Todesstrafe in der Türkei wurde abgeschafft

  • Sehr erfreulich und begrüßenswert, dass die Türkei nun nicht nur auf die Vollstreckung der Todesstrafe verzichtet, sondern diese offiziell abschafft. Das macht IMHO schon einen Unterschied.


    Wen der aktuelle Stand zum Thema Folter in Europa interessiert: Der Europäische Gerichtshof für Menschnrechte in Straßburg hat eine Menge Urteile dazu online. Einfach mal 'Art. 3' oder 'torture' 'degrading or inhuman treatment' eingeben. Da sieht man, das die Mitgliedsstaaten der Konvention (AFAIK z.Z. 41, inkl. der Türkei übrigens...) ihre eigene Menschenrechtskonvention viel zu häufig missachten...

    Enttäuscht vom Affen schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Re: Türkei schafft Todesstrafe ab


    Zitat

    Original geschrieben von Chevygnon
    Und je mehr ich mich mit den Pro´s und Contra´s dieser Diskussion beschäftige, desto unklarer werde ich mir bezüglich meines eigenen Standpunktes.


    Dazu fällt mir vor allem der Punkt der revidierbarkeit ein. Eine durch einen Justizirrtum versehentlich verhängte Gefängnißstrafe kann man wieder (zumindest teilweise) wieder rückgängig machen. Natürlich kann man einem zu Unrecht eingesperrtem die zeit nicht zurückgeben, aber man kan ihm immerhin wieder rauslassen, udn eine Entschädigung zahlen. Auch wenn die Entschädigungen in Deutschland eher ein Witz sind. Aber das ist ein anderes Thema.
    Eine zu unrecht hingerichteten kann man nicht wieder aufwecken. In den USA wurden seit dem ende des 2.Weltkrieg 7 nachweißlich Unschuldige hingerichtet (die unschuld wurde erst nach der Hinrichtung bewiesen). und das sind eindeutig 7 zuviel.
    Und schon von daher sollte ein einigermaßen moderner oder wie auch immer man das nennen will die todesstrafe abschaffen. Sogesehen ist die Entscheidung in der Türkei absolut zu berüßen.


    Hoffentlich ist Hessen auch bald soweit :)

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  • Re: Re: Türkei schafft Todesstrafe ab


    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Dazu fällt mir vor allem der Punkt der revidierbarkeit ein. [...]
    Eine zu unrecht hingerichteten kann man nicht wieder aufwecken. [...]


    Sicherlich wohl eines der schlagkräftigsten Pro Argumente für eine Abschaffung der Todesstrafe.


    Nur gibt es genauso auch Verbrechen, bei denen der Täter zweifelsfrei feststeht und die so unvorstellbar sind, das man oft auch nach langem Überlegen noch die Todesstrafe für den "angebrachtesten" Weg der Bestrafung hält.


    In dem Zusammenhang hab ich grade erst gelesen, dass hier D jetzt das Verfahren gegen einen Mann (so weit ich mich erinnere ist der 26 Jahre alt) eingeleitet wurde, der ein 8 Monate altes!!! Kind vergewaltigt hat.
    Und bei so einem Verbrechen weiß ich beim besten Willen keine angemessene Strafe, wobei ich mir aber eben genausowenig sicher bin, dass die Todesstrafe der richtige Weg wäre.


    Das Problem ist ja auch, bei solch schweren Verbrechen, bei denen theoretisch eine Todesstrafe in Betracht kommen würde, handelt es sich meist um schwerste körperliche Delikte.
    Und den Geschädigten bzw. deren Angehörigen kann man durch keine Strafe das zurückgeben, was ihnen genommen wurde.


    Wie gesagt, ein mehr als schwieriges Thema...

  • So schwierig das Thema auch ist - ich teile Deine Ansicht zu 100% (und werde damit wahrsch. der Einzige hier bleiben... :D ).


    Es gibt in der Tat Verbrechen, bei denen ich, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen und klar ist, daß der Mensch gesund war, wußte, was er tat usw., die Todesstrafe für ein adäquates Mittel der Bestrafung halte. Spontan und aus der jüngeren Vergangenheit fällt mir da z.B. der Arzt in UK ein, der über Jahre hinweg mehr als 200 Patienten getötet hat. Das sind Taten, die es m.E. der Gesellschaft unmöglich machen, einen solchen Menschen noch einmal zu integrieren, ganz zu schweigen von den Steuergeldern, die ein Gefängnisunterbringung ja verschlingen.


    Das Argument der Revidierbarkeit ist in der Tat das Gewichtigste gegen die Todesstrafe, und deswegen sehe ich das Ganze ähnlich unsicher wie Du. Zu einer generellen Ablehnung der Todesstrafe kann ich mich deswegen aber nicht durchringen.


    Das zweite Argument, was i.d.R. gebracht wird, lautet einfach "Es steht einer Gesellschaft nicht zu, über das Leben eines Individuums zu entscheiden". Sprich also eine aufgklärte Gesellschaft darf sich ihrer Straftäter einfach aus Prinzip nicht durch die Todesstrafe entledigen, egal was derjenige welche getan hat. Diesem Argument kann ich persönlich absolut nichts abgewinnen. Mir fallen aus dem Stegreif eine ganze Hand voll verschiedener Verbrechen ein, bei denen ich die Todesstrafe für absolut angemessen halte.

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Ähnliche Zweifel hatte ich während meiner Schulzeit im Politikunterricht,
    aber mittlerweile bin ich gänzlich dagegen.


    Das Problem besteht in der Differenzierung der Taten.


    Daß aus politischen Gründen die Todestrafe nicht angewendet werden soll sagen die meisten sagen.
    Sehe ich genauso, ein Mensch sollte nie wegen seiner Meinung bestraft oder gar getötet werden.


    Geht es allerdings eine Stufe weiter, und äußert sich eine politische Ansicht in Gewalt und Terror,
    sehen es viele anders. Viele EU Länder haben nicht mit Terror zu kämpfen und können nicht verstehen,
    warum die Türkei jahrelang die Todesstrafe behielt.
    Sehr viele Menschen verloren aber durch Anschläge der PKK ihre Verwandten,
    was Rachegefühle auslöst. Liegt eben in der Natur der Menschen,
    und man will daß der Täter dasselbe Schicksal hat.


    Wäre mein Cousin im Wehrdienst durch die PKK erschossen worden,
    würde ich heute dieses Posting wohl auch nicht schreiben.


    Allerdings, wenn man den nötigen Abstand dazu hat und sieht,
    daß die Todesstrafe a) nichts bringt, und b) sowieso niemand abschreckt,
    denkt man anderst drüber.


    Fälle wie die Vergewaltigung eines Kindes werden durch die Todesstrafe auch nicht gut gemacht,
    und jede Strafe bringt das Kind nicht mehr zurück.


    Bleibt nur die Todesstrafe, das weitere Töten eines Menschen,
    was in meinen Augen genauso pervers ist.
    Töten liegt in der Natur des Menschen. Aber die Natur des Menschen ist nicht perfekt,
    und Defizite werden durch die Todesstrafe ebenfalls nicht beseitigt.


    Ich denke daß Lebenslänglich oftmals eine größere, bessere und humanere Strafe ist.
    Man muß sie absitzen und hat genug Zeit, nachzudenken.


    Bin froh daß immer weniger Länder zu diesem Mittel greifen.
    Aber sehr beunruhigt, daß eines der einflußreichsten Länder
    es wohl nie abschaffen wird. Dazu ist Volk und Regierung zu sehr überzeugt davon :rolleyes:

    Signatur ist so 2002.

  • Re: Re: Türkei schafft Todesstrafe ab


    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm


    Dazu fällt mir vor allem der Punkt der revidierbarkeit ein. [...] Eine zu unrecht hingerichteten kann man nicht wieder aufwecken. In den USA wurden seit dem ende des 2.Weltkrieg 7 nachweißlich Unschuldige hingerichtet (die unschuld wurde erst nach der Hinrichtung bewiesen). und das sind eindeutig 7 zuviel.


    Die Revidierbarkeit ist ein wichtiger Punkt, keine Frage.
    Aber wie sicher kann man sein, wenn man eine Entscheidung fällt?
    Wenn ich laut todesstrafe.de davon ausgehe, daß allein ab 1976 784 Menschen in den Usa hingerichtet wurden, sind das bei sieben unschuldigen eine Feherlquote von unter 1%.
    Natürlich sind das sieben zuviel, und auch andere haben diese Taten getan, weil sie eine falsche Erziehung hatten, weil die Gesellschaft sie dazu gebracht hat, weil sie geistig nicht zurechnungsfähig sind, und so vieles mehr. Trotzdem fand die Strafe auch bei 777 Straffälligen Anwendung.
    Absolute Sicherheit kann es garnicht geben, dann dürften wir erst garnicht auf dieser Welt existieren.


    Ich plädiere nicht generell für eine Todesstrafe, und schon garnicht in texanischer Form, wo sie als Stimmungsmache genutzt wird, und auch nicht aus ökonomischer Sicht, in der die Todesstrrafe die teuerste aller Strafen ist - trotzdem gibt es Straftaten und Täter, wo ich sie als angebracht finde, mit den 3 Funktionen jeder Strafe: Abschreckung von anderen vor Gesetzesuntreue, Bestrafung des Täters, und Befriedigung der Opfer.


    Ob Menschen dafür in der Lage sind, über Tod und Leben zu entscheiden, will ich da mal außen vor lassen. Warum gibt es dann Krieg, Umweltverschmutzung, Unfälle, Ungerechtheit.


    MfG
    Philipp

  • Ein Beitritt der Türkei in die EU würde die EU viel zu viel Geld und Aufwand kosten, Anatolien ist in einem mittelalterlichen Zustand, außerdem gibt es dort überhaupt keine Infrastruktur...sehr schlechte Wirtschaft 1$ = 1.700.000 TL !!
    Ausserdem ist in der Türkei die Zentralisierung an der obersten Stelle, alle Wege führen nach Istanbul.
    Da kommen noch Punkte wie Zypern-Invasion in den 70ern hinzu...
    Außerdem wirft man uns vor, dass wir damals einen Holocaust mit den Armeniern durchgeführt hätten...usw. usw.
    Mal schauen was draus wird.

    FeNeRBaHÇeLi

  • Irgendwie driften wir vom Ursprünglichen Thema ab.


    das mit der aussage: Da wo man sicher ist, das es der Täter ist, kann man die Todesstrafe anwenden, zieht für mich nicht. Egal wie sicher es scheint. Wurden die unschuldig Hingerichteten etwa nicht sicher als Täter erkannt? Die Todesstrafe wird nur dann ausgesprochen (zumindest gehe ich in den USA davon aus) wenn wirklich sicher festgestellt wurde, daß es der Täter war. trotzdem hat man eben eine geringe Fehlerquote. Wie willst Du sicherstellen, daß Du nur die erwischt wo es wirklich sicher ist?
    Geständniß (nur geständige Täter werden hingerichtet)? Es gibt Methoden ein Geständniß zu erzwingen. Auch ohne Folter. Somit kann auch das glaubwürdigste Geständniß keine 100% Sicherheit geben.
    Ermittlungen? Auch da gibt es eine Fehlerquote. Das allein reicht also auch nicht.
    Das ist ähnlich wie, die Definition von Karteileichen hier im Forum. Wie willst Du absolute Sicherheit garantieren. Wie willst Du sicherstellen daß nicht doch ein Unschuldiger erwischt wird. Selbst wenn es bei einigen wirklich sicher ist. Man muß die Definition von "Sicher als Täter erkannt" im Gesetz festlegen. Jeder der verurteilt wird, wurde sicher als Täter festgestellt, sonst währe er nicht verurteilt worden. trotzdem hat sich später rausgestellt, daß sie vielleicht nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Einen Eingesperrten kann man wieder rauslassen, einen hingerichteten nicht mehr.


    Faxt ist, daß die Aufwendungen die nötig sind, um die Todesstrafe durchzuziehen, wesentlich mehr kosten, als einen Verbrecher 100 Jahre wegzuschließen.


    ich verstehe angehörige von getöteten oder anderweitig einem verbrechen zum Opfer gefallenen sehr gut, daß sie den Menschen am liebsten hängen sehen würden. Am besten vorher noch Foltern. Aber Rache, so verständlich sie bei Opfern ist, darf nicht das Motiv für Gesetzgebung sein. Auch wenn sich solche Monster, wie die von BB007 beschriebenen nie wieder in eine gesellschaft integrieren lassen, man kann solche Typen für weniger geld wegschließen, und muß nicht selbst zum Täter werden.

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  • Re: Re: Todesstrafe in der Türkei wurde abgeschafft


    Zitat

    Original geschrieben von Lord EX


    Naja, ich würde ja auch gern die Türkei in der EU sehen, aber da werden die Grichen wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden haben.



    hehe :D


    nee mal im ernst


    wer die wahrheit verträgt wird anerkenen das es die franzosen, italiener und deutschen sind die die türkei nicht in der eu haben wollen


    bis vor eigen jahren war griechenland das einzige land das gegen den eu beitritt der türkei war
    bis
    ja bis wir einmal ja statt nein gesagt haben


    und drei mal dürft ihr raten wer alles nein gesagt hat ....aha
    damals habe ich sowie von den franzonsen als auch von den italienern und ganz vorne von deutschen das wort MENSCHENRECHTE gehört
    ein wort das sonst vorher niemand in den mund genommen hat
    war ja auch nicht nötig -griechenland sagt eh nein
    tja so ein erdbeben bei dem leider sehr viele menschen gestorben sind kann politisch und menschlich näher bringen ;)


    aber dennoch hat Lord EX´s aussage ein gewisses gewicht
    da zypern nächstes jahr in die eu kommt gibt es nun einen dauerbrenner der nein sagen wird
    und das sowas kommt ist ja mehr oder weniger klar bzw. verständlich

    .:Gate 13:.
    Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht.
    Johann Wolfgang von Goethe

  • Re: Re: Re: Türkei schafft Todesstrafe ab


    Zitat

    Original geschrieben von Chevygnon

    Sicherlich wohl eines der schlagkräftigsten Pro Argumente für eine Abschaffung der Todesstrafe.


    Ich denke dass WICHTIGSTE ARGUMENT DER TÜRKEI war und ist leider die EU! Ohne irgendwen zu beleidigen zu wollen. Leider!


    Aber trotzdem ist die Abschaffung Begrüssenswert.


    M

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