Unionsparteien möchten Studiengebühren einführen und Bafög abschaffen

  • Ich hab heute in der Tageszeitung gelesen, das die Unionsparteien weiter auf der Einführung von Studiengebühren, auf für das Erststudium festhalten. In etwa soll es dabei um 500 € pro Semester gehen, in Bayern werden z.B. jetzt für ein Zweitstudium 511 € pro Semester fällig.


    Noch krasser ist aber das neue Hochschulgesetz in Hamburg, ich hab gerade bei UNICUM in einem Thread gelsen, das dort inländische Studenten zwar auch nur Studiengebühren in etwa dieser Höhe zahlen müssten, aber ausländische Studenten (EU Ausland ist imho nicht betroffen) z.B. 10.226 € pro Semestern.


    Aktuell gibt es in den Unionspartien auch viele Stimmen, die eine generelle Abschaffung von Bafög fordern, und dafür nur noch Kredite an alle Studenten ausgeben möchten.


    Anglich soll es was diesen Vorschlag betrifft, das Bundesbildungsministerium auch nicht soviel gegen diesen Vorschlag haben ... anders als bei den Studiengebühren.


    Ich halte sowas für keine gute Lösung, den Aubildung auf Pump kann ja auch keine Lösung sein, da sitzen die Leute dann im Besten Fall mit einer fundierten Ausbildung, aber einem Schuldenberg da. Und bei den ersten bezahlten Tätigkeiten sind ja die Vergütungen auch nicht so extrem hoch , das man alles mit llinks rückbezahlen könnte. Wie sollen da Studienabgänger vor der Pension noch zu Wohneigentum kommen?


    Noch schlechter trifft es wohl die, die dann ihr Studium doch aus irgendwelchen Gründen abbrechen müssen ... die sitzen dann ohne Abschluss vorm Schuldenberg.

  • Re: Unionsparteien möchten Studiengebühren einführen und Bafög abschaffen


    Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Noch schlechter trifft es wohl die, die dann ihr Studium doch aus irgendwelchen Gründen abbrechen müssen ... die sitzen dann ohne Abschluss vorm Schuldenberg.


    Tun sie jetzt auch schon, wenn sie Hilfe nach BAFöG bezogen haben. Das ist nämlich zu 40% auch ein Kredit.


    Ansonsten ist das Geschrei der Union nix neues. Das problem ist, daß die das als das Nonplusultra an die Wähler verkaufen, die vom Studieren keine Ahnung haben.
    "Dir geht's gut! Du Student du! Geld für Nixtuen möchte ich auch mal bekommen!" :flop: Solche Sprüche höre ich in letzter Zeit öfter...

    Let the young fight the wars.

  • Es gibt kaum einen Bafög Empfänger, dem das Geld reicht. Jeder aus meinem Semester muß nebenher jobben, meist in den Semesterferien. Eine Kürzung oder Streichung des Bafög wäre für viele hart, eventuell durch Nebenjobs unter Vernachlässigung des Studiums kompensierbar.


    Beim Thema Studiengebühren hat die Union aber einen abartigen Realitätsverlust, 500 Euro pro Semester kann kaum ein Student aufbringen. Die Logik hinter diesem Standpunkt will mir einfach nicht klar werden.

    Signatur ist so 2002.

  • Re: Unionsparteien möchten Studiengebühren einführen und Bafög abschaffen


    Die Gebühren für ausländische Studenten finde ich in Ordnung, schließlich sind sie weithin üblich und ich persönlich sehe es nicht unbedingt ein, indirekt dafür aufkommen zu müssen, dass ein X aus Land Y hier studieren möchte. In GB zB sind hohe Gebühren für Außereuropäer üblich. Als Europäer wurden mir dort die Gebühren auf Antrag erlassen. Über Förderungsmöglichkeiten und Stipendien kann man ja reden, niemandem sollen Chancen verbaut werden und schließlich ist nicht jeder Kind einer wohlhabenden asiatischen Familie, die Ihre Kinder zur Ausbildung nach Europa schickt.


    Die Gebühren für ein Zweitstudium (wenn man bereits einen Abschluss hat) finde ich auch OK. Über die Höhe kann man streiten, aber wer unbedingt eine zweite Ausbildung braucht, soll seinen Teil ruhig dazu beitragen.


    Ebenson muss IMHO eine Lösung für/gegen extreme Langzeitstudenten her. Das müssten nicht unbedingt Studiengebühren sein. Regelmäßige und vor allem vernünftige Leistungskontrollen tun es sicherlich auch.


    Bei Studiengebühren in der genannten Höhe bereits für das Erststudium habe ich die Befürchtung, dass durch die genannten Maßnahmen studieren wieder zu einem Privileg für Kinder aus reichem Hause wird. Die Höhe der Gebühren ist einfach unrealistisch hoch. Wobei der Semsterbeitrag mit Pflich-Semesterticket hier und da ja auch schon ganz schön heftig ist. Trotzdem können viele Studenten das vermutlich nicht aufbringen ohne das Studium zu vernachlässigen.
    Außerdem (und hier sehe ich gewisse parallelen zu Hartz IV) müssen dann erstmal die Rahmenbedinungen stimmen. Mir wäre es an meiner deutschen Uni und mit meinem Schwerpunkt nicht möglich gewesen die Regelstudienzeit einzuhalten. Ich weiß nicht, ob sowas ein Einzelfall ist, aber ich wurde nach dem Grundstudium ausgelacht als ich in bestimmte Seminare wollte ("kommen Sie in einem Jahr wieder, wir haben noch 10t-Semester auf der Warteliste"). Ich hätte natürlich einen anderen Schwerpunkt wählen können, aber das kann wohl kaum Sinn der Sache sein.


    Die Abschaffung des Bafögs zugunsten eines Kredits sehe ich aus den gleichen Gründen sehr kritisch (insbesondere, wenn dann noch solche Studiengebühren dazu kommen). Ich habe als Bafög-Empfänger meine ersten ein-zwei Berufsjahre mit Sparen für die Rückzahlung verbracht. Jetzt kann ich dann so langsam was für mich ansparen, Altervorsorge und evtl. eine Immobilie. Mein Rückzahlung war noch nicht einmal besonders hoch, mit einer neuen Regelung ist man ja bis 40 mit der Rückzahlung befasst und kriegt dann schon Probleme mit langfrisitgen Krediten für ein Häuschen.

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  • Zumindest was die Studieengebühren betrifft, ist das Ländersache. Was das Bafög betrifft, dürfte es auch zustimmungspflichtig sein. Es ist also herzlich egal, was die Bundes-CDU dazu sagt, denkt, meint... Hier in NRW/Bonn macht die PDS für die anstehenden Kommunalwahlen (!) Werbung mit "Hart IV muss weg". Wann befassen sich Parteien bzw. deren "Untergruppierungen" endlich mal mit den Problemen, die sie betreffen und für die sie gewählt werden. Bei Landtagswahlen geht´s ja anscheinend auch nur noch um den Bundestrend (wobei hier wegen des Bundesrates das ja zumindest noch zu einem Teil gerechtfertigt ist). :rolleyes:

  • Zunächst einmal bedeuten für mich als Student solche Studiengebühren die absolute Unwählbarkeit von CDU und CSU.
    Es wird relativ klar, daß durch die extreme Verteuerung des Studierens in Deutschland nicht mehr der Chancengleichheutsgrundsatz angestrebt wird, sondern die Verkleinerung der Universitäten auf ein Elite-Niveau, welches nur noch ausschließlich von der oberen und obersten Gesellschaftsschicht in Anspruch genommen werden kann. Denn 500€ Semestergebühren sind nicht nur von einkommensschwachen Studenten nicht mehr zu bezahlen.
    Mir ist vollkommen klar, daß man darauf antworten kann, daß den Staat jeder Studienplatz an einer Universität mehr Geld kostet als über die derzeitigen Studiengebühren auch nur annähernd wieder reinkommt. Doch muß auch der Sektor Bildung rein betriebswirtschftlich ausgerichtet sein? Dann wäre nämlich die Kulturlandschaft um einiges ärmer!
    Ganz davon abgesehen denke ich nicht, daß für diejenigen, die aus finanziellen Gründen in Zukunft aufs Studium verzichten, ein Ausbildungsplatz eine ebensogute Wahl ist (ich habe selber schonmal zu hören bekommen - sie sind überqualifiziert) geschweige denn mehr Ausbildungsplätze bereitstehen. Was dann?
    Schon jetzt sind sehr viele Studenten auf das Geld eines Nebenjobs angewiesen, um sich mit Bafög in teurer Wohnung (wenn der Studienort nicht gerade in Ostdeutschland liegt) und Lebensunterhalt über Wasser halten zu können.
    Noch höhere Gebühren sind hier absolut fehl am Platze!

    Paranoia strikes deep
    into your life it will creep
    it starts when your always afraid
    you step out of line, the men come
    and take you away
    (stephen stills/ buffalo springfield "for what its worth" 1966)

  • Problem ist die "Überintelligenz" in Deutschland...
    Wer will sein Kind schon noch auf eine Hauptschule schicken? (Siehe Pisa-Thread, hier gehen viele davon aus dass Gymnasium "standard" ist)
    Hab neulich z.B. eine Anzeige von nem Friseurladen gesehen, welcher Azubis nur ab mittlerer Reife einstellt...


    Sieht mir nach einem Vorschlag aus diese Situation etwas zu entschärfen.


    Und mit den Wählern isses auch nicht Problematisch, da die Studenten nicht gerade zu den Wahlstarken Bürgergruppen gehören.



    MfG, Michael.

  • Das mit dem Friseurladen ist nicht ungewöhnlich, das stimmt. Allerdings liegt es nicht nur daran, daß so viele Schulabgänger mit mittlerer Reife gibt, die sich auf den Job bewerben, sondern weil eben auch oft der "Bodensatz" (bitte entschuldigt dieses Wort!) mit Hauptschulabschluß manchmal kaum noch auszubilden ist. Damit meine ich nicht, daß das nur in allen Bereichen dumme Kinder sind, sondern das Lernniveau der Hauptschulen ist bedingt durch viele Faktoren (hohe Ausländerquote, Lage in Brennpunktvierteln, schlechte Ausstattung, Gewalt usw) niedrig. Und ich habe starke Zweifel, daß sich das prompt mit derlei finanzielle Zugangsbeschränkung für Universitäten ändert bzw. die Hauptschule in nächster Zeit ihren oft zu Recht schlechten Ruf wieder loswird.


    Und daß Studenten politisch nicht interessiert sind, kann ich so nicht bestätigen, da habe ich in Jura und BWL anderes mitbekommen.

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  • Zitat

    Original geschrieben von Michael Lindner
    Problem ist die "Überintelligenz" in Deutschland...
    Wer will sein Kind schon noch auf eine Hauptschule schicken? (Siehe Pisa-Thread, hier gehen viele davon aus dass Gymnasium "standard" ist)
    Hab neulich z.B. eine Anzeige von nem Friseurladen gesehen, welcher Azubis nur ab mittlerer Reife einstellt...


    Sieht mir nach einem Vorschlag aus diese Situation etwas zu entschärfen....


    Der Argumentation kann man allerdings schlecht folgen. In vergleichbaren Ländern ist der Anteil mit Hochschulabsolventen an einem Jahrgang wesentlich höher als bei uns, ich glaube fast doppelt so hoch im Schnitt. Sind die Kinder/Jugendlichen in anderen Ländern so viel intelligenter?


    Gruß


    Pitter

  • ich sehe das auch etwas zweigeteilt. Die Studiengebühren für ein Erststudium finde ich auch nicht wirklich richtig. Das sollte durchaus frei sein innerhalb der Regelstudienzeit + meinetwegen 2 Semester. Danach aber kann und sollte da durchaus auch mit deftigen Gebühren zugeschlagen werden. Denn es gibt leider viel zu viele, die es schleifen lassen mit dem Studium, Plätze und Kapazitäten belegen, die andere, die wirklich studieren wollen, möglicherweise dann nicht bekommen können. Und viele, die nur eingeschrieben sind, um an alle möglichen Vergünstigungen zu kommen. Auch wenn es legal ist und einen gewissen Charme hat, Sinn eines Studiums ist das ja nicht wirklich...


    Thema Bafög / Kredit kann ich nur relativ schwer beurteilen, aber die Argumentationsgrundlage hierfür war bzw. ist doch, dass Akademiker im Durchschnitt nach Studienabschluß mehr verdienen als Nicht-Akademiker und ihnen deswegen eine Rückzahlung eines Kredites durchaus zumutbar ist. Problematisch ist das m.E. aber insoweit, dass das auf die Akademiker, die tatsächlich einen Job finden, zutrifft. Aber wovon soll ein arbeitsloser Akakdemiker das zurückzahlen? Nicht jeder findet nach dem Studium direkt einen Job? Weiß jemand, wie da die Regelungen aussehen sollen?

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

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