Erdbeben in Japan - Nuklearkatastrophe von Fukushima

  • @ frank_aus_wedau: Dass die Druckbehälter unbedingt gekühlt werden müssen, um der Schmelze widerstehen zu können, hatte ich schon einige Male geschrieben, z. B. hier. Ohne eine ausreichende Abführung der Nachzerfallshitze schmelzen die Brennstäbe inkl. der sie umgebenden Hüllen und tropfen wie geschmolzener Käse auf den Boden des Druckbehälters. Dies ist offenbar bei drei Reaktorblöcken in Fukushima bereits geschehen bzw. ist in vollem Gang.


    Vermögen die Techniker vor Ort nicht, durch eine Flutung der Containments die Druckbehälter entsprechend zu kühlen und für Nachschub an frischem Kühlwasser (oder eine Herabsetzung der Kühlwassertemperatur mittels Wärmetauschern) zu sorgen, wird die Schmelze unweigerlich aus dem Druckbehälter austreten. Für den Fall, dass die Containments beschädigt sind, werden radioaktive Substanzen in erheblicher Menge freigesetzt.


    Diese Gefahr droht auch, wenn die Schmelze aus den Druckbehältern in noch intakte Containments durchbricht. Denn das Material des Containments ist nicht dafür ausgelegt, der zähflüssigen Schmelze auf ewig standzuhalten. Kommt es zu einem Kerndurchbruch, hilft nur noch das, was man in Tschernobyl auch gemacht hat, nämlich den kompletten Reaktorblock "einzusargen," was sich angesichts der zerstörten Infrastruktur in der Region allerdings leichter schreiben als umsetzen lässt.


    Bei den allerneusten Konstruktionen wie dem Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) ist am Boden des Containment ein zusätzliches Auffangbecken für den Fall eines Kernschmelzedurchbruchs vorgesehen, der sogen. "Core Catcher." Er besteht aus einer speziellen Mischung aus Beton und Keramik, die den auftretenden Temperaturen widerstehen kann.


    Was die "kritische Masse" angeht: ohne die kritische Masse könnte kein Reaktor funktionieren, denn zur Kernspaltung bedarf es einer (gesteuerten!) Kettenreaktion, und dazu wiederum der kritischen Masse. Um aber eine Kernexplosion auszulösen, bedarf es einer prompt überkritischen Masse. (Etwas in der Art geschah übrigens in Tschernobyl, da fuhr man den Reaktor in einen prompt überkritischen Zustand, dem Sekunden nach der nuklearen Exkursion und der damit einhergehenden unkontrollierten Kettenreaktion eine Knallgasexplosion (Kühlwasser-Aufspaltung in Wasserstoff und Sauerstoff) folgte, die den Reaktor sprengte und tonnenweise radioaktives Material nach außen schleuderte.)


    Viel entscheidender als die Höhe, bis zu der "der radioaktive 'Rotz'" aufsteigt ist die Frage, um welche radioaktiven Substanzen in welcher Menge es sich handelt. Denn davon hängen die Zerfallszeiten, die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt und die möglichen Dekontaminierungs- und Vorsorgemaßnahmen ab.

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Original geschrieben von Robert Beloe
    Dennoch hat für mich eine Äußerung wie 'Halb Japan wird jetzt unbewohnbar' einen sehr merkwürdigen Beigeschmack, auch wenn Du es vielleicht nicht so gemeint haben wirst. Es ist nicht so, dass ich mir nicht die größten Sorgen mache, und das gilt auch für Leute in meinem Umfeld, die dennoch so nicht reden würden. Die Lage ist schon schlimm genug, wie sie jetzt ist - nicht nur wegen der Reaktoren, sondern auch wegen der unzähligen Toten, der zerstörten Dörfer und Städte, der vernichteten Infrastruktur, um nur wenige Beispiele zu nennen. Um angespannt und höchst besorgt die Lage zu beobachten, brauche ich nicht noch zusätzliche Horrorszenarien. Aber da ist jeder Mensch vermutlich anders drauf.


    Ich habe nicht gesagt "Halb Japan wird jetzt unbewohnbar", sondern, dass das passieren kann, wenn es dumm läuft.
    Das AKW steht im Nordosten an der Küste, wenn da jetzt massenhafte Strahlung frei gesetzt und vom Wind nach Südwesten transportiert wird, dann bedeckt die eine große Landfläche. Und je nach Intensität der Strahlung sind Landstriche dann unbewohnbar. Schau dir an was mit Tschernobyl ist, das ist doch immer noch Sperrzone.


    Die Lage ist, ohne Zweifel, sehr schlimm. Aber den Toten durch das Erdbeben und die Welle kann man leider nicht mehr helfen. Man muss sich jetzt um die Überlebenden kümmern, die irgendwo abgeschnitten auf Hilfe warten.
    Aber ebenso muss man die Millionen von Menschen bedenken, die alleine im Großraum Tokyo relativ nahe an der tickenden Zeitbombe des AKW sind.

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    ... Ohne eine ausreichende Abführung der Nachzerfallshitze schmelzen die Brennstäbe inkl. der sie umgebenden Hüllen und tropfen wie geschmolzener Käse auf den Boden des Druckbehälters. Dies ist offenbar bei drei Reaktorblöcken in Fukushima bereits geschehen bzw. ist in vollem Gang.


    Vermögen die Techniker vor Ort nicht, durch eine Flutung der Containments die Druckbehälter entsprechend zu kühlen und für Nachschub an frischem Kühlwasser (oder eine Herabsetzung der Kühlwassertemperatur mittels Wärmetauschern) zu sorgen, ...


    Meinem Kenntnisstand zufolge gibt es in diesem Stadium nichts mehr zu kühlen ... die Zerstörung der Druckbehälters als Folge ist nicht mehr zu verhindern.


    Ich ließe mich gern eines besseren belehren ... bisher habe ich allerdings keine entsprechenden seriösen Quellen ausmachen können.



    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    ...
    Was die "kritische Masse" angeht: ohne die kritische Masse könnte kein Reaktor funktionieren, denn zur Kernspaltung bedarf es einer (gesteuerten!) Kettenreaktion, und dazu wiederum der kritischen Masse. Um aber eine Kernexplosion auszulösen, bedarf es einer prompt überkritischen Masse. (Etwas in der Art geschah übrigens in Tschernobyl, ...


    Wie ich geschrieben hatte, liegen meine Lehrstunden zum Thema etliche Jahre zurück. Ich erinnere mir aber an die (in meinen Augen damals schlüssige) Aussage, dass bei regelgerechter Konzeption eines AKW dieser Fall nicht eintreten kann. Dass es solche Atombombenexplosion in Tschernobyl gegeben haben soll, ist mir jedenfalls neu ... womit ich keineswegs bestreiten will, dass es so war.


    Frankie



    Erg.:

    Zitat

    Original geschrieben von raix
    ...
    Aber ebenso muss man die Millionen von Menschen bedenken, die alleine im Großraum Tokyo relativ nahe an der tickenden Zeitbombe des AKW sind.


    Hier liegen Raix und ich ungewöhnlicherweise mal auf exakt derselben Linie ... es geht darum, möglicherweise drohendes weiteres Leid zu verhindern, soweit das menschenmöglich ist.

  • Man muss der Wahrheit ins Auge sehen...die Bevölkerung wird verstrahlt.
    Das heisst "Tod auf Raten". Gibt es etwas schlimmeres...bei mir würden da
    Selbstmordgedanken aufkommen.
    Die Toten haben vermutlich das bessere Los erwischt.

  • Zitat

    Original geschrieben von hjanss
    Man muss der Wahrheit ins Auge sehen...die Bevölkerung wird verstrahlt.
    Das heisst "Tod auf Raten". ...


    Das darf man so auf gar keinen Fall sagen. Ich gehe davon aus, dass die Regierung Japans solche Panikmache befürchtet, falls man mit der Wahrheit herausrückt.


    Bei geeigneten Maßnahmen ist diese Folge sicher weitgehend zu verhindern.

  • Ich finde dieses Meinungen Raushauen hier ein bisschen schwierig.
    Da folgt eine unqualifizierte Meinung der anderen.
    Der Punkt ist doch, dass da viele Menschen gestorben sind und
    sicher noch einige sterben werden.


    Wie wäre es mit eine Gedenkminute?


    Ich fange JETZT an.

  • Ok..dann bin ich eben unqualifiziert.Aber die Tatsachen sprechen für sich.
    Und jeder weiss das es so ist.Auch die Japaner.
    Wahrheit ..die gibt es in einer solchen Lage nicht.


    <Meldung Merkel lässt sieben deutsche AKW vom Netz nehmen
    Frau Merkel sitzt wie ein Kaninchen in der Falle,irgendwie tut sie
    mir schon leid.

  • Zitat

    Original geschrieben von hjanss
    Man muss der Wahrheit ins Auge sehen...die Bevölkerung wird verstrahlt.
    Das heisst "Tod auf Raten". Gibt es etwas schlimmeres...bei mir würden da
    Selbstmordgedanken aufkommen.
    Die Toten haben vermutlich das bessere Los erwischt.


    Nein, dass außerhalb der Evakuierungszone jemand direkt an Verstrahlung stirbt ist nach wie vor unwahrscheinlich. Akut bedroht sind nur die verbliebenen Arbeiter im AKW.


    Für alle anderen besteht vielleicht die Gefahr für die Zukunft ein höheres Krebsrisiko zu haben als normal wäre. So dramatisch wie du es dir ausmalst ist es nicht.

  • Ist schon unglaublich wieviele spezialisten es hier gibt. Glaubt ihr wirklich das die medien die Wahrheit sagen ?? HAHAHA


    Ich hoffe nur das der grosse knall endlich kommt.

    sorry fuer die feehla

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