Sprichst du nun vom "Betriebsklima" (also dem Arbeitsklima für den gesamten Betrieb) oder vom "Arbeitsklima für den CEO"? Das Arbeitsklima für den CEO kann natürlich immer noch super sein, wenn es für die Basis schon - aus welchen Gründen auch immer - unerträglich ist. Oftmals bekommt er auch gar nicht mit, dass es "an der Basis" rumort, weil die Hierarchien dazwischen nach oben hin gern Probleme relativieren oder vertuschen, weil sie Angst haben, dass diese sonst ihnen angelastet werden könnten.
Die Videos kenne ich nicht, aber ein CEO wird auf seinen persönlichen Social Media-Konten keine negativen Äußerungen über "seine" Firma machen. Letztlich ist das nichts anderes als Werbung - sowohl für ihn als CEO als auch für seine Firma -, und in der Werbung ist der Himmel halt immer blauer als in der Realität.
Mir geht es hier - und das unterstelle ich auch den anderen Kritikern - nicht darum, die Person Markus Haas niederzumachen. Davon habe ich nichts. Er hat sicherlich vieles richtig gemacht, nachdem er das Steuer übernommen hatte, denn nach der Übernahme von E-Plus lief vieles unrund: Doppelzuständigkeiten, unterschiedliche Kulturen, schleppende Netzfusion usw. Unter der Ägide eines Markus Haas hat sich da sicherlich vieles gebessert. Aber mit der 1&1 hat sich Telefónica unter seiner Führung schlicht und einfach verzockt. Die Annahme, dass das angeblich schwierige persönliche Verhältnis zwischen Markus Haas und Ralph Dommermuth hier eine Rolle gespielt hat, wird von außen weder verifiziert noch falsifiziert werden können, aber sie scheint mir plausibel. Aber allein schon als zu dem Zeitpunkt amtierender CEO ist er dafür verantwortlich, dass 1&1 nicht gehalten werden konnte und dass kein Alternativplan in der Schublade lag.
Außerdem ist ein scheidender CEO eines der Top-3-Unternehmen in einer Branche, die kritische Infrastruktur für ein Land mit mehr als 80 Millionen Einwohnern zur Verfügung stellt, eine öffentliche Person (mit offenbar sogar öffentlichen Social Media-Konten), über deren Entscheidungen und Leistungen man auch öffentlich diskutieren und auch ein bisschen spekulieren darf.
Zusammengefasst: Selbst ein netter Kerl wie Markus Haas - wobei diese Einschätzung natürlich auch subjektiv ist, Ralph Dommermuth sieht das vermutlich anders
- kann Fehler machen... und das muss man ansprechen dürfen.