ZitatOriginal geschrieben von IGGY
2. Der Azubi in der Bank der voller Stolz deinen Dispo von 5000€ auf 0 in weniger als 5 Sekunden reduziert. Deine Mastercard Gold die Bekannschaft mit der Schere macht. Obwohl ich noch nie in der Schufa war, und eigentlich sehr gut wirtschaften kann sogar mit den 311.-€! Aber Anweisung von oben und angeblich eine bitte der Ämter um den Druck auf die Arbeitslosen zu erhöhen. Obs stimmt wer weiss?
Aus Bankersicht...habe ja in einem vorigen Beitrag schon etwas zu dem Thema geschrieben. Die Bank, die einen Azubi über Kredit entscheiden lässt - positiv wie negativ - handelt fahrlässig. Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen, dass ein Azubi in irgendeiner Bank zu so einer Entscheidung befugt ist.
Bei uns jedenfalls sind sie es definitiv nicht.
Und ob das mit der angeblichen Bitte der Ämter stimmt...ja, ich weiß es. Vollkommener Blödsinn! Generell heisst es zwar immer wieder, dass Leistungen zum Lebensunterhalt nicht bevorschusst werden dürfen von den Banken, aber eine Anweisung hierzu gibt es nicht. Macht sich aber natürlich prima, auf die bösen Kapitalisten einzuprügeln, die mitleidslos sind und handeln.
Ansonsten habe ich zu dem, wie beim Arbeitslos-Werden Bank und Kunde miteinander umgehen sollten, schon etwas geschrieben. Ja, ich kann immer nur aus meiner Praxis berichten, das hat keine Allgemeingültigkeit, ich weiss, dass es auch anders gehandhabt wird. Aber es gibt auch ausser uns andere, wo es anders gehandhabt wird.
Im Falle eines Falles muss man eben Regelungen finden und zwar gemeinsam mit Bank und Kunde. Und nicht erst, wenn Hartz-IV da ist. Das kommt ja nicht von heute auf morgen, sondern dann ist man ja bereits leider ein ganzes Jahr lang arbeitslos.
Möchte das nicht schönreden, aber zumindest finanziell hat man 1 Jahr lang, um sich finanziell ggfs. darauf vorzubereiten, auch wenn das natürlich irgendwo fatal ist, dass man diesen Gedanken bei beginnender Arbeitslosigkeit bereits in sich tragen muss. Denn eigentlich hofft man ja, dass es bis zu Hartz-IV gar nicht erst kommt. Aber die Realität sieht leider anders aus.
Ich erkenne sehr wohl, dass Hartz-IV nicht allein eine finanzielle Angelegenheit ist, sondern vielmehr eben auch eine emotional belastende Sache, erkenne viele Sachen an, die einen da belasten, die Sorge um die Zukunft, die Sorge um seine Kinder, das Gefühl sich nutzlos zu fühlen, weil man eben unfreiwillig nichts zu tun hat.
Aber und da spreche ich im wesentlichen IGGY an, es gibt auch arbeitende Menschen, die Existenzangst und Existenznot haben. Du tust immer so, als würden arbeitende Menschen nicht im entferntesten nachvollziehen können, wie es Arbeitslosen bzw. Hartz-IV-Empfängern geht. Aber ich habe ebenso wie Hartz-IV-Empfänger genügend Alleinerziehende, die sich mit Minijobs mehr schlecht als Recht durchschlagen z.B., die auch immer mehr Einschnitte zu verzeichnen haben, Lohnverzicht geübt haben, um Arbeitsplätze zu retten, teilweise jetzt dennoch um den Arbeitsplatz bangen müssen (Continental, AEG mal exemplarisch, Opel im vergangenen Jahr und möglicherweise jetzt wieder)...
Man kann und darf nicht den Hartz-IV-Empfänger und den Berufstätigen gegeneinander aufwiegen. Aber es gibt manches Argument, was ich in so einer Diskussion wirklich nicht nachvollziehen kann. Wenn ich arbeitslos bin und einen Job will, habe aber weder PC noch die Möglichkeit, ÖPNV zu nutzen (entweder mangels finanzieller Möglichkeiten oder mangels vorhandenem ÖPNV), dann darf mir im Zweifelsfalle (und ich glaube nicht daran, dass es so viele Hartz-IV-Empfänger gibt, denen es so geht, aber es vermarktet sich nunmal besser...) der Fußweg von einer Stunde zum nächsten kostenlos nutzbaren PC nicht zu weit sein. Das sage ich in aller Deutlichkeit. Mein Gott, eine Stunde hin, eine zurück, sind zwei Stunden. Das ist zu viel? Was ist denn, wenn irgendwann ein Jobangebot kommt, bei dem man eine Stunde benötigt, um zur Arbeit zu kommen? Willst Du das dann allen Ernstes ablehnen, weil der Weg ja so unzumutbar weit ist?
Sorry, aber genau solche Aussagen, dass eine Stunde Fussweg zur Arbeitsplatzsuche zu viel verlangt sind, passen doch optimal ins Bild und verstärken nur noch das Klischee vom faulen Sack, der keinen Bock hat zu arbeiten. Ja, wem 1 Stunde zu weit ist, der ist für mich ein solcher. Wenn ich arbeitslos bin und will wirklich wieder arbeiten, dann mache ich auch jeden Tag eine Stunde Fußweg hin und eine wieder zurück. Könnte mir in einem späteren Job schliesslich auch blühen...
Und sagt jetzt bitte nicht, dass ich gesagt habe, dass sei ja toll so eine Stunde Fußweg. Nein, das nicht, aber es ist auch nicht dramatisch und unzumutbar.
und IGGY: der im Ausland verstorbene Onkel existiert zwar, ist aber auch nicht die Regel bei jedem Hartz-IV-Empfänger...