Auswandern: nicht ja oder nein sondern wohin??

  • Zitat


    Also ich hätte eine Möglichkeit, auszuwandern, da unsere Firma in den USA zwei Niederlassungen und in Südafrika eine hat, aber je mehr ich mich mit dem Gedanken beschäftige. umso unsicherer werde ich. Freunde und Familie sind mir schon wichtig und diese möchte ich schon nicht verlieren. Andererseits im Ausland wohnen und arbeiten, das wäre sehr reizvoll, aber ich möchte nicht später das Gefühl haben, das ich dort in einem Büro sitze und mir denke, "jetzt sitzt Du hier.... und nun?"


    Gäbe es in Eurer Firma nicht die Möglichkeit, sich erstmal für eine befristete Zeit für ein Projekt / eine Tätigkeit im Ausland einsetzen zu lassen? Ich weiß ja nicht, welche Benefits Eure Firma ihren Mitarbeitern bei einem Auslandseinsatz bietet (kann da nur für einen Konzern sprechen), aber je nach dem wäre es doch möglich, eine solche Zeit zum Reinschnuppern zu nutzen und bei Gefallen den Vertrag zu verlängern.

    I think I speak for all women capable of reproduction when I say... no.
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  • Ich glaube den Integrationswillen (oder Nicht-Willen, wie man's nimmt) der Russlanddeutschen hier zu diskutieren führt dann doch etwas weit ;) Wer mag kann sich dazu ja in einem neuen Thread austoben...



    Ansonsten gibt es tendenziell Leute, die eher den Wechsel mögen und brauchen, für die wird die Brücken zu Freunden und Bekannten hier abreißen eher leicht fallen, andere mögen und brauchen eher eine gewisse Dauer und Kontinuität, für die stellt eine Auswanderung schon eine größere Hürde da. Denn auch wenn die Brücke nicht total abreißt - beziehungsmäßig sind das starke Veränderungen. Wer in die Fremde geht, kommt eben auch ein wenig fremd zurück ;) Wobei man hier auch wieder gute Freunde und lose Bekannte zu unterscheiden lernt: die guten Freunde bleiben es, egal was ist :)

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Also ganz ehrlich gesagt, gute Freunde gibts sowieso nur eine Handvoll und selbst diese wechseln im Laufe eines Lebens. Ich glaube kaum, daß man mehr als 3 sehr gute Freunde von der Schulzeit bis zur Rente hat.
    Von daher hätte ich nix gegen einen Umzug in ein Land mit eher oberflächlichen Menschen. Ich durfte den Unterschied Schwabenland - Rheinland kennen lernen. Und ich muß sagen lieber viele Leute, die nett, freundlich und oberflächlich sind, als Leute, die stocksteif sind, dich anschauen, als hättest du ihren Hamster frittiert und dir erstmal das Gefühl geben unerwünscht zu sein. Das ist zwar sehr pauschal, aber von ein paar Ausnahmen sind mir die Menschen tatsächlich so begegnet.


    Und das Integrationsverhalten angeht, geb ich Dir Recht, ist einen eigenen Thread wert und würde diesen hier nur sprengen.

  • Sorry, ist zwar OT, aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen auszuwandern !!! Warum auch - hier geht es mir doch super gut !!!


    Ich wohne in Schleswig-Holstein, zwischen Hamburg und Lübeck, wir haben hier ein wunderbar gemäßigtes Klima mit milden Wintern und Sommern, dass heißt weder Dürre- noch Flutkatastrophen, keine Tsunamis, keine Wirbelstürme, keine Erdbeben, keine Vulkanausbrüche, keine eklig giftigen Viecher...


    Ok, ich fahre schon seit Jahren 2 mal jährlich für je 14 Tage in den Urlaub, irgendwo hin, wo es deutlich wärmer ist als hier und ich genieße diese Wochen wirklich aber trotzdem bin ich dann auch jedes mal wieder froh, zu Hause zu sein !


    Meine Familie und alle meine Freunde leben hier - die würde ich auf gar keinen Fall missen wollen !


    Hinzu kommt, dass ich mich hier in Deutschland deutlich sicherer fühle als woanders, und ich bin bestimmt keine "Bangbüx" !


    Auch nicht unwichtig ist die soziale Sicherung in Deutschland, die zwar in den letzten Jahren Lücken bekommen hat, aber nach wie vor eine vernünftige Grundsicherung bietet ! Und was ist mit dem hohen medizinischen und hygienischen Standart, den Deutschland ganz selbstverständlich bietet – darauf würde ich garantiert nicht verzichten wollen !


    Nee, nee, nee ich habe wirklich nicht geringste Interesse daran, Deutschland dauerhaft den Rücken zu kehren, denn dies ist meine Heimat !!!


    Gruß
    Majon

    "Des Wahnsinns wahre fette Beute, das sind die ganz normalen Leute..."

  • Das sollte ja auch kein "Zum-Auswandern-überrede-Thread" werden ;)
    Das ist ja auch klasse, wenn Du Dich hier wohlfühlst.
    Für Leute wie mich ist es eher eine Frage, ob ich die Möglichkeit habe unter o.g. Bedingungen auszuwandern. Ich hänge nicht sonderlich an Deutschland. Dafür geht mir hier zu viel auf den Keks. Das fängt mit dem Wetter an, verschiedenen Eigenschaften der Menschen hier, denen ich ständig begegne, die Politik, die hier fabriziert wird...
    Gegen Auswandern spricht in erster Linie mal meine Frau, die darauf IMHO keinen großen Bock hat (wir haben da nie ernsthaft drüber gesprochen, weil es sich ja auch bisher nicht angeboten hat) und natürlich die Job-Frage.
    Ne dufte Insel bringt mir ja auch nix, wenn alles gegen Strand und Sonne eintauschen muß... ein Internetzugang in DSL-Geschwindigkeit wäre für mich z.B. auch sehr wichtig. Um nur mal eine Kleinigkeit zu nennen, die nicht in jedem Land oder Landstrich geboten ist.

  • @ Glamourbabe


    Die Möglichkeit hätte ich, die Dauer ist auch kein Problem. 'Vielleicht werde ich das mal als "Probe" so 3 Monate machen, weil 2 Wochen Urlaub und mal länger dort verweilen sind ja bekanntlich 2 verschiedene Schuhe sind. Bei den meisten Reisenden ist das so, dass der erste Monat voll geil ist, weil alles neu und spannend ist, aber der zweite und der dritte Monat sind heikel, da geht einem das Essen auf die Nerven, die Sonne ist zu heiss, die Leute machen nicht, was man will, die Palmen sind nicht mehr so grün und das Meer nicht mehr so blau wie noch am Anfang. Man verspürt Lust auf etwas heimisches, zb deutsches Bier und zwar nur deutsches Bier, kein anderes Bier, aus dem Land wo man ist, zählt. Das ist dann der Kulturschock. Den muss man auf alle Fälle aushalten, es wird automatisch nach einer Zeit besser. Dann ist man entspannter, weil man sich in die Länder "eingeklinkt" hat. Dass der Zug einen Tag Verspätung hat, macht einem auf einmal nichts mehr aus, oder dass einem das schöne Mädchen ne falsche Telefonnummer gegeben hat. Diese Phase stelle ich mir am schwersten vor.

    «"Es ist verboten dem toten Kojoten die Hoden zu verknoten."»

  • Eine Ex-Freundin von mir durfte vor kurzem auch Erfahrungen in der Hinsicht machen. Seit Jahren hat sie mir immer die Ohren vollgeheult wie schlecht es ihr hier geht, und wie beschissen die Lebensqualität in Deutschland doch ist. Sie wollte schon immer für immer nach Griechenland. Da kommen wir auch ursprünglich her.


    Nun hatte sie jobtechnisch die Möglichkeit für 6 Monate einen Aufenthalt in Athen zu bestreiten. Die ersten 3 Monate sogar mit den gleichen Bezügen die sie hier bisher erhalten hat. Der Jubel war anfangs riesengross. Aber bereits nach einer Woche in Athen begann die grosse Krise. Keine Familie, Freunde usw. Neue Leute kennenlernen war auch nicht auf die Schnelle möglich, obwohl sie eigentlich recht zugänglich ist. Finanziell fiel es ihr trotz 2.000 € netto auch nicht gerade leicht. Und das, in einem Land in welchem das durchschnittliche Gehalt vielleicht bei ca. 700-800 € liegt. Habe ich zumindest mal so gehört.


    Nun sind seit dem 3 Monate vergangen und sie ist heute, 3 Monate früher als erwartet, wieder hier in Deutschland angekommen. Der Abschied aus Athen fiel ihr zwar sehr schwer, aber sie ist heilfroh wieder in Good Old Germany zu sein. Es waren einfach zu viele Dinge die ihr gefehlt haben, und die ihr dort missfallen haben. Wenn man sich einmal an die Ordnung hier gewöhnt hat, kommt man im Athener Chaos nicht unbedingt klar.


    Ich will damit eigentlich nur sagen, dass es ein Riesenschritt ist Deutschland zu verlassen. Obwohl das bei meiner Ex der grösste Wunsch war den sie je hatte, abgesehen von dem Wunsch mich zu heiraten, hat es nicht geklappt. Es sind einfach zu viele Faktoren die da eine Rolle spielen. Ich würde jedem empfehlen erstmal für ein paar Monate ins gelobte Traumland zu verreisen, bevor man diesen endgültigen Schnitt wagt.


    Gruss

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Das drumherum zählt. Und da bleibt es ohne Frage, dass die Menschen in manch anderen Ländern wesentlich offener sind, die Landschaft mehr zu bieten hat und die Lebenshaltungskosten niedriger sind.


    Wenn Menschen irgendwo offener sind, heisst das noch lange nicht das sie auch netter sind. Und ausserdem ist Offenheit nicht immer echt sondern manchmal auch nur gespielt, und wird garnicht Ernst genommen. In jedem Land gibt es nette und unette Menschen, und die Verteilung ist wohl auch überall gleich.


    Und die Landschaften in Deutschland sind doch garnicht so schlecht, ne Cote d' Azur haben wir hier zwar nicht, aber immerhin zwei Meeresküsten mit verschiedenen Städten, ein paar Inseln, Tiefländer, verschiedene Mittelgebirge, Binnenseen, mit den Alpen auch noch ein Hochgebirge ... ist doch für den Anfang schonmal was.


    Ein Teil der Lebenshaltungskosten ist zwar in den letzten Jahren stark gestiegen, aber das ist er ein globales Phänomen, dem man nicht aus dem Weg gehen kann. Die Höhe der Lebenshaltungskosten insgesamt ist natürlich schon unterschiedlich, aber da wo die Lebenshaltungskosten niedriger sind, sind meistens auch die Einkommen niedriger, und da wo die Einkommen höher sind, sind meistens auch die Lebenshaltungskosten niedriger.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Wenn Menschen irgendwo offener sind, heisst das noch lange nicht das sie auch netter sind. Und ausserdem ist Offenheit nicht immer echt sondern manchmal auch nur gespielt, und wird garnicht Ernst genommen. In jedem Land gibt es nette und unette Menschen, und die Verteilung ist wohl auch überall gleich.


    Du brauchst mein Posting nicht so auseinanderpflücken, ich denke du weißt was ich gemeint habe ;)


    Lass es ruhig gespielt sein - wesentlich besser als die ganzen mürrischen Meckerlieschen in unserem Land. Freundlichkeit im Supermarkt? Kenn ich nicht. Freundlichkeit an der Tankstelle? Ebenfalls nicht bekannt. Und so geht das ständig weiter.

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    Lass es ruhig gespielt sein - wesentlich besser als die ganzen mürrischen Meckerlieschen in unserem Land. Freundlichkeit im Supermarkt? Kenn ich nicht. Freundlichkeit an der Tankstelle? Ebenfalls nicht bekannt. Und so geht das ständig weiter.


    Das scheint mir teilweise regional sehr unterschiedlich ausgeprägt zu sein und hängt meiner Meinung nach mit sehr vielen versch. Faktoren zusammen, ist aber ganz sicher, nein, definitiv kein gesamtdeutsches (damit ist nicht, wie oft, wenn das Wort verwendet wird, eine Abgrenzung Ost- West- Gegensatz gemeint) Phänomen.
    Ich bin nur 15km weiter gezogen und erlebe hier ganz andere Menschen als in meinem alten Wohnort.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

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