Warum reagieren manche gereizt auf andere Dialekte oder englische Worte?

  • Hi,


    Eine Frage, die mich öfters schon beschäftigt hat ist folgende: Warum es Leute gibt, die auf die Aussprache von Dialekten oder auch auf englische Worte "gereizt" reagieren?


    Z.B. gibt es ja bekanntlich Dinge die in verschiedenen Bundesländern anders genannt werden wie diese gebratenen Hackfleischscheiben heisen bei uns in Bayern Fleichpflanzerl und in anderen Bundesländern Buletten, Frikadellen u.s.w
    Ich war mal beim Gespräch und hatte den Begriff Bulette erwähnt. Ein Gesprächspartner gleich gereizt (nich böse gemeint) das heisst hier in Bayern Fleischpflanzerl!.


    Genauso auch bei der Verwendung von englischen Begriffen anstatt deutschen. Z.B. Biken anstatt Fahrradfahren oder sonstige Begriffe die halt viele mal hernehmen. Ich finde, man kann doch jeden Begriff nehmen egal welchen Dialekt er angehört oder ob er englisch ist.


    Was meint Ihr dazu, warum es Leute gibt, die auf "andere" Begriffe im Sprachgebrauch gereizt reagieren?


    cu Dirk

  • Hallo!


    Also das dein Gesprächspartner gereizt regagiert hat liegt wohl daran das er dem Bayrischen Dialekt das überleben sichern will! ;)


    Ich denk daran liegt es auch das manche auf "andere" Dialekte so reagieren denn z.B. ausländische begriffe verdrängen nunmal die eingebürgerte Sprache und das wollen halt die meisten nicht! Ich bin auch Bayer und bin SEHR stolz auf "meinen" Dialekt! Und will aiuch nicht das dieser mit der zeit in der versenkung verschwindet! :mad:


    MFG Kickit

    Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd

  • Naja, sowas gibt es eben immer. An der Schule hatten wir einen Leher, der hat sogar des öfteren Demos gegen englische Begriffe in der deutschen Sprache organisiert.


    Und so gibt es in Bayern selbst genug unterschiedliche Dialekte. Für uns in Ostbayern hört sich sogar das Oberbayrische manchmal lustig an. Und es gibt viele Leute die hier Sächsisch reden. Aber trotzdem ist es kein Grund jemanden auszulachen oder gereizt zu reagieren, hauptsache man versteht den anderen.


    BTW: Fleischpflanzerl heisst bei uns Fläschplanzl. ;)

  • Bei anderen deutschen Dialekten (oder auch Menschen, die des Deutschen nicht wirklich maechtig sind) habe ich damit keine Probleme, da stört mich auch nichts.


    Ärgerlich - und das bringt mich dann auch zu Einwürfen - ist der übermäßige Gebrauch von Anglizismen. Wenn man einer Beschäftigung gerne nachgeht, sich aber zwecks Coolness-Faktor nicht traut, sie beim wirklichen, deutschen Namen zu nennen, sollte man es auch lassen!
    Siehe Dein Beispiel Fahrradfahren: Geht jemand mit seinem MTB in den Bergen radfahren, fällt das für mich durchaus unter Biken. Spricht aber jemand davon, zur Schule zu biken, oder er muesse eben sein Bike holen, stört mich das extrem. Das Ding heißt Fahrrad, wir haben in der deutschen Sprache ein Wort dafür - warum anders nennen?


    Weshalb viele Leute Begriffe, die eigentlich allgegenwärtig sind, in anderen Sprachen - insbesondere in Englisch - benennen, erklärt sich meiner Meinung nach damit, dass dem normalen Deutschen der Sinn für die englische Sprache in dem Maße fehlt, dass alles Englische erstmal nach etwas 'coolem', also gesellschaftlich akzeptablem klingt. Im Deutschen kennt man die Wörter schon Ewigkeiten und verbindet damit eben auch Sachen, die man zu Zeiten, in denen man an Wörter wie 'cool' noch gar nicht gedacht hat.
    Daran will man aber nicht immer erinnert werden und weicht daher auf Wörter aus, die diese Assoziationen nicht bergen, wie eben Englisch. Dass das nicht gerade für gesundes Selbstvertrauen spricht ist klar - es spricht aber noch mehr dafür, jemand sein zu wollen, der man nicht ist und sich damit auf eine subtile Art und Weise einzuschleimen. Und das bringt mich innerlich immer auf Weißglut, so dass dann ein bissiger, gereizter Kommentar kommen kann.

    Walking on water and developing software from a specification are easy if both are frozen.
    – Edward V Berard

  • Das Stichwort hier ist wohl der Lokalpatriotismus.


    Und so lange das keine diskriminierenden Züge annimmt, sondern eher mal im Gag gesagt wird und nicht bierernst genommen wird, ist das imho auch völlig ok. :)

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Aber trotzdem ist es kein Grund jemanden auszulachen oder gereizt zu reagieren, hauptsache man versteht den anderen.


    Du sagst es, hauptsache man versteht was der andere sagt.


    Ich finde, jeder kann seinen Sprachgebrauch nehmen, den er für richtig hält.

  • Also meine Erfahrungen sind da recht unterschiedlich.


    Das mit dem gereizt reagieren ist eher denke ich ein deutsches Problem (ok in Frankreich gibt es auch eine Bewegung welche alle Wörter ins französische übersetzt um die Sprache zu waren).


    Es kommt denke ich auch immer darf an welches Bildungsschatz der Gegenüber hat, meine Oma und ältere Menschen die eben kein Englisch verstehen, für die ist es eben etwas komisch wenn sie englische Begriffe hören.


    Da kommen eben auch mal solche Wörter wie Negermusik oder so. Wobei ich nicht denke das dieses rassitisch gemeint war.


    Da ich in Berlin gebohren bin, in meiner Jungend viel in Schwaben (Stuttgart, Eppingen, Leingarten) war und jetzt Beruflich viel mit Bayern und Schweizer und auch Norddeutschen zu tun habe . Momentan auch viel mit den in Baden (Mannheim) zu tun habe merke ich schon das vorallem bestimmte Regionen das augeprägter ist.


    Also die Badner mögen vorallem in Mannheim die Hessen und Pfälzer nicht, für sie ist die Landeshauptstadt auch Karlsruhe und nicht Stuttgart in Schwaben.


    Ich musste mich mit Pfannkuchen ( in Rest der Nation Berliner) gewöhnen. Das die Brötchen von Schrippen über Semmeln (ok sind etwas anders) oder Brötchen heissen.


    Wenn ich mich mit Geschäftskunden unterhalte, dann versuchen wir uns alle in Hochdeutsch (Berlinern konnte ich nie richtig und deswegen soreche ich lieber Hochdeutsch). Mit engerne kann man sich dann auch amüsiert drüber unterhalten das man in Süddeutschland die Norddeutschen : Nordlichter oder Fischköppe nennt. Aber bei sowas muss man aufpassen, das man weiss wie der andere das versteht.


    Ein Schwabe wird von dem Badner auch gerne Kässspetzlesfresser geannt und dieser sagt zum Badner, Badenser oder Gelbfüssler.


    Bayern sich ein Volk für sich, da muss man aufpassen ob man in Schwaben Einzugsgebiet Bayern ist, im Allgäu oder in Franken.


    Die Franken wieder dann ob Ober-/Mittel- oder Unterfranken.


    Ich habe dort gelernt : Man(n) muss Gott für alles danken, auf für eine ___-Franken (bitte einsetzen).


    Also der Nationalstolz ist in manchen Gegenden von D recht doll ausgeprägt.

    MfG
    Kaweh Jazayeri
    KJNet GmbH & Co KG

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  • Icke Berliner? So'n ollen Fischkopp? oder: Nu freilisch, mei Gutster...


    Was Anglizismen angeht, kenne ich das aus meinem Verwandtenkreis ganz gut.
    Die können damit nichts anfangen, weil sie selber meist kein oder kaum Englisch sprechen bzw. verstehen.
    Speziell die Generation der Großeltern ist ohne allzuviel Englisch aufgewachsen, und 2 Jahre Unterricht an der Berufsschule (oder wie genau das auch immer hieß) irgendwann vorm oder während des Krieges haben kaum Spuren hinterlassen.
    Dazu eine eher östlich ausgerichtete Nachkriegszeit inklusive dem entsprechenden Russisch-Unterricht bzw. einem entsprechenden berufsbedingten Interesse oder dementsprechender Notwendigkeit.
    Eben diese Generation ist dadurch auch oftmals eher anti-amerikanisch gesinnt, in welcher Ausprägung, sei mal dahingestellt.


    Und durch all diese Punkte ist auch eine gewisse Aversion gegenüber Anglizismen bedingt, für sie stellt diese zunehmende "Amerikanisierung" der deutschen Sprache soetwas wie eine Verunreinigung dar.
    Und diese Meinung wird oft auch entsprechend rigide zum Ausdruck gebracht.


    Was Dialekte angeht: Speziell hier in M/V ist Platt als Dialekt heutzutage kaum mehr ernsthaft in Gebrauch, wenn dann vorwiegend wiederum bei alten Leuten.
    Anderswo aber wird der Dialekt nun einmal wesentlich verbissener "verteidigt" und gepflegt und dementsprechend werden dann wohl 'Fremdworte' ebenfalls als Angriff gewertet.


    Ich für mich kann nur sagen, dass ich speziell dem Sächsischen nicht allzuviel abgewinnen kann, ebenso sieht es mit der Thüringer Ecke aus.
    Mal was zu hören ist ok, als Dauerzustand wäre es für mich ehrlich gesagt belastend.
    Das hat aber schlichtweg damit zu tun, dass sich diese Dialekte einfach "seltsam" bis "äußerst gewöhnungsbedürftig" anhören.
    So ist mir auch ein Fall bekannt, in dem Jemand ganz fix seine Sachen gepackt und verschwunden war, nachdem das Mädel während eines Schäferstündchens plötzlich sächselte (was ja nun wirklich garnichts mit sexeln zu tun hat :D).
    Es klingt speziell aus Frauenmund einfach nur besch...eiden. :rolleyes:


    Andere Dialekte hingegen höre ich persönlich zB aber sehr gerne, wie etwa Hessisch oder Schwäbisch. Und auch Platt wie es in der Dithmarscher Gegend oder auch Hamburger Ecke gebabbelt wird, klingt einfach nur genial, selbst wenn ich nicht alles verstehe.


    Grundsätzlich ist soetwas auch immer eine Frage der Toleranz.


    In diesem Sinne...Hey, dein Dia leckt...

  • Dialekte


    Eiegntlich ist es doch ganz gut, wenn Leute Dank Ihrer Sprache noch eine regionaloe Bindung haben und Ihre Eigenheiten schützen wollen.


    Einen kuturellen Einheitsbrei will ja auch keiner.


    Auch Anglizismen haben bis zu einem gewissen Maß Ihre Berechtigung, aber nicht mehr, wenn ständig irgenddwelche neuen Begriffe von marketingsabteilungen geprägt werden, die meinen die Menschheit mit Ihren Wortschöpfungen zu beglücken.


    Ich finde es aus durchaus richtig seine eigene Sprachkultur zu schützen, gleichzeitig aber auch fremde sinnvolle Begriffe auszunehmen.


    Für mich ist das eindeutschen mancher Dinge in der letzten Sprachreform genauso schlimm wie totale Übernehmen sinnlosester Anglizismen.

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    Ericsson T39m
    Legends never Die!
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  • Re: Icke Berliner? So'n ollen Fischkopp? oder: Nu freilisch, mei Gutster...


    Zitat

    Original geschrieben von Chevygnon
    Was Dialekte angeht: Speziell hier in M/V ist Platt als Dialekt heutzutage kaum mehr ernsthaft in Gebrauch, wenn dann vorwiegend wiederum bei alten Leuten.
    Anderswo aber wird der Dialekt nun einmal wesentlich verbissener "verteidigt" und gepflegt und dementsprechend werden dann wohl 'Fremdworte' ebenfalls als Angriff gewertet.


    Also in Kleinstädten/Dörfen in Schwaben ist Schwäbisch noch die Hauptsprache.


    Zitat


    Ich für mich kann nur sagen, dass ich speziell dem Sächsischen nicht allzuviel abgewinnen kann, ebenso sieht es mit der Thüringer Ecke aus.
    Mal was zu hören ist ok, als Dauerzustand wäre es für mich ehrlich gesagt belastend.
    Das hat aber schlichtweg damit zu tun, dass sich diese Dialekte einfach "seltsam" bis "äußerst gewöhnungsbedürftig" anhören.


    Ich denke das hat auch was damit zu tun, das die Sachen in der DDR wohl bevorzugt wurden und die Stasi wohl auch in Sachsen recht viele Leute für die Stasi gewinnen konnte.


    Wie gesagt als Wessi habe ich das nur von Ostdeutschen gehört, das Sachsen eben das Tal der Ahnungslosen war, da dort das Westfernsehen nicht hinkam.


    Zitat


    So ist mir auch ein Fall bekannt, in dem Jemand ganz fix seine Sachen gepackt und verschwunden war, nachdem das Mädel während eines Schäferstündchens plötzlich sächselte (was ja nun wirklich garnichts mit sexeln zu tun hat :D).
    Es klingt speziell aus Frauenmund einfach nur besch...eiden. :rolleyes:


    ui, Sachsen wo die hübschen Frauen wachsen, also ich habe eine Bekannte in Sachsen wobei Sachen zwar recht offen sind, aber die Frauen doch dort zum Teil die Nase etwas weit hoch tragen.


    Zitat


    Andere Dialekte hingegen höre ich persönlich zB aber sehr gerne, wie etwa Hessisch oder Schwäbisch. Und auch Platt wie es in der Dithmarscher Gegend oder auch Hamburger Ecke gebabbelt wird, klingt einfach nur genial, selbst wenn ich nicht alles verstehe.


    Grundsätzlich ist soetwas auch immer eine Frage der Toleranz.


    In diesem Sinne...Hey, dein Dia leckt...


    :D, also da ich wie gesagt mit mehren Dialekten aufgewachsen bin, kann ich nur sagen das ich da auch tolerant bin. An das Mannheimerisch musste ich mich gewöhnen, weil "allah" zu allen zu sagen, also egal ob Hallo/ Auf wiedersehen [wollte schon "CU" sagen], ist gut, mach mal alles wird mit "allah" abgekürzt.


    Im Schwäbischen gibt es Unterschiede vorallem ob man im Grossraum Stuuugrt (Stuttgart) oder eher dann Eppingen ist.

    MfG
    Kaweh Jazayeri
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