Überangebot an Informationen - wie seht ihr das?

  • Guten Tag,


    neulich kam mir der Gedanke, wozu eigentlich ständig alle Preisvergleiche/Foren/Suchmaschinen bemühen, wenn es um den Einkauf geht. Ich rede hier z.B. von Notebooks, Handys, Autos, Urlaubsreisen (Liste endlos erweiterbar).


    Das Internet ist ja gut und schön, und ich bemühe mich auch die Informationen, die ich gerne hätte zu suchen, aber macht das überhaupt wirklich Sinn? Immerhin gehen da Stunden und Tage drauf und weiß letztlich immer noch nicht was besser oder toller ist.


    Was ich damit sagen will: Heute wird selbst die Rasierklinge hinterfragt, oder ob der Badvorleger aus synthetischen Stoffen ist und 3 mal vorher gewaschen werden soll (am besten noch bei 47,53 Grad). Es gibt einfach ein Überangebot an Informationen, wodurch der Vorteil inzwischen zum Nachteil wird. Denn was bringt es mir, wenn ich dafür Stunden opfere, letztlich aber auch nicht schlauer bin als zuvor? Inzwischen geh ich in den Laden, schau mir was an und kauf es. Kostet am wenigsten Zeit, und ist in der Regel auch nicht viel teurer.


    Besondes fällt mir das auf, wenn im Hardwareforum jemand nach einem Notebook fragt (an die Anfrage ist ja nichts einzuwenden). Da werden zig Modelle genannte, jede Zahl auf dem Papier verglichen, die Haptik, die Farbe, der Abstand der Tasten - alles muss haargenau stimmen, aber wofür?


    Muss der Streß also wirklich sein, nur weil wir heute die Möglichkeit haben im Internet nach jedem Produkt zu suchen?


    Mein Wissen zu bestimmten Autos hat sich eindeutig vertieft. Aber es ist mir in keinsterweise von Vorteil. Was bringt es schon, wenn ich durch die Stadt schlendere und feststelle "Hey, da fährt ein T30 (Internes Nissankürzel), wow, sogar die 2.0 Litermaschine mit 300 NM und 140 PS". Über mein nächstes Auto hab ich so viele Tests und Foren durchwühlt, das ich förmlich erschlagen bin und garkeine Lust hab, überhaupt ein neues Auto zu kaufen.


    Keine Angst, ich tendiere nicht zu "Früher war alles besser". ;) Ich finde nur das der Umgang mit dem Internet eindeutig zu weit führt. Die Masse an Informationen scheinen einen manchmal zu erschlagen.


    Früher ging vieles auch ohne zig Millionen Informationen. Und unglücklicher war man sicherlich auch nicht, nur weil man nicht die Eckdaten in dem ganzen Segment auswendig kannte. Vor allem aber versucht man heute immer das beste/tollste/schnellste zu besitzen - es ist eben alles viel leichter zu vergleichen. Früher wäre wohl keiner auf die Idee gekommen in 10 Autohäusern zu gehen (Prospekte einholen), davor noch Stundenlang Autofahrer anzusprechen, wie der Wagen denn so läuft und zusätzlich zuhause noch eine Übersichtsliste zu erstellen, die die 0-100 Messungen aller beinhaltet.


    Wie seht ihr das?


    Gruß,
    Dominik

  • Sehe ich ähnlich, Dominik. Durch die scheinbare Transparenz im Internet ergibt sich ein riesiger Zeitaufwand, der den Vorteil (wenn man die Opportunitätskosten gegenüberstellt) sehr schnell relativiert. Als weiteren negativen Aspekt kann man wohl auch die versteckte Werbung im Internet sehen.


    So werden Foren u.ä. gerne dazu genutzt, für ein Produkt Werbung in Form von Product Placement zu betreiben -> siehe hierzu den aktuellen Fall des neuen Excorzismus-Filmes...


    Außerdem, was bringt es mir, wenn ich genau weiß, welches Produkt mir empfohlen wurde, dieses aber in meinem Umkreis nicht bekomme (keine Kreditkarte, Offlinekauf wegen besserem Support, usw.) ?


    Dann bin ich auch der Meinung, dass man sich hochpreisigere Produkte auch mal in der Realität anschauen sollte um sich selbst ein Bild davon zu machen. Schließlich kaufe ich die Sachen für mich und nicht als synthetische Schwanzverlängerung um damit in Fachforen rum zu protzen (siehe z.Bsp. MDA Pro...).


    Last but not least: die Geiz-ist-Geil-Mentalität schadet uns allen. Sicher muss jeder auf sein Budget achten, aber wenn niemand etwas ausgibt, kann auch niemand etwas einnehmen um seine Leute zu bezahlen. Ein Teufelskreis ;)

    Bunt ist das Dasein und granatenstark! Volle Kanne, Hoschi.


    PS: CLK sind meine Initialen, haben auch nichts mit dem Auto zu tun. Gruß, Christian!

  • Grundsätzlich ist es schon gut, wenn man als Konsument gut informiert ist. Das passt auch viel besser zu den meisten marktwirtschaftlichen Theorien, die vom rationalen, über alles bestens unterrichteten Käufer ausgehen. ;)


    Aber eines musste ich inzwischen lernen:


    So lange es Montagsprodukte und Qualitätsabweichungen innerhalb einer Produktlinie gibt, die durch die QS rutschen, ist eine Kaufentscheidung immer noch eine Entscheidung mit Restrisiko. Sie kann nicht völlig rational sein, besonders bei so komplexen Dingen wie Autos.



    Der Rest ist ein psychologisches Problem, die Amerikaner sagen "buyer's remorse" dazu, glaube ich. Man kauft etwas und 2 Tage später gibt es etwas besseres oder einen vernichtenden Testbericht zum gekauften Produkt. Solche Sachen lassen sich aber von Seiten der Unternehmen durch Garantiebestimmungen und großzügige Umtauschregelungen zum Teil auffangen. Es wird dann unterm Strich trotzdem mehr verkauft. Die USA sind auf diesem Gebiet schon weiter.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Re: Überangebot an Informationen - wie seht ihr das?


    Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    [...] Wie seht ihr das? [...]

    Komplett anders!


    Ist doch - für den Verbraucher - klasse, dass es so ein breites Spektrum an Wissensquellen gibt. Nutze daher gerne Foren, Preissuchmaschinen, etc. pp. bevor ich ein Produkt kaufe (Ja, auch für Rasierklingen [small]Kennst du den Preis für Gilette Mach3 Turbo? ;)[/small]). "Streß" o. ä. bereitet mir dies nicht, da die Infos i. d. R. schnell gefunden werden und dies durchaus auch sehr bequem ist.


    Fazit: Ich ordne mich selbst nicht als "geiz ist geil" und/oder "ich bin doch nicht blöd" Käufer ein, freue mich jedoch, wenn ich ein Produkt zum attraktiven Preis erhalten kann ... .


    Just my 2 Cents.


    Cheers, Laubi

    Newbie-Reloaded :-)

  • Mir geht es nicht um die Wirtschaftliche Sicht, sondern darum ob nicht jeder einzelne von uns unwahrscheinlich viel Zeit verschwendet um die Informationen zu ermitteln, die er garnicht benötigt.


    Dazu fiel mir das hier ein:

    (Klick zum vergrößern).


    Zitat


    Der Rest ist ein psychologisches Problem, die Amerikaner sagen "buyer's remorse" dazu, glaube ich. Man kauft etwas und 2 Tage später gibt es etwas besseres oder einen vernichtenden Testbericht zum gekauften Produkt.


    Genau sowas kann man sich in der Regel doch sparen, wieso lässt man sich von sowas überhaupt beeinflussen? Wenn ich mit meinem Handy glücklich bin oder meinem 13 Jahre alten Auto, dann ist doch alles in Butter. Gerade das Internet fördert solche negativen Aspekte (für die Wirtschaft wohl eher positive Aspekte).


    edit:
    Laubi
    Ja, in gewisser Hinsicht finde ich das auch sinnvoll, aber was interessieren mich Rasierklingen? Im RL redet doch kein Mensch darüber welche Rasierklingeln, welches Duschgel und welches Waschpulver man benutzt? Man tut es einfach. Ich renn in den Laden, kauf mir meine Klingen - fertig. Dafür verschwendet man meiner Meinung nach viel zu viel Zeit und Engagement was man doch viel sinnvoller einsetzen kann.


    Ich hab mich gestern mit einem guten Freund darüber unterhalten, der lehnt z.B. das Handy konsequent ab, weil es ihm mehr Nachteile als Vorteile bringt. Er meinte, die Art der Kommunikation gefällt ihm nicht. Wenn er im Restaurant sitzt und jemand geht ans Telefon, nimmt sich der Anrufer und der zu Anrufende die Priorität heraus, eine Antwort zu verlangen, wohingegen das Gespräch mit dem gegenüber erstmal eingestellt wird. Genauso ist das mit anderen Momenten, in denen man sich abhängig macht. Seiner Meinung nach fehlt dem Mensch heute die Zeit sich über grundlegende Dinge Gedanken zu machen.

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
      Laubi
    Ja, in gewisser Hinsicht finde ich das auch sinnvoll, aber was interessieren mich Rasierklingen? Im RL redet doch kein Mensch darüber welche Rasierklingeln, welches Duschgel und welches Waschpulver man benutzt? Man tut es einfach. Ich renn in den Laden, kauf mir meine Klingen - fertig.

    Jein, i. d. R. tut es in Casa Laubi Frau einfach - also Laubine. Daher bin/war ich ja überrascht, dass diese %$"& Rasierklingen so unglaublich teuer sind ;).


    Du hast natürlich in sofern schon Recht, dass im Online-Leben die Themen differieren und wir uns alle den einen oder anderen Beitrag sparen könn(t)en. Ob's jetzt "verschwendete Zeit" ist, kann/muß jede(r) für sich selbst entscheiden. Ich sehe dies z. B. eher als Smaltalk innerhablb der Community - ähnl. wie im Real Life ...


    Cheers, Laubi


    p. s. Mobile im Restaurant ist m. E. ebenfalls absolut unpassend.

    Newbie-Reloaded :-)

  • Ich seh das auch so wie Laubi.


    @Admin, ich glaube du hast die Karikatur falsch aufgefasst :)

    Guck doch noch einmal genauer hin.


    Und dazu:


    Zitat

    Wenn er im Restaurant sitzt und jemand geht ans Telefon, nimmt sich der Anrufer und der zu Anrufende die Priorität heraus, eine Antwort zu verlangen, wohingegen das Gespräch mit dem gegenüber erstmal eingestellt wird.


    Man wird doch nicht gezwungen abzuheben?
    Du legst doch die Priorität fest. Und meine Priorität ist immer mein Gesprächspartner, erst wenn ich Zeit habe rufe ich zurück.


    Das hat imho nichts mit Informationsflut zu tun, sondern eher mit Manieren.

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Zitat

    Original geschrieben von Laubi
    Du hast natürlich in sofern schon Recht, dass im Online-Leben die Themen differieren und wir uns alle den einen oder anderen Beitrag sparen könn(t)en. Ob's jetzt "verschwendete Zeit" ist, kann/muß jede(r) für sich selbst entscheiden.


    Mir gehts ja nicht um einzelne Threads bei TT, sondern um die Grundeinstellung generell. Bin ich mit meinem Auto weniger glücklich wenn ich in gewissen Foren lese, dass der Wagen zu diesem oder jenem Problem neigt? Ich hatte komischerweise noch mit keinem einzigen der gängigen Probleme zu tun, wieso also verrückt machen?


    Und genau das Gefühl hab ich. Leute welzen Online-Krankheitsbilder und bilden sich so schon zigfach mehr Krankheiten ein, als sie überhaupt haben.

  • Zitat

    Original geschrieben von raix
    Man wird doch nicht gezwungen abzuheben?
    Du legst doch die Priorität fest. Und meine Priorität ist immer mein Gesprächspartner, erst wenn ich Zeit habe rufe ich zurück.


    Das hat imho nichts mit Informationsflut zu tun, sondern eher mit Manieren.


    Meine Aussage war jetzt unabhängig vom Threadtitel und Eingangsposting, das fiel mir nur gerade so ein, weil ich mit demjenigen auch darüber gesprochen hab. ;) Sorry, wenns falsch rüberkam.

  • also mir gefällt diese Masse an Informationen...kann sich ja jeder selber aussuchen, wieviel er davon braucht. Gerade im Bereich Mobilfunk fand ich dieses und ein paar kleine andere Foren ganz informativ. Und wenn der Wunschkandidat erst gefunden ist, bekommt man adäquate Hilfe :top:
    Bei Autos sieht es bei mir ganz anders aus: Da kaufe ich, was mir (optisch) gefällt. Nachdem das Modell dann feststeht, informier ich mich dann aber in Foren über die einzelnen Macken, die dieser oder jender Motor haben kann und wäge dann entweder ab oder weiß zumindest auf was ich bei der Probefahrt zu achten habe...


    Von daher: Pro Informationsflut :top:



    P.S.:

    Zitat

    Und genau das Gefühl hab ich. Leute welzen Online-Krankheitsbilder und bilden sich so schon zigfach mehr Krankheiten ein, als sie überhaupt haben.


    Da kenne ich viele, denen der Pschyrembel reicht...die brauchten noch NIE Internet dazu :p

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