Der Deutsche Bahn / Bahncard Thread

  • Mir scheint vor allem, dass dieses Problem in der Vergangenheit schon durch Urlaubsverschiebungen oder -rückholungen gelöst bzw. verschoben wurde. Damit wäre also nicht der Arbeitnehmerschaft mangelnde Flexibilität vorzuwerfen (was sowieso etwas unverfroren wäre), sondern dem Management mangelnde Lernfähigkeit.

    Walking on water and developing software from a specification are easy if both are frozen.
    – Edward V Berard

  • Zitat

    Original geschrieben von 7650w
    Ich weiß nicht, in welcher Branche Du arbeitest, aber es ist extrem schwierig im Schichtbetrieb mit einer Besetzung eines Spezialisten solche Ausfälle aufzufangen.


    Und gerade deswegen gehört dem Bahn-Vorstand und Flachpfeifen wie Döring der Hintern aufgerissen. Wir reden nicht über eine Würstchenbude, deren Schließung der nebenliegende Kiosk auffängt, sondern von der Verkehrsinfrastruktur des Landes.


    Wenn ich dort Spezialisten benötige muss ich genügend vorhalten um auch bei gehäuften Krankheitsfällen, z. B. einer Grippewelle etc., ausreichend Personal zu haben. Dass und wann Urlaubszeit ist, weiß man auf Jahre im Voraus! Urlaub wird vom Arbeitgeber genehmigt, also kann man nicht später kommen und Mitarbeiter dafür in die Pflicht nehmen, dass sie zu einer möglicherweise ungünstigen Zeit nicht anwesend sind.


    Zitat

    Original geschrieben von 7650w
    Ich bin mir immer noch sicher, dass da mehr dahintersteckt. In Betrieben, die ich kenne, würde so etwas geräuschlos und fair geklärt.


    Der Versager Mehdorn hat die Bahn seinerzeit mit Biegen und Brechen an die Börse bringen wollen und Personal abgebaut um Kosten zu sparen. Damit hat sich die Bahn schon bei der Berliner S-Bahn bis auf die Knochen blamiert: über ein halbes Jahr lang war in der Hauptstadt Verkehrschaos, weil man zu viele Wartungsbetriebe geschlossen hatte um Geld zu sparen.


    Rüdiger Grube ist seit 4+ Jahren Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn und hatte damit mehr als genug Zeit, Fehler des Vorgängers bzw. generell Fehlentwicklungen zu korrigieren. Aber da Mehdorn nicht nur der Vorgänger auf dem Posten, sondern auch sein Trauzeuge ist, kann man wohl kaum erwarten, dass Grube sich kritisch zu Mehdorn positioniert.


    12000 Fahrdienstleiter schieben über eine Million Überstunden vor sich her. Das ist ein Systemversagen bzw. politisch gewollt, da kann nicht von einem punktuellen Problem in Mainz die Rede sein.


    Jeder, der nur ein bisschen Ahnung von Personalführung hat weiß auch, dass der Krankenstand ein direktes Abbild vom Betriebsklima in einem Unternehmen gibt. Insofern geht dieses ganze lächerliche Problem in Mainz komplett zu Lasten und auf das Konto der Bahnverantwortlichen, und nicht irgendeines Mitarbeiters!


    Zitat

    Original geschrieben von 7650w
    Mich würde mal interessieren, ob wir hier von Langzeitkranken reden oder sich das Problem evtl. nächste Woche löst?
    Bei Langzeitkranken sehe ich die Bahn eher mehr in der Pflicht, da man sowas dann auf jeden Fall mit zusätzlichem Personal und nicht mit Überstunden etc. regeln muss.


    Das Chaos in Mainz soll bis Ende August weitergehen. Wann wurden die Probleme bekannt, vor 4 oder 5 Tagen? Es ist kaum anzunehmen, dass reihenweise Personal wegen einem Schnupfen 3-4 Wochen krankgeschrieben wurde und es ist auch nicht so wahrscheinlich, dass gleich 3 Mitarbeiter zur gleichen Zeit so lange Urlaub haben. Falls doch: dann hatten sie massiv Überstunden und es stellt sich die Frage, warum.


    In jedem Fall ist das hier kein zufälliger, punktueller Engpass, sondern irgendwelche Vollpfosten, Controller und Optimierer haben die Personaldecke bis zum Minimum gefahren und jetzt bekommt die Bahn die Quittung dafür.


    Zitat

    Original geschrieben von 7650w
    Dieser akute Fall ist aber ein Exempel und wird nun gnadenlos durch Gewerkschaft etc. als Druckmittel genutzt.


    Nein, die Bahn bekommt die peinliche Presse, die ihr gebührt! Wenn man sein Personal schlecht behandelt und aus Kostengründen abbaut fehlt im Zweifel die Elastizität um Krankheitsausfälle oder die Urlaubszeit zu kompensieren. Dass man dieses an die große Glocke hängt und die Bahn dafür mit schlechter Presse straft ist mehr als angemessen und nötig.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Früher durften wir uns Überstunden auszahlen lassen. Das geschah meist separat, um Steuern zu sparen. Heute ist die Auszahlung nicht mehr möglich, BR und Gewerkschaft wollen das nicht. Man könnte ja so Arbeitsplätze schaffen und erhalten. Aber was ist denn aus den neu geschaffenen Arbeitsplätzen geworden? Die Überstunden zu einem vernünftigen Stundenlohn (z.B. 25% über Normallohn), steuergünstig und zeitnah auszahlen, und das Problem "Überstunden" wäre gelöst. Damit wäre für die Mitarbeiter auch ein neuer Anreiz geschaffen, nicht immer nein zu sagen.

    Wenn die Kuh schon im Brunnen liegt, ist es unsinnig noch einen Deckel draufzumachen.


    Öffne Dein Herz und Du wirst die Welt sehen,

    öffne Deinen Geist und Du wirst sie verstehen.

  • Ich falle nicht unter den Funktionsgruppentarifvertrag sondern unter den LfTV, eine Auszahlung von Überstunden ist da sehr wohl möglich. Würde mich aber wundern, wenn die EVG das in ihrem Tarifvertrag versagen würde...

    Viele Grüße
    Martin

  • Im TV steht das ja nicht. Das ist eine interne Vereinbarung. Und aufgrund der hohen Steuern lohnt eine Auszahlung derzeit nicht wirklich. Und für mich persönlich kommt das Langzeitkonto nicht in Frage (nicht vererbbar, und weniger Rentenpunkte bei vorzeitigem "Ruhestand"), auch anderen Kollegen rate ich vom Langzeitkonto ab.

    Wenn die Kuh schon im Brunnen liegt, ist es unsinnig noch einen Deckel draufzumachen.


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  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    12000 Fahrdienstleiter schieben über eine Million Überstunden vor sich her. Das ist ein Systemversagen bzw. politisch gewollt, da kann nicht von einem punktuellen Problem in Mainz die Rede sein.


    Wobei 83 Überstunden pro Fahrdienstleiter eigentlich gar nichts sind, im Vergleich zu dem, was in privat bewirtschafteten Kliniken so vor sich hin geschoben wird. Da reden wir dann von 300 Überstunden pro Pflegekraft.


    Und da sind wir auch schon beim Kernproblem. Der Gewinnmaximierung.


    Eigentlich darf ein so wichtiges Unternehmen wie die Bahn oder Kliniken überhaupt nicht in private Hände gegeben werden, denn dann passiert das, was wir jetzt bei der Bahn erleben.

  • Auch bei uns gibt es Mitarbeiter, die weit über 400 Überstunden vor sich herschieben.


    Jetzt kann man aber nicht einfach so beliebige Leute vom Arbeitsmarkt holen und zwecks Überstundenabbau auf eine Betriebszentrale setzen. Da kommt man noch nicht einmal als Eisenbahner ohne Erfahrung als Fahrdienstleiter hin. Mal ganz abgesehen von der MPU. Und bei der örtlichen Prüfung für die BZ fallen einige beim ersten Mal durch. Die Anforderungen sind sehr hoch.


    Und irgendwann sind die Überstunden abgebaut. Dann muss man die, die man zwecks Überstundenabbau eingestellt hat, wieder entlassen oder man hat sie dauerhaft an der Backe. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre das unsinnig.

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  • Printus und merlin:


    Wir sind uns Meinungungstechnisch eben doch nah..... mich wundert immer nur, wie man die Sache anders (positiv?!) sehen kann. Die Erklärung von Döring war das Eingeständnis des Scheiterns.

    Suche: aktuell nichts


    30 positiv in der "neuen" Vertrauensliste, ??x mal positiv in der "Alten"..:-)


    Insider: Die Plaaaaaattttttttforrrrrrrrmmmmmmmmmm brennt nicht mehr, sie ist abgesoffen.....!

  • Zitat

    Original geschrieben von mumpel
    Jetzt kann man aber nicht einfach so beliebige Leute vom Arbeitsmarkt holen und zwecks Überstundenabbau auf eine Betriebszentrale setzen.


    Das Problem ist ja auch kein kurzfristiges, sondern ein generelles: zur Gewinnmaximierung setzt man die Verkehrsinfrastruktur eines ganzen Landes auf's Spiel. Das, was da zur kurzfristigen Einsparung verbockt wurde, kostet die Bahn jetzt Unsummen durch die ausfallenden Fahrgäste und den erneuten Imageschaden.


    Investitionen in motiviertes Personal, positives Betriebsklima und gute Bezahlung rechnen sich nie kurzfristig, das sind Langzeit-Investitionen. Man muss aber ein wenig über den Tellerrand schauen um das zu kapieren. Über den Tellerrand schauen muss ein Bahnmanager auch um zu verstehen, dass sein Unternehmen einen der drei wesentlichen Verkehrsträger im Land stellt und einen infrastrukturellen Auftag erfüllt. Es ist eben keine austauschbare Würstchenbude.
    Aus diesem Grund finde ich auch die Privatisierung solcher Betriebe falsch, weil man damit eben genau solche Probleme provoziert.


    Zitat

    Original geschrieben von mumpel
    Und irgendwann sind die Überstunden abgebaut. Dann muss man die, die man zwecks Überstundenabbau eingestellt hat, wieder entlassen oder man hat sie dauerhaft an der Backe. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre das unsinnig.


    Man soll die Leute ja nicht nur heuern und feuern um kurzfristige Spitzen abzudecken, sondern langfristig einstellen um ein funktionierendes System mit ausreichend Personal zu schaffen. Gerade ein so riesiges Unternehmen wie die Bahn kann Mitarbeiter doch problemlos so koordinieren, dass sie notfalls als Springer in anderen Unternehmensbereichen aushelfen.


    Bei der Feuerwehr oder der Polizei klappt das auch, da schieben auch Leute Innendienst, haben immer welche Urlaub oder sind auf Fortbildung oder krank. Ab und zu sind mal alle da und ein paar Leute werden als z.b.V. zu Aufgaben abgeordnet, die sonst immer liegen bleiben. Ein gewisser Überhang muss eben sein.


    Dieses Überstunden-vor-sich-herschieben, inzwischen zum Normalfall geworden, ist doch längst ein Symptom für das Auspressen von Mitarbeitern. Ich hörte zuletzt von jemandem, der jeden Tag 30 Minuten Überstunde machen MUSS, das ist in der Arbeitszeitenregelung fest vorgesehen. Zwar wird ihm diese Zeit im Arbeitszeitkonto gutgeschrieben um sie "irgendwann" abzufeiern. Nur ist es doch schon systemisch darauf ausgelegt, einen Mangel an Mitarbeitern respektive entsprechende Einsparungen auf dem Rücken der Mitarbeiter auszutragen. Es ist doch schlichtweg Verarsche, wenn jemand laut Vertrag eine 40-Stunden-Woche hat und täglich Tag 30 Minuten Überstunden vorgesehen sind, dann ist es tatsächlich eine 42,5-Stunden-Woche und nichts anderes. Die Wahrscheinlichkeit ist dann auch hoch, dass sich dieses Konstrukt durch einen Motivationsmangel oder einen erhöhten Krankenstand rächt. Nur kapieren viele Kasper in Unternehmensführungen das nicht.


    Eigentlich sollten Überstunden eine Ausnahme sein, die bei unvorhergesehener Mehrarbeit MAL anfallen kann. Aber es ist in diesem Drecksland inzwischen fester Bestandteil beinahe aller abhängig Beschäftigten geworden.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Eben, (ständige/dauerhafte) Überstunden sind ein Anzeichen von Personalmangel. Das weiß jeder BWL´er. Nur scheinbar vergessen es die meisten wieder.

    Suche: aktuell nichts


    30 positiv in der "neuen" Vertrauensliste, ??x mal positiv in der "Alten"..:-)


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