Ich denke nicht, dass man aus den Kündigungen den Schluss ziehen sollte, dass o2 allgemein Kunden loswerden will, die Mobilfunk als Festnetzersatz “missbrauchen”. Im Gegenteil bieten genau diese Kunden erhebliche Wachstumschancen für die kommenden Jahre.
5G ist in diesem Nutzungsszenario einfach eine Technologie für die letzte Meile und steht in Konkurrenz zu Kupferdraht, Glasfaser und Fernsehkabel. Da o2 (anders als Telekom und Vodafone) keine eigenen Kabel in der Erde hat, ist 5G die günstigste Möglichkeit, die letzte Meile zu überbrücken, denn alle Einnahmen verbleiben in der eigenen Tasche. Wenn o2 hingegen einen Festnetzanschluss verkauft, muss es eine saftige Leitungsmiete an die Telekom oder die örtliche Kabelgesellschaft abdrücken. Deswegen vermarktet o2 ja auch aktiv my-Home-Tarife als Festnetzersatz über 5G. Das ist sicher viel profitabler als einen Festnetzanschluss zu verkaufen, an dem vor allem die Konkurrenz verdient.
Aber natürlich kann es lokal zu Engpässen kommen, weil das 5G-Netz die zusätzliche Datenmenge derzeit nicht liefern kann. Die bessere Anbindung von Funktürmen ist manchmal schwierig, Neubauten brauchen Zeit. Deswegen versucht o2 meiner Meinung nach lokale Troublespots kurzfristig zu entschärfen, indem Heavy Usern nach Ende der Mindestvertragslaufzeit gekündigt wird, egal ob sie einen my-Home-Tarif bestimmungsgemäß nutzen oder einen Mobilfunktarif als Festnetzersatz zweckentfremden.
Wer selbst nicht in einem dieser Troublespots wohnt, muss m.E. nicht befürchten, dass ihm gekündigt wird. Ich selbst nutze 5G von o2 ebenfalls als Festnetzersatz über die Option my Data unlimited. Die ist für beide Seiten monatlich kündbar, aber sie läuft unverändert weiter - und das wird m.E. auch so bleiben, denn das Netz hier hat freie Kapazitäten ohne Ende. Wenn o2 mir die Option kündigt, haben sie einfach 20 Euro weniger im Monat. Warum sollten die das tun?