Der Spiegel schreibt es genau auf den Punkt :
Bei RTL geht es ja ohnehin nur um die kostenpflichtigen Anrufe und die Einschaltquote. Wen kümmert schon der Gewinner, wenn die Show gelaufen ist und die nächste Staffel schon vorbereitet wird? Die Plattenfirma Sony BMG dürfte da schon mehr Interesse am nachhaltigen Erfolg des Superstars haben, aber da frisst der Erfolg eben seine Kinder: Je mehr RTL die Kandidaten in den Casting-Runden der Lächerlichkeit preisgibt und arme Opfer wie Johanna ("Ich hab die Haare schön") immer wieder live denunziert, desto weniger ist das Konsumentenvolk bereit, in den Gesangs-Gladiatoren, die es in die Motto-Shows schaffen, echte Talente oder gar ernstzunehmende Stars zu erkennen. So sind die Karteileichen mittlerweile Legion und stolpern wie Untote durch die ewige Verwertungskette der "ultimativen Chartshows" oder "10 peinlichsten DSDS-Momente": Alexander Klaws, Elli, Daniel Küblböck, Tobias Regner. Vielleicht gesellen sich schon bald Martin Stosch oder Mark Medlock dazu. Zweit- und Drittplatzierte werden eh vergessen.
Zynisch ist, dass in der Show noch immer so getan wird, als sei DSDS mehr als ein Zirkus mit zu vielen traurigen Clowns. Gestern Abend musste jeder der drei letzten Kandidaten einmal den Satz sagen: "Ich will Superstar werden", als müsste man den verräterischen Beelzebub Max Buskohl mit einem speziellen Glaubensbekenntnis austreiben. Martin Stosch machte das in der ihm eigenen Farblosigkeit, Lisa Bund klang dabei so zwanghaft wie Grisu, der kleine Drache, der unbedingt Feuerwehrmann werden will, und Mark Medlock hauchte es so beiläufig hin, wie er auch seine Songs singt. Am Ende war er es, der Nerven zeigte. "Meine verfickte Fresse!" entfuhr es dem 28-Jährigen, als endlich die Spannung gelöst und verkündet wurde, dass er im Finale ist. Als ihm dann auch noch die Tränen in Strömen die Wangen runterliefen, haben sie bei RTL bestimmt gejubelt, denn das war schon fast der einzige Moment der insgesamt knapp dreistündigen Show, in der Gefühle hochkochten. Gefühle bringen Quote.