Du bist Deutschland!

  • Zitat

    Wo sagt denn diese Kampagne bitte "Hilf Dir selbst-ignoriere alles andere?" Interpretierst Du das nicht da hinein? Ich denke, es ist eher so gemeint, dass man den Schlüssel zu Veränderungen selbst in der Hand hat. Jeder - ja und wirklich jeder - ist in der Lage, zu Veränderungen in Deutschland beizutragen. Nicht im Großen, nicht an der von Dir ja angesprochenen Lage am Arbeitsmarkt z.B. Aber im Kleinen, in der Nachbarschaft, da wo Hilfe nötig ist. Da liegt es an "Dir", etwas zu tun, das ist auch "Dein Deutschland". Ist jetzt nur ein Beispiel, aber das ist ein Teil, wo ich denke, dass auch ein Abzielen in diese Richtung beabsichtigt ist. Denn das "jeder-für-sich-mir-am-meisten" Denken ist doch schon extrem ausgeprägt. Dafür muss ich keinen Spot mehr machen. Sondern genau da muss ich gegensteuern. Und wenn ich das mit so einem Spot teilweise erreichen kann, finde ich das gut.


    Es hat aber nicht jeder den selben Schlüssel, und das wird mittels solcher Kampagnen gerne verschleiert. (Behinderte sind offenbar garnicht Deutschland, denn angesichts der 30 Millionen Sendeplatzkosten verwundert es schon, daß die Webseite nicht behindertengerecht ist-obwohl gerade Behinderte das Netz zur Kommunikation nutzen).


    Und ich glaube nicht, daß solch ein Propagandafilm in einer Gesellschaft, in der ein jeder, der sich nicht selber helfen kann automatisch zumindest in den Verdacht gerät, ein "Schmarotzer" zu sein, die Wirkung haben wird, wie du meinst, sie bei dir entdeckt zu haben.


    Zitat

    Dass man an der Arbeitslosigkeit z.B. nix positives finden kann, kann ich nachvollziehen. Aber es hilft auch nichts, von morgens bis abends darüber zu jammern, wie beschissen die Lage ist. Dadurch ändert sich nämlich auch nichts. "Die da oben" Wer ist das? Regierung? Politik allgemein? Die schaffen nicht einen einzigen Arbeitsplatz. Ausser vielleicht in den eigenen Behörden... Arbeitsplätze schafft die Wirtschaft. Und wenn man durch eine Kampagne den ein oder anderen dazu bewegen kann, vielleicht etwas weniger Profit zu machen und dafür einen Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen oder einen Ausbildungsplatz dann ist auch schon viel gewonnen. Ja, sicher, Politik muss die passenden Rahmenbedingungen gestalten und kann nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Aber für alles ist Politik auch nicht verantwortlich.


    Die Politik schafft die Rahmenbedingungen, nach denen eine Wirtschaft abläuft. Wenn Politik keinerlei Arbeit schafft und auch nicht den Arbeitsmarkt beeinflußt, warum hat man dann Angst vor Kommunismus, Sozialismus und und und...Politik findet doch angeblich in einer Luftblase statt, wäre doch dann völlig egal?


    Und auch hier finde ich deinen Ansatz an der Gegenwart vorbei gedacht. Das Hauptproblem ist nicht, daß jeder einen Arbeitsplatz hat oder bekommt, sondern, daß man von Arbeit auch vernünftig leben kann. Dann könnte man sich diese "Du bist..." Soße auch stecken, denn mit genug Kohle in der Hose kann man seinen Nachbarn, seine Familie auch ohne Staat unterstützen. Alleine durch Arbeit hat man heutzutage eben nicht automatisch was zu Essen auf dem Teller. Deshalb kann (aufgrund dieser Ausgangssituation) "Pack an" garnicht die Parole sein, denn jedes anpacken verpufft sofort.


    Zitat

    Und man kann sehr wohl auch von selbst aus der Lage herauskommen. Ich habe einen arbeitslosen Bruder (Schauspieler), dem es beschissen genug geht. Der hat natürlich auch die Möglichkeit, zu warten, dass ihm jemand aus seiner Situation hilft. Der kann aber auch selbst etwas tun. Auch ohne Schwarzarbeit. Ja, es gibt Möglichkeiten. Der verdient durch seine Gelegenheitsjobs keine Reichtümer, kommt aber irgendwie auch über die Runden. Mehr schlecht als Recht, ab und an motzt er auch (zurecht), aber es hilft nix, wenn man sich nur alles immer negativ einredet. Ein blonder Übermensch ist er jedenfalls nicht.


    So, man kann da herauskommen? Dein Bruder ist es ja bisher nicht, wie du selber schreibst. "Mehr Schlecht als Recht" kann ja wohl kaum als menschenwürdiges und frei wählbares Lebensmodell gelten. Da sieht man doch wieder den Irrsinn der Kampagne.


    Dein Bruder macht was, und er kann dennoch nicht wirklich davon leben-zumindest nicht so, als daß er damit glücklich ist.


    Das er motzt mag für dich und jeden anderen unbequem sein, weil es einen daran erinnert, daß man neben aller Ökonomie eben doch noch Mensch ist und sich daß nicht nach Kosten/Nutzen abrechnen lässt. Aber es bringt bedeuten mehr, den Mißstand vor Augen zu haben, als so zu tun, als wäre alles Heile Welt.


    Man kann auch nicht behaupten, alle die jammern, tun nix. Man kann garnicht nix tun-selbst in der Ecke liegen und atmen ist eine Tätigkeit. Sie lässt sich nur nicht zu Geld machen. Wenn das also der Punkt sein soll, dann geht es in dieser Kampagne wohl nicht um dich und mich, sondern eben auch nur um Geldfragen.
    Schon komisch, daß wir uns mittlerweile alles vom Kapital (und das meine ich wörtlich, ohne politischen Hintergrund) so sehr vereinnahmen lassen, daß wir uns von uns selbst entfremden.


    Zitat

    Sicher ist auch nicht jeder dazu in der Lage, etwas selbst an seiner Situation zu ändern, aber an seiner Einstellung dazu, mit der Situation umzugehen, da kann jeder etwas ändern. Und das finde ich wichtig. Natürlich ist Arbeitslosigkeit nicht schön. Aber muss ich deswegen aufhören, auch positive Dinge zu sehen und die sagen zu können? Oder muss man es als normal betrachten, wenn man dann alles negativ sieht?


    Wenn man im Misthaufen angekettet ist, dann bringt es nix, wenn man sich darüber freut, daß 100 Meter weiter eine Blumenwiese steht-man kann sie nie erreichen.


    Was du mittels Selbstsuggestion erreichen willst, klappt nur solange, wie du selber entscheiden kannst, wohin du gehen willst.


    Wenn du diese Wahl nicht hast, dann ist die Konfrontation mit der realen Situation so dominant, daß du willentlich garnicht positiv denken kannst. Deshalb auch die hohe Tendenz zum Rauschmittelgebrauch unter ärmeren Bevölkerungsschichten. Die können anders garnicht das real vorhandene Negative wegblenden.


    Zitat

    Ich denke auch, man kann und sollte nicht alles nur auf das Thema Arbeitslosigkeit reduzieren. Es gibt so viele andere Dinge in Deutschland, über die permanent gejammert wird. Nimm die Rentenproblematik. Die jetzigen Rentner jammern bereits über Belastungen aus Pflegeversicherung und Co. Nachfolgende Generationen werden froh sein können, wenn sie überhaupt noch Rente bekommen vom Staat. Soll ich deswegen jetzt aufhören zu leben, weil ich eh nix bekomme im Alter oder versuchen, das beste aus der Situation zu machen?


    Nun, gerade bei der Rentendiskussion wirds doch wirklich absurd. Da wird von mehr Eigenverantwortung gefaselt und Bedarfsgemeinschaften gepredigt...auf der anderen Seite aber jeder Pfeiler, der sowohl Eigenverantwortung als auch Bedarfsgemeinschaft möglich machen würde gnadenlos abgesägt.


    Und was du machen sollst? Na im Grundgesetz steht, du musst langsam anfangen, den Staat zu stürzen. Denn das Grundgesetz steht nicht ohne Grund über dem Staat.


    Heute wird tatsächlich gedacht, man müsste für den Staat etwas tun. Das ist schlicht falsch, der Staat hat als einzige Funktion, für die Bürger da zu sein, ohne etwas zu fordern. Kehrt sich das um, daß man nichts mehr vom Staat erwarten kann, aber unentwegt für den Staat leben muss, dann ist es kein Staat mehr, sondern ein Gefängnis.

  • Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    [...] ein konstruktives "Wir" entsteht nur aus vielen konstruktiven "Ichs". :)


    Ich kann nicht "Wir" sein, ich kann nur zu einem gelingenden "Wir" beitragen - jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. So verstehe ich den Spot.


    Und ich hoffe, dass möglichst viele ihn *so* verstehen! :)

  • Zitat

    Original geschrieben von pallmall
    Und was du machen sollst? Na im Grundgesetz steht, du musst langsam anfangen, den Staat zu stürzen.


    Ja nee, is klar. Wenn du mir noch eben die Stelle im GG zeigen würdest? :rolleyes:


    Im Grundgesetz steht tatsächlicherweise in Artikel 20 Absatz 4 etwas völlig anderes. Vermutlich beziehst du dich darauf - daß du damit allerdings die tatsächliche Bedeutung ziemlich grandios karikierst, dürfte dir klar sein:


    Zitat


    Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.


    http://dejure.org/gesetze/GG/20.html


    Wenn ich mich Recht entsinne, hatten wir gerade eine Bundestagswahl, bei der über die konkurrierenden Modelle politischer und sozialer Gestaltungsmöglichkeiten abgestimmt worden ist!? Mag sein, daß dein favorisiertes Modell nicht dabei war oder keine Mehrheit gefunden hat, aber deswegen eine reichlich absurde Hochverratsthese (nichts anderes wäre nämlich ein Befolgen deiner Idee, wenn man nämlich versucht, die verfassungsmäßge Ordnung oder die BRD zu beseitigen oder den Bestand zu beeinträchtigen) zu konstruieren, ist schon einigermaßen abenteuerlich und hat mit dem Thema des Threads nicht mehr allzuviel zu tun. ;)


    Daher meinerseits BTT. :)

  • Allein die Diskussion hier zeigt doch eigentlich, wie notwendig das Land derartige Aktionen hat. Dass die Art des Spots nicht jeden Skeptiker, Nörgler, Pessimisten und Alles-Zerfledderer trifft, liegt in der Natur der Sache.


    Ich finde die Idee und Umsetzung gut :)


    PS: vielleicht wird durch den Spot ein Unternehmen oder eine Behörde auch dazu animiert, die ausrangierten PCs nicht im Lager vergammeln zu lassen, bis sie wirklich Schrott sind, sondern sie stattdessen einer Schule zur Verfügung zu stellen ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy
    [quote]
    PS: vielleicht wird durch den Spot ein Unternehmen oder eine Behörde auch dazu animiert, die ausrangierten PCs nicht im Lager vergammeln zu lassen, bis sie wirklich Schrott sind, sondern sie stattdessen einer Schule zur Verfügung zu stellen ;)


    Ich lach mich "Schrott". :D Das was eine Behörde verläßt ist am Ende nur noch Schrott, da die halbwertszeit der Rechner gut und gerne mal 6 Jahre oder länger beträgt.


    Jedenfalls Behörden.


    Und Unternehmen, ohh ja das sind die besten. Die Bahn spendet ständig Rechner - Elektroschrott ist auch teuer geworden. Zu mehr sind die Dinger nicht zu gebrauchen. :rolleyes: Aber ich weiß, ich meckere wieder nur... :D

  • Fehlt nur noch dr-zuzelbach :D


    Ich finde die Aktion ganz gut, auch wenn für mich der Spot etwas zu pathetisch ist.


    Bezeichnend, dass wir solch einen Spot "brauchen" (ich weiß, manche sehen das anders ;) ). Vielleicht hilft es ja auch das seit 60 Jahren darniederliegende deutsche Selbstbewußtsein ein wenig (!) zu stärken.


    So eine groß angelegte Kampagne kann nicht jedem Gefallen, das ist klar. Deswegen wird es immer Stimmen dagegen geben, das ist ganz natürlich bei einer Zielgruppe von 80 Mio. Menschen. Aber vielleicht ist diese Kampagne auch der Auslöser für weitere Aktionen von Unternehmen, Politikern, Bürgern.... Ich denke das kann nur positiv sein.

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
    Der RAY.

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Ich lach mich "Schrott". :D Das was eine Behörde verläßt ist am Ende nur noch Schrott, da die halbwertszeit der Rechner gut und gerne mal 6 Jahre oder länger beträgt.


    Das von Dir befürchtete Phänomen liegt nicht immer daran, dass die Rechner bis zum bitteren Ende genutzt werden - vielmehr daran, dass zumindest im öffentlichen Sektor schier endloser Verwaltungskram notwendig ist, um einen Rechner, der noch nicht offensichtlich Schrott ist, aus dem "System" zu bekommen. So jedenfalls die Situation, die ich an Universitäten kennenlernen konnte. Die Computer werden ausrangiert und bleiben so lange liegen, bis sie wertvollen Platz wegnehmen und tatsächlich zu nichts mehr zu gebrauchen sind :(

  • Zitat

    Original geschrieben von qwasy


    Dass die Art des Spots nicht jeden Skeptiker, Nörgler, Pessimisten und Alles-Zerfledderer trifft, liegt in der Natur der Sache.

    Du solltest eine kritische Auseinandersetzung mit dem Spot nicht mit einem (schon von sich aus) vollkommen unreflektiertem "Alles-Zerfleddern" gleichsetzen...

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • Zitat

    Original geschrieben von Christian
    Du solltest eine kritische Auseinandersetzung mit dem Spot nicht mit einem (schon von sich aus) vollkommen unreflektiertem "Alles-Zerfleddern" gleichsetzen...


    Daher auch der Skeptiker, den ich an erster Stelle genannt habe ;) Die Kommas sind als logische Oder, nicht als Und zu sehen :)

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