Vielleicht interessiert Euch ein realer Bericht?
Meine Mutter ist im Januar 2003 verstorben und hat sich in den letzten 1-2 Jahren ihres Lebens intensiv um meinen Vater gekümmert. Er konnte zwar noch etwas gehen aber hätte sich nicht mehr selbst versorgen können. Wohnung im 3. Stock ohne Lift, da war ein Gang zum Arzt schon sehr schwierig.
In dieser Situation war es für meinen Vater natürlich die doppelte Katastrophe, dass meine Mutter an Krebs gestorben ist und er (nun bereits im Rollstuhl) völlig hilflos war. Ich wohne zwar noch in derselben Stadt, aber eben nicht mehr zuhause. Nun musste ich mich um meinen Vater kümmern, und das bedeutete erst einmal, die Zeit dafür frei zu machen. Mein Arbeitgeber hat eine Halbierung der Arbeitszeit von 40h auf 20h akzeptiert. Da blieb nicht mehr viel, es reichte gerade so. Vormittags in die Arbeit, ab Mittag dann zum Vater, ihn versorgen. Eine Alternative gab es nicht, Geschwister gibts nicht, und sofort in ein Heim kam für uns beide nicht in Frage.
Das ging ein halbes Jahr lang so, bis mein Vater in meiner Abwesenheit zuhause stürzte. Es erschien zunächst nicht schlimm, aber er musste in ein Krankenhaus. Dort erholte er sich nicht mehr, und es kam dann eine Reha-Klinik. Doch auch dort keine Besserung, er konnte nicht mehr alleine das Bett verlassen. Schliesslich haben wir beide schweren Herzens der Verlegung in ein Pflegeheim zugestimmt. Das war so unheimlich schwer.
Mein Vater hat dort jeden Lebensmut verloren, für knapp 3500 EUR gab es nur das Nötigste. Er war nur zwei Wochen dort, dann musste er wieder in ein Krankenhaus. Das hat er nicht wieder verlassen.
Trotz Pflegeversicherung und hoher Rente meines Vaters musste ich für die 14 Tage Pflegeheim knapp 700 EUR zuzahlen. Danach kamen noch einige weitere Rechnungen, das Glas Bier zu Mittag war natürlich mit "nur" 3500 EUR nicht abgedeckt. usw. usw.
Ich bin trotzdem heute sehr froh, dass ich ihn solange es ging zuhause behalten habe. Im Heim ist es einfach schrecklich, wenn man im Kopf noch klar ist.
Bleibt das Fazit zum Thema: Ist es gerecht, dass ich als Kinderloser nun mehr bezahlen muss? Eigentlich finde ich dass ich meinen Beitrag mehr als geleistet habe. Und eines habe ich gelernt: Bevor ich mal im Alter in ein Heim gehe, sammle ich lieber die Tabletten zum Einschlafen im Krankenhaus und schlucke sie mit einem Glas Wasser. Es ist die Hölle im Pflegeheim! Und da wird niemand sein, der mir einmal hilft...
Hoffentlich habe ich Euch nicht gelangweilt!
Viele Grüße
Thomas
Edit: Ich füge noch etwas hinzu, was für mich auch sehr schlimm war. Im Pflegeheim wurde meinem hilflosen Vater die Geldbörse geleert. Ein Gespräch mit der Heimleitung ergab, dass das schon öfter vorgekommen sei. Die Dame wollte nicht so deutlich werden, aber offenbar wurde schon jemand vom Personal früher mal erwischt. Ich habe eine Anzeige bei der Polizei gemacht. Natürlich ergebnislos. Weit mehr als die 150 EUR Verlust hat es mir innerlich weh getan, wie man so arme, hilflose Menschen bestehlen kann. Tja, was soll man dazu noch sagen...