Verbindungen, Burschenschaften o.ä. an Universitäten

  • Hallo zusammen
    Ab nächster Woche studiere ich an einer Universität. Auf der Suche nach einem Zimmer in der Stadt in der ich studieren werde, bin ich auf verschiedene Seiten Verbindungen und Burschenschaften gestoßen.
    Kannte das bisher nur aus amerikanischen Filmen und Serien.
    Wer kann mich ein bisschen darüber "aufklären"? War vielleicht schonmal jemande von euch in einer? Was ist der Sinn bzw welche "Vorteile" hat es in einer Mitglied zu sein?
    Würde mich freuen wenn ihr mein Interesse stillen könnt ;)

  • Es gibt sehr viele unterschiedliche Ausrichtungen von Studentenverbindungen.


    Allen gemeinsam ist, daß während der Studienzeit eine Gemeinschaft gebildet wird, die nach dem Lebensbundprinzip funktioniert.


    Während der Studienzeit nimmst Du am aktiven Verbindungsleben teil, wo Du Dinge erledigen und Aufgaben/Verantwortung übernehmen mußt. Ich finde das eine gute Sache, weil man Dinge macht, die man später im Beruf gut brauchen kann (Führung und Organisation) worin normale Studienabgänger eher wenig Erfahrung haben. So ein Chargensemester ist aber auch ziemlich zeitintensiv. Aber die Zeit ist es IMHO wert.


    Nach dem Studium wirst Du irgendwann Alter Herr. Deine Aufgabe besteht dann darin, den Verein finanziell zu unterstützen, damit es sich die Studis gut gehen lassen können :D und das meistens vorhandene Haus finanziert werden kann. Gern gesehen sind auch immer Einladungen in Deinem Feriendomizil am Gardasee und Betriebsbesichtigungen bei Dir.


    Welche Verbindung Dir liegt, kannst Du nur durch Ansehen selbst entscheiden.


    Vielleicht mal ein paar grundlegende Ausrichtungen.


    Corps sind fast ausschließlich schlagende Verbindungen (Du mußt während Deinem Studium Mensuren fechten) aber politisch in der Regel neutral ich möchte fast sagen liberal.


    Burschenschaften sind meistens schlagende Verbindungen mit deutsch nationaler und konservativer Ausrichtung. Auch wenn es sicher nicht für die Mehrheit gilt, aber es gibt hier durchaus auch rechts und sehr weit rechts stehende Burschenschaften.


    Turnerschaften sind sportlich orientiert.


    Sängerschaften singen wie alle Verbindungsstudenten gerne, aber im Gegensatz zu den anderen meist gut.


    Es gibt christliche und katholische Verbindungen. Sie sind nie schlagende Verbindungen.


    AV Hütte ist eine gemischte Verbindung. Sie haben sich der Forschung und Wissenschaft verschrieben und nehmen als eine der wenigen Verbindungen auch Frauen auf.


    Jetzt habe ich noch viele vergessen, aber als Überblick sollte das reichen. Sicher gibt es auch andere Meinungen dazu.


    BTW, mit den Studentenverbindungen an amerikanischen Hochschulen hat das eher weniger zu tun.

  • Zitat

    Original geschrieben von senderlisteffm BTW, mit den Studentenverbindungen an amerikanischen Hochschulen hat das eher weniger zu tun.


    Ach nein?
    Inwieweit unterscheiden die sich denn wenn man mal fragen darf?


    Ich dachte das läuft dort nach dem selben Prinzip wie hier. :confused:


    MfG
    Oli

  • Tach,


    bzgl. politisch neutral: Ich habe vor einigen Wochen erst auf der Erstsemester-HP des Asta München (IIRC, müsste mal sehen, ob ich die Seite noch finde) gelesen, dass von vielen Verbindungen unbedingt abzuraten ist, da es eben doch um eine 'rechte' Ausrichtung geht. Finanziert werden die durch ihre alten Herren bzw. ehemalige Mitglieder, dadurch können dann eben günstige Angebote für Zimmer herausgegeben werden, womit neu Mitglieder, die dann ins idealistische Umfeld geraten und berieselt werden, angelockt werden.


    Wieviel davon jetzt wahr ist, soll jeder selbst beurteilen. ;)

    Walking on water and developing software from a specification are easy if both are frozen.
    – Edward V Berard

  • Zitat

    Original geschrieben von Oliver Bergmann
    Inwieweit unterscheiden die sich denn wenn man mal fragen darf?


    Ich dachte das läuft dort nach dem selben Prinzip wie hier. :confused:


    Nein, die amerikanische Bruderschaft ist mehr ein Studentenverein, denn eine Studentenverbindung nach deutsch, österreichischem Vorbild. Dort sind die Verbindungen große Vereine, die an mehreren Universitäten aktiv sind. Die deutschen Verbindungen sind alle autonom und eigentlich nie an mehreren Universitäten präsent. Die Überregionalität erhalten sie nur durch die jeweiligen Dachverbände.


    Die Bruderschafen haben keinen im Ursprung lateinischen Namen und sind auch nicht so humanistisch in ihrem Ursprung.


    Auch ist die Organisation grundlegend anders. Während deutsche Verbindungen von der finanziellen Unterstützung der arbeitenden Alten Herren leben und damit auch den Studierenden einiges ermöglichen können, zahlen in Amerika nur die Studenten. Ortsanwesende "Aktive" müssen bei den Verbindungen eingentlich nie einen Beitrag zahlen und kriegen oft auch ein subventioniertes Zimmer "auf dem Haus".


    Amerikanische Bruderschaften sind weder farbentragend, noch fechten sie Mensuren. Und ganz wichtig, sie haben alle keinen traditionellen Comment.


    Zu den peinlichen, teils präpubertären Aufnahme"mut"prüfungen will ich mich dann auch lieber nicht äußern.

  • Zitat

    Original geschrieben von xoduz
    Wieviel davon jetzt wahr ist, soll jeder selbst beurteilen. ;)


    Das sollte wirklich jeder! Solche Vorurteile hört man nicht nur vom meist linken Asta, sondern ist eher allgemeingültige Meinung, die ja auch an allen Ecken und Enden fleissig geschürt wird.


    Sicher gibt es die.


    Und wenn man sich die Fernsehberichte vom Coburger Convent oder vom Treffen der Burschenschaften auf der Wartburg ansieht, fallen da die ganz extremen natürlich besonders auf und werden auch sofort medienwirksam gezeigt. Da solche Studenten dann auch stolz auf ihre Gesinnung sind, sagen die auch die "richtigen" Worte in die Kamera.


    Wer will schon eine Studentenverbindung sehen, die ein Kernkraftwerk besichtigt. Oder schuftende Studis, die mit Pinsel in der Hand das Haus verschönern, damit es ein schönes Stiftungsfest gibt.


    Keiner!


    Sehen will dagegen die Masse, Studenten, die mit dreifarbigem Band und Mütze eine "Kneipe" feiern und dabei alkoholisiert alte deutsche Volksweisen singen.


    Obwohl ich Euch versichern kann, alkoholisierte Verbindungsstudenten in einer "Kneipe" sind mir tausend Mal lieber, als alkoholisierte Fußballfans mit einem bunten Schal um den Hals. :rolleyes:


    BTW zum Thema München kann ich sogar aus eigener Erfahrung sprechen, weil ein Schulfreund bei einem dortigen Corps aktiv war. Somit hatte ich die Ehre häufiger auf den großen Verbindungspartys anwesend zu sein. Dort sind immer sehr viele unterschiedliche Verbindungen zu Gast und ich habe niemals irgendetwas unangenehmes erfahren oder gehört.


    Im Gegenteil, auf jeder Fakultätsfete geht es schlimmer zu. Dort wird genauso viel getrunken, aber einigen fehlt es dort an Anstand, Benehmen und Ehrgefühl.


    Wer keine Angst davor hat, von Verbindungsstudenten erstellte Infos zu lesen, schaut mal in die Couleurstudentische Informationen

  • Ich glaub ich könnte diesen Pseudovereinigungen nicht abgewinnen, da sie dann warscheinlich irgendeine konfessionelle oder politische Färbung haben.


    Darf man eigentlich fragen was Mensuren sind ... noch nie gehört. Aber ich denke Organisationen die Bildung, Wissenschaft fördern und das Umfeld in den Unistädten gibt es auch so, oder mach mal selber was. Und wenn bei den meisten Organisationen keine Frauen dabei sind ist es doch sowiso unintresannt.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Und wenn bei den meisten Organisationen keine Frauen dabei sind ist es doch sowiso unintresannt.


    Genau das hat mich abgeschreckt, als ich mich über eine Burschenschaft in Bayreuth via Internet informiert habe. Abende in der Kneipe, wo sich nur Männer alleine zusaufen, da geht der Sinn einer öffentlichen Kneipe verloren. Nein, danke.

  • All diesen Verbindungen ist vor allem eines gemeinsam: Man sollte einen großen Bogen darum machen... :D


    Die Mitglieder lassen sich i.d.R. in zwei Personengruppen aufteilen: Schnöselige Millionärssöhnchen und andere Möchtegern-Emporkömmlinge, sowie Leute, die sich grundsätzlich gerne irgendwelchen Gruppen anschließen, anstatt eine Sache alleine durchzumachen.


    Mir sind diese Truppenteile stets mehr als suspekt gewesen - erinnert eher an Sekten als an zwangloses studentisches Miteinander.


    Logischerweise alles IMHO... ;)

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Also, dann will ich mich ja mal outen.


    Ich war selbst Corpsstudent und gehörte nicht zu den"Schnöseligen Millionärssöhnchen und andere Möchtegern-Emporkömmlingen" - wie übrigens die wenigsten, dich ich kennengelernt habe.


    Natürlich gibt es ganz fiese Gruppierungen von Burschenschaftern und Co, aber da könnte man auch jeden dritten Schützenverein zusammen mit einer Wehrsportgruppe über einen Kamm scheren.


    Ich glaube, die meisten übernehmen hier allgemeine Meinungen der Öffentlichkeit oder auch dem Asta, die wenigsten werden sich hier persönlich ein Bild gemacht haben. Und wer keine Ahnung hat... :rolleyes:


    Was zumindest die allermeisten Corps - wahrscheinlich sogar viele Verbindungen allgemein - angeht, kann ich keine verwerflichen Tugenden feststellen, die man ihnen vorhalten könnte. Jeder, der dort Mitglied wird, tut es aus eigenen freien Zügen. Vielen haben Spaß damit und denen, den es keine Spaß bereitet, steigen halt wieder aus.


    Gruß


    Christian

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