Ist Deutschland "bekloppt"? Ein Kommentar zur Kernkraft-Verlängerung.

  • Das gilt aber auch für andere Katastrofenfälle.


    Die Folgen von Naturkatastrofen und solchen, die der Mensch herbeigeführt hat (Kriege, Kernkraft), sind im Kleingedruckten der Versicherungsverträge als Versicherungsfälle in den meisten Fällen ausdrücklich ausgenommen.


    Ich erinnere mich an einen Fall, als die Lebensversicherung beim Ableben eines Bundeswehrsoldaten im Rahmen eines Auslandseinsatzes nicht leisten wollte, weil eine kriegerische Auseinandersetzung todesursächlich war. Diesen Ausschluss hatten er und seine Familie wohl übersehen, als die Versicherung abgeschlossen wurde. Wie die Angelegenheit letztlich ausgegangen ist, hatte ich nicht verfolgt, weil solche Risiken üblicherweise wirksam ausgeschlossen sind und ich die angeblich überraschende Weigerung der Versicherung keineswegs als überraschend empfand.


    Selbst mit privaten Krankenversicherern hat es schon Probleme im Rahmen der Erstattung von Krankheitskosten bei Übergriffen in Krisengebieten gegeben. Erst auf dem Rechtsweg wurde in einem mir bekannten Fall zugunsten des Versicherten entschieden, weil das Zielgebiet bei Reiseantritt noch kein Krisengebiet war.


    Im Falle eines Verlustes von Eigentum und/oder Gesundheit im Katatrofenfall auf Leistungen aus eigenen Versicherungen zu vertrauen, kann mächtig ins Auge gehen - unabhängig von der Ursache.


    Frankie


  • Findest du, dass sich das vergleichen lässt? Die Versicherbarkeit von Einzelpersonen bzw. gewisser Personengruppen (z.B. Soldaten) gegenüber Krieg und ggf. "höhere Gewalt" wie Naturkatastrophen und die Verantwortung der Unternehmen gegenüber der Bevölkerung einer ganzen Nationen (und darüber hinaus) im "worst case" ?


    Ich meine hier zumindest einen interessenskonflikt zu erkennen: Die Regel wäre doch: Ich zahle Versicherung(en) oder bilde Rücklagen für soetwas - dies müsste natürlich eingepreist werden und würde entweder den Preis (erheblich) erhöhen oder aber den Unternehmensgewinn schmälern.


    Darüber hinaus bestünde mit Sicherheit ein Zusammenhang zwischen den Kosten der Versicherung / Rücklagenbildung und dem Alter bzw. dem Technischen Stand der Anlagen. Welches interesse sollten die Betreiber ohne diese Kostenfunktion an der modernsten/sichersten Technik haben, wenn es keinen Gewinn bringt und nur Kosten verursacht?


    Natürlich könnte der Staat an dieser stelle durch Gesetzesvorgaben eingreifen - wie dies in der Realität läuft haben wir ja in den letzten Jahren gesehen ...


    Edit:
    Im wesentlich geht es mir mehr um den finanziellen Aspekt der AKW wie um deren Abschaltung. Ich erachte es (inzwischen) als Verantwortungslos den Staat und in Konsequenz deren Bürger gesamtschuldnerisch in Haft zu nehmen während im Vorfeld über Jahrzehnte Gewinne gemacht wurden.

    Vertrauensliste: 1,2,3,4

  • Immerhin: sogar in der Kernkraft-freundlichen CSU gibt es schon länger einen Rebellen gegen die "Entfesselung des Atomkerns": Josef Göppel.


    Merke: selbst eine schwarze Weltanschauung schützt nicht vor Einsicht! :D


    http://www.tagesschau.de/inland/moratorium104.html

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Original geschrieben von blackfusion
    ...
    Im wesentlich geht es mir mehr um den finanziellen Aspekt der AKW wie um deren Abschaltung. Ich erachte es (inzwischen) als Verantwortungslos den Staat und in Konsequenz deren Bürger gesamtschuldnerisch in Haft zu nehmen während im Vorfeld über Jahrzehnte Gewinne gemacht wurden.


    Da bin ich vollkommen bei Dir!


    In Deutschland darf in der Regel eine Anlage, von der Gefahren ausgehen, nur bei Abschluss einer Haftpflichtversicherung, deren Höhe auch für größere Unglücke ausreichend ist, betrieben werden. Auch ein Kraftfahrzeug (selbst ein Mofa) fällt darunter ... nicht aber ein AKW ... :rolleyes:



    Erg.:


    Und wenn sich keine Versicherung bereitfindet, könnten Enegieunternehmen eine Prämie für das Eintrittsrisiko des Staates in den Haushalt zahlen. Das Risiko eines GAU wird für jedes Kraftwerk statistisch mit 1 pro 100.000 Jahren bemessen. Geht man bei solchem "Worst-Case"-GAU nur von Gesamt-Folgeschäden i.H.v. 1.000 Mrd. € aus, wären das pro AKW und Jahr 10 Mio. € (im Kopf gerechnet - daher ohne Gewähr). Eigentlich schon eher ein Schnäppchen.


    Das wäre dann der Risikoausgleich für den Steuerzahler - inwieweit man höhere/weitere Risiken wie die der Endlagerung hinzurechnet, wäre noch zu prüfen.


    Erg.2:


    Gerade hab ich eine interessante Website entdeckt ... dort dürften vielleicht auch Berechnungen zu finden sein:


    http://www.atomhaftpflicht.de/


    Im dortigen Bereich "Hintergründe" ergäbe sich eine Berechnungsgrundlage von 2.500 Mrd. € im "Worst-Case"-Fall. Diese Summe dürfte wahrscheinlich realistischer sein, als meine obige recht freie Schätzung, die für diesen Tread mal "grob über den Daumen" gepeilt war.

  • no comment


    Isar I Notabschaltung


    Die Frage warum ein KKW Betreiber es bei einer normalen Abschaltung nicht schafft den Reaktor ohne Probleme runter zu fahren find ich klasse...


    Auch die Aussagen der Regierung, dass unsere Reaktoren sicher sind, ist bei den hier angesprochenen möglichen Problem doch sehr fraglich. Ein Hoch auf die Laufzeitverlängerung!

  • "Deutsche Kernkraftwerke gehen aus taktischen Gründen vom Netz: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat nach SZ-Informationen vor der Spitze der deutschen Industrie gesagt, dass die anstehenden Landtagswahlen der Grund für den plötzlichen Sinneswandel der Regierung in der Atompolitik sind. Entscheidungen seien da "nicht immer ganz rational"."


    http://www.sueddeutsche.de/pol…e-und-die-bosse-1.1076394



    heute morgen gab es in WDR 2 dazu einen Bericht, der u.a. beim BDI versucht hat, eine Stellungnahme zu bekommen. Eine Stellungnahme habe es nicht gegeben, aber auch kein Dementi.


    Soll ich jetzt fassungslos sein? Müsste man eigentlich. Wenn man nicht eh mit sowas in der Art gerechnet hat... :rolleyes:

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Zitat

    Original geschrieben von Erik Meijer
    Soll ich jetzt fassungslos sein? Müsste man eigentlich.


    warum..?

  • ich werte das als ziemlich offenes Eingeständnis eines Wahlkampfmanövers.

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Mal überspitzt gefragt: Ja und?


    Jede Regierungs-Partei wäre Angsichts der Katastrophe in Japan so kurz vor den Wahlen (und irgendwelche Wahlen sind ja immer) in blinden Aktionismus verfallen und hätte da irgendwelche Schnellschüsse abgegeben, da braucht man sich nichts vormachen.


    Und was letztendlich aus den AKW in DE wird bleibt auch mit oder ohne Moratorium abzuwarten und wird sicherlich auch noch lange an die Entwicklung in Japan gekoppelt sein.

  • klar, man könnte sagen: immerhin ehrlich...


    ich denke auch, dass es bei anderen Parteien nicht anders gelaufen wäre (mal abgesehen davon, dass es da keine Laufzeitenverlängerung mehr gegeben hätte). Aber auch wenn ich bezüglich der Sachorientierung deutscher Politik schon ziemlich desillusioniert bin, erschrecken mich solche Nachrichten bzw. die Bestätigung der ohnehin vorhandenen Vermutungen trotzdem noch. So ein Restfunken Hoffnung, dass es nicht nur um Wahlen und Taktik geht, ist bei mir immer noch da. Wenn ich so etwas lese, dann frage ich mich aber: warum eigentlich?

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!