langsam lernen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Natürlich geht das erstmal nur mit Hilfe von außen, aber irgendwann müssen sie eben ohne diese Hilfe alleine laufen können.
    Eine ehemalige Kommilitonin arbeitet in einer Suchtklinik (in Friedberg) - ich hab keine Ahnung, woher sie die Geduld nimmt und wie sie das aushält. Ich hätte da keinen Nerv zu und habe hohen Respekt vor ihr und den Leuten, die Suchtkranke begleiten.


    Dass die Sache politisch hochbrisant und verlogen ist, erkennt man am Umgang unserer Gesellschaft mit Alkohol. Etwas polemisch sag ich da immer: mit einem Anteil von weit über 50% von Alkoholikern im Bundestag (Mißbrauch beginnt nach ICD-10 schon lange bevor man an der Trinkhalle endet...) wird sich da auf Jahrzehnte nix ändern. Es ist schon ein Wunder, dass wir die 0,5 Promillegrenze eingeführt haben. Wobei imho nur Verbote rein gar nix bringen (so sind aus eigener Erfahrung jede Menge High School Schüler in den USA jedes Wochenende hacke dicht und prahlen damit montags in der Schule) - das ist eine Einstellungs- und Wertefrage, und die wird sich so schnell nicht ändern.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    ..so sind aus eigener Erfahrung jede Menge High School Schüler in den USA jedes Wochenende hacke dicht und prahlen damit montags in der Schule...



    Wie, was, und hier nicht? :rolleyes:
    Bei den Geschichten heißt es dann immer, dem Tonfall lauschen, um im richtigen Moment die richtige Reaktion zu bringen und den Inhalt - da 1. Bullshit, 2. schon tausendmal gehoert - ignorieren.


    Was allerdings wirklich unterschiedlich ist, ist das Trinken an sich: Während hierzulande auch bei den groeßten Fogs noch irgendwo der Spaß mit den Freunden im Vordergrund steht, es aber eben leider irgendwann zuviel ist, wird in den USA richtiggehend zielstrebig gesoffen - und um halb zehn sind dann wirklich alle weggeprallt.




    Was ist ICD-10?

    Walking on water and developing software from a specification are easy if both are frozen.
    – Edward V Berard

  • Warum so spät gesendet ?


    Ein besonders durch Stil und zurückhaltende Kommentierung eindringlicher Film !


    Der leider wieder einmal bewieß, dass meistens, nicht die gefühllosen Dumpfnacken, sondern besonders sensible Menschen Gefahr laufen, in eine wie auch immer geartete Drogenabhängigeit zu geraten.
    Es war schon grausam, im Zeitraffer mit anzusehen, wie Tanja zusehend verfiel. Insbesondere das Phänomen, dass Sie durchaus wußte, das einzig sie den Schlüssel zum Ausstieg hatte, sie sich schon lange über alle Kosequenzen vollkommen im klaren war, aber in einer Art Todessehnsucht, immer wieder rückfällig wurde.


    Mir stellt sich die Frage, wenn man bereits als TV-Zuschauer förmlich die Hilflosigkeit spürt und mitleidet, wie mag es dann nur für einen Bruder, Vater, Mutter oder sonstigen nahen Angehörigen sein, der eine/n seiner "Liebsten" durch Drogen verliert ?? Grausam !


    Umso mehr steigt in mir die Verachtung gegenüber skruppellosen Dealern (ob klein od. groß), aber auch bezüglch den hemmungslosen Ausbeutern (z.B. Freier) der hilflosen Situation !


    Gerade weil (auch) Tanja zu Anfang meinte, alles im Griff zu haben (und es aber tatsächlich nie hatte), wäre es von Vorteil, wenn diese Dokumentation, zu einer besseren Sendezeit wiederholt werden würde.
    Außerdem sollte man diesen Film, durchaus als "Lehrmaterial" in den Unterricht aufnehmen. Lieber einmal (selbst) gesehen, als tausendmal nur gehört ....


    sirius
    außerdem schließe ich mich Deinen auffallend geistreichen Ausführungen, ausnahmslos an ! :top:

    Ich bin zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen!

  • Zitat

    Original geschrieben von xoduz
    Was ist ICD-10?


    Die 10. Revision des internationalen Kodierungssystems für Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation (wobei der Herr Kollege wahrscheinlich das Kapitel V (=psychische Störungen) und hierbei vor allem die Kodierungen F10.x, psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol, meint).



    @ sirius: Ich habe das schon so gemeint, wie der Kollege das sagte: Konsequente Führung meint strukturiert und nicht in Betroffenheit rumstochernd. Ich fand da den späteren Arzt von Tanja eher auf der Linie als ihre frühere Ärztin. Obwohl: Hut ab für Leute, die in dem Bereich arbeiten und das ganze aushalten!


    Die Problematik der höheren Suchtqualität des Methadons ist mir bewußt, hier wird versucht, den Teufel mit dem Bezebub auszutreiben. Da wäre das Programm, wo Heroin unter Aufsicht verabreicht wird, besser.


    Aber wichtig ist, die alltäglichen sozialen Suchtstrukturen zu knacken. Den Süchtigen muss gezeigt werden, dass sie auch Verantwortung tragen (können) und dann muss ihnen geholfen werden, da rauszukommen und notfalls müssen sie halt raus aus ihrem sozialen Umfeld. Denn wenn Tanja aus dem Knast kommt und nach Hamburg zurückkehrt, dann landet sie eben schnell wieder am Bahnhof und es geht von vorne los (das ist übrigens bei allen Süchten so: nicht nur der Suchtstoff ist entscheidend, sondern auch das ganze drum herum). Und deshalb muss das alles mit den Süchtigen durchgegangen werden (z.B. Was ist so geil am Spritzen? Was macht am Bahnhof an? Warum muss ich immer zu sein? Was ertrage ich nicht am Leben? etc.), um dort konkret mit Hilfen anzusetzen.


    Vielleicht wird hier manchmal Mitgefühl mit Mitleid verwechselt. Das ist für mich das Wesentliche.


    Aber wahrscheinlich hast du mich da falsch verstanden.


    EDIT: Zu den High-School-Schülern fällt mir übrigens noch ein interessanter Versuch ein: Es wurde diesen Schülern erklärt, dass man die Alkoholwirkung auf Video dokumentieren wolle zu Forschungszwecken und aus diesem Grunde wurde ihnen der Alk ausgeschenkt mit den üblichen Folgen (die wir ja leider alle kennen :rolleyes: ). Der Gag war aber, dass es alkoholfreies Bier war, was die Leutchen nicht wußten. Ein Beleg dafür, dass vieles dadurch so wird, wie wir meinen, dass es sein sollte (=kognitive Vorwegnahme). Denn die Workungen konnten hier ja weniger vom tatsächlich nicht vorhandenen Alkohol kommen!:D

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    ...
    Denn die Workungen konnten hier ja weniger vom tatsächlich nicht vorhandenen Alkohol kommen!:D

    Das ist mal ein geiler Vertipper :D "Workung" im Sinne von work = Arbeit, sprich, die mussten ganz schön was arbeiten, um so rumzutorkeln etc. (was tut man nicht alles für die Wissenschaft ;)). Oder "workung" im Sinne der Laute, die beim Göbeln zu hören sind :D


    Zitat

    Original geschrieben von xoduz
    Wie, was, und hier nicht? :rolleyes:
    ...

    Was ich mit dem Punkt zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass Verbote alleine nichts nützen. Wenn sich die Teenies hier den Kopp zuknallen, ist das zumindest ab 16 "legal", in den USA erst mit 21. Sprich, ein reines Verbot oder so ein Käse nützt nix, wenn die Einstellung weiterhin dazu nicht passt. That's all.


    Wie blöd man (auch) hier angeguckt und angemacht wird, wenn man *garkeinen* Alkohol trinkt, weiß ich bestens ;)

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

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